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Deutschland – Italien
70 Milliarden

Deutschland – Italien: 70 Milliarden – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Ganz unter uns: Ich krieg‘ jetzt ab Juli 1085 Euro Rente! Exakt 48 Euro mehr als noch im Juni! Danke an die Genossen, an Dietmar, an alle, die dazu beitragen! Nicht zu vergessen auch: Schon seit September ’15 gibt es mehr Kindergeld: 4 Euro pro Rotznase. Eine lukrative Sache vor allem für die kinderreichen Familien. Auch erwachsene Hartz-IV-Empfänger kommen in den Genuss erhöhter Wohltaten. Sie kassieren von Väterchen Staat gleich 5 Euro: 1 Euro mehr als die Kids. Die Alten essen natürlich auch deutlich mehr als die Kleinen. Monat für Monat fette 404 Euro – und das vielleicht ein Leben lang! Wobei berücksichtigt werden muss, was das für eine undankbare Unterschicht ist, denn gerade bei Hartz IV wird wahnsinnig oft geschummelt. Etwa 60 Millionen Euro gehen uns Jahr um Jahr durch Hartz-IV-Betrug verloren! 60 Millionen. Schön, werden Sie jetzt einwenden – und was ist mit den etwa 60 Milliarden Euro Jahr für Jahr (Tendenz steigend, wegen der Kontrollen), die durch richtig fetten Steuerbetrug verloren gehen sollen?
Wie sagt Wladimir Lenin wieder und wieder zu meiner Omi Glimbzsch in Zittau? Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser! Nach einer Emnid-Umfrage gaben 6 Prozent der Befragten an, schon einmal bei der Steuererklärung gesündigt zu haben (vgl.: Steuersünder statt Betrüger). Nach dieser Glosse wird die Zahl der Selbstanzeigen auf ein Rekordhoch steigen. Und Steuerschummler, die ihr Geld im Ausland (vor allem in der Schweiz) gut versteckt haben, kriegen nun Muffensausen. 60.000 meldeten sich in den letzten Jahren beim Finanzamt. Weitere 60.000 (geschätzt) meldeten sich allerdings noch nicht und weitere 60.000 werden sich nie melden. Allerdings: Das ist eine Bedrohung im tiefsten Inneren. Doch gemessen an dem, was unser Heimatland gegen die Bedrohung außen ausgibt, für Rüstung, Kriegsversehrte, Wiedergutmachung, psychiatrische Folgebehandlungen für die Soldaten, sind das letztlich fast Peanuts. Deutschland und Italien (das Beispiel nenne ich wegen des Halbfinales) geben jährlich etwa 70 Milliarden Euro für Rüstung aus, der Russe fünf Milliarden weniger. Aber dem Iwan hab‘ ich noch nie getraut – wahrscheinlich ist die Rote Armee marode bis zum Geht-nicht-mehr und der Russe guckt in den Mond, wenn’s hart auf hart kommt.

Schlechte Nachrichten? Quatsch! Eine Menge Geld kommt ja durch unsere Rüstungsexporte wieder zurück und sichert Arbeitsplätze und unseren Wohlstand – einschließlich meiner Rente und den Hartz-IV-Leistungen morgen auch an Sie. (Alle zahlen ohne Gewehr.)

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Wettern der Woche
Wer betrügt, der fliegt

"Wer betrügt, der fliegt": Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 15.01.14

Mal ganz ehrlich im neuen Jahr: Die Sozialbetrüger hocken doch mitten unter uns – da brauchen wir keine bulgarischen Rumänen! Unsere sind schon längst da. Sie sitzen nur in den seltensten Fällen im Knast, sondern meist beim Steuerberater und an Stammtischen, in Kantinen und Kabinetten, das Maul weit aufgerissen, und bereiten den Rechtsruck vor. In den Glashäusern von der Maas bis an die Memel sind sie sich einig: Wer betrügt, der fliegt. Die reichen und hässlichen Hetzer knöpfen sich jetzt die Ärmsten der Armen vor.

Sie fliegen nach Zürich oder Hongkong, auf die Cayman-Inseln oder nach Florida, nach Delaware, Gibraltar, Jersey und Japan. Sie fliegen oder lassen fliegen. Die Sozialbetrüger heißen Hoeneß oder Rummenigge, Boris Becker, Verona Pooth oder Freddy Quinn, sind Stars und Sternchen, deutsche Herrenreiter, honorige Bankchefs,Vorbilder wie der Postbote Klaus Zumwinkel oder der Mann mit dem Tennisarm: Peter Graf, der’s für die Tochter treibt. Auch Jan Ulrich, Sebastian Vettel, Theo Müller, der Milchmann lassen den deutschen Sozialstaat am langen Arm verhungern. Wenigstens 15 Milliarden Euro kostet allein der Umsatzsteuerbetrug den deutschen Staat, Jahr für Jahr. „Mit so viel Knete könnte man Griechenland besetzen oder den Hellenen 10 000 Steuerprüfer schenken“, sagte meine Omi Glimbzsch aus Zittau. Bankhäuser, Energieunternehmen, Versicherer und Großunternehmen geraten in Erklärungsnot und polieren nachts ihr angeschlagenes Image auf. Dividendentricks, Scheingeschäfte, doppelte Steuergutschriften – der Fiskus wird ausgenommen, so gut es geht. Und es geht gut. Da sehen die Rumänen und Bulgaren alt aus, und hier geht’s um hunderttausendfach höhere Summen. Da sind die fragwürdigen Steuertricks, die der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) unterstellt werden. Die mehr als 100 Millionen entgangene Euro beschäftigen jetzt die Staatsanwaltschaft Stuttgart. Man wird sehen, oder nicht.

Inzwischen untersuchen deutsche und europäische Behörden illegale Karussellgeschäfte mit Strom mit dem Ziel, dass der Fiskus nie gezahlte Umsatzsteuer zurückerstatte. Möglicher Schaden: „Ein paar Milliarden“. Und bei der EnBW sind wohl findige Steuerprüfer auf „strafrechtlich relevante Sachverhalte gestoßen“. Falls Sie das tröstet: Wer Steuern hinterzieht, verhält sich asozial, meint Joachim Gauck. Und er meint es wirklich ernst. Soviel zum Thema Sozialbetrug und CSU.