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Mitschnitt online
Demokratie statt Konzernmacht! TTIP, CETA, TiSA stoppen!

Flügel.tv hat sich freundlicherweise die Mühe gemacht, die komplette Demo „Demokratie statt Konzernmacht! TTIP, CETA, TiSA stoppen!“ am 11. Oktober 2014 in Stuttgart mitzuschneiden.

Trotz einer langen Wartezeit zwischen dem ersten, vom DGB geplanten Teil und dem Rest der Veranstaltung und ihrer enormen Gesamtdauer blieben Tausende auf der Straße und machten den Auftakt zu einem kraftvollen Zeichen gegen die Freihandelsabkommen.

DGB-Auftaktkundgebung, Stuttgart, Wilhelmsplatz
1. Demokratie statt Konzernmacht! DGB-Stuttgart, Auftaktrede

TTIP, CETA, TiSA stoppen! DGB-Kundgebung, Auftaktrede, Stuttgart, 11.10.2014

2. Demokratie statt Konzernmacht! DGB-Kundgebung: Uwe Meinhardt, IG Metall
TTIP, CETA, TiSA stoppen! DGB-Kundgebung: Uwe Meinhardt, IG Metall, Stuttgart, 11.10.2014

3. Demokratie statt Konzernmacht! DGB-Kundgebung: Cuno Hägele, Ver.di
TTIP, CETA, TiSA stoppen! DGB-Kundgebung: Cuno Hägele, Ver.di, Stuttgart, 11.10.2014

Der Demozug

TTIP, CETA, TiSA stoppen! Der Demozug, Stuttgart, 11.10.2014

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Deutsche Wirtschafts Nachrichten – eine kurze Analyse

Auch bei uns kommen immer wieder E-Mails mit Links zu den Deutschen Wirtschafts Nachrichten (DWN) rein. Anfangs habe ich sie noch hin und wieder angeklickt, tue das aber seit Monaten nicht mehr, da mir deren Meinungsmache zuwider ist.

Rayk Anders hat nun ein zehnminütiges Video online gestellt in dem er die einige DWN-Meldungen zerpflückt und die Vorgehensweise der Macher aufzeigt.

8 Gründe, warum ich "Deutsche Wirtschafts Nachrichten" nicht lese [ARMES DEUTSCHLAND]

via Netzpolitik. Dort finden sich auch spannende weiterführende Links zu den Verschwörungstheorien rund um BRD GmbH & co..

Wettern der Woche
Aufstand

Aufstand – Peter Grohmann's "Wettern" vom 1.10.2014

Rechtzeitig zum Schwarzen Donnerstag gibt es von der Börse wieder freundliche Nachrichten. Der Abwärtstrend des Dax ist gestoppt, wir haben alles im Griff. Am Black Thursday allerdings, einem sonnigen 24. Oktober im Jahre des Herrn 1929, vor exakt 85 Jahren, fand der erfolgreichste Börsencrash der Geschichte statt: Panik unter den Anlegerinnen – wer am 23. noch ein reicher Cupongschneider war, fand sich am 25. in den Gossen von Harlem oder Wedding wieder. Zwei Tage nach meinem Geburtstag versuchten dann alle Investoren gleichzeitig, ihre Aktien zu verhökern. So etwas kann nur schiefgehen, das weiß heute selbst die LBBW.

Rechtzeitig zum Schwarzen Donnerstag, dem Tag des Aufstands der Polizei gegen die Stuttgarter Schüler, beklagen die wenigen übrig gebliebenen Printmedien weinerlich das mangelnde Interesse des Volkes an anderen Spielen als dem Volksfest. Null Bock für Erörterungen. Das Volk will Brot und Spiele, sprich Bier und Göckele. Und da wir ja so total auf Mehrheiten pochen: Es hat sogar überwiegend nicht nur das Interesse an Powerpoint-Präsentationen in cleanen Messehallen, sondern auch an Wahlen verloren. Jeder Zweite wählt, wenn sie wählt, lieber das Bierzelt. Da weiß Mann: Die Maß ist nie ganz voll, aber auch nicht halb leer und mit Sicherheit teurer als letztes Jahr. Das hat die Maß mit den Parteien gemeinsam – aber immer frisch verzapft!

Doch wenn Aufstand, dann bitte woanders. In Hongkong beispielsweise. Aufstand bei die Schlitzaugen?, tät meine Omi Glimbzsch aus Zittau jetzt treuherzig fragen. Die Ungläubige! Sie hat halt so ihre Erfahrungen mit den Gelben und den Roten gemacht, gelle? So braust Jubel auf, wenn die Schüler Hongkongs das Finanzzentrum stürmen und dem Tränengas trotzen. Sie tun es ja auch für uns, und so lange in Frankfurt oder Stuttgart alles ruhig bleibt, ist alles okay. Für Ordnung sorgt in Hongkong und Frankfurt die paramilitärisch ausschauende Polizei (wie von der Geisterbahn auf dem Wasen). Occupy, Blockupy. Beifall.

Der Kollege Holger G. von der StZ (der Name ist der Redaktion bekannt) wahrsagte vor Tagen, dass „die kleiner gewordene Gruppe der Fundamentalgegner“ wahrscheinlich bei der Eröffnung des Tiefbahnhofs (nicht in Hongkong, sondern in Stuttgart) „Oben bleiben“ rufen wird.

Die müssten dann freilich bei guter Gesundheit bleiben und ein Durchschnittsalter von 120 Jahren erreichen. Unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass die Freunde des börsenorientierten Tiefbahnhofs froh wären, wenn sie oben geblieben wären: So viele Züge auf 16 Gleisen gibt’s sonst nirgends.

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

Wettern der Woche
Alles verdächtig

Alles verdächtig – Peter Grohmann's "Wettern" vom 24.9.2014

Nicht nur in den Staaten macht sich mehr als verdächtig, wer den arabischen Nachrichtensender Al Jazeera hört – eine gelungene Gründung des Investors Tamin bin Hamad Al Thami, kurz: Emir von Katar. Sieben Frauen, 25 Kinder. Meine Omi Glimbzsch in Zittau würde sofort die Straßenseite wechseln,wenn ihr dieser Scheich über den Weg liefe. Nein, nicht weil der fast ein Schwarzer ist, sondern wegen seiner Begleiterin, auch eine Schwarze: Angela Merkel. Aber ob Schwarz, weiß, rot oder grün – das juckt keinen mehr: Wer investiert oder deutsche Waffen kauft, dem werden die Füße geküßt. Der Emir ist ein Freund der Muslimbrüder – mein Gott Walter! Merkel und Steinmeier sind ja jetzt auch Freunde der Pech mergas – und die wiederum sind der militärische Arm der PKK, die bei uns verboten ist. Erst wenn sich das (verbotene) Mitglied der Kurdischen Arbeiterpartei nach Hause zu Mutti aufmacht und zur Kalaschnikoff oder einer deutschen Feuerwaffe greift, um für uns die Kartoffeln aus dem Feuer zu holen, gibt’s das Ritterkreuz der Demokratie. In Katar wiederum, das Israel in Sachen Demokratie

einholen will, sitzen ja nicht nur Beckenbauer & Co, sondern faktisch die gesamte Elite des praktizierten Kapitalismus. Viele von deren Geschäftspartnern wiederum stehen unter dem dringendem Tatverdacht, die Terroristen des Islamischen Staats zu finanzieren.

Die Ehefrau vom Beckenbauer hat in Katar noch nie Probleme gehabt, sagt man. Mag sein – es ändert aber nichts daran, dass die inländischen Frauen dort wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Nicht nur das. Es gibt sogar eine dritte Klasse: Die Sklaven, die Erbauer der schönsten Fußballstadien, die die Welt je gesehen hat. Der „Sponsor des Schreckens“ hatte im Gegensatz zu seinen Sklaven in Berlin einen fulminanten Auftritt. Nicht so ganz hundertprozentig im Sinne der Pflichten unseres Landes zu den Menschrechten. Aber wenigstens trägt der Emir keine Burka – denn inzwischen weiss man, dass unter mancher Burka genauso oft ein kluger Kopf stecken kann wie unter einem Polizeihelm, ob in Stuttgart, Berlin oder Katar. Um mit Hannes Wader zu singen: Nichts bleibt, wie es war. Katar ist schon lange ein sicheres Herkunfsland fürs Kapital, und Diskriminierung als Fluchtgrund steht nicht auf Merkels Agenda.

Damit Sie wissen, was ich meine, ein Nachsatz zum schlechter gewordenen Wetter für Sinti und Roma, das Kretschmann gemacht hat. Die Leute kommen nicht aus Katar, sondern aus Serbien. Und im grün-roten Koalitionsvertrag heißt es ganz schlicht: „Humanität hat Vorrang.“

Nichts als schöne Worte – alles verdächtig!

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

Wettern der Woche
Monster

Wir waren Monster – Peter Grohmann's "Wettern" vom 17.9.2014

Beim strömenden Regen versammelten sich dieser Tage in Stuttgart Kinder, Frauen und Männer vor allem aus Serbien – vom Regen in die Traufe. Die verfolgte Minderheit bettelt um Asyl – Sie wissen schon, dieses mehrfach generalüberholte Grundrecht, für viele ein Fetzen Papier. Weil? Weil dieser Tage der Bundestag dem Grundrecht wieder mal ein paar Fäden aus dem Rückgrat ziehen will: Deutschland den Deutschen, da ist man sich weitgehend einig, unabhängig von Geldbeutel oder Bildung. Deshalb blieben die zigeunernden Protestanten, die sich vor neuer Verfolgung und Abschiebung fürchten und die man (immerhin!) in der hintersten Ecke des Schlossplatzes duldete, unter sich. Solidarität, noch dazu bei Regen, ist eben selbst für die progressive Intelligenz eine Zumutung.

Da ging’s der regierungsamtlichen Demo in Berlin gegen Judenhass nicht viel besser: Ob eitel Sonne mit Merkel oder Regen mit Gabriel: „Die Straße“ war noch nie Sache der Mitte der Gesellschaft: Man geniert sich halt und proklamiert lieber den Aufstand der Anständigen auf Büttenpapier. Dabei wissen wir doch: Auch der intelligenteste Mob wirft sie alle in eine Kiste – Juden, Sinti und Roma, Homos, Asoziale, Behinderte, Ausländer…

Rechts vorbei an Zittau, südwärts, der Omi Glimbzsch noch eben Guden Taach sahen, ist’s nach Auschwitz eben mal drei Stunden. Im „Zigeunerlager“ ermordeten die Deutschen Hunderttausende, nicht ohne ihnen vorher die Zähne zu ziehen. Auschwitz, das Massengrab für Millionen Juden, bleibt eher unbesichtigt. Birkenau und Auschwitz legen Zeugnis ab, dass wir, ja wir!, jederzeit jeden Terror der Welt, jede Brutalität und Gemeinheit, jeden individuellen und jeden Massenmord auf dieser Erde in den Schatten stellen. Demütigen, aus dem Land jagen, zusammentreiben, köpfen, erschießen, erschlagen – alles öffentlich. Vergasen. Verbrennen. Vergessen. Wir waren es, die deutsche Terrormiliz: Unmenschlich, grausam, verbohrt, kalt, dogmatisch. Manchmal haben wir nur zugesehen und abgewartet. Wir waren die Monster, äh: Menschen.

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

Wettern der Woche
Galle-bitter

Galle-bitter – Peter Grohmann's "Wettern" vom 10.9.2014

Bibeln und Koalitionsverträge, so sagte der Herr Gall, kann man so oder so interpretieren. Das ist genauso wie mit den Parteiprogrammen. Denn ein Stuttgarter Innenminister muss ja die Zeiten vor und nach den Wahlen im Augen haben, so wie der Herr Seehofer, unser Horsti Schmandhoff aus Ingolstadt: Der hatte vor dem sächsischen Weltuntergang auf Teufel komm raus gegen die AFD gewettert. Nun aber, das Desaster der kommenden Tage ahnend, gibt’s im nationalen Streichelzoo nix mehr auf die Mütze oder hinter die Ohren, sondern es wird gesäuselt, was das Zeug hält, um die Halb- und Ganznationalen mit und ohne Glatze bis zur Stimmabgabe am Sonntag bei Laune zu halten.Wer weiss schon, wer wie tickt?

Um bei Gall zu bleiben: Nehmen wir die Polizei, die uns bei größeren Polit-Ereignissen wie ein Monster gegenübertritt, als Kohorte: Sackschutz, Sichtschutz, Sturzhelm, Knieschoner, Tarnklamotten, Pferdehalfter, alles unbrennbar und wie mein neuer Fahrradschlauch: Unplattbar. Der Polizist von Welt sieht aus wie Louis Armstrong bei seinem ersten Mondspaziergang, oder, um auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben, wie der Mann am Hochofen von Thyssen – hart wie Kruppstahl. Da ist kein Augenzwinkern, kein Lächeln hinter Fielmanns Brillen zu sehen, nur eine Ahnung von Gesicht. Im seinem Innersten ist der Polizist kein Bulle, sondern einer wie wir, der nur seine Pflicht tut, der weiss: Befehl ist Befehl. Der wär‘ heute auch gern auf ein Bier ins Schlesinger oder zur Cosi fan Tutte, statt den wilden Mann zu geben. Brust raus, Arsch rein, sonst siehst du aus wie ein Krümelmonster, meinte meine Omi Glimbzsch aus Zittau, wenn ihre Enkel, die noch bei der NVA (nicht NSU!) ihren Dienst taten, sich im guten Zimmer (!) eine F 6 zwischen die Zähne schoben: Die schmeckte noch nach echtem Teer und Lungenkrebs. Heute findet der wiedervereinigte Kollege in den tausend Taschen seiner gesamtdeutschen Ausgehuniform weder Zündhölzer oder ein Päckle Schwarzer Krauser, sondern allenfalls Ersatzbatterien für Hörgeräte. Was ich sagen will: Wenn die Jungs und Mädels in diesen miesen Zeiten auf Streife gehen, um Verfassungsfeinde, krumm geborene Störer oder renitente Rentnerinnen aufzuhalten, müssen sie das anonym tun, ganz so wie die Vermummten aus der Roten Zora, Sprayer oder Salafisten. Wäre ja noch schöner, wenn man der Nachbarin Ohnesorg sagen könnte: Neulich hat mich Ihr Sohn getroffen – mitten ins Gesicht.

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

Wettern der Woche
Braun gebrannt

Braun gebrannt – Peter Grohmann's "Wettern" vom 3.9.2014

Jetzt machen Sie sich nicht gleich wegen der paar Prozent in die Hosen! Erstens wollen die Sachsen seit je lieber einen König, dass ist bekannt. Und wetten, dass sie jederzeit Kurt Biedenkopf krönen statt köpfen würden, wenn’s legal wäre? Zweitens, dass man in Dresden und Umgebung den Rechtsradikalen gut, gern und freiwillig für 15 % Vertrauen schenkte, kann uns doch in Stuttgart nicht schrecken! Hier erhielt 1968 die Nationale Front alias NPD bei den Landtagswahlen auch knapp 10 %, und da sind die Scheindemokraten gar nicht mitgerechnet! Wir wussten eben damals schon, was Demokratie heisst, haben es aber glücklicherweise schnell wieder vergessen. Schön, bliebe noch die schlaffe Wahlbeiteilung: Von fast 75 % kurz nach der Machtübernahme 1990, als man noch von Kohls grünen Landschaften träumte, der außerparlamentarische Absacker 2014. Heute träumt man von der Mauer. Rund die Hälfte aller Wahlberechtigten blieb doch in Sachsen auch 1990 zu Hause! Die zwei Prozent zwischen damals und heute machen das Kraut auch nicht mehr fett. Doch es ist ein grausames Menetekel: Die Zukunft der Parteien-Demokratie sieht düster aus, und das Geschrei wird übermorgen umso größer werden, je mehr die Wahlbeteiligung abnimmt. Es riecht nach rechts außen, nach scharfem Populismus, nicht nur in Sachsen und nicht erst seit dem 31.8.2104. Und bitte sehr: Wer will sich schon von den Kohorten der AFD die Diäten vom Teller nehmen lassen? Die knapp hunderttausend Wählerinnen und Wähler von CDU, FDP, Linken, NPD und SPD haben gewusst, was sie wählten: Das markige DM-Gefühl, die Abscheu vor der Homo-Ehe, das Nein zur Frauenquote, den Stopp für Einwanderer und Flüchtlinge. Insoweit muss nun nicht nur Stanislaw Tillich (auch kein echter deutscher Name, oder?) vorsorgen. Er hat sich zwar bereits den Slogan seiner linken Ex-Freunde „Mehr Lehrer und Polizisten“ zu eigen gemacht: Nu ja ja, nu ne ne – helfen wird’s ooch nischt, wie meine Omi Glimbzsch aus Zittau weiss. Die Hochwasseropfer der Asylantenflut empfangen ihre Machthaber immer mit Pfiffen. Kein Wunder, dass nun die insolvente Frauke Petry samt Bernd Lucke für die AFD ein „Arbeitsrecht für Asylanten“ fordert – ein durchaus populärer Ruf, der wie vieles andere aus der Mitte der guten Gesellschaft ertönt: „Kinder statt Inder“. Auch die in Sillenbuch oder am Killesberg wollen keine Moschee – Sie etwa?

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

Sant’Anna di Stazzema
Video des Arbeitseinsatzes

Arbeitseinsatz in Sant'Anna di Stazzema

Vom 3. bis zum 14. August waren neun Menschen aus dem Umfeld der AnStifter zum Arbeitseinsatz in Norditalien. Zur Dokumentation unserer Arbeit im Vorfeld des 70. Jahrestags des NS-Massakers vom 12. August 1944 im Sant’Anna di Stazzema haben wir ein kurzes Video erstellt.

Wettern der Woche
Lompapack

Lompapack – Peter Grohmann's "Wettern der Woche" vom 13.8.2014

Hans Bayer, der Stuttgarter aus Cannstatt, hätte jetzt viel zu tun, lebte er noch. Vielleicht, weil es so aktuell ist, widmet die Stiftung Topografie des Terrors dem Kriegsberichterstatter aus dem Zweiten Weltkrieg eine Sonderausstellung (Berlin, ab August): Bayer musste 1938 zu den Soldaten und war ab 1941 bei einer Propagandakompanie an der Ostfront. Propaganda und Ostfront – das tät auch heut passen, Ausstellung hin oder her.

Für unsereins hat der Kollege viel getan, unter anderem als Motor für den Schriftstellerverband, als Zuredner für eine freie, unabhängige Presse, als Zeitzünder für eine Künstlersozialkasse. Und er hat unglaublich viel dazugelernt – eine Fähigkeit, die zunehmend verloren geht: Bayer wurde Pazifist und politischer Akteur. Mit Heinrich Böll und Günter Grass wurde er 1974 gewissermaßen zur SPD vorgeladen: „Eine Dichterlesung wird es nicht werden“, schrieb seinerzeit die „Frankfurter Rundschau“. Bayer empfahl der SPD die Provokation und den Mut zu einer klaren Absage an den Staatskapitalismus, den Mut zum Widerstand gegen die Pressionen der internationalen Konzerne, die Abkehr von der Mauschelei um Ämter als Sinekuren für ausgediente Funktionäre. Und 1977 forderte er die Aufklärung der Bevölkerung darüber, dass ein Radikaler noch lange kein Terrorist ist und dass Persönlichkeiten wie der junge Schiller, Hölderlin, Schubart, Hegel und Brecht Radikale waren, dass Pestalozzi, Fichte, Lessing, Leibniz, Arndt, die Brüder Grimm, Jahn und Hoffmann von Fallersleben als staatsgefährdend galten, ihre Ämter und Professuren verloren und mit Berufsverbot bestraft wurden.

Eingebettet in die Furzmullen der Macht, mit vorauseilendem Gehorsam den Verbündeten hinterher, ohne Ecken und Kanten präsentieren sich dieser Tage die Farben tragenden Parteien. Da muss, im Falle Sant’Anna di Stazzema, ein Gericht dem Justizminister sagen, wo der Barthel den Moscht holt, um einen Prozess neu aufzurollen, da braucht es einen Bundesverfassungsrichter, der Abgeordnete vor ihren Diäten warnt und meine Omi Glimbzsch in Zittau, die – von Ossi zu Ossi – die Kanzlerin um die Aufnahme jesidischer Flüchtlinge bittet: zwar Türken, aber immerhin Christen.

Trauern wir also um Thaddäus Troll, jenen aufsässigen, radikal-liberalen Schwaben, den Hans Bayer aus Cannstatt, der 100 geworden wär in diesem Jahr, und die zunehmende Abnahme von Courage, freier Rede und freier Presse, überall. Troll – das wär ein Wetterer gegen die Griffelschpitzer und Lugabeitel, die Erbsazähler und Wendbeitel.

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

Wettern der Woche
Semitismus? Antisemitismus?

Semitismus? Anitsemitismus? – Peter Grohmann's "Wettern" vom 6.8.2014

Es wird gut sein, vorher einen Anwalt zu konsultieren, wenn man dieser Tage auf die Straße will, um seine Meinung zu sagen. Auf den gesunden Menschenverstand ist so wenig Verlass wie auf guten Geschmack oder den politischen Instinkt, vor allem, wenn man mit einem selbstgefertigten Demonstrationsmittel – einem Schild etwa – zur Kundgebung eilt. Doch gemach: Im Falle des Nahost-Konflikts warten, gut gedeckt, Staatsanwalt und Arabisch-Übersetzer, links- und rechtshändig stehen gutgerüstete Ordnungskräfte parat, damit das Versammlungsrecht nicht ausufert. Sie können bei Bedarf direkt vor Ort entscheiden, was erlaubt und was verboten, was beleidigend, semitisch oder antisemitisch ist – Kyrillisch und Xinjiang-Dialekte mal ausgenommen. Von erfahrenden Montagsdemonstranten in Stuttgart hört man, dass die Staatsmacht auch Gebärdendolmetscher honoriert, die auf größere Entfernung und ohne Einsatz technischer Mittel dem Gegner jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Nicht die Rede sein soll hier von weiteren Hilfstruppen – mehr oder minder bewaffneten Zivilisten, die Knarre im Hosenbund, die auf einer Demo nichts verloren haben und dennoch suchen, von V-Leuten, verdeckten Ermittlern oder Scharfmachern und Provokateuren, die ein welterfahrener Demonstrant wie der Kontext-Wetterer auf hundert Meter riecht. Die Ordnung sorgt auch dafür, dass quasi jeder Furz vorsorglich mit Video aufgezeichnet wird. Die nicht versteckte Kamera ist überall dabei, und jede Demo kann bei genügend Bedarf jederzeit komplett eingekesselt werden. Bei der Blockupy-Party 2013 in Frankfurt hatten die Saubermänner der hessischen Regierung sogar schon im Vorfeld Dixi-Klos ankarren lassen. Ach, Kinder – was das alles kostet!

Der große Aufreger dieser Tage sind die Antisemiten: Sie kommen, obwohl ungerufen, wie gerufen. Als in Stuttgart Palästinenser-Komitees und Freunde zum Protest gegen Bombardement und Gaza-Einkesselung aufriefen, machten sie vorab klar: Antisemiten sind nicht erwünscht – hier geht’s gegen Israels Politik und nicht gegen Juden. Die Veranstalter bekamen freilich keine Hilfe von der Polizei, als sie das durchsetzen und provozierende Plakate entfernen lassen wollten. Und leider konnte die Polizei nicht einmal die Namen der Provokateure geststellen, wo doch im Vorfeld jeder linken Demo Rucksack- und Gesichtskontrolle zum guten Ton gehören. Cui bobo, frag‘ ich den Mann mit der dunklen Sonnebrille. Und kein Wort davon in der Presse – aber wir haben ja kontext.

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

Wettern der Woche
1 Million nebenher

Neidhammel – Peter Grohmann's "Wettern" vom 30.7.2014

Dass der CSU-Parlamentarier Peter Gauweiler rund eine Million mehr oder weniger so ganz nebenbei eingenommen hat, schmerzt allenfalls die Geringverdiener und mich. Neidhammel, ruft mir in diesem Augenblick meine Omi Glimbzsch aus Zittau zu – ich hätte ja auch Karriere machen können, wenn ich fleissig genug gewesen wäre. www.abgeordnetenwatch.de ist da die eine gute Seite unserer Mediengesellschaft, die Karriere macht, und die andere, die ebenfalls furchtbar die Leute ärgert, heisst www.transparency.de. Auf der einen oder anderen Liste taucht früher oder später jeder auf, der Rang und Namen hat in unserer Demokratie. Es sei denn, man macht rechtzeitig gutes Wetter, um einem Getwitter zuvorzukommen. Unsere Landesregierung etwa, die neulich in Berlin zur Stallwächterparty des Landes einlud, ging mit dem 250.000-Euro-Fest absolut souverän um. „100 Prozent Öko“ war die Devise. Deshalb reiste die ganze Klicke von Stuttgart aus mit dem Flieger nach Berlin – der wäre ja so oder so geflogen. „Ja, Grohmann, Du Seckel“, wird mich jetzt vielleicht Genosse Friedrich fragen, „hättet mir etwa mit ‚m Fahrrädle kommen solle? Über Helmstedt?“

Die Party des Landes kostete rund 220.000 Euro. Eingeladen waren alle, die irgendwie irgendwo zur Berliner Haute volee zählen, darunter natürlich auch der eine oder andere Steuersünder, zwei-drei handzahm gewordene Journalisten, Bankrotteure und Banker, Zuhälter der Rüstungsindustrie, Zocker aus dem Immobilienmilieu, wie Spötter aufzählen dürfen – vor allen aber wohlverdiente und verdienende Zeitgenossen, wie sie unser Land braucht.

Ich sag‘ mal so: Die Schickeria,die Großkopfeten brauchen auch solche Events, bei denen es ein Verbrechen wäre, wie Anno Dunnemal die Roten am Holzstecken ins Feuer zu halten. Die gepamperte Demokratie trinkt in Maßen – nur der Pöbel würde sich sinnlos besaufen.

In Wahrheit hat das Fest das Land so gut wie gar nichts gekostet, denn es wurde gesponsert. Nehmen wir die Firma Diehl, Kennwort: Schwerter zu Pflugscharen. Diehl hat 5.000 gegeben, Daimler das Vierfache, die AOK 10.000. Das sieht dann die „Stiftung Entwicklungszusammenarbeit“ (SEZ) mit ihren 1.000 Euro (Sachleistung!) richtig alt aus. Die Stiftung hat wenigstens bei dieser Party „ein wichtiges Zeichen dafür gesetzt, dass die Bekämpfung von Armut und die Schaffung von Zukunftsperspektiven in den Ländern des Südens nicht nur eine Aufgabe auf internationaler Ebene ist, sondern auch Handeln auf Landesebene erfordert.“ Schön gesagt.

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

Wettern der Woche
Auge für Auge

Auge um Auge ... – Peter Grohmann's "Wettern" vom 23.7.2014

Es erzählt eine Legende von fünf blinden Männern, die einen toten Elefanten finden. Sie wissen sofort: Es ist etwas Großartiges! Und so beschließen sie, das Fundstück von allen Seiten zu untersuchen. Der eine entdeckt inspiziert den Stoßzahn, der andere den gewaltigen Rücken, der dritte untersucht den Schwanz, der vierte den Rüssel und der fünfte Blinde die Zehen der Vorderbeine. Als sie ihre Erfahrungen austauschen, stellen sie fest, dass sie unterschiedlicher nicht sein könnten.

Guantanamo oder Gaza, Ostukraine oder Omertà – wir wissen nicht mehr, wo vorn und hinten ist, vor allem, wenn man den Elefanten nachts umdreht oder wiederbelegt. Während im Falle Gaza bewusst wie unbewusst antisemitische Klischees mobilisiert werden, überwiegt bei der Ostukraine der Blick auf den Putinschen Stoßzahn. Russische Nachrichten – No wosti, Genosse? – werden im Gedenken an den Antikommunismus so gut wie nirgends zitiert, und die Akteure von Revolution und Konterevolution mahnen die Betroffenen mit einem Spruch des Kinderschänders Berlusconi: „Wer taub, blind und stumm ist, lebt hundert Jahre in Frieden.“
Die mit den Waffen Krieg und Frieden spielen, proklamieren ungeniert Bibel oder Tora, Koran oder Schari’a und jagen den Gläubigen nicht nur einen Heidenschrecken ein, sondern lassen den frommen Worten gemeine Taten folgen: Raketen aus dem Wohnzimmer, Granaten ins Kinderzimmer. Das neue Volkslexikon Wikipedia meint, dass nach überwiegender rabbinischer und historisch-kritischer Auffassung bei der Vergeltung ein angemessenen Schadensersatz verlangt wurde, um die im alten Orient verbreitete Blutrache einzudämmen und durch die Verhältnismäßigkeit von Vergehen und Strafe abzulösen. OK, das ist lange her und war früher so.

Unrecht? „Das sieht ja ein Blinder mit dem Krückstock“, tät‘ heute meine Omi Glimbzsch aus Zittau sagen. Aber ihr Blinder würde spätestens vor dem toten Elefanten kapitulieren, weil es zu dunkel ist geworden ist. Dafür sind die fünf Blinden dieser Tage sind laut: Auge für Auge, rufen sie, Zahn für Zahn!

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

Straßentheater in Stuttgart am 28.6.14 zum hundertsten Jahrestag des Attentats von Sarajevo
„Wie ein Krieg beginnt“

"Wie ein Krieg beginnt" - Straßentheater Stuttgart 28.6.2014

von Doris Berger

Auf die Frage, wie ein Krieg beginnt, haben in der Vergangenheit unzählige Historiker und Militärstrategen versucht eine Antwort zu finden. Doch trotz aller Erklärungen bleibt vieles rätselhaft. In unserer Arbeitsgruppe zum Thema „Erster Weltkrieg“ wollten wir mit Hilfe verschiedener Aktionen das Verstörende sichtbar machen. Im Rahmen des Aktionstags wurde das Theaterstück „Wie ein Krieg beginnt“ aufgeführt. Der größte Teil des Stücks besteht aus Briefen, die die Soldaten schrieben und den Antworten, die sie erhielten.
Zu Beginn wird am Beispiel von zwei jungen Männern gezeigt, welche Parolen damals so unwiderstehlich waren, dass man sich von der Straße weg zum Militärdienst verpflichten ließ. Doch dann verpuffte die Euphorie, der Feind war stärker als erwartet, der Gefechtslärm kaum zu ertragen. Es stank nach Schlamm, Schweiß und Kot.
Auch die Antwortbriefe aus der Heimat veränderten sich. Anfangs war von Stolz und Heldentum die Rede. Wenige Monate später hieß es: „Wichtig ist, dass du zurückkehrst.“
Trauriges Fazit in Gestalt eines Bankiers, der gleich nach Kriegsende wieder neue Geschäfte abschließt: So lange wie es Banken und Firmen gibt, die mit der Produktion von Waffen Geld verdienen, wird es immer Kriege geben.
Unser Dank gilt den beiden Schauspielern Hanni Schäfer und Hans-Martin Thill, den Schülern der Theater-AG „the movement“, den Trommlern Katja und Joshua Luft, und allen anderen, die geholfen haben, das Stück zu realisieren.

Mitschnitt der 6. Info-Kommission AKW Neckarwestheim

Fluegel.tv hat freundlicherweise die 6. Info-Kommission zum AKW Neckarwestheim am 14. Juli in der Reblandhalle in Neckarwestheim aufgezeichnet. Leider ist die Kommission noch nicht wirklich auf Transparenz aus.

Info-Kommission AKW Neckarwestheim: Aktuelles und Sicherheitsüberprüfung

Info-Kommission AKW Neckarwestheim: Aktuelles und Sicherheitsüberprüfung

Info-Kommission AKW Neckarwestheim: Bericht der EnBW / EnKK

Info-Kommission AKW Neckarwestheim: Bericht der EnBW / EnKK

Info-Kommission AKW Neckarwestheim: Änderungen der Katastrophenschutzplanungen

Info-Kommission AKW Neckarwestheim: Änderungen der Katastrophenschutzplanungen

Info-Kommission AKW Neckarwestheim: Verschiedenes und Frage der Aufzeichungen durch fluegel.tv

Info-Kommission AKW Neckarwestheim: Verschiedenes und Frage der Aufzeichungen durch fluegel.tv

Wettern der Woche
Schwarz. Rot. Gold.

Dass wir mal Papst waren, damals, unter Ratzinger, Gott hab‘ ihn selig, war meiner Omi Glimbzsch aus Zittau so was von egal! Als gute Atheistin war sie sich des Himmels auch unter Pieck, Grotewohl, Ulbricht und Honecker ganz sicher – bei Helmut Kohl freilich zweifelte sie, zu Recht, wie wir heute wissen. Und kann mir lebhaft vorstellen, wie sie jubelte, als wir 2003 und 2007 Weltmeister wurden! Von der grandiosen Europameisterschaft 1989 ganz zu schweigen: Das Finale ausverkauft, alle im Siegesrausch, im Freudentaumel. Unglaublich, was da geleistet wurde. Und für den Sieger gab’s ein 40-teiliges Kaffeeservice aus Meißner Porzellan, allerdings nur 2.Wahl. Was für Zeiten! Da saß die Omi Glimbzsch noch hinter Mauer und Stacheldraht, schenkte sich einen Nordhäuser Doppelkorn ein und sah das 4:1 gegen Norwegen illegal im Westfernsehen. Freie Sicht auf die schwarz-rot-goldenen Siege gab es aber dann sofort nach dem Mauerfall – und was für eine Erfolgsserie für das wiedervereinigte Deutschland und den Fußball: Wir waren Europameister 1991, 1995, 1997, 2001, 2005, 2009, 2013! Und jetzt, in diesen Stunden, läuft die EM in Norwegen, Anfang August die Weltmeisterschaft in Kanada, und Omi bügelt schon mal fürs public viewing vor der Volksband Zittau-Löbau ihr historisches Trikot mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz auf Schwarz-Rot-Goldnem Grunde. Auf die Farben ist sie übrigens ganz schön stolz, die alte Glimbzsch, auf den März 1848 in Berlin, auf das Hambacher Fest und den Donnersberg, na ja, und wenn ich schon mal dabei bin, schließe ich mich ihr an: auf den 14.Juli 1789, den Sturm der Pariser Bürger die Bastille, auf das 125 Jahre alte Bundeslied für den Pariser Arbeiterkongress am 14. Juli 1889 des Stuttgarter Dichters Georg Herwegh: „Mann der Arbeit, aufgewacht! Und erkenne deine Macht! Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!“ Nach dem November 1918 gingen sie in Berlin und Stuttgart noch mal auf die Straßen, für Freiheit, Gleichheit, Brüder-lichkeit. Auch für die mies bezahlten Schwestern. Die kriegen zwischen Baden-Württemberg und Sachsen im Monatsdurchschnitt nicht mal 2000 Euro. Brutto natürlich. Die Diätenerhöhung der Schwestern ist der kalte Kaffee fürs Service. Schau doch! Denn es gibt ein Leben nach dem Fußball – aber das meiste davon sieht man nicht, es lohnt sich nicht, dieses Leben. Keine Direktübertragung. Kein public viewing.

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

Propagandaschlacht um die Gentechnik

Bildschirmfoto 2014-07-09 um 21.11.57So lautete der etwas reißerische Titel einer Sendung in der ARD, die am 8. Juli ausgestrahlt wurde und noch in der Mediathek zu finden ist. In ihr decken die Reporterinnen und Reporter auf, was hinter den Versprechen der Agrogentechnik-Industrie steckt und wie die Lobbyisten ihr Ziel verfolgen.

Wenn man den Versprechen der Gentechnik-Industrie glaubt, gilt eines der größten Probleme der Menschheit schon als gelöst: die Welternährung. Viele Millionen Euro haben Agrartechnik-Riesen in Kampagnen für Politiker, Bauern und Verbraucher gesteckt. Sie behaupten, dass sich mit Gentechnik größere Erntequoten auf kleineren Feldern erzielen ließen, und das mit weniger Pestizid. Doch vielerorts kommen Zweifel auf: Erträge mit gentechnisch verändertem Saatgut gehen oft nach wenigen Jahren zurück – die Natur wehrt sich und bildet Resistenzen.

 

Mitschnitt
Thomas Moser & Friedrich Burschel Blick in den Abgrund – Konsequenzen aus dem NSU-Komplex

Thomas Moser und Friedrich Burschel: Blick in den Abgrund – Konsequenzen aus dem NSU Kom

Veranstalter: Die AnStifter, Rosa Luxemburg Stiftung Baden-Württemberg & VVN/BdA

Hinter dem Agieren des NSU und seines wohl mehrere Hundert Personen umfassenden UnterstützerInnen-Netzwerks öffnete sich das Panorama des wohl größten Geheimdienstskandals der Geschichte der BRD und eines unvorstellbaren behördlichen Rassismus in den Mordermittlungen.

Wie weit staatliche Verstrickung in das Geschehen gegangen ist, ist bis heute nicht ansatzweise geklärt.

Die Verstrickungen des NSU reichen tief bis nach Baden-Württemberg. Hier fand der immer noch mit Fragezeichen versehende Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter statt. Hier existierte eine Ku-Klux-Klan-Gruppe in Schwäbisch Hall, deren Anführer auf einer Kontaktliste des NSU stand und in der zwei Kollegen von Kiesewetter aktiv waren. Und hierhin reichten auch direkte Kontakte des NSU.

Thomas Moser, der sich journalistisch seit langer Zeit mit dem NSU beschäftigt und u.a. den Untersuchungsausschuss im Bundestag hierzu intensiv beobachtet hat und Friedrich Burschel, der als Prozessbeobachter den Prozess gegen Beate Zschäpe in München seit dessen Beginn verfolgt, fragen nach Stand und Konsequenzen der strafrechtlichen Ermittlungen und nach den politischen Konsequenzen – nicht zuletzt für die baden-württembergische Landespolitik.

Moderation: Janka Kluge, VVN/BdA

Wettern der Woche
Wahnsinn

Fußball-Wahnsinn! – Peter Grohmann's "Wettern" vom 8.7.2014

Millionen Menschen, Lebende und Sterbende, verfolgen in diesen Augenblicken diese kühne, ja grandiose Fußballweltmeisterschaft in Brasilien. Und sie vergessen vielleicht für einen Augenblick, vielleicht auch für immer, was sie bislang bedrückt oder beflügelt hat, Mord und Totschlag in der Welt, Hunger, aber auch Fettleibigkeit, oder, wie der Italiener gern sagt: Adipositas. In diesen Augenblicken brandet beispielhafter Jubel auf, zum Teil sogar Trubel. Viele der Zehntausende haben Tränen in den Augen, selbst Frauen, als die beiden Mannschaften, angeführt von dem umstrittenen, aber dynamischen Schiedsrichter Master Card aus Purchase (NY), auf dem im saftigen grün angespritzten Rasen einlaufen. Konterfußball und Foulspiel pur – das erwartet hier der einfache Mafiosi genauso wie der Profi von Respect! Und just in diesem Moment wird angepfiffen, und Adidas sofort vorn, ganz vorn, wunderbar, schiebt den Ball fast lässig rüber zu Sony, dem Linksaußen, direkt auf die Socke – doch gaaaaaanz knapp verfehlt! Samsung greift sich sofort das Leder, mit einem zielgenauen Schuss rüber zu Pepsi, gekonnt, jetzt stürmt Lufthansa vor, gibt ab zu VW, Adidas – aber sicher gestoppt von Emirates! Was für ein fulminanter Auftakt. Die Viererkette mit Castrol steht, mit Oi, Apex und ihrem stärksten Mann Continentals. Auf der anderen Seite lauert CocaCola, komplett ungedeckt von Blattner, völlig abgefüllt von Budweiser ganz rechts jetzt Johnson Johnson. Knappe 6 Minuten nach dem Anpfiff die erste richtig gute Chance für Yingli, der haut den Ball im letzten Augenblick auf Emirates, Klasse gemacht. Kann sich aber nicht durchsetzen, Ballverlust, jetzt Freistoß Cola, das Leder hart auf Kante.

An der Außenlinie jetzt auch der 12. Mann, die erste richtig gute Chance mit der Aussicht auf Ausschreitungen nach der dritten Halbzeit – wenn nicht der Assistent wieder die Fahne hebt … Aber das Spiel verliert an Spannung, zu viele Pässe, zu wenig Tempo, und so mancher Hardliner hofft vergeblich auf eine Blutgrätsche, die dem Spiel noch eine Wendung geben könnte – Foul, rufe ich vorsichtshalber noch – das knallt mir einer das Rund in die Eier. Jetzt, spätestens jetzt zeigen mir alle, die noch lesen können, die Rote Karte. Ich, der beste Mann für einen gezielten Fernschuss im Zwölf-Meter-Raum, muss vom Platz. Welche Schandeden Meister aus Deutschland, für meine Omi Glimbzsch, die bei BSG Lokomotive Zittau die Wäsche gemacht hat. Und die hätte schon viel früher abgeschaltet.

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.