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Beitrag von Katharina Ernst bei der Kundgebung anlässlich der Erinnerung an die Verfolgung, Deportation und Ermordung der Sinti*zze und Roma*nja am 8. April 2022

Bild: Stadtarchiv Stuttgart


Woran wir uns heute erinnern, ist die Deportation von Sinti und Roma aus Württemberg und Hohenzollern nach AuschwitzBirkenau, die am 15. März 1943 von Stuttgart aus erfolgte. Wir erinnern uns daran aus sehr verschiedener Perspektive. Die einen, weil ihre Angehörigen verfolgt, misshandelt und ermordet wurden. Die anderen, weil ihre Angehörigen der Verfolgung, Misshandlung und Ermordung nichts entgegensetzten, vielleicht sogar an einer der vielen beteiligten Stellen in der Verwaltung, bei der Polizei, bei der Justiz indirekt oder auch direkt daran mitwirkten. Im Stadtarchiv Stuttgart und in anderen Archiven lässt sich die tiefe Verstrickung dieser Stellen in die Verfolgung an den Quellen untersuchen.
Die Diskriminierung und Ausgrenzung von Sinti und Roma in Europa, in Deutschland, ist alt und hat vor 1933 ebenso existiert wie nach 1945. Viele stereotype Vorurteile lassen sich schon im 15. Jahrhundert nachweisen. Im 19. Jahrhundert erhielt die Diskriminierung und Ausgrenzung eine damals als wissenschaftlich geltende Legitimation durch die entstehende Rassentheorie, die Menschen in unterschiedliche und unterschiedlich wertvolle sogenannte „Rassen“ einteilte. Ein Konzept, das wissenschaftlich nicht haltbar ist, das furchtbare Konsequenzen hatte, und das bis heute nachwirkt.

Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten intensivierte und radikalisierte sich die Ausgrenzung und Verfolgung immer mehr. Sinti und Roma wurden entrechtet, interniert, zwangssterilisiert, zur Zwangsarbeit gezwungen, und schließlich ins KZ deportiert und ermordet.

Heinrich Himmler, der Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei, hat im Dezember 1942 die Einweisung aller sogenannten „Zigeunermischlinge“, sogenannter „RomZigeuner“ und Angehöriger sogenannter zigeunerischer Sippen balkanischer Herkunft“ in ein Konzentrationslager angeordnet. In AuschwitzBirkenau wurde im Lagerabschnitt B II ein aus 32 Baracken bestehender Bereich B IIe abgetrennt, dort wurde das sogenannte „Zigeunerlager“ eingerichtet. Am 15. März 1943 erfolgte die Deportation der Sinti und Roma aus Stuttgart. Transporte aus Mannheim, Mosbach, Heilbronn und Karlsruhe folgten in den darauffolgenden zwei Wochen.

Ca. 24.000 Sinti und Roma wurden nach AuschwitzBirkenau deportiert. Als der Bereich B IIe Anfang August 1944 aufgelöst werden sollte, lebten davon kaum noch 3.000. Etwa 1.000 von ihnen wurden in andere Lager deportiert, die übrigen ermordet.                           

Insgesamt fielen dem Porajmos, dem Holocaust an den Sinti und Roma, noch sehr viel mehr Menschen zum Opfer: bis zu 500.000 Sinti und Roma wurden ermordet. Die Diskriminierung und Verfolgung der Sinti und Roma war mit dem Ende des zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Herrschaft jedoch nicht zu Ende.  „Wiedergutmachung“ und „Entschädigung“ sind problematische Begriffe, denn wie lassen sich solche Verbrechen wieder gutmachen, wie lässt sich solches Leid entschädigen? Aber für die Sinti und Roma gab es nicht einmal den Versuch einer Wiedergutmachung und Entschädigung, es gab keine Anerkennung des ihnen widerfahrenen Unrechts, des von ihnen erlittenen Leids. Eine Entschädigung konnten Verfolgte erhalten, die aus politischen, rassischen, religiösen oder weltanschaulichen Gründen verfolgt worden waren. Dazu hätten die Sinti und Roma zählen müssen. Der Ausdruck „Zigeunermischlinge“ belegt die eindeutig rassistische Motivation der Deportationen ins Lager AuschwitzBirkenau. Verwaltung und Justiz der Nachkriegszeit leugneten jedoch die rassistische Motivation und behaupteten, die Verfolgung der Sinti und Roma habe seinen Grund in deren ich zitiere „Kriminalität und Asozialität“ gehabt. Die Formulierungen, die sich in Erlassen und in Gerichtsurteilen aus den 1950er Jahren finden lassen, knüpften nahtlos an die NSZeit an. Antiziganistische Vorurteile wurden nicht verschämt, nicht unter der Hand oder am Stammtisch artikuliert, sondern höchstrichterlich. Die Entschädigungspraxis wurde so von den überlebenden Sinti und Roma vielfach wie eine zweite Verfolgung erlebt. Erst in den 60er Jahren änderte sich die Rechtsprechung zu spät für viele Sinti und Roma, die nicht mehr lebten, oder die sich dieser Erfahrung nicht ein zweites Mal aussetzen wollten.

Dr. Katharina Ernst
Direktorin
Kulturamt Stadtarchiv

Butscha
Ein Versuch – Grohmanns „Wettern der Woche“

Butscha: Ein Versuch – Grohmanns "Wettern der Woche"

Peter Grohmann: Das Wettern der Woche für den 5.3.2022

Napalm? Butscha – das kennen wir aus Vietnam, als die Armee der Freien und Gleichen mit Flammenwerfern die Hütten niederbrannte, in die sich die Menschen geflüchtet hatten – Alte, Frauen, Kinder, Familien. Das war gestern. Doch Klartext für heute: Wer die Zahl der Toten, der Ermordeten, der Opfer des „Westens“ benutzt, um Putins Kriegsverbrechen zu verkleinern, ist moralisch bankrott.

Amnesty International hat im Laufe des russischen Überfalls Angriffe des russischen Militärs auf die zivile Infrastruktur dokumentiert – auch auf Schulen, Krankenhäuser, Kindergärten und Wohnviertel. Über die Zahl der Opfer ist das meiste bekannt. Im Norden der Ukraine hat AI u.a. einen Angriff mit Streumunition auf eine Schule dokumentiert, bei einem gezielten Fliegerangriff auf eine Gruppe Hungernder, der um Essen anstand, wurden 47 Zivilpersonen getötet. AI kann belegen, dass die russischen Streitkräfte wahllos mit Streumunition, mit Waffen von großflächiger Wirkung wie ungelenkten Fliegerbomben (dumb bombs) und Salven von Mehrfach-raketenwerfern (MLRS) auf Städte, Gemeinden und dichtbesiedelte Gebiete die Infrastruktur des täglichen Lebens der Zivilbevölkerung zerstören.

Wahllose Angriffe, bei denen Zivilpersonen getötet oder verletzt werden, stellen Kriegsverbrechen dar und verstoßen gegen das humanitäre Völkerrecht und internationale Menschenrechtsnormen. Aber:

Der Internationale Strafgerichtshof, eingerichtet von den Vereinten Nationen 1998, dokumentiert, untersucht und sühnt zwar schwerste Verbrechen des Völkermords, gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und das Verbrechen der Aggression. Doch Staaten wie die USA, Russland und China haben das Statut nicht ratifiziert – und damit die Kompetenz des Gerichts nicht anerkannt.

Ob anerkannt oder nicht: Die Kriegsverbrechen von gestern sind selten oder nie sanktioniert worden, von Babi Jar über My Lai, vom Ungarnaufstand 1956 über den Algerienkrieg nach Grosny, von Halabja nach Chile oder Argentinien oder Prag. Wie militärische Lösungen heute aussehen, könnte die Welt, wenn sie wollte, in Afrika besichtigen, in Afghanistan, Syrien, im Jemen, in Äthiopien, im Sudan – und morgen in der Ukraine, wenn die Bilder nicht mehr zensiert werden.

Tod und Terror, Ruinen, zerstörtes Land, Folter, Vergewaltigung, Totschlag und Massenmord sind Kriegsalltag – auf allen Seiten. Butscha ruft uns das vielleicht in Erinnerung, und vielleicht auch, dass die direkt und indirekte Beteiligten Atomwaffen haben. Sprechen wir mit unseren Schwestern und Brüdern.

Peter Grohmann (peter-grohmann@die-anstifter.de) ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Zeig, dass du für den Frieden bist
Ein Friedensband, ein Zipfel Frieden…

Gestern schrieb uns AnStifterin Dorothea Schulze folgende Mail:

Diese Aktion haben sie sich in Italien ausgedacht, meine Schwester hat sie mir geschickt und Peter Grohmann hat sie dankenswerterweise aufgegriffen. Er hat mir heute zugesagt, Flyer drucken zu lassen. Ich hab auch jede Menge weiße Stofffetzen…
Es ist eine Möglichkeit, ein Zeichen zu setzen gegen zu
setzen gegen Aufrüstung und Krieg.

Der Text des Aufrufes:
Zeig, dass du für den Frieden bist: Ein Friedensband, ein Zipfel Frieden…

Der Krieg dauert an, er hat getötet und tötet weiter. Er wird auch dann noch andauern, wenn das Militär und dessen Strategen beschließen, dass er beendet ist …
Der Krieg wird in der Trauer der Überlebenden und in den verstümmelten Körpern vieler Menschen weiter leben, er wird in den Explosionen der Bomben zu hören sein,
er wird aus den Trümmern der Häuser zu dir sprechen. Wir wissen, dass viele auch bei uns für diesen Krieg sind.

Wir setzen daher ein sichtbares Zeichen gegen den Krieg, unser Nein,
das weiße Friedensband als Zeichen aller, die diesen Krieg verabscheuen, aller, die wissen, dass Krieg keine Probleme löst. Nirgends. Krieg ist ein Verbrechen.

Um das zu zeigen, heften wir ein Stück weißes Stoff an unsere Taschen, an unsere Jacken und Mäntel, an unsere Briefkästen, Türen, Balkone, in die Fenster, an Autoantennen, an den Kinderwagen oder die Schultasche…
Ein Zipfel Frieden, ein Friedensfunke: das weiße Friedensband.

Wenn viele von uns dieses Friedenszeichen zeigen, wird man nicht länger behaupten können, dass alle im Krieg ein Instrument der Konfliktlösung sehen.

Zeigt, dass ihr für den Frieden seid!
Zeigt es in den Kommunen, den Büros. am Arbeitsplatz, in Sportvereinen, Kirchen, Universitäten und Schulen: Ein weißer Streifen für den Frieden.

Leite den Aufruf weiter. Er kommt von Emergency Italien, einer humanitären
Nichtregierungsorganisation, die zivilen Armut- und Kriegsopfern medizinische Hilfe leistet und wurde 1994 von Dr. Gino Strada gegründet.

Ein Hauch von Frieden | Primo Levi Gymnasium

v.i.s.d.p. peter-grohmann@die-anstifter.de

 

Offener Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

Foto: /challengepower.info

Seit langer Zeit setzen wir uns für die Freilassung des Journalisten Julian Assange ein.
Die engagierte Rede des
Bundespräsidenten zur Pressefreiheit bei der Verabschiedung von ZDFIntendant Bellut ermuntert uns, FrankWalter Steinmeier zu bitten, sich für die Freilassung von Julian Assange einzusetzen.
Deshalb
haben wir heute, dem 12. März 2022, einen Offenen Brief an Bundespräsident FrankWalter Steinmeier gesendet:

Offener Brief der AnStifter an
Bundespräsident Frank
Walter Steinmeier
Setzen Sie sich für die Freilassung von
Julian Assange ein

Sehr geehrter Herr Bundespräsident FrankWalter Steinmeier, mit Ihrer Rede zur Verabschiedung von ZDFIntendant Bellut haben Sie Grundpfeiler der Pressefreiheit beschrieben:

Wer das Licht der Information aussperren muss, der braucht offenbar Finsternis für das, was er tut. Berichterstattung zu verbieten, ist aus meiner Sicht ein Zeichen der Schwäche. Und ein Eingeständnis, das etwas geschieht, was nicht gesehen werden soll.

Pressefreiheit ist Autokraten und Populisten ein Dorn im Auge.

Pressefreiheit ist das Gegengift zum totalitären Wahn – zu dem Wahn, die Hoheit über die Gedanken von Menschen zu erlangen.

Der Mut von Journalisten ist „die Steinschleuder gegen
Unterdrückung und Propaganda“.

Als Bundespräsident stehe ich vor der Vierten Gewalt in großem
Respekt, aber auch im Wissen um ihre große Verantwortung für die Demokratie.

Diese Ihre Aussagen zur Pressefreiheit unterstützen wir und verstehen sie als aktuellen Aufruf an Verlage und Herausgeber, an Intendanten und Chefredakteure, an Journalistinnen und Journalisten, an Politikerinnen und Politiker, nicht zuletzt an uns Bürgerinnen und Bürger, sich für die Freiheit der Presse einzusetzen, für diesen für die
Demokratie existenziellen Pfeiler.

Deshalb treten wir an Sie mit dem Appell heran, sich mit all Ihrem Einfluss für die Freilassung des in einem Londoner Gefängnis eingesperrten Journalisten Julian Assange einzusetzen. Sein „Verbrechen“ besteht lediglich darin, Informationen über Verbrechen gegen die Menschlichkeit öffentlich gemacht zu haben. Die Freilassung von Julian Assange wäre ein Erfolg bei der Durchsetzung, der von Ihnen formulierten Maßstäbe.

Wir danken Ihnen im Voraus für Ihre Bemühungen.

Mit freundlichen Grüßen

Die AnStifter – InterCulturelle Initiativen e.V.
Der Vorstand
Manfred Scheifele, Dr. Klaus Kunkel, Hermann Zoller

#noafd in Herrenberg

Unser Kollege Schmidt war am 23.1.22 in Herrenberg und hat die Kundgebung der #noafd und den großen Gegenprotest dokumentiert.

Anhänger*innen der AfD vor der Stadthalle in Herrenberg

Das Bündnis „Herrenberg bleibt bunt“ rief zu einer Menschenkette unter dem Motto „Zusammenhalten in Pandemiezeiten – Menschenkette für
Demokratie und Solidarität“ auf.

Alle Fotos: Schmidt

Mehr Bilder von den Protesten gibt es auch der Website des Gäuboten zu sehen: AfD-Kundgebung und Gegendemonstrationen (gaeubote.de)

 

Schnee im Sommer

Werner Ehrlich: 23. Juni 1948 – 12. Dezember 2021

Er war über Jahrzehnte einer der originellsten, scharfsinnigsten, unermüdlichsten und einfallsreichsten Kulturorganisatoren Dresdens. Er war Partisan unter den Kulturarbeitern, Pirat zwischen den Apparaten, Eulenspiegel unter den Bürokraten, Visionär im Tal der Ahnungslosen, Schelm im Dickicht der Verordnungen, Überwinder der Trägheit, Zauberer des Unmöglichen. Mit ihm war Kultur subversiv und Kunst kreativ.

Werner Ehrlich erfand Schnee im Sommer, Jazz im Boxring. Kulturelle Interessen-gemeinschaften, Esel für die Polit-Kirmes, die Experimentierbühne im Dresdner Zwinger, Picknick im Plattenwerk, Grafik im Espresso, Gemäldetransporte per Anhalter, Johannstädter Elbfeste und Plakate ohne Druckgenehmigung. Er gehörte zu den Mitbegründern der Dresdner AnStiftung, war Aktiver Macher + Denker beim Wendefest und dem Dresdner AnStifter-Friedenspreis, Motor unserer Ost-West-Begegnungen Stuttgart trifft Dresden, dem Stadt-Kulturspaziergang über_brücken mit Jochen Stankowski und vielen weiteren politisch-kulturellen Initiativen, die das Land gegen den Strich bürsten.

Er konnte ein Lied singen von Parteiverfahren, Auschlüssen, Abmahnungen, Ignoranz, Verachtung, Kleinmut und alter wie neuer SpießbürgerInnen.
Er machte Unmögliches möglich.
Ein Kommunist, der jetzt im Himmel auf uns wartet. Ich hoffe, er hat Zeit.

In Erinnerung an den ehrlichen Menschen denken wir an unsere FörderInnen und Freunde – stellvertretend für viele weitere: An Barbara Rockenbauch / Susanne Rinne / Enrico Pieri / Menne Maier / Pit Luz / Marc Hoh / Desmond Tutu / Doris Neu / Wolfgang Brunner / Inge Jens / Irmela Grämkow / Rainer Roth / Peter Dübbers / Gabi Dreiss / Andreas Henschel / Heinz Witthoeft / Guillermo Aparicio / Gangolf Stocker / Uwe Dreiss / Ilse Günther / Raimund Thum / Hans Hermann Frese 

Peter Grohmann, 7.1.2022

Alles wird knapp – und Scheißen wird teurer – Peter Grohmanns „Wettern der Woche“

Die Meldungen überschlagen sich: In Hongkong war die Wahlbeteiligung ähnlich niedrig wie im hessischen Griesheim bei den Kommunalwahlen, und der alte Besenbinder Friedrich Merz konnte mit seiner alten Bürste fast die die Zwei-Drittel-Hürde der eigenen Partei kapern. Chapeau, wie meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen würde. Dort gelingt das heute nur noch der AfD.

Und nun komm, du alter Besen! Nimm die schlechten Lumpenhüllen, bist
schon lange Knecht gewesen: Nun erfülle meinen Willen! Schau’n wir mal. Wenn von Bürsten die Rede ist, kann das Klo nicht weit sein: Doch auch hier nur Stänkereien und Horror: Die Klopapiere von Zewa, Tempo und Türk sollen 20 % teurer werden. Mein Rat: weniger Scheiße bauen, sonst wird das Spiel abgebrochen wie beim MSV in Duisburg. Dort hatten Zuschauer den Profispieler Aaron Opoku mit Affenlauten beleidigt – in Osten der Republik
Alltag auch ohne Fußball. Ein falsches Wort – und der Schiri greift sich das Leder. Anders gesagt: Vorsicht! Und unsere Jungs müssen selbst im Ausland vorsichtig sein – oder die Falle im Baltikum schnappt zu und sie sind nicht dabei, wenn’s losgeht. Beim PzGrenLehrBtl 92, in Litauen stationiert, ist es zu sexueller Nötigung, Rassismus und Antisemitismus gekommen – Alltag bei der Truppe wär‘ zu viel gesagt, aber es geht in die Richtung. Jedenfalls gab’s negative Schlagzeilen, und die sind schwerer zu ertragen als Antisemitismus!

Die deutsche Einheit soll deshalb neu organisiert werden, versichert die
Bundeswehr. Damit hatte schon Willy Brandt in den Sechziger Jahren Erfolg. „Die Sicherheit des Gegners Teil unserer eigenen Sicherheit“, sagte er wieder und wieder, bevor ihn Ruth verließ. Eine völlig vergessene Erkenntnis. OK, inzwischen ist viel Wasser die Leine und die Flüsse der Ukraine, Georgiens und Moldawien heruntergeflossen. Heute stehen die Aussichten, dass die drei Länder über kurz oder lang (aber noch vor dem nächsten Krieg) Nato-Mitglied werden, relativ gut. Die Nato und die USA haben es jedenfalls diesen drei russischen Nachbarstaaten in die Hand hinein versprochen. Unter den 30 Mitleidsstaaten sind längst schon 6 europäische Länder des ehemaligen Warschauer Pakts, 3 frühere Teilrepubliken der ehemaligen Sowjetunion und 4 frühere Teilrepubliken des ehemaligen Jugoslawiens. Anders gesagt: Die Sache mit dem „Wandel durch Annäherung“ hat geklappt. Brandt bekam vor 50 Jahren den Friedensnobelpreis umsonst, Putin ist ein Kriegstreiber – und
jetzt ist aber Ruhe im Karton, sonst wird zensiert.

Und innenpolitisch? Da ist vor dem nächsten Lockdown nur zu berichten,
dass Quer- und Impfdenker den Obrigkeiten von Scholz bis Kretschmann und von Polizei bis Ordnungsämtern tagtäglich abstandslos und maskenfrei auf der Nase herumtanzen – trotz Versammlungsverbot. Die neue antiautoritäre Rechte spielt von der Maaß bis an die Memel Hugoles mit dem Gesetz.

Rettet unsere Kinder – denn die Sippschaft tritt nun aus dem Schatten.


Peter Grohmann (peter-grohmann@die-anstifter.de)

ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts www.die-anstifter.de

BELARUS – DEMOKRATIEMÄRCHEN – Postkartenaktion mit Unterstützung der AnStifter

 

BELARUS – DEMOKRATIEMÄRCHEN

Belarus – Demokratiemärchen“ ist eine von den AnStiftern unterstützte künstlerisch-politische Aktion von InterAKT Initiative, die beinhaltet:

  • einen animierten Kurzfilm nach einer Geschichte von Anna Bakinovskaia. Der Film wird am 24. Dezember 2021 digital auf social Media Plattformen (YouTube, Facebook), sowie auf http://interakt-initiative.com veröffentlicht werden. Wir hoffen so viele Menschen wie möglich (sowohl in Belarus und Deutschland, als auch darüber hinaus) zwischen dem 24. Dezember 2021und dem orthodoxen Weihnachtsfest am 6. Januar 2022 zu erreichen.
  • eine Initiative mit 1000 Postkarten an die Inhaftierten in Belarus:

1. Zur analogen Verbreitung in Stuttgart und Esslingen: wir verteilen Kartensets zum selber Schreiben und Weitergeben: „Du bist mein*e gut*er Freund*in. Ich gebe dir 15 frankierte und ready-to-go Postkarten, eine verschickst du selbst, 14 gibst du an gute Freund*innen weiter“. So hoffen wir 1000 Postkarten an 1000 Inhaftierte schnell zu versenden.

Im Büro der AnStifter in der Werastr 10 in Stuttgart ist ein Vorrat dieser Postkarten vorhanden und kann zu unseren Geschäftszeiten dort abgeholt werden.

2. Eine digitale Version in Kooperation mit politzek.me als Ergänzung zum Kurzfilm.

InterAKT Initiative (interakt-initiative.com)

Zum Tod von Enrico Pieri – Aus Hass wird Hoffnung

Hallo liebe FreundInnen von Sant Anna di Stazzema,

hier die Berichterstattung über die Aufbahrung von Enrico am 11. Dezember in der Kapelle des Croce Verde in Pietrasanta und der Feierlichkeit zur Urnenbestattung am Sonntag den 19. Dezember in Sant Anna, den uns Jenö Egan-Krieger zugeschickt hat.

Aus Deutschland war zu mindestens sein langjähriger Rechtsbeistand, die Anwältin Gabriele Heinecke aus Hamburg, anwesend.

Saranno disperse a S.Anna le ceneri di Enrico Pieri

Es wird keine Beerdigungszeremonie geben, aber Enrico Pieri hatte den Wunsch geäußert, dass seine Asche in S. Anna beigesetzt wird, an den Orten, an denen er zum historischen Gedächtnis geworden war.

Dies bestätigte auch der Bürgermeister von Stazzema, Maurizio Verona, der sich zu den vielen Menschen gesellte, die Enrico in der Kapelle des Croce Verde di Pietrasanta, einer Vereinigung, der Pieri angehörte, die letzte Ehre erweisen wollten.

Der Bürgermeister erinnerte auch an Enricos Engagement für die Weitergabe europäischer Werte an die jüngeren Generationen, wofür er 2011 mit dem Titel „Europäischer Bürger des Jahres“ ausgezeichnet wurde.

Hier der Beitrag zur Urnenbeisetzung

Zum Tod von Enrico Pieri: Aus Hass wird Hoffnung – Baden-Württemberg – Stuttgarter Zeitung (stuttgarter-zeitung.de)

Ein Tag im Leben mit Enrico Pieri – Eine nachgerufene Liebeserklärung

Ich erreiche am 19. April 2013 mit der Bahn frühmorgens Pietrasanta. Enrico Pieri holt mich ab: Mit seiner Ape, seinem motorisierten Lastentier. Mein Koffer landet auf der Pritsche, darauf schon das vorbestellte Fahrrad. Ab in die Pension Villa Elena in Forte di Marmi. Enrico fragt kurz, ob alles gut gegangen ist im Nachtzug. Er lädt eigenhändig ab. Ich bin angekommen.


Kurze Pause. Wir starten nach Valdicastello. Natürlich mit der Ape. Sie kennt bereits die Strecke Pietrasanta – Valdicastello Centro – Valdicastello Oliveto – Sant’Anna und zurück in- und auswendig. Für Enrico Alltag.

Enrico stoppt. Er gibt mir den Auftrag, beim Musikalienhändler eine Zeitung zu kaufen. Hier gibt es wirklich alles für alle. Ich frage Enrico , welche Zeitung denn. Seine Instruktion: Die UNITÁ.

Die Unità gab es seit 1924. Sie war das das offizielle Organ der Kommunistischen Partei Italiens bis zu deren Auflösung 1991. Das Blatt existierte mit Unterbrechungen weiter noch bis 2017.

Gegenüber das Geburtshaus des italienischen Dichters und Schriftstellers und Dichters Giosuè Carducci, geboren 1835. Träger des Nobelpreises für Literatur 1906. Der Literaturprofessor, Teil des gehobenen Bildungsbürgertums, ein Reaktionär? Enrico, nach seinen eigenen Worten selbst minimal gebildet, klärt mich auf: Der Mann war
Atheist, Freimaurer, Anhänger der Republik …

Weiter geht’s zum Lokal eines Arbeiterclubs, Treffpunkt zu fast jeder Tages- und Nachtzeitzeit, Ort für den kurzen Espresso, den Blick in die Tageszeitung – oder das Studium der Sportgazetten. Und für den Austausch über Alltägliches, Fußball und Politik. Noch wenig los, Enrico ist mit allen gut bekannt. Sein Freund und Mitstreiter Enio
Mancini trifft auch ein. Freudige Begrüßung.

An den Wänden Konterfeis von Che Guevara, programmatische Plakate der ARCI, ein Freizeit- und Kulturverein mit politischem Anspruch: Frei denken, solidarisch handeln. Über den Bildschirm gehen die Sportprogramme von Sky und den Berlusconi-Sendern.

Für mich ein Flashback der besonderen Art zu den Debatten über den Eurokommunismus der Siebziger-Jahre, speziell den Weg der KPI. Sie brachte scheinbar Unvereinbares zusammen: Pro Parlamentarismus, contra Kapitalismus.

Enrico hat nie vergessen, woher er gekommen ist. Er fühlte sich zeitlebens an der Seite der „kleinen Leute“. Vor allem auch derer, die in den Bergen hinter Pietrasanta in bitterer Armut gelebt hatten und nicht nur in Sant’Anna durch die deutschen Kriegsverbrechen in noch tiefere Existenzkrisen gestürzt worden waren. Für ihn gehörten Gerechtigkeit im rechtlichen und im sozialen Sinne untrennbar zusammen.

Weiter mit der Ape zu Enricos Oliveto: Sein Olivenhain ist sein zweites Zuhause, sein persönliches Paradies. Hier kann er schweigen, hier kann er reden, mit den Katzen, vielleicht auch mit den knorrigen Olivenbäumen, die gelegentlich Menschengestalt anzunehmen scheinen.

Ohne viele Worte zu machen, arbeiten wir ein paar Stunden zusammen, ich grabe um, er pflanzt, gießt und erntet. Frische Zitronen, reines Olivenöl, aromatischer Honig landen in meinem Reisegepäck.

Es ist Mittagszeit: Auf dem Weg nachhause besuchen wir noch verschiedene befreundete Handwerker und Künstler, so auch ein Atelier, in dem Marmorskulpturen hergestellt werden. Enrico , der Sohn eines Minenarbeiters, ein wenig stolz im Dialog mit dem Meister. So werde ich am nächsten Tag noch einen Kunst-Metallgießer und den Chef eines Marmorsteinbruchs kennenlernen …

Zum Mittagessen gibt es Polenta und Rotwein, schon vorher zur Begrüßung und nach dem Espresso Fiorenzas selbstgemachten Limoncello.

Nach kurzer Mittagsruhe bringt uns die Ape hoch nach Sant’Anna. Dort warten schon viele junge Leute auf ihn. Stets wie zum ersten Mal erzählt er seine Geschichte vom 12. August 1944: Wie die Waffen-SS brüllend das Haus der Familie stürmte und alle seine Angehörigen (und weitere Personen) erschoss. Wie er sich mit Hilfe eines Mädchens verstecken konnte und überlebte. Wie er damit zurechtkommen musste, im Alter von zehn Jahren als einziges Familienmitglied überlebt zu haben.

Er zeigt den Schüler*innen sein Elternhaus. Inzwischen hat er es der Gemeinde Stazzema geschenkt, um dort eine Begegnungsstätte für Jugendliche einzurichten.

Wir besuchen die Gedenktafel für Enricos Familie oben am Ossario. Am 12. August 1944 hatte Enrico seinen Vater Natale, seine Mutter Irma, im vierten Monat schwanger, und seine beiden Schwestern Luciana und Alice verloren.

Später spricht er vor und mit einer weiteren Gruppe Jugendlicher. Das Besondere daran: Mit ihm zusammen tritt der Militärstaatsanwalt Marco de Paolis auf. Dieser hatte den Prozess gegen zehn Täter in La Spezia auf den Weg gebracht. Er ist auf vielen Gedenkveranstaltungen anwesend und zeigt den Überlebenden und Hinterbliebenen nicht nur von Sant’Anna seine Solidarität. Davon konnten wir in Baden-Württemberg nur träumen.

Enrico verabschiedet alle persönlich mit Handschlag. Übrigens redet er stets frei, ohne Manuskript. Vor Schüler*innen, Studierenden und Professoren, auf Veranstaltungen mit vielen Menschen. So auch 2013 vor 800 Leuten in Stuttgart oder vor Staats- und Bundespräsidenten in Sant’Anna und Rom.

An diesem Tag feiert Enrico seinen 79. Geburtstag. Gäste kommen und gratulieren. Es wird gefeiert im Arbeiterclub in Valdicastello. Es gibt Spaghetti Aglio e Olio.

Enrico bleibt auch hier, wie in seinem ganzen Leben, ein bescheidener Mensch. Dadurch und mit seiner menschlichen Wärme sowie seinen scheinbar einfachen, aber werthaltigen Botschaften erreicht und beeindruckt er viele, besonders junge Menschen außerordentlich – nicht nur für den Augenblick.

Danke, Enrico – und leb wohl!

Eberhard Frasch
10. Dezember 2021

Alle Fotos: Eberhard Frasch

Grohmann wettert gegen Böhmermann

Böhmermann, böser Mann …

Was sich der ZDF-Star-Kabarettist des ZDF Jan Böhmermann dieser Tage erlaubte, geht auf keine Kuhhaut! Nicht nur das. Das ZDF-Magazin Royal war schlicht Gotteslästerung! So was gefährdet die Ampelkoalition, schändet den grünen Aufbruch und stört den Weihnachts-, ja den Völkerfrieden! Nicht umsonst will z.B. Recep Tayyip Erdoğan schon lange nichts mehr von Jan wissen und bis zur letzten Patrone kämpfen, um dieses Kriegerdenkmal zu schleifen. Und Tayyip ist nicht irgendwer, sondern ein enger Verbündeter, der unsere Grenzen sauber hält. Zurück zu ZDF-Royal letzte Woche: Die Grünen sind eine ganz normale Partei, die Ideale und Wahlversprechen vergisst, behauptet der Satiriker – aber kein Wort darüber, dass auch alle anderen Parteien ihre Wahlversprechen vergessen! Kein Ton zu den Linken, die über Wagenbach und Marx längst vergessen haben, dass sie in der DDR einst fast 95 % der Stimmen erhalten haben. So etwas muss doch einen Grund haben! In 14 von 16 Ländern der Republik hätten die Grünen in den letzten Jahren mitregiert, außer in Bayern und Mecklenburg-Pommes. Die Partei, so einer der unweit hergeholten Vorwürfe, sei mitverantwortlich für Hartz IV und den beherzten Einsatz im Kosovo-Krieg. „Grüne Politik passt zu allem – wie ein schwarzes Top oder Ketchup,“ sagt Böhmermann. Und dass die hessischen Grünen etwa gemeinsam mit der CDU NSU-Akten unter Verschluss halten, geschieht nur zu unserem Besten und damit nichts rauskommt. Böhmermann hat großes Glück, dass es bei uns noch die Pressefreiheit gibt – wenn auch sehr spät abends Meine Empfehlung: Machen Sie sich Ihr eigenes Bild über Böhmermann und ZDF-Royal, noch jeden Freitag! Wer weiss …

Korruption ist legal. Wenn sie klug daherkommt, kann sie gern steuerlich geltend gemacht werden, heisst aber bissel anders, wie das Beispiel S 21 zeigt. Die englische (!) Financial Times machte jüngst darauf aufmerksam – zwei Whistleblower hatten dem Blatt gesteckt, dass dem Bahnprojekt durch korrupte Ingenieure etwa 600 Millionen EU Mehrkosten entstanden seien. Bitte? 600 Mio? Wo lebt Ihr denn, Leute! Bei Stuttgart 21 geht’s um Mehr-kosten von 6 -10 Milliarden, da zahlt die Stadt die 600 aus der Hosentasche! Die AnStifterin Petra Reski machte jüngst beim Thema 21 wieder mal auf die ‘Ndrangheta aufmerksam – und die italienische Antimafia-Behörde DIA hält in ihrem jüngsten Halbjahresbericht fest, dass Deutschland für die Mafia vor allem der Geldwäsche diene, unter anderem über Immobilien. Wenn Sie sachdienliche Hinweise haben, wenden Sie sich an KONTEXT oder gern direkt an jochen.bernhard@menoldbezler.de, den Antikorruptionsanwalt der Landeshauptstadt. Geht auch anonym.

Peter Grohmann (peter-grohmann@die-anstifter.de)
ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts http://www.die-anstifter.de

Wettern der Woche
Impfskeptiker? Sterben und sterben lassen!

Impfskeptiker? Sterben und sterben lassen! – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Impfskeptiker? Sterben und Sterben lassen!

Polizeigewalt, Rechtsradikalismus und Flüchtlingsschutz – das sind vielleicht die drei größten Baustellen der runderneuerten Regierung – ohne Bauzaun. Im Grund genommen ist das ja alles Polizeiarbeit, und vieles muss man gottlob nicht mal selber machen. Das Ertränken im Mittelmeer übernimmt in der Regel Frontex; die Jahresgehälter liegen bei rund 200 000 EU. Nicht gerade viel, wenn man weiß, wie schwer es oft ist, einem Ertrinkenden beim Ertrinken zuzuschauen. Es ist selbstverständlich auch für einen guten Katholiken in Polen nicht eben leicht, Kinder oder Schwangere in den Nato-Stacheldraht Richtung Belarus zurückzuschubsen – aber Befehl ist Befehl, und wenn der es nicht macht, macht es ein anderer. Außerdem kann er ja beichten. Tut mit leid, Leute, aber so ist die Lage, und das alles kurz vor Weihnachten, wo es uns doch zu Liebe und Versöhnung drängt und bei uns
inzwischen sogar viele Türken Weihnachtsbäume in die gute Stube stellen. Andererseits ziehen immer mehr Bio-Deutsch neuerdings die Schuhe aus, bevor sie in ihre Wohnung treten. Das kenne ich sonst nur aus Sachsen, wo in jedem guten Haushalt vor der Wohnungstür für den Besucher ein Paar Potschen bereitstehen (Schlappen, wie man in Untertürkheim sagt). Daran erkennt man, wie weit die Entdeutschung bereits vorangeschritten ist. Da fehlen nur noch die feuerfesten wissenschaftlichen Belege, dass der Mensch doch vom Affen abstammt und den weiten Weg über Afrika und Sibirien ins Erzgebirge bis nach Annaberg-Buchholz auf sich genommen hat, um dort nicht geimpft zu werden.
Die höchste Zahl der Impfskeptiker lebt also nicht mehr in Afrika, sondern mehr oder minder unter sich und unterprivilegiert in Sachsen. Es sind lt. Studie Menschen mit geringem Einkommen, die als ArbeiterInnen oder Freiberufler tätig sind, zwischen 31 und 40 Jahre alt. Sie haben einen (bundesrepublikanischen!) Realschulabschluss und eine extrem starke Parteiensympathie für die AfD. Auf Gemeindeebene (Annaberg-Buchholz) liegt der Anteil dieser Bevölkerungsgruppe bei ca. 34 Prozent. Doch Vorsicht mit dem Bade: Dieses soziale Milieu gibt es natürlich auch bei uns, in Stetten im Remstal oder Heidenheim, in Sigmaringen oder Horb. Aber dort wird lieber CDU gewählt. Ist das ein Trost? In vielen erzgebirgischen Gasthäusern pfeifen Wirte und Gäste gemeinsam auf Impfpass, auf G2 oder 3 oder AHA. Test Test Test. Ja, ein hartes Völkchen – die erste Gebirgsbildung reicht 350 bis 250 Millionen Jahren zurück!
Wie sagt der Impfgegner im Osten oder Westen gern? Sterben und sterben lassen. Wenn’s hart auf hart kommt: Mein Omi Glimbzsch in Zittau kennt die Nummer der Pannenseelsorger: Sorgentelefon, 0800 – 086 72 53.

Peter Grohmann (peter-grohmann@die-anstifter.de) ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts www.die-anstifter.de und nächstes Mal am 16.11. in der Geißstraße 7 wieder auf der Bühne.

Anmerkungen zum Auschwitz-Appell der AnStifter und der Zusage der Bundesrepublik Deutschland, bis Ende 2021 bis zu 60 Mio. Euro zum Kapitalstock der Stiftung Auschwitz-Birkenau beizutragen


Zum Zeitpunkt der Gründung der Auschwitz-Birkenau-Stiftung im Jahr 2009 wurde davon ausgegangen, dass aus dem Stiftungskapital jährlich 4 -5 Millionen Euro erzielt werden müssen, um dem Stiftungszweck annähernd gerecht zu werden. Dazu sollte die Stiftung mit 120 Millionen Euro ausgestattet werden.
Zum 31.12.2018 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) belief sich das Stiftungsvermögen auf 111 Mio Euro. Das angestrebte Ergebnis wurde bisher in keinem Jahr erreicht. Im Gegenteil. Aufgrund der aktuellen makroökonomischen Lage vermindern sich die zu realisierenden Erlöse.
Konnten 2016, bei 10 Mio Euro weniger Stiftungsvermögen und ungünstigerem Wechselkurs, noch 11,8 Mio PLN ( 2,7 Mio Euro) erzielt werden, so weist die Gewinn- und Verlustrechnung für 2018 nur noch einen Ertrag von 8,65 PLN (2,01 Euro) aus. Da sich die Verhältnisse an den Finanzmärkten auf absehbare Zeit voraussichtlich nicht wesentlich ändern werden, risikoreicheres Agieren im Markt ggf. den Bestand der Stiftung gefährden könnte, wird angestrebt, das Stiftungsvermögen über die 120 Millionen Euro hinaus weiter aufzustocken. Die Bundesrepublik Deutschland leistet dazu mit bis zu 60 Mio Euro in den nächsten zwei Jahren einen Beitrag.
Aber: Selbst wenn das Stiftungskapital in kurzer Zeit auf 240 Millionen Euro anwachsen würde, wäre es eine äußerst sportliche Aufgabe, das 2009 gesteckte Ziel- einen Erlös von 4 -5 Millionen Euro – zu erreichen.
Es kommt hinzu, dass der Faktor Zeit eine wesentliche Rolle spielt. Je später die notwendigen Erhaltungs- und Restaurierungsarbeiten ausgeführt werden, um so aufwendiger und teurer werden sie sein.
Wir haben starke Zweifel, dass der Erhalt dieses Welterbes, dieses Ortes der kollektiven Erinnerung und Begegnung, der Aufklärung nur mit Hilfe der Stiftung mit ihrer derzeitigen und auch künftigen finanziellen Ausstattung zu gewährleisten ist.
Wir erwarten deshalb von der Bundesrepublik Deutschland und der neuen Bundessregierung, dass sie mit geeigneten Maßnahmen dafür Sorge tragen.
Dr. Klaus Kunkel für den Vorstand der AnStifter eV. und die Initiatoren und Unterzeichnenden des Auschwitz-Appells

Aktualisierung am 9.11.2021 
Die Kapitalausstattung der Auschwitz-Birkenau-Stiftung ist im letzten und diesem Jahr deutlich verbessert worden. Mit den 60 Millionen Euro Deutschlands (28,9 Mio Euro in 2020) und Zuwendungen anderer Staaten (u. a. Taiwan, Irland, Niederlande, GB, USA), privater Organisationen und Privatpersonen wird das Stiftungskapital Ende 2021 zwischen 175 und 180 Millionen Euro betragen. Das ist eine deutliche Annäherung an das Ziel, jährlich vier bis fünf Millionen Euro aus Kapitalerträgen für den Erhaltungaufwand der Gedenkstätte und des Museums zur Verfügung stellen zu können. (Auf den Jahresertrag 2020 hatte die bis dahin erfolgte Kapitalerhöhung noch keinen großen Einfluss.)
Es ist allerdings zu erwarten, dass Aufwand und Kosten zur Erhaltung in den nächsten Jahren weiter zunehmen werden, was auch einen höheren Kapitalertrag der Stiftung erfordern wird.
Es ist nach wie vor sehr ambitioniert bzw. fraglich, ob mit dem jetzt vorhandenen Stiftungskapital in der aktuellen Finanzmarktsituation ein Erlös von vier bis fünf Millionen Euro erzielt werden kann.
Wir erwarten deshalb, dass die Bundesrepublik Deutschland – über die Zuwendung an die Stiftung Auschwitz-Birkenau hinaus – weitere finanzielle Hilfe für den Erhalt von Gedenkstätte und Museum bereitstellt.Wir fragen uns ernsthaft, was die Bundesrepublik Deutschland daran hindert, für den Erhalt von Auschwitz-Birkenau zuverlässig eine jährlich wiederkehrende, den Erfordernissen genügende Finanzierung zu leisten?
Dass dies möglich ist, zeigt der Umgang mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Hier trägt die BRD zu einem guten Drittel das Budget des eingetragenen Vereins (2019 ca. 17 Mio Euro von 52 Mio Euro) durch die Erstattung seitens der Bundesregierung (Kriegsgräber), der Bundesländer (Gräberpflege Inland) und für Workcamps.

Das konvivialistische Manifest – Für eine neue Kunst des Zusammenlebens

Am vergangen Donnerstag diskutierte die Steuerungsgruppe der AnStifter nach einer Einführung von Ulrich Börngen angeregt und  kontrovers  über das konvivialistische Manifest.

Auf der Website http://www.diekonvivialisten.de/ heißt es zu diesem Manifest:

„Die globalen Probleme des Klimawandels, der Armut, der sozialen Ungleichheit oder der Finanzkrise erfordern ein Umdenken und veränderte Formen des Zusammenlebens. Viele Bewegungen, Initiativen und Gruppierungen suchen aktuell schon nach alternativen Wegen. Ihnen allen gemeinsam ist das Streben nach einer neuen Kunst, miteinander zu leben (con-vivere).

Als sich im Jahr 2010 Wissenschaftler_innen um Alain Caillé, Marc Humbert, Serge Latouche und Patrick Viveret zu einem Kolloquium in Tokio trafen, um über die Aktualität von Konvivialität und Konvivialismus zu debattieren, war noch nicht abzusehen, welche Resonanz diese Begriffe in den Folgejahren erfahren würden.

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