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Wettern der Woche
Schwarze Tage

Schwarze Tage – Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 02.04.2014

Während in Berlin die ersten Mitarbeiterinnen des BND in den Untergrund gehen und ihre Stellungen ausbauen, mosert der Spitzel der Grünen, der Abgeordnete Hans-Christian Ströbele, das alles sei ein schwarzer Tag für Deutschland und die Stellungen viel zu „mächtig, riesig, hässlich und ungeheuer teuer“.

Ach, wenn’s doch der einzige schwarze Tag wäre! Erstens, Hans-Christian, ist das alles demokratisch besprochen und legitimiert, von der Schwarzen, den Grünen, dem Gelben, als es sie noch gab, und den Rosa-Roten. Demokratie hat eben auch Nachteile – häufig gewinnen die Falschen wie in Frankreich oder in der demokratischen Volksrepublik Türkei.

Da braucht es natürlich Geheimdienste aller Couleur, dort wie da, die mitregieren, die den Regierungen und, wenn’s unbedingt sein muss, auch dem Volke die Wahrheit sagen, früher oder später. Meistens später und oft zu spät.

Die Wahrheit ist dehnbar wie ein Schlüpferbändel aus Gummi, wusste meine Omi Glimbzsch in Zittau. Mal so gesehen: Ob nun von Frau Merkel 250 oder 350 Telefonate gespeichert wurden, ist unerheblich angesichts der Tatsache, dass unsere Gutste allein in einer Woche 600 Mal telefoniert – seit Beginn ihrer Amtszeit vor mehr als 13 Jahren sind das 325 000 Telefonate. Wer hört eigentlich Sigmar Gabriel ab und warum nicht? Wer hört Nietzsche ab oder Siemens-Chef Joe Kaeser oder den Freund aller Kanzler, den Deutschbanker Jürgen Fitschen?

Mahnungen, Warnungen oder Hinweise auf gestern werden ungern gehört oder gelesen. Etwa, wenn es da heißt, dass zwischen 1941 und 1942 faktisch die gesamte jüdische Bevölkerung, Sinti, Roma etc. pp. in der Ukraine und auf der Krim von uns ermordet wurden. Diesbezüglich hört auch mich niemand, und selbst wenn: Es sind zu wenige.

Zu unserem weisen Sokrates kam jüngst einer und begann zu plappern und zu plaudern. „Langsam, Junge“, stoppte Sokrates und fragte seinen Besuch: „Hast du denn das, was du mir sagen willst, auf die Wahrheit hin geprüft?“ Der Gast schüttelte den Kopf und sagte: „Aber ich hab’s gehört!“ Genosse Sokrates lächelte: „Behalt’s für dich.“ Manches behalte ich für mich. Das hier nicht.

Das Wettern der Woche stellt Peter Grohmann Kontext:Wochenzeitung zur Verfügung.

Ukraine
Aufzeichnung der Podiumsdiskussion

Am Montag den 24.03.2014 fand um 19:30 Uhr im Württembergischer Kunstverein (WKV) Stuttgart unsere Podiumsdiskussion zum Thema ”Desinformation, Irritationen, Halbwahrheiten: Was ist los in der Ukraine?” statt. Mitveranstalter waren Ohne Rüstung leben und DFG/VK. Auf dem Podium saßen Andreas Zumach (taz), Paul Russmann (Ohne Rüstung leben) und Martin Zeis (attac).

Cams21 war so freundlich, die Podiumsdiskussion aufzuzeichnen:

Podiumsdiskussion: Was ist los in der Ukraine 24.03.2014

Unterstützt wurde diese Veranstaltung von Kultur des Friedens und AK Demokratie.

Materialien zur laufenden Debatte

  • Historische Kartendaten: geacron.com (leider ohne die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik getrennt auszuweisen)
  • Putin-Rede: offizielle englische Version, deutsche Übersetzung
  • Charta von Paris für ein neues Europa: Wikipedia, Originaldokument
  • Offener Brief von Kultur des Friedens zur Berichterstattung: PDF
  • Zusammensetzung der Übergangsregierung: Wikipedia
    „Obwohl Jarosch und anderen Mitgliedern der Gruppe bei der Regierungsbildung verschiedene Posten angeboten wurden, gehört der Prawyj Sektor der am 27. Februar gebildeten ukrainischen Übergangsregierung nicht an. Hingegen stellt die mit dem Rechten Sektor verbündete Swoboda-Partei im Kiewer Kabinett mehrere Minister, einen Vizepremier und den Generalstaatsanwalt Oleg Machnitzkij. Der neue Sekretär des Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, Andrij Parubij, kooperierte als „Kommandant“ des Maidan eng mit dem Führer des Rechten Sektors, Dmytro Janosch.“ Wikipedia
  • Prawyj Sektor/Rechter Sektor: Wikipedia
  • Abgefackelte KP-Büros in der Westukraine: Hierzu konnte ich keine seriösen Quellen finden. Z.B. die Berliner Zeitung berichtete allgemein über verwüstete Parteibüros.
  • Website: russland.ru
  • Gewaltsamer Übergriff auf TV-Direktor in der Ukraine, dessen Anführer, Igor Miroschnitschenko Mitglied des Parlamentsausschusses für Pressefreiheit ist: Youtube-Video
  • Netzwerk deutschsprachiger Journalisten, die hierzulande die Debatte prägen: Nachdenkseiten

Wettern der Woche
Fingerjucken

Wo die Drohnen fliegen – Peter Grohmanns "Wettern" vom 26.03.2014

Klar, dass es nun manche in den Fingern juckt, dass sie am liebsten blankziehen würden, losballern, wenn sie könnten, was sie dürften, wie sie wollten. Stellen wir uns bloß mal vor, was für eine Entbehrung für viele: jahrzehntelang nur kalter Krieg und anschließend warmer Frieden. Wie stolz waren die Europäer allesamt, als sie zum Endes jedes Jahrzehnts mit tränenerstickter Stimme verkünden konnten: Kein Krieg in Europa seit 1945! Griechenland zählte bekanntlich damals, 1948, nicht zu Europa, und Jugoslawien erst, seit es verkuppelt und kaputtgemacht wurde. Und Bürgerkriege oder Volksaufstände werden ja nicht mitgerechnet, nicht in echt, also Ungarn, CSSR, Polen oder so …

Zugegeben, dabei waren wir immer wieder mal, aber nie so richtig vollberechtigt. Wegen der Skrupel. Skrupel sind ganz schlecht für einen Krieg. Irak, Iran, Afghanistan, Pakistan – je nun! Aber die Welt darf niemals vergessen. Auch nicht, dass faktisch 500 Meter Luftlinie von meinem Rechner entfernt Stuttgart-Vaihingen und Stuttgart-Möhringen liegen und dass ohne die Vaihinger und Möhringer weltweit faktisch kriegsmäßig gar nichts läuft!

Auf den Fildern, wo sonst Krauts wachsen würden, koordinieren zwei Stützpunkte die US- und NATO-Kriegslogistik. EUCOM kümmert sich um NATO-Einsätze oder andere Kriege. Von Stuttgart aus wurden unter anderem der erste Irakkrieg, der Jugoslawienkrieg und auch der Nachschub für den zweiten Irakkrieg im Jahr 2003 koordiniert. Das ist nicht alles. Seit 2008 residiert hier auch auch AFRICOM (in Möhringen). Alles was bei den Schwarzen in Sachen Krieg so läuft oder zum Laufen gebracht werden muss und mit strategischen Stützpunkten, Gas, Öl oder anderen Rohstoffen zu tun hat, läuft hier querfeldein über den Artikel 26.1 des Grundgesetzes. Kriegsstützpunkte also – aber mehr können wir im Moment noch nicht für euch tun.

Der Stuttgarter an sich hört so was verständlicherweise gar nicht gern, ja, er hört regelrecht weg, sollte zufälligerweise in der Stadt die Rede darauf kommen. Da ist er wie alle andere Landsleute auch: wegducken.

Frau von der Laien weiss natürlich nicht, was wir hier alles in petto haben. Kein Drohnenangriff niemals nirgends, der nicht über Stuttgart gelaufen ist oder läuft. Logisch – wir könnten mehr tun. Beispielsweise erst einmal NATO-Truppen an den russischen Grenzen aufmarschieren lassen, sagt unser Flintenweib. Nur so, zum Spaß. Nu guggemal, Iwan, würde meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen und die Vorräte in ihrem Luftschutzbunker erneuern.

Das Wettern der Woche stellt Peter Grohmann der Wochenzeitung Kontext zur Verfügung.

Wettern der Woche
Russki, go home

"Iwan go home!" – Peter Grohmanns "Wettern" vom 12.03.14

Was für ein Aufschrei, als Russland 1835 Texas annektierte, das bis dahin zu Mexiko gehöre! 1898 stellten die Sowjets unter militärische Verwaltung, unterwerfen die Philippinen und installieren ein Terrorregime. Dann wird Hawaii genommen, Puerto Rico, im März 1903 Honduras. Im gleichen Jahr sichern die Russen die Kontrollrechte über den Panama-Kanal, der wird russisches Hoheitsgebiet. 1905 folgt eine Militärintervention in der Dominikanischen Republik, na ja, was heisst schon Republik, und 1909 eine in Nicaragua. 1914 mischen sich die Kommunisten massiv in die innenpolitischen Machtkämpfe Mexikos ein, und dann geht’s weiter in Honduras, Kuba, Nicaragua – letztlich geht denen das ganze lateinamerikanische Kroppzeug auf den Wecker. Gut, in Shanghai hatten die Russen 1925 nichts zu suchen und dann kam ja bald der ganz große Krieg. 1947 verhindern die Russen eine sogenannte Volksregierung in Griechenland, 1958 greifen die Russen im Libanon ein, 1959 landen sie in der kubanischen Schweinebucht, im Mai 1964 kämpfen sie in Laos, stürzen im gleichen Jahr den brasilianischen Präsidenten, engagieren sich bis 1975 massiv in Vietnam und entlauben Wald, Feld und Flur. 1965 stürzen die Kriegstreiber in der Dominikanischen Republik Präsident, bombardieren in Kambodscha systematisch alle Dörfer zur vietnamesischen Grenze und sorgen in Bolivien für Ruhe. 1981 gewährt die UdSSR den Mudschahidin und anderen afghanischen Widerstandskämpfern massive finanzielle, militärische und logistische Hilfe in ihrem Kampf gegen fremde Truppen. 1983 erhält der Iran Waffenhilfe und ohne Vorwarnung wird die Inselrepublik Grenada besetzt. 1989 folgt Panama besetzt, weil die auch nicht mehr guttun. 1993 gibt’s Marschflugkörper mit Sowjetstern auf Bagdad, 1999 den Kosovokrieg und 2001 Kabul, da erinnern sich ja selbst die Jüngeren. Die Liste ist alles andere als vollständig.

Der Russe ist natürlich nicht doof – hunderte kleiner und grosser Einmischereien kommen dazu – mal gibt’s Waffen, Krimsekt, Kaviar, andere Drogen oder nur Rubel und Berater. Klar doch, die Russenfreunde haben alle einen Namen, etwa: Franco, Salazar, Pinochet, Batista, Duvalier, Reza Pahlavi, Chiang Kai shek, Gaddafi. Die vielen anderen Verbrecher sind mir entfallen.

Aber jetzt ist Schluss mit dem Anti-Amerikanismus, sonst kommen die Drohnen.

Wie kommt die Energiewende wieder in Schwung?

fluegel.tv-Videos eines Fachgesprächs am 7. November in Stuttgart

1. Begrüssung und Einleitung, Edith Sitzmann, MdL

Wie kommte die Energiewende wieder in Schwung? Fachgespräch, Stuttgart, 07.11.2013: E. Sitzmann, MdL

2. Eine flammende Rede pro: Rainer Baake, AGORA Energiewende

Wie kommte die Energiewende wieder in Schwung? Fachgespräch, Stuttgart, 07.11.2013: R.Baake, Agora

3. Bemerkenswerte Äusserungen: Dr. Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender EnBW

Wie kommte die Energiewende wieder in Schwung? Fachgespräch, Stuttgart, 07.11.2013: Mastiaux, EnBW

4. Podiumsdiskussion

Wie kommte die Energiewende wieder in Schwung? Fachgespräch, Stuttgart, 07.11.2013: Podium

5. Publikumsrunde und Fazit, Claus Schmiedel, MdL

Wie kommt die Energiewende wieder in Schwung? Fachgespräch, Stuttgart, 07.11.2013: Publikumsrunde

Wettern der Woche
Die Waffen nieder

Wer hört schon auf Frauen? – Peter Grohmanns "Wettern" vom 05.02.14

Die Waffen nieder,

schrie Bertha von Suttner vor 125 Jahren. Die Dame kam aus einem rein militaristischem Hause, sie musste es wissen. Aber wer hört schon auf die Frauen, außer, wenn sie zum Essen rufen, würde meine Omi Glimbzsch aus Zittau sagen, und die musste es auch wissen! 1905 erhielt die gute Bertha von Suttner als erste Frau von Welt den Friedensnobelpreis, aber es hat der Welt wohl nicht geholfen. 35 Staaten riefen ihre Männer früher oder später zu den Waffen – fette Jahre für den Tod und Alfred Krupp, den Kanonenkönig, der die Waffen an jeden lieferte, der gut bezahlte. Diese Lehre sitzt bis heute, und in ihrem Lichte ist ein Blick auf die Münchner Sicherheitskonferenz interessant. Gleich drei wichtige Männer – Joachim Gauck, Frank-Walter Steinmeier und Ursula von der Leyen – empfehlen sich als virtuelle Waffenbrüder und sprechen den deutschen Jungs Mut zu beim weltweiten Einsatz für die westlichen Werte. Man muss dabei, meinen sie entschuldigend, durchaus nicht immer gleich zur Knarre greifen. Doch der Terrorist, der Staatsfeind, der Diktator und schlimme Finger, gestern noch gehätschelt, getätschelt und gern beliefert, muss wissen: Die Hand ist nah am Abzug!

Nu ja ja, nu ne ne. Saudi-Arabien: Hand ab, nein danke, wie die Friedensbewegung gern sagen würde. Der Gottesstaat ist Hauptabnehmer unserer Rüstungsgüter. Dankbarer Kunde ist auch Katarrh: Haubitzen und Panzer könnten sicherstellten, dass die eisgekühlten Stadien auch wirklich rechtzeitig fertig werden. Waffen sichern den Frieden auch in den deutschen Fabriken – so lange es Arbeit gibt, mault niemand.

Auf die Idee, dem müden Frieden mit Nähmaschinen auf die Beine zu helfen, kommen Gauck, Steinmeier und von der Leyen noch nicht. Es könnten auch Fahrräder sein, Kochtöppe, Sonnenkollektoren, Brunnen, Brücken, Wellblechhäusle, ja sogar Schulhefte, Bleistifte, Ingenieurinnen oder Bücher, zweisprachig etwa Bertha von Suttners „Die Waffen nieder!“ Von mir aus auch was über die Menschenrechte, wer weiss, vielleicht versteh‘n die‘s ja?

Wettern der Woche
Schmierfinken

Ist Angela Merkel wirklich die beliebteste Kanzlerin? – Grohmanns "Wettern" vom 22.0114

Die Schmierfinken vom ADAC haben das deutsche Auto in den Schmutz gezogen! Unser Land ist verunsichert. An was soll man noch glauben? Ein Skandal verdrängt den Milliardenverlust der guten Deutschen Bank ebenso auf die Hinterseiten unserer Medien wie Obamas Reaktion auf die NSA: Kein Mensch hört hin, kein Mensch hört mit, kein Mensch ist illegal. Ausgerechnet ein Kollege – Journalist wie du und ich – hat nach mehr als 110 Jahren ADAC-Geschichte 30 000 Stimmen erfunden und das Ansehen eines ganzen Berufsstandes schwer beschädigt. Und das nicht nur einmal, nicht fünfmal, nicht zehnmal, nein … ach was, egal. Können wir da noch den Wahlumfragen, ja Wahlergebnissen trauen? Fälschungssicher ist nur meine Omi Glimbzsch in Zittau.

Und die fragt sich schon lange: Ist Angela Merkel wirklich der blaue ostdeutsche Engel, geliebt von Schwarz, Rot, Geld? Und gehört Boris Palmer tatsächlich zu den am Besten angezogenen Menschen in der Republik, oder ist es nicht in Wahrheit Kai Dieckmann oder Egon Krenz? Sie wissen ja: Ein mehr als renommierter Gutachter fiel auf eine Fälschung von Galileo Galilei herein! Nichts ist mehr sicher. Und schuld daran sind die wahren blauen Engel, stets im Dienst der Automobilindustrie – große Manipulateure vor dem Herrn, aber doch nicht gut genug. Warum nur?, mag sich der verstörte Automobilist fragen, Mitglied seit 1903, als der ADAC im Hotel Silber zu Stuttgart gegründet wurde, warum nur?

Ich sage es Ihnen! Weil es ihnen peinlich war, dass – egal, was man sonst von den Franzosen hält – in Wahrheit der gute alte R 4 der Deutschen liebstes Auto war, ist und bleibt. Ein echter Volkswagen von Renault, Ausgänge nach Ost, West, Süd und Nord, mit Frontantrieb, und das nach dem Krieg! Will mir jemand das Gegenteil beweisen?

Wettern der Woche
Wer betrügt, der fliegt

"Wer betrügt, der fliegt": Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 15.01.14

Mal ganz ehrlich im neuen Jahr: Die Sozialbetrüger hocken doch mitten unter uns – da brauchen wir keine bulgarischen Rumänen! Unsere sind schon längst da. Sie sitzen nur in den seltensten Fällen im Knast, sondern meist beim Steuerberater und an Stammtischen, in Kantinen und Kabinetten, das Maul weit aufgerissen, und bereiten den Rechtsruck vor. In den Glashäusern von der Maas bis an die Memel sind sie sich einig: Wer betrügt, der fliegt. Die reichen und hässlichen Hetzer knöpfen sich jetzt die Ärmsten der Armen vor.

Sie fliegen nach Zürich oder Hongkong, auf die Cayman-Inseln oder nach Florida, nach Delaware, Gibraltar, Jersey und Japan. Sie fliegen oder lassen fliegen. Die Sozialbetrüger heißen Hoeneß oder Rummenigge, Boris Becker, Verona Pooth oder Freddy Quinn, sind Stars und Sternchen, deutsche Herrenreiter, honorige Bankchefs,Vorbilder wie der Postbote Klaus Zumwinkel oder der Mann mit dem Tennisarm: Peter Graf, der’s für die Tochter treibt. Auch Jan Ulrich, Sebastian Vettel, Theo Müller, der Milchmann lassen den deutschen Sozialstaat am langen Arm verhungern. Wenigstens 15 Milliarden Euro kostet allein der Umsatzsteuerbetrug den deutschen Staat, Jahr für Jahr. „Mit so viel Knete könnte man Griechenland besetzen oder den Hellenen 10 000 Steuerprüfer schenken“, sagte meine Omi Glimbzsch aus Zittau. Bankhäuser, Energieunternehmen, Versicherer und Großunternehmen geraten in Erklärungsnot und polieren nachts ihr angeschlagenes Image auf. Dividendentricks, Scheingeschäfte, doppelte Steuergutschriften – der Fiskus wird ausgenommen, so gut es geht. Und es geht gut. Da sehen die Rumänen und Bulgaren alt aus, und hier geht’s um hunderttausendfach höhere Summen. Da sind die fragwürdigen Steuertricks, die der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) unterstellt werden. Die mehr als 100 Millionen entgangene Euro beschäftigen jetzt die Staatsanwaltschaft Stuttgart. Man wird sehen, oder nicht.

Inzwischen untersuchen deutsche und europäische Behörden illegale Karussellgeschäfte mit Strom mit dem Ziel, dass der Fiskus nie gezahlte Umsatzsteuer zurückerstatte. Möglicher Schaden: „Ein paar Milliarden“. Und bei der EnBW sind wohl findige Steuerprüfer auf „strafrechtlich relevante Sachverhalte gestoßen“. Falls Sie das tröstet: Wer Steuern hinterzieht, verhält sich asozial, meint Joachim Gauck. Und er meint es wirklich ernst. Soviel zum Thema Sozialbetrug und CSU.

Vortrag online
AKW Neckarwestheim – Eine geologische Zeitbombe

Dr. Hermann Behmel hat in Ludwigsburg Anfang Dezember seinen viel gelobten Vortrag gehalten (im Peter Grohmann Verlag gibt’s ein Heftchen zum Thema) und fluegel.tv war so freundlich, die Veranstaltung der BI AntiAtom Ludwigsburg aufzuzeichnen.

In einem nicht mehr benötigten Steinbruch wurden die beiden Blöcke des AKWs gebaut. Bereits damals wurden die geologischen Risiken des Untergrundes weitgehend ignoriert. Bis heute werden durch ständiges Abpumpen des Grundwassers enorme Mengen an Mineralien ausgewaschen. Der Kühlturm sackt regelmäßig ab. Das Risiko im Untergrund wächst täglich. Die Stabilität bei einem möglichen Erdbeben basiert nur noch auf Treu und Glauben. Ein gut verständlicher und anschaulicher Vortrag wird diesen Glauben erschüttern. Das Besigheimer Loch (2002) und andere Dolinen werden gezeigt.
Dr. Hermann Behmel war von 1972 bis 2002 der Akademische Direktor und Geschäftsführer des Instituts für Geologie und Paläontologie an der Universität Stuttgart. Sein Spezialgebiet ist die Untersuchung von Baugrundrisiken.
 
 
Teil 1: Standortwahl und Baugrundrisiken

AKW Neckarwestheim, eine geologische Zeitbombe, Behmel, 1: Standortwahl und Baugrundrisiken

 
Teil 2: Natürliche Hohlraumbildung unter dem AKW
AKW Neckarwestheim, eine geologische Zeitbombe, 2: Natürliche Hohlraumbildung unter dem AKW

 
Teil 3: Hohlraumbildung unter dem AKW durch Eingriffe des Menschen
AKW Neckarwestheim, Zeitbombe, Behmel, 3: Hohlraumbildung unter dem AKW durch Eingriffe des Menschen

 
Teil 4: Wie verschlechtern die Hohlräume die Stand- und Betriebssicherheit des Kernkraftwerkes?
4: Wie verschlechtern die Hohlräume die Stand- und Betriebssicherheit des Kernkraftwerkes?

 
Teil 5: Sind die Grundlagen für die Bau- und Betriebsgenehmigungen entfallen?
AKW-Zeitbombe, Behmel, 5: Sind die Grundlagen für die Bau- und Betriebsgenehmigungen entfallen?

NSU-Prozess
Das erste Jahr als Film

In Zusammenarbeit mit der Filmakademie Baden-Württemberg, der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg und der UFA Fiction ist ein beeindruckendes, sehr an Die Ermittlung von Peter Weiss erinnerndes Stück entstanden. Es dokumentiert auf Grundlage der Protokolle auf beeindruckende Weise das erste Jahr des Prozesses gegen die fünf Angeklagte.

Der NSU-Prozess: Das Protokoll des ersten Jahres

Wettern der Woche
Hosenscheißer

Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 25.12.2013

War Gottlieb Daimler ein Hosenscheißer? Die Frage soll offen bleiben, anders als die offenen Antworten, die hier, kurz vor Tores- oder Jahresschluss, vom Wetterer der Woche den Lehrkräften des Gottlieb-Daimler-Gymnasiums vor die Füße geschmissen werden. Das Gymnasium liegt im Herzen von Bad Cannstatt, einem der vielen Kur- und Vorort Stuttgarts: Gute Bildung, gute Beschäftigung (Daimler!), gute Migrations- und andere Hintergründe.

Weil nun in der Stadt der Auslandsdeutschen Menschen aus 189 Nationen leben und die wenigsten katholisch oder evangelisch sind, wollen auch hier Kindergärten und Schulen der eher kinderreichen Mehrheit etwas entgegenkommen bieten statt heiligem Nikolaus, Christbaum und den Glocken der Liebfrauenkirche Weltfeiern an: Alle Menschen werden Brüder, ob sie wollen oder nicht. Das hier gescholtene Gottlieb-Daimler-Gym hatte eben deshalb just in den besinnlichen Vorweihnachtstagen zu so einem multikulturellen Nachdenk-Fest eingeladen, doch die Rechnung ohne die deutschen Christen gemacht.

Die nämlich schmähten im Internetz mit gehässigen und dummen Bemerkungen aus den bekannten Rassistenküchen Schulleitung und Schule und nannten auch gleich das Kontakttelefon der Rektorin – für allfällige Beleidigungen und vorsorgliche Drohungen.Vorfälle wie diese sind vielerorts Alltag, die Androhung von Mord und Totschlag war diesmal nicht dabei, hat aber dennoch der Schule einen solchen Schrecken eingejagt, dass sie die im Herzen der Bäderstadt geplante Welt-Ethos-Feier flugs absagte und sich auf sicheres Schulgelände zurückzog, unauffällig bewacht von den Schützern der Verfassung. Dafür, dass die Feier nicht gänzlich abgesagt wurden, wurde die Schule förmlich mit Lob und virtueller Solidarität überschüttet.

Zu Unrecht. Man hätte immerhin den Arsch in der Hose behalten können. Man hätte immerhin alle Bewohnerinnen unserer multikulturellen Stadt zur Feier einladen können, den Nazis zum Hohn und Trotz. Die Stuttgarter Schulen hätten immerhin – als Zeichen praktischer Solidarität – alle zusammen nach Cannstatt pilgern oder an ihren Schulen zeitgleich zur Weltenfeier einladen können. Man hätte auch, vielleicht leichter gesagt als getan, die frommen Drohungen der echten Deutschen ignorieren können. Die nämlich haben ihr Ziel erreicht: Ein paar gemeine Hinweise im Netz, und eine ganze Schule kippt aus den Latschen.