Alle Beiträge von Peter Grohmann

Über Peter Grohmann

Peter Grohmann, Jahrgang 1937, Breslauer Lerge, über Dresden auf d' Alb, dann runter nach Stuttgart: Schriftsetzer und Kabarettist, Autor und AnStifter gegen Obrigkeitsstaat und Dummdünkel. Mitgründer: Vom Club Voltaire übers undogmatische Sozialistische Zentrum, vom Theaterhaus zu den AnStiftern. Motto: Unruhe ist die erste Bürgerinnenpflicht. Was ärgert Grohmann? Alle, die den Arsch nicht hochkriegen, aber dauernd meckern. Und an was erfreut er sich? An Lebensfreude und Toleranz

Klugscheißer…

Klugscheißer – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

… nennt Klugscheißer Buschkowsky von der SPD seine Partei. Mach mir den Heinz – ein Mann, ein Wort für schnelle Lösungen und gewissermaßen ein Vorläufer des Populismus. Vor Jahren hat der Ex-Neuköllner Bezirksbürgermeister denen schon den blauen Teppich ausgerollt, ohne daß ihm jemand ans Bein pinkelte oder gar das Parteibuch abnahm. Trösten wir uns: Auch Thilo Sarrazin gehört zum Spektrum einer Partei, das sich vor den Ertrinkenden verkriecht wie der Christ vorm Fegefeuer. Die „kommen aus Ländern mit einer völlig anderen Wertestruktur“, sagte Buschkowsky und sprach schon in grauer Vorzeit von einer„vordemokratischen widerspruchslosen Gehorsamspflicht einer gottgegebenen Ordnung“. Also wie bei uns: Für Gott, Führer und Vaterland. Momentan erleben wir den Aufstand der Unanständigen. In Konstanz oder München verbieten Rechts-Bürokraten den Intendanten das Maul – mehr als ein Grummeln ist nicht zu hören, auch nicht beim Seehofern, Södern oder Klugscheißen. Das alles spricht ja so vielen aus dem Herzen. Die Anständigen sind beim Heckenschneiden oder im Sommerurlaub: Luxus und Wellness auf einer Insel der Scheinheiligen. Toscana ist out of Rosenheim.

Die Straße überlassen wir den Straßenkötern, bis die anderen mehr sind. Klar, wir versuchen auch das Entlarven oder das mit der Fudamental-Opposition wie meine Omi Glimbzsch in Zittau: Nein. Etwas einfacher gesagt: So einen Dreck machen wir nicht mit. Tatsächlich passiert das Gegenteil: Wir machen alles mit. Klar, alleine kommen wir in diesen schweren Zeiten nicht zurecht. Deshalb will die Bundeswehr jetzt auch echte AusländerInnen in die Armee nehmen, also nicht nur Ossis oder welche mit Migrationshintergrund. Ganz so wie beim Pflegenotstand, wo bei jedem dritten Bio-Deutschen bald eine Rotchinesin mit Stäbchen zum Füttern am Bett stehen könnte.

Hier unser Garantieschein für Menschenrechte, wir sind ja Vertragspartner: Aus dem Meer werden künftig alle gefischt, die deutsch oder englisch können, ein Führungszeugnis oder den Facharbeiterbrief dabei haben, gesunde Zähne und keine blutigen Hände. Offen sind wir durchaus auch für ausgebildete Altenpfleger, Mechatroniker für die Hubschrauber-Pflege bei der Luftwaffe und IT-Spezialisten für Daimler. Alle aus sicheren Herkunftsländern. Wer nicht freiwillig kommt, wird gekauft.

Demokratie wagen

Demokratie wagen – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Das Wichtigste zuerst: „Wir wollen mehr Demokratie wagen“, wie das uneheliche Kind Willy Brandt alias Herbert Frahm 1969 behauptete, als es Kanzler wurde. Heute nimmt Deutschland 50 Flüchtlinge auf, und beim Stuttgarter Festival der Kulturen bekommen alle, die „öffentlich“ anreisen, zwei Gläser Sekt zum Preis von einem.

Wären nicht erst im Oktober 2018, sondern bereits am nächsten Sonntag Wahlen in Bayern, käme die CSU auf 39 Prozent, scharf verfolgt von AfD und Grünen mit je 14 Prozent, während die SPD mit satten 12 Prozent und die Linken immerhin mit 3% punkten könnten. In der gleichfalls gebirgigen Sächsischen Schweiz, der Heimat meiner Omi Glimbzsch, wird erst 2019 gewählt. Hinter den Bergen kann die AfD dort mit 40 Prozent rechnen, die NPD sattelt noch 7 Prozent drauf. Falls da Unruhe aufkommt (die erste Bürgerpflicht, so die Hoffnung von Jürgen Habermas 1958): Dort, wo der Pole keine Fahrräder klaut, sieht alles viel ruhiger aus. So Gott will und uns kein Krieg heimsucht, hätte zwar auch dort das Schwarz-Rote Regierungsbündnis in Dresden keine Mehrheit mehr und die Wahl, entweder die Linken oder die AfD mit ins Boot zu nehmen, um noch mehr Demokratie zu wagen. Aber woher kommt’s? „Es fehlt der Linken an überzeugenden Konzepten“, meint wohl Sahra Wagenknecht. Doch offenbar fehlt auch der Demokratie selbst ein überzeugendes Konzept.

Vielleicht braucht man ja gar keine Opposition? Nehmen wir Afrika, die FIFA oder Russland, da geht’s auch ohne, und wir kommen trotzdem gut miteinander aus. Herr Müller sitzt ja direkt in der Bundesregierung und möchte, dass europäische Kommissare gewissermaßen die Macht in Afrika übernehmen und den anderen Schwarzen sagen, wie man richtig wirtschaftet und sich wohlfühlt zu Hause (Wohlfühl-Kapitalismus). Von 2021 bis 2027 solle die EU für Afrika 39 Milliarden Euro ausgeben, sagt Müller. Mit dem Geld, sag‘ ich jetzt mal, könnten die Afrikaner dann Hähnchen, Getreide oder Dieselfahrzeuge und manches mehr bei uns kaufen.

Wahr ist: Als Togo noch Deutsch war, 1848, mussten die Menschen jedenfalls nicht abhauen (sofern sie anständig waren). Ja, die guten alten Zeiten! Die neue Rheinische Zeitung hatte 1848 eine Auflage von 60 000 Exemplaren – aber sie könnte der TAZ nie das Wasser reichen. Wir sehen: Fehlfarben! Geschichte wird gemacht – es geht voran. Wenn wir trotzdem nicht locker lassen: Wir brauchen keine Alternative für Deutschland, aber drübernaus. Das hält uns wach.

Meine Fresse!

Meine Fresse! – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

In Sidney werden jetzt beim Abflug aus dem Land der Kängurus Gesichtsscanner eingesetzt – für die Kriminellen wird immer sinnloser, mit gefälschten Papieren zu reisen. Auch Erdoğan kommt zunehmend in Kalamitäten: Eben hat er wieder über 18000 Staatsbedienstete – Lehrerinnen, Polizisten, Militärs entlassen, darunter auch viele seiner eigenen Wähler, weil sonst niemand mehr da war. Am Ende hat er niemanden mehr, der im Kriegsfall für ihn schießt. Dann muss der Gute selber ran. Ostfront? Westfront? Heimatfront!

In den USA wäre das alles kein Problem – do it yourself. Die Bibel in der Rechten, die Knarre in der Linken. Bei den Militärausgaben stehen die Staaten allerdings mit ihren 4,3 % des BIP auf einem ganz miesen 9. Platz – weit hinter dem Südsudan, das mehr als 10 % für sein Militär her-gibt. Schlecht für die Neger, gut für die Weißen – Heckler & Koch ist hocherfreut. Unsereins reicht eben mal 1,3 % an die Truppe weiter – das sind schlappe 38 Milliarden im Jahr. Sechs bis sieben Milliarden EU mehr (jedes Jahr) müssen schon drin sein, fordert Cheflobbyist Donald Trump. Geld, das dann allerdings bei Stuttgart 21 fehlen würde.

Keinundzwanzig? Ein ganz heikles Thema, bei dem sogar meine Omi Glimbzsch in Zittau kalte Füße bekommt. Mittlerweile findet ja auf breiter Front eine Art S-21-Absetzbewegung statt – frei nach dem Motto: Umsteigen, bevor der Russe kommt oder der letzte Zug weg ist. Es war nicht irgend jemand, sondern die Schwertgosch aus Tübingen, Ministerin für Justiz und Ordnung von 1998 -2002, die die hohe Kunst der tiefen Schläge beherrscht. Herta Däubler-Gmelin, die frisch-fröhliche Sozialdemokratin, meinte in ihrem Plädoyer auf der Stuttgarter Kundgebung am 7.7.2018, es könne sich niemand mehr darauf berufen, daß die Volksabstimmung zu S 21 Grundlage oder auch nur ein politisches Mäntelchen für irgendeinen Auftrag sei. Die Abstimmung beruhte auf falschen Angaben, die entweder mit der Absicht der Täuschung von Anfang an verfälscht wurden oder die jedenfalls der Volksabstimmung die Grundlage entzogen haben, wenn später relevante, nicht kalkulierte Veränderungen hinzugekommen sein sollten:
„Die missbräuchliche Verwendung öffentlicher Gelder (bezeichnet) unser Strafgesetzbuch … als Untreue … .“

Sag‘ ich doch! Herr Staatsanwalt, Ihre Zeugin. Übernehmen Sie!

Doppelpass, zeitgleich

Doppelpass, zeitgleich – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Am Wochenende hat die Polizei in Kempten 1000 (in Worten: tausend) sturzbesoffene Jugendliche von einer Grünfläche entfernt. Alles wegen Bayern. Fast zeitgleich trafen am 30.6. in Augsburg hochgerechnet 6000 Polizistinnen ebenso viele DemonstrantInnen. Alles wegen Demokratie. Die Freunde von Toleranz und Vielfalt trieben’s erst einmal getrennt: Vor der mit Stacheldraht umzingelten AfD-Festung sind es vor allem junge Linke, die den Anfängen wehren wollen, die anderen wollen später wehren. Klar, nicht jeder will beim Kampf gegen rechts gleich mit den Linksautonomen losrennen und aus der Puste kommen. Im Land der Buntgescheckten darf bei der Abschlusskundgebung gegen den AfD-Parteitag jemand von der CSU sprechen – aber dann ist Schluss mit lustig! Halt – klar: Der bayrische Stacheldraht könnte doch anschließend direkt an den Außengrenzen hochgezogen werden, oder? Merke: Niemand hat de Absicht, eine Mauer zu errichten, die die freie Sicht auf’s Mittelmeer vermiest. Bekanntlich hat man (auch wieder zeitgleich) in den USA gerade mal 2500 Kinder von ihren Müttern getrennt: Der Protest „gegen so was“ treibt in 100 Städten der Staaten 100000 auf die Straßen. Bei uns spielt man da eher auf Zeit und weiß: Die Kinder werden ja irgendwann auch mal erwachsen. Die Segnungen des Friedens und der Menschlichkeit, wie sie die Präambel der Bayerischen Verfassung prophezeit, gelten (eingedenk einer mehr als tausendjährigen Geschichte dieses Landes) eh nur für die Ureinwohner. So hilft den flüchtigen Müttern, Vätern oder Kindern in Augsburg oder Nürnberg auch kein Verweis auf Artikel 125 der Verfassung. Dort wird behauptet, „(1) Kinder sind das köstlichste Gut eines Volkes“. Alternativ für Deutschland finden sie auch Trost im Absatz 2, nach dem „Die Reinhaltung, Gesundung und soziale Förderung der Familie (die) gemeinsame Aufgabe des Staates und der Gemeinden ist.“

Das alles, köstlich an einem lauen Sommerabend serviert, beschert nach Umfragen meiner Omi Glimbzsch in Zittau der verfolgten SPD etwa 17,5 % – wenn’s hoch kimmt. Die AfD kann, Demos hin, (Denk)Blockaden her, mit 16,5 % rechnen. Während die Radikalinskis vor der Augsburger Halle noch von der Polizei in Schach gehalten werden, jubeln im Saal die Nationalkonservativen dem Kollegen Walter Metzinger zu: Heil! Der stellvertretende DGB-Kreisvorsitzende aus Günzburg ist nun auch Vorstand der AfD Günzburg. 2013 kandidierte er noch für den Landtag, als Kandidat der Linken. Was sagt uns das? Paß bloß auf!

„Süperdoğan!“

Der Türke an sich ist pflegeleicht, ob als Fußballerina, Chefarzt, Journalist oder Putzfrau, und willig obendrein. Er ist bündnistreu, auch wenn er hin und wieder mit Putin poussiert – aber nur, um uns zu ärgern. Der Türke kennt seine Grenzen, und er hält sie dicht. Aber darauf ist geschissen, würde meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen, denn er hat wider besseres Wissen Erdoğan gewählt. Geschenkt, dass es in den kurdischen Gebieten massive Manipulationen gab, dass zehntausend Widerständige drangsaliert, inhaftiert, schikaniert wurden: Asyl würden wir ihnen nur ungern geben. Ganz abgesehen davon sind wir letztlich doch treue Erfüllungsgehilfen des Tayyip. Der Kurde an sich hat jetzt übrigens auch oft genug Erdoğan gewählt, erstens, weil wir ihm davon dringend abgeraten haben, zweitens, weil er trotz aller Sucherei nichts Besseres auf den Wahlzetteln fand. Rache ist süss: Jetzt müssen wir alle Drei achten – den Kurden, den Türken und Erdoğan – und wie rohe Eier aus Ungarn der Polen behandeln. Übung haben wir ja.

Der Hiob und seine Botschafter sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Die vier Boten, die Hiob in seinem Wüstenrot-Eigenheim besuchten, erzählten ihm das, was wir auch unseren Kindern erzählen: Dass durch Kriegs- und Naturkatastrophen sein gesamtes Vieh den Bach runtergeht, schließlich gar seine Knechte und um Gottes Willen auch seine Söhne und Töchter verloren gehen. Klima hin, Flüchtlinge her, die schlechten Nachrichten überholen sogar das Internet. Weiss man’s, ob Merkel noch an der Macht ist, wenn diese Hiob-Zeile hier die werte Leserin liest? Eben.

Wenn 320000 Pflegekräfte in Alten- und Pflegeheimen fehlen, müssen sich eher die Alten Sorgen machen und nach dem Verursacher suchen: Zu lange Lebensdauer, zu viel Gesundheit, zuviel Geld in falschen Kanülen. Bei uns pflegt Maria aus Ratibor. Wenn 270000 Kindergärtner und Erzieherinnen fehlen, müssen sich dagegen die Jungen sorgen machen und nach dem Verursacher suchen. Wenn zwei Millionen Mietwohnungen fehlen, müssen sie sich gemeinsam auf die Suche machen. Sie werden schnell fündig, müssen aber mindestens bis an ihr Lebensende warten, bis sich was ändert. Alles Hiob, oder was? Hiob ist ein freundlicher Mann. Er ist reich. Hiob hilft den Armen, selbst Frauen, deren Mann gestorben ist, oder Kindern, die keine Eltern mehr haben. Gut zu wissen!

Arschkarte

Bitte auswechseln – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Was für die einen der Sonnenaufgang ist, ist für die anderen ihr Untergang. Aber wenn Deutschland in der Vorrunde ausscheidet, gibt es die Chance zu einer Rochade: Angela Merkel, die früher oder später sowieso zurücktreten muss, wird Bundestrainerin und Jogi Löw wird Kanzler.

Sonnenaufgang war für viele Menschen die Aquarius. Viele der in letzter Minute geretteten Schiffbrüchigen mussten wiederbelebt werden, andere waren schwer verletzt: Ein giftiges Gemisch aus Urin, Salzwasser und Benzin hatte vor allem die Haut der kleinen Kinder verätzt. Nach neun Stunden waren mehr 600 Menschen in einer halblebigen Sicherheit. Wie gut, dass es internationale Verträge gibt, etwa das Seerecht. Das gebietet, Schiffbrüchige in den nächstgelegenen sicheren Hafen zu bringen.

Aber was ist heut schon sicher, würde meine Omi Glimbzsch in Zittau fragen. Nicht mal Fünf Sterne in Italien, kein Macron, kein Rajoy. Das gute alte Recht ist im Mittelmeer ertrunken und gilt natürlich weder für Frankreich noch für Italien, nicht für Sachsen oder Bayern. In beiden Bundesländern gibt es ja bislang Null Meer, aber eine historische Achse. Und so müssen wir Österreich schon aus Sicherheitsgründen weiter im Auge behalten. Zugegeben, die Türkei und Italien haben die Arschkarte gezogen. Sie müssen uns gegen gutes Geld (gelobt sei Jesus Christus) die muslimischen Flüchtlinge vom Hals halten.

Was lernen wir daraus? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Das weiss am besten der evangelikale Markus Söder, ein frommer Staatstrojaner, der selbst vor dem Papst nicht zurückschreckt. Laut Innenministerium ist die Kriminalität auf dem niedrigsten Stand seit 25 Jahren – da muss man doch was tun, etwa die Polizeigesetze verschärfen. Da sind sich alle Bundesländer mit der AfD einig, und so gibt’s demnächst ein Wunschkonzert für Scharfmacher: Nach dem vorbildlichen Bayrischen Polizeigesetz u.a.m. sind Einbrüche jetzt vollkommen legal, wenn sie von der Polizei begleitet werden. Die Unschuldsvermutung wird auf den Müll der Geschichte geworfen, wenn Gefahr droht. Gefahr droht bekanntlich jederzeit und überall. Wer’s kritisiert, kann weggesperrt werden und bekommt Oktoberfestverbot. Der Rest vom Fest wird per Video überwacht.

Wer sagt’s denn: Es geht doch! Und so kann auch der mögliche Einsatz von Maschinengewehren und Handgranaten weder schrecken noch schocken, wir haben ja (noch) die Süddeutsche. Leute, der Terrorist sucht doch eh‘ den Tod und nicht die Demokratie!

Eine Hüpfburg für die Linke!

Eine Hüpfburg für die Linke! – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Merkel kritisiert Trump, Wagenburg kritisiert Klipping, Gauland kritisiert Auschwitz – eine Hüpfburg jedenfalls würde Wunder wirken bei der Partei der Arbeiterklasse. Kritik war ja zeitlebens ein Qualitätsmerkmal der emanzipatorischen Linken – aber die „linken“ Machthaber haben in der Geschichte ihre Widersacher dafür oft kurzerhand in den Knast gesteckt. Denn dann war Ruhe im Karton, wie meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen würde. Heute sehnen wir uns alle nach Harmonie, Küsschen und Rückenklopfen, bis es rülpst. Kein Angst – anders als gestern (oder war’s früher?) führt der Streit um den richtigen Weg aus dem Sumpf des Neoliberalismus nicht mehr zwangsläufig in den Gulag.

Es gibt so viel zu tun! Wenn ich nur an die Bienchen denke, unsere Bestäuber, an den Preisverfall für gewürzte Schweinehälse, an die Diätenmacher der Großen Koalition! Was tun, wenn Trump den Nordkoreaner aus dem Sattel schießt? Das Besetzen einer leerstehenden Wohnung gilt den Regierenden faktisch als Verbrechen, während sie die Totmacher aus Untertürkheim moralisch durchwinken: Freie Fahrt für freie Bürger. Die werden jederzeit gemeinsam mit den staats- und autotragenden Parteien auf die Barrikaden gehen, wenn man dem Auto auch nur das geringste Leid zufügt.

In Mannheim hebt die Bundeswehr letzte Woche wie beim Tag der nationalen Volksarmee jubelnde Kinder in die Panzer – demnächst dürfen die Kleinen auch mit uranummantelter Munition spielen, eingebettet in die eigene Scheiße einer maroden Armee. Das ist zum Kotzen, Herr Major. Dass sich auch die Fernsehleute (am Besten Südwesten) zu Jubelpersern für den Kindsmissbrauch mausern und den Pazifisten vor den Kasernentoren nicht einen Ton, nicht ein Bild, nicht ein Wort widmen, den Protest einfach untergehen lassen im Kindergeschrei, lässt auf Demenz schließen. Die Aufgaben einer öffentlich-rechtlichen Anstalt werden einfach runtergespült im redaktionellen Hurra für unsere Jungs. Wache, abführen.

Und jetzt ist mal Schluss mit dem Gezerfe! Vergesst Erdogan und Merkel, Klaus und Lindner, Fifa und Folter. Jetzt ist Fussball und nicht Kopfball. Ich bin sicher, wir werden siegen. Sonst marschieren wir ein, wo auch immer. Schwerter zu Weltmeistern! Wir werden siegen – und dann ist aber auch mal Frieden!

Kruzitürken…

Kruzitürken – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

…jetzt hammers! Das Kreuz des Südens hängt seit dem 1. Juni schief im Jahre des Herrn 2018 über den bayrischen Dächern: Leuchten sollten sie, die fünf Sterne des Populisten Söder. Dem Gekreuzigten aus München schwimmen die Felle davon, und kein Ankerzentrum weit und breit! Es rettet ihn kein höh’res Wesen, sang ihm der Heilige Vater in Rom ins Ort. Vergebens.

Der Italiener als solcher ist ja guter (Europa-)Liebhaber, aber er kann seine alten Parteien auf Teufel komm raus nicht mehr leiden. Die haben über Jahrzehnte geschummelt und betrogen, sagt er sich, und mit Europa war’s auch keine wahre Liebe. Er greift wie der Flüchtling auf dem Mittelmeer nach dem letzten Strohhalm – halb links, ganz rechts, halb mittig, halb egal, aber immer ganz volksnah, etwas Wagenknecht, etwas Söder, etwas Trump, etwas Putin, eine Prise SPD mit Grünkern. Unsereins muss nun tüchtig mit dem Südländer schimpfen, weil er uns ins Schlamassel führt. Oder waren das doch eher die traditionsreichen demokratischen Parteien? Polit-Kommissar Günther Oettinger (einer von uns) ist ehrlich genug: „Die Märkte weisen euch den Weg“ – und sonst garnix. Ich sag mal so: Hauptsache, der Italiener hält uns die Flüchtlinge vom Hals.

Macron seinerseits will die Fluchtursachen durch eine Interventionsarmee bekämpfen: Angela Merkel ist dankbar über jeden Vorschlag. Kein Mensch hat vor, eine Mauer zu bauen, sagte meine Omi Glimbzsch in Zittau gern. Und wenn der Italiener oder Grieche nicht gut tut, kommen wir mit Oettinger, General Speidel und der Deutschen Bank zum Aufräumen. Abflug in Hamburg. Bei der Räumung von zwei besetzten Wohnungen in Stuttgart-Heslach musste die Armee leider noch nicht eingreifen, da reichte die Ausgangssperre für die Göppinger Hundestaffel der Bundespolizei, die Abriegelung des Viertels und 100 für den Nahkampf ausgerüstete Polizisten mit Schlagstock und Pfefferspray. Die Behörden, so hört man, wollen keine Illegalitäten nicht länger dulden.

Ich entschuldige mich für jede Polemik, auch Ihre. Auch die Bahn hat sich nochmal entschuldigt, wg. Eschede. Verspätung 15 Jahre. Bundespräsident Steinmeier hat sich letzte Woche ebenfalls entschuldigt, da war die Verspätung noch krasser. 85 Jahre.

Wettern der Woche
Datenschutz und Datenklau

Datenschutz und Datenklau – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Datenschutz und Datenklau

DSGVO? Ja, konfirmieren Sie mich weiterhin! Aber Sie glauben doch nicht etwa im Ernst, dass ich Ihre Daten schützen kann? Früher, also damals, unter Adenauer und Ulbricht, wäre mir das vielleicht noch möglich gewesen. Aber heute dürfen Sie sich keinen Illusionen hingeben. Merke: Wer Revolutionen oder Umstürze plant, sollte auf Daten ganz verzichten, und erst recht aufs Telefon, die Post oder das Internet. Keine Busse und Bahnen nutzen, alle öffentlichen Plätze, Straßen und Gebäude meiden, und bitte keine Wohnung mieten, keine Kundenkarten nutzen, keine Fragen beantworten. Abgesehen davon weiss selbst meine Omi Glimbzsch in Zittau: Datenschutz, Amazon und Konsorten – das ist ein Grundwiderspruch, auf den schon Karl Marx aufmerksam machte. Wer glaubt, die Folteroma Gina Haspel vom CIA würde vor Merkels Daten halt machen, glaubt auch das Umgekehrte. Da tröstet es, dass wenigstens beim Verfassungsschutz die Daten und Spitzel (wie im Fall des NSU) relativ sicher sind, und wenn sich der letzte Untersuchungsausschuss auf den Kopf stellt.

Klar, wo Daten sind, werden sie abgeschöpft, das ist ein alter Hut, personenbezogen hin oder her. Vielleicht ist es ja also ganz nützlich, sich angesichts der DSGVO-Schutzdebatte einmal mehr an die Möglichkeiten der umfassenden Überwachung in unserem Rechtsstaat zu erinnern (FDGO). Das BND-Gesetz beispielsweise erlaubt es dem Bundesnachrichtendienst, Internetknotenpunkte in Deutschland anzuzapfen. Und über die wird der weltweite Datenverkehr abgewickelt. In München residiert die Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (Zitis), die verschlüsselte Botschaften dechiffriert, dem Rechtsstaat auf die Sprünge hilft und Polizei und Verfassungs-schutz unterstützt. Wie es der Vorratsdatenspeicherung geht, der Mutter vieler Überwachungsprojekte? Wer schleicht denn da zum Überwachungsstaat? Wir können ja mal einen Feldversuch starten und einen der diversen Dienste fragen, was über uns gespeichert ist. Für Hiesige hier das Bürgertelefon des Landesamts für Verfassungsschutz: +49(0)711/95 44-293. E-Mail: info@lfvbw.bwl.de. Bitte freundlich bleiben, die wollen doch alle nur unser Bestes und haben uns längst auf dem Schirm – als Konsumenten, als Teil des Ganzen, als Ganzes. Wer ist „uns“, wollen Sie wissen? Wir sind, sangen wir 1968 ff, eine kleine radikale Minderheit. Vor uns warnte schon Altnazi Kurt Georg Kiesinger vergeblich. Vor uns, den Demokraten, Republikanerinnen. Roten, Dunkelroten, Grünen, radikalen Liberalen, den Fundamentalisten für bessere Zeiten und die FDGO.

Wettern der Woche
Harry und Meghan

Harry und Meghan – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Harry und Meghan –

endlich mal richtig Sonne am Firmament, endlich mal Ruhe im Karton und keine Hetztiraden gegen Gündogan und Özi, Erdogan und Gabriel, Panzer und Siemens, FBI und CIA, Maduro und Trump, Nakba und Gaza, AfD und Seehofer, Hoeneß und Knast. Eine Milliarde Menschen, die für ein paar Stunden glücklich waren – und keinen stört es, dass die Frau eigentlich irgendwie aus Afrika kommt. Mehr wollte ich heute dazu nicht sagen.

Aber jetzt mal was ganz anderes: Alle chilenischen Bischöfe haben dieser Tage meinem Freund Franzl den Rücktritt angeboten. Was für ein Zeichen von Solidarität – und Starrsinn. Würde Franziskus die Rücktritte annehmen, wäre das schlimmer als ein Verzicht aufs Grundeinkommen. Der Papst nämlich hatte seine heilige Dienerschaft derart in den Senkel gestellt, dass den Bischöfen Hören und Sehen verging. Missbrauch von Kindern, ob hinter oder vor der Kirche, ist allerdings nichts Neues zwischen Regensburg und Santiago, und der Vorwurf, dass die Oberpriester ihre Hände in den Schoß legen, geht daneben. Wo sollten sie sie denn sonst hinlegen?

Auch Stuttgart legt die Hände in den Schoß, was den Wohnungsbau angeht. Schon Engels wußte: Wohnungsnot macht Wangen rot, und Heslach. Klar, dass bei einer Hausbesetzung die gesetzbrechenden Hausbesitzer und die Ortspresse schneller auf den Barrikaden sind als die jungen Familien, denen man wieder und wieder gepredigt hatte: Hilf dir selbst, dann hilft Dir Gott. Das Haus in der Wilhelm-Raabe-Straße stand lange genug leer. Der Namensgeber Raabe war überdies ein Vertreter des poetischen Realismus und bekannt für seine gesellschaftskritischen Erzählungen.

Selbst in Berlin sind ja jetzt wieder erfreulich viele leerstehende Häuser besetzt und der Werterhaltung zugeführt worden.Transparente wurden aus Fenstern gehängt – eine praktische Form der Erinnerungsarbeit an die 68er.

Wenn Theorie auf Praxis trifft, kann das ins Auge gehen, das wußte schon meine Omi Glimbzsch in Zittau. In Stuttgart will die grüne Kommune grünes Licht für die Sondernutzung eines Trinkwasser-Schutzgebietes als Müllhalde geben. Hier liegt der der Ursprung aller Mineralquellen, die Cannstatt zum bekannten und beliebten Bad machten – fast so beliebt wie Stuttgart 21 oder Harry und Meghan.

Wettern der Woche
Putin to go

Putin to go – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Wladimir Putin ist vielleicht doch ein Guter, und Xi Jinping (er hat ebenfalls lebenslänglich) sowieso. Selbst das Bild von Kim Jong-un muss etwas gerade gerückt werden, bevor sich die Männer wieder küssen. Denn in diesen harten Zeiten, wo es der Industrie an die Sanktionen geht, brauchen wir jeden Mann an Bord, da müssen wir Fünfe gerade sein lassen. Alle echten Amerika-Experten sind sich einig: Auf nach Moskau und Peking! Natürlich will niemand will die Nordamerikaner im Stich lassen – aber Trump muss wissen: Wir können auch anders. Vielleicht. Eher nicht.

„Wandel durch Annäherung“, hat Willy Brandt gern seiner Ruth zugerufen, als noch alles gut war. Genau deshalb will Finanzminister Scholz ja auch bei Apple, Starbucks oder Amazon nicht so hart durchgreifen wie beim G20-Gipfel in Hamburg, wo man heute noch europaweit die Verbrecher sucht. Die Botschaft heisst: Auch ein Sozialdemokrat kann zu den internationalen Konzernen nett sein und ihnen signalisieren: Marx ist tot, Jesus lebt, und meine Omi Glimbzsch in Zittau auch. Angesichts dessen sind die 17 Milliarden Steuerverluste durch die internationalen Brigaden der Hütchenspieler zu verschmerzen – und wenn sich der Papst auf den Kopf stellt! OK, 17 Milliarden Euro jährlich, das ist eine Menge Holz. Das neue Steuergeld könnte so sinnvoll genutzt werden für alte Wahlversprechen: 5 Milliarden wären nötig, um den Pflegenotstand anzugehen, und 12 Milliarden nehmen wir für den sozialen Wohnungsbau, und den Rest zahlen VW und Daimler.

Dass die Politik hat das Vertrauen der Bürger verspielt, sagt sogar Carolin Emcke, und die ist Friedenspreis-Trägerin. Sie moniert, dass sich die Bundesregierung von einer einzelnen Branche am Nasenring durch die Manege führen lässt. Die Autoindustrie kann es sich halt leisten, ökologische und politische Vorgaben zu ignorieren, erstens: weil die eh kein Mensch ernst nimmt, zweitens, weil es die Industrie ist, die die Vorgaben macht, egal wo. Sie ist mächtiger.

Klar, wir haben momentan außer der Schwäbischen Alb nur diese eine Erde, und die fressen wir auf wie eine Torte. Aber das kann sich ändern. So oder so können wir uns trösten: Wenn sich’s nicht ändert, werden es nicht mehr erleben, und wenn doch, dann gibt es synthetische Lebensmittel und der Urwald kann wachsen, wo er will.

Stiefellecker

Stiefellecker – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Heute widmen wir das Wettern der Woche den Männern: Herrn Winterkorn aus Zuffenhausen, Herrn Höcke aus Bornhagen, Herrn Salomon aus Freiburg, Herrn Orban aus Budapest und Herrn Söder aus München – der eine ist der Freund des anderen. Winterkorn wurde soeben verhaftet – das wäre die schönste Meldung und die Bestätigung dafür, dass die Justiz vor nichts halt machen darf. Die zweitschönste wäre folgerichtig die Festnahme der vielen anderen Auto-Halunken einschließlich der Spitzenfunktionäre des Kraftfahrtbundesamts.

„Volk! Kümmere dich ebenso sehr um die Details wie um die Prinzipien“, mahnte Karl Marx 1848. Ob ihm sein vorläufig letztes chinesisch-stämmiges Denkmal gefallen würde, ist zu bezweifeln. Dass den Staatskünstlern in Fernost die Freiheit aller wie die des Einzelnen eher am Allerwertesten vorbeigeht, liegt auf der Hand. Hätten sie mal lieber zum 200. Geburtstag 1000 politische Gefangene freigelassen. Richtig, den Unterdrückten Hoffnung geben, überall. Den Rest zwischen Hoffnung und Realität müssen sie selber machen. Manchmal gibt es dann einen Aufstand, manchmal nur eine Wahl, doch „Wer sich gern läßt strafen, der wird klug werden; wer aber ungestraft sein will, der bleibt ein Narr“, so Kapitel 12 der Sprüche Salomons.

Am 15. Mai, drei Tage nach dem Kontext-Pressefest, startet in Stuttgart der Prozess gegen sechs Leute aus dem Rüstungsunternehmen Heckler & Koch. Sie werden angeklagt, an illegalen Waffenexporten in mexikanische Unruheprovinzen beteiligt gewesen zu sein. Dort kämpfen die „kleinen Leute“ gegen Menschenrechtsverletzungen und systemische Gewalt, letztlich auch gegen die Bundesrepublik, die die Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz duldet. Die Waffen waren am 26.09.2014 beim Überfall auf Studenten in Ayotzinapa im Einsatz: Sechs Tote, 43 Verschleppte, die bis heute verschwunden sind.

In den Zittauer Niederungen meiner Omi Glimbzsch hat man oft genug ebenso auf Sitte, Anstand und Moral gepfiffen wie bei Bernd Höcke, Porsche, der Post oder in den aufsichtsführenden Behörden der Bundesregierung. Stattdessen leckt man die Stiefel der Übelkrähen: Das sind unsere Handelspartner, Wahlhelfer und bewaffneten Grenztruppen, Garanten von Wohlstand und Demokratie wie Markus Söder.

Kruzifix aber au

Kruzifix aber au – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

… auch wenn das Kreuz kein Kruzifix ist! Wir sind so frei: Weder dies noch das wird beim Pressefest am 12. Mai auf der Kulturinsel an die Wand genagelt. Man könnt‘ dort aber eine Aktion starten: Ein Kreuz für Söder, gebastelt von Abschiebehäftlingen, die ihr Kreuz endlich los hätten.

Ja, es ist ein Kreuz mit den Kriminellen! 9 % der jungen Deutschen sind für die Hälfte aller Straftaten verantwortlich und können nicht ausgewiesen werden. Wie kommt’s? Wir Alten sind eben nicht mehr so fit im Sektor Straßenkriminalität, um noch nennenswert zur Statistik beizutragen. OK, wir können Gerichtsurteile ignorieren (Feinstaub), Imperien in die Pleite führen (Banken & Bahnen) oder auf die Würde des Menschen pfeifen. Aber für den hundsnormalen Diebstahl oder das Sterbenlassen haben wir doch unsere Leute!

Ganz nebenbei bemerkt: Von den Flüchtlingen „aus Nordafrika“ ist ungefähr jeder Zweite 14 bis 30 Jahre alt, männlich und offenbar von Natur aus gern kriminell. Zwar werden im Heimatland von Omi Glimbzsch (Zittau, Deutschland) naturgemäß ebenso wenig böse Leute produziert wie in Sachsen, Tunesien, Marokko oder Algerien. Doch im Gegensatz zu denen da, kann der Deutsche friedlich mit einem Pass wedeln, in Kinderarbeit und Rüstung investieren, eine Kreuzfahrt buchen, fasten oder prassen und sich auf die Würde des Menschen verlassen. Das Leben des Nordafrikaners – wenn er nicht zur ausbeutenden herrschenden Klasse gehört – ist von Hunger und Armut gekennzeichnet.

Sein bestimmt das Bewusstsein. Wer solche Fakten weglässt, manipuliert die öffentliche Meinung. Etwa die Stuttgarter Zeitung, die kürzlich eine „geheime“ Lageübersicht des BKA schlecht zitiert und postet, was allein schon die Schlagzeile „Warum Nordafrikaner häufiger Straftaten begehen“ zeigt. Köstlich auch: Kronzeuge der StZ ist u.a. Rainer Wendt, rechtslastiges Mitglied von CDU und CSU. Der wegen Gehaltsturbulenzen in den Ruhestand geschickte Ex-Polizist hat ja ein gespanntes Verhältnis zu Menschen, die ihre demokratischen Grundrechte wahrnehmen.

Unter jenen Flüchtlingen, die etwa aus dem Süden Amerikas im befreiten Texas landen, dürfte die Zahl der Nordafrikaner relativ gering sein. Die Ursachen für Straftaten liegen vor allem an der Verzweiflung. Nach einer kurzen Phase der Aufnahme- und Integrationsbereitschaft – „Altenpfleger willkommen“, so Die Grünen, wird auf Abwehr geschaltet – Menschenrecht hin oder her.

Endlich, seufzt da der Populist, kocht sein Süppchen und passt auf seinen Geldbeutel auf. Auf die Bank passt niemand auf. Auf die Presse auch nicht.

9 % der jungen Deutschen begehen 50 % aller Straftaten

9 % der jungen Deutschen sind für die Hälfte aller Straftaten verantwortlich. Unter Flüchtlingen aus Nordafrika etwa ist jeder zweite 14 bis 30 Jahre alt und männlich. Bei uns in Deutschland gehörten 2014 nur neun Prozent der Bevölkerung zu dieser Gruppe, aber sie waren für die Hälfte aller Gewalttaten zuständig. Nordafrika produziert keine bösen Menschen, aber hungrige, von Armut gezeichnete und chancenlose, die sich auf den Weg nach Deutschland gemacht haben. Die mangelnde Perspektive treibt die Menschen in die Kriminalität. Bei jungen Türken und Jugoslawen war zu Beginn der großen Einwanderung ähnlich. Heute sind die alle befriedet, die Gewaltraten drastisch rückläufig – weil die Menschen integriert werden konnten, sagt Christian Pfeiffer (alter Hut: taz! http://www.taz.de/!5473903/)
Insoweit manipuliert auf Gutsherrenart die AFD samt Kopp & Co. die ihnen aus dem Herzen sprechende „Studie“ (auf AnStifterseite halbanonym), über die auch der in Ruhestand geschickte Polizist Wendt jubelt. Der ist Mitglied der CSU und hat ein gespanntes Verhältnis zu Menschen, die ihre demokratischen Grundrechte wahrnehmen: Ein untreuer deutscher Geselle.
Übrigens: Beim Thema Familiennachzug heißt das: Je höher der Anteil der Frauen unter den Flüchtlingen ist, desto weniger gewalttätig sind die Männer. Frauen haben einen Befriedungseffekt und zivilisieren. Sie machen aus aufgeregten problematischen Männern friedliche und angepasste Männer. Peter Grohmann
PS: Offen und ehrlich dazu stehen, dass die heutige Flüchtlingspolitik auch ihre Schattenseiten hat, nimmt den sog. Identitären, Völkischen und wie sie alle heißen, viel besser den Wind aus den Segeln, als dieses Hochkochen ethnisch bezogener Zahlen.

50.000

50 000 – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

50.000 Krankenschwestern, Trostspenderinnen, Pflegediener, Arschputzer, Nachtwächter und Kindergärtnerinnen fehlen in Deutschland, mindestens. Das weiss man seit vielen Jahren. Das weiß der schwarze Vielschwatz Spahn, aber er kann natürlich nix machen. Die Parteien wissen es auch, die können auch nix machen, genauso wenig wie die Krankenkassen, die Kostenträger oder die Sozialversicherungen, die Angehörigen. Nur die Betroffenen machen was. Ins Bett, in die Kissen heulen, nach Schmerztabletten klingeln, aufgeben. Sie liegen unrasiert und fern der Heimat im Nest und klingeln nach der Nachtschwester. Die hat aber zwischen 40 bis 80 Leute zu betütteln und betreuen, hin und wieder auch ein paar mehr, Schwerkranken und Simulanten, latente Demente, Bettnässer, Aggressive, Verzweifelte, Sterbende. Sie rennt von Bett und Bett, von Zimmer zu Zimmer, und wenn sie endlich beim sechzigsten Bett angekommen ist, ist der erste gestorben, ohne letztes Händchenhalten oder Nachricht an die Verwandtschaft. Ich weiss, dass Sie alle das wissen, die Ärzte wissen es, die Presse sowieso, aber da sind wir uns mit meiner Omi Glimbzsch in Zittau einig: Da kann man nix machen. Die Bezahlung der Dienste ist ungerecht und mehr als mies, die Ausbildung praxisfern, die Belastung für die Pflegekräfte so gross, das tausende das Pflegehandtuch in die Ecke schmeißen und mit Hartz IV sichtlich besser gestellt sind. Echt jetzt. Der Rest heult mit den Patienten.

Die meisten von uns haben bekanntlich noch nie eine echte Pflege erlebt und nie einen echten Krieg, so mit Blut und Bomben und allem Drum und Dran, und mit Flüchtlingen. Gut so. Gut so, dass Sie dafür sind, dass es so bleibt. Kriege heute sind „auswärts“ und ein Erlebnis am Fernseher. Das hat was! Mit eingebetteten Journalisten in Irgendwo einzumarschieren, in der ersten Reihe, auf besten Plätzen, auf auf, auf die Krim, in den Irak, nach Libyen, in den Libanon, befreien, befrieden, Palästina, Syrien, egal. Assad muss weg, Kim darf bleiben. Gaddafi muss weg, Mohammed bin Salman darf bleiben. Allende muss weg, Pinochet darf bleiben. Manchmal helfen Pflegekräfte aus den USA oder aus Russland, wenn es um die Beseitigung geht. Und was den Krieg angeht: Die da oben werden schon wissen, was richtig ist. Ein Krieg ist viel zu gefährlich, als dass er uns Angst machen könnte. Wir leben auf der sicheren Seite und tun was für die Flüchtlingspflege.

Kanonenboote

Kanonenboote – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Kanonenboote sind eine Klasse von kleineren Kriegsschiffen und kommen im küstennahen Bereich zum Einsatz. Sie werden zur Artillerieunterstützung der Landstreitkräfte, zum Wach-, Geleit- und Kolonialdienst eingesetzt. Aber das kann doch einen Seemann wie Assad nicht erschüttern. Heute nimmt man deshalb auch gern Marschflugkörper, da reichen gut und gerne 100 Stück für den ferngesteuerten Feuerzauber.

Während manche Antisemiten in Israels Regierung Öl ins Feuer gießen, gehen in Budapest 100000 Menschen gegen Seehofer und Orban auf die Straße: Handyfeuer gegen die autokratische Finsternis. Und direkt an den Heimatminister, der in Treue fest zu Orban steht: „Herr, lass dein Licht mir leuchten, dass ich in Dunkelheiten den Weg auch finde, dass ich nicht falle, die Schwachheit überwinde“. Frau Merkel ihrerseits mag nicht zur Waffe greifen, persönlich sowieso nicht, dafür hat sie ja ihre Jungs. Sie glaubt aber noch. So glaubt sie auch felsenfest, dass der Militärschlag am Sabbat gegen Assad „erforderlich und angemessen“ war. Man wird sehen.

Dass der Russe an sich gemein und gefährlich ist, wenn man ihn reizt, wissen wir. Nun bekommt er gute Gesellschaft. Ex-FBI-Chef James Comey hat seinen Präsidenten Donald Trump bescheinigt, dass er genauso ist. Es ist, zur besten Sendezeit, die Abrechnung mit einem Hochstapler, der im Weißen Haus sitzt. Doch andererseits wollen auch die weißen Rechtsradikalen in den Staaten wissen, ob wirklich ein neuer Sheriff in der Stadt ist. Sie wollen fühlen, dass Amerika zurück ist. Zurück von Bush, Obama? Und wohin nach wo? Zivilisierte Staaten, da sind sind sich Merkel, Marcon, May und Trump einig, sind keine zivilisierten Staaten, wenn sie Chemiewaffen einsetzten. Agent Orange in Vietnam durch die US-Army, Blausäure, Senfgas und Nervengifte durch Ägypten im Jemenkrieg, Senfgas und Tabun durch den Irak gegen den Iran sowie gegen die eigene, wehrlose kurdische Bevölkerung – Halabja, 1988, mit tausenden von Toten. Kurz nach dem Angriff scheiterte eine Verurteilung durch den UN-Sicherheitsrat am Veto der USA und den Enthaltungen Großbritanniens, Frankreichs, Australiens und Dänemarks.

Ach so. Die Bundesregierung gab am 18.09.2013 bekannt, dass zwischen 2002 und 2006 ca. 137 Tonnen Fluorwasserstoff, Ammoniumhydrogendifluorid, Natriumfluorid sowie Zubereitungen mit Kalium- und Natriumcyanid von Deutschland nach Syrien exportiert worden sind – für zivile Zwecke.

Erst bomben, dann reden!


Philipp May: Dringend gesucht: Ein Plan für Syrien!
Nach dem Militärschlag des Westens dominiert vor allem eines: Ratlosigkeit. Wie könnte eine sinnvolle Syrien-Strategie aussehen? Und: Wie sehr ist Donald Trump wirklich in Bedrängnis?
Das Nichtstun des Westens in den ersten Jahren des Bürgerkriegs hat Syrien in die jetztige Lage manövriert, sagt die Journalistin und Syrien-Kennerin Kristin Helberg. Und: Der Militärschlag von Donald Trump in Syrien hatte nach Einschätzung von DLF-USA-Korrespondent Thilo Kößler vor allem ein Ziel: Er sollte von seinen innenpolitischen Schwierigkeiten ablenken.

Erinnerung an Lebensmittel und Pestizide

Ohne Pestizide – wie soll das gehen? Ägidius Wellenzohn wird es wissen. Er ist einer der Apfelbauern aus Mals, der 1.pestizidfreien Kommune Europas. Persönlich zu hören am 19.April: Schorndorf-Schornbach Gasthaus Lamm, 19.30 h, am 20.April, Bürgerhaus Affalterbach, 19.30 h. Mehr? www.gentechnikfrei21.de
 

Gestern & Morgen.

stadtarchiv 15-4-18

„Man muss nüchterne und geduldige Menschen schaffen, die nicht verzweifeln angesichts der schlimmsten Schrecken. Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Willens“ – ein Diktum von Antonio Gramsci aus seinen „Gefängnisheften“: Sinnstiftend für die Arbeit der AnStifter.
Gestern war Sonntag: Im Stadtarchiv: Zur speziellen Führung durch die Ausstellung „Kessel unter Druck“ kamen mehr als 50 Leute und diskutieren mit Ursel Beck und Peter Grohmann.
Morgen: …ist Schutzimpfung. „Dass mir aber jeder mit gewaschenem Arm in die Schule kommt!“ – „Welcher wird denn geimpft – der rechte oder der linke?“

Ist Hannah Arendt linksradikal?

Di., 17.04.2018, swr 2, 17 h
Zeitlos klug – Warum ist Hannah Arendt heute Kult?

Es diskutieren: Dr. Wolfram Eilenberger, Philosoph/Publizist, Berlin, Dr. Stefanie Maffeis, Institut für Philosophie, FU Berlin,
Dr. Thomas Meyer, Philosoph. Leitung Martin Durm. Es gibt da dieses Schwarzweiß-Video auf youtube: Der Journalist Günter Gaus interviewt im ZDF die deutsche Philosophin Hannah Arendt. Sie sitzen sich gegenüber und reden. 70 Minuten, reines Gespräch, kein bisschen Action, wenn man mal davon absieht, dass beide eine Zigarette nach der anderen rauchen. Was aber noch aufregender ist: Diese 1964 aufgenommene Sendung wurde in den vergangenen Monaten eine Million Mal angeklickt. Und ein kleines, gerade erst auf deutsch publiziertes Büchlein von Hannah Arendt stand wochenlang auf den vordersten Plätzen der Bestsellerlisten. Wie erklärt sich dieser Hannah-Arendt-Hype? Was macht sie so brandaktuell? Und welche Sehnsucht wird da gestillt?