Redaktionelle Anmerkung

Bei den im Anstifter-Blog zum Ausdruck kommenden Meinungen handelt es sich ausschließlich um Meinungen der genannten, selbstverantwortlich handelnden Autoren und Autorinnen. Gegenreden, Kommentare zu und Zweifel an den hier erscheinenden Texten sind ausdrücklich erwünscht. Vorschläge für eigene Beiträge können über die Adresse blog@die-anstifter.de eingereicht werden.

Die Redaktion

Grohmanns Wettern der Woche – Tango korrupti

Endlich mal einen Minister verführen? 80 000. Oder nur ein Tête-à-tête
mit einer Staatssekretärin im Verteidigungsfall für 50 000? Oder doch alles
nur ein großes Missverständnis zwischen Recht und Links?
„Dass so einer nicht freiwillig zurücktritt, gehört zum System“, weiss
meine Omi Glimbzsch aus Zittau. Sie hat das Großdeutsche Reich, die
Weimarer Republik, Stalin, die Stasi und Doping im Profisport überlebt und
kennt die Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Medien mit Vornamen,
alle, die sich beim Ludwig-Erhard-Gipfel verbandeln. Die alte Glimbzsch
wehrt sich bisher erfolgreich gegen die „Meinungsführer Deutschlands, die
zu brennenden Themen unserer Zeit interessante Denkansätze und neue
Lösungswege“ meistbietend verkaufen: Sie hat genug. Wenn die halbwegs
seriöse ZEIT unwidersprochen behauptet, dass zahlungsstarke
Unternehmen bei Söders Ludwig-Erhard-Gipfel für 80.000 Euro exklusive
Gespräche mit Regierungsmitgliedern kaufen können, liest sich das wie
ein Märchen aus der Weimerer Republik. Auf der Müllhalde die Trennung
von Amt und wirtschaftlicher Betätigung, nix da mit Transparenz bei
politischer Einflussnahme, keine Chance für gleichen Zugang „zur Politik“,
Null Anstand in Sachen Lobbyismus: Ich glaub‘ mich tritt ein Pferd.
Erinnern Sie sich noch an den Strippenzieher und Masken-Dealer Jens
Spahn? Oder dass 2022 Abgeordnete von SPD, CDU und FDP auf Kosten
Steuerzahlerkosten zum israelischen Rüstungskonzern IAI reisten? Bissel
später bewilligten sie im Bundestag einen Millionenauftrag an genau
dieses Unternehmen. Stört’s wen? Eine Rheinmetall-Tochter bot
Abgeordneten Wahlkampfspenden an, während die über Aufträge für das
Unternehmen entschieden. „Wir stellten Strafanzeige wegen Korruption –
doch die Staatsanwaltschaft wertet die Spenden als übliche ‚Klimapflege‘,
schreibt uns https://www.abgeordnetenwatch.de/.
Meinungsführerschaft meint ja nur: Welche Meinungen erhalten auch
bei kommenden Wahlen solide Mehrheiten, in denen sich der Wille der
Geldgeber widerspiegelt? Also doch: Weimerer Republik.
Und gerade eben kommt eine neue Meldung rein: Die CDU hat eben
eine weitere Großspende erhalten: 500 000 EU. Der freundliche Spender
ist Stephan Schambach – 2023 sind Wahlen in Baden-Württemberg, da
heisst es vorzusorgen. Doch es bleibt dabei: Größter Einzelspender der
CDU ist die Deutsche Vermögensberatung. Die steht seit Jahrzehnten in
scharfer Kritik bezüglich ihrer Geschäftspraktiken. Schad‘ aber nix. Sie
gewinnen immer. Darauf einen CumEx!

Der Iwan kommt! – Grohmanns „Wettern der Woche“

Der Iwan kommt! – Grohmanns "Wettern der Woche"

Vor’n paar Jahren hätt‘ ich noch gezweifelt, aber jetzt bin ich mir sicher: Der Ivan kommt! Ob er heute kommt oder morgen kommt: Wer weiß?

Mich als Kriegskind (echt jetzt – da müssen Sie noch einiges nachholen!) hat Pistoriussens Volksruf an die Kriegstüchtigkeit wie ein Hammer von Merlin Hummel getroffen (Silbermedaille 2025, Tokio: 82 Meter). 

Kriegstüchtig – das war ein Aufruf, ach was, ein Weckruf an uns alle. Nach schweren Nachtsitzungen und Beschuss von Putin haben die drei Regierungsparteien CDU, CSU und SPD Nägel mit Köpfchen gemacht: Alle Männer ab 18 müssen sich ab Juni 2027 mustern lassen – egal, ob und wie sie sexuell, weltanschaulich oder modemäßig orientiert sind. Noch wichtiger: Ab sofort kann sich Jedermann freiwillig beim Bund, der Feuerwehr oder den Jungen Union zum Dienst melden. Wer halbwegs gesund ist, wird ausgebildet, bekommt 1 Führerschein und monatlich bis 2300 EU Stütze. Da wird sich jeder Bürgergeldempfänger die Finger lecken. Von den RentnerInnen, die für 45 Arbeitsjahre eben mal auf magere 1500 EU kommen, schweigen wir besser. Das ist nur die eine Seite der Kriegstüchtigkeit, die andere?

In meinen Kinderjahren gab’s Vorratshaltung für den Russenfall: Saure Gurken im Keller, Kartoffeln, Brennholz, getrocknetes Brot, das einen ab 1945 über den Russki und alte Nazis weghalf. Schützengräben wurden zugeschüttet, Bunker zu Hotels. Wie vorschnell! Ein gute Kriegstüchtigkeit setzt voraus, dass man z.B. bei einem Einkaufbummel erstens die Sirenen hört (Handy weg!) und sofort im Untergrund verschwinden kann. Alle Behörden und Rathäuser müssen kriegstüchtig werden – da braucht’s dort Luftschutzkeller und einen 10-Tage-Vorrat an Nahrung und Wasser (1,5 Liter/Tag/Mann). Klar, das gilt auch für alle Schulen, Unis, Krankenhäuser, Büros, Fabriken. Bei Altersheimen weiß ich jetzt nicht, was geplant ist.

Wer zu Hause ist, wenn der Russe kommt: Nicht aufmachen! Ab in den Keller. Allerdings verzichten mehr als 60 % der Bauherren auf den guten alten Keller und bauen lieber eine Garage. Das ist unverantwortlich, auch wenn noch offen bleibt, ob der übliche Hausbunker atombombensicher sein muss und wie man das prüft. Von ordentlichen Autobahnen, einer Kriegs-tüchtigen Bahn, dem Luftschutz kriegswichtiger Unternehmen (KraussMaffei, Diehl, Airbus), Kraftwerken mal ganz zu schweigen. Dazu und über den Schutz wichtiger Kulturgüter wie der Semperoper, dem Kölner Dom oder dem Geburtshaus von Hegel andermal mehr – auch zur Frage, wo denn um Himmelswillen Parlamente und Regierung im Kriegsfall unterkommen. Meine Omi Glimbzsch aus Zittau ist pragmatisch: „Vor 10, 15 Jahren braucht der Russe nich extra zu zu kommen!“

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts „Die AnStifter“

Plemplem in Belem – Grohmanns „Wettern der Woche“

Plemplem in Belem – Grohmanns "Wettern der Woche"

Der Urwald brennt, aber der Menschheit geht das am Arsch vorbei. Besser gesagt: Die direkt Betroffenen haben nichts zu melden, die Verursacher (neben mir, Putin, Trump, Merz und Dir) taumeln je nach Wetterlage von Glosse zu Glosse, von Dementi zu Dementi: Barbara saß nah am Abhang. So nah wie nie.

Die Faktenlage war noch nie so eindeutig“, schreibt Poema. Die Initiative ‚“Armut und Umwelt in Amazonien“ trommelt seit 30 Jahren mit den indigenen Völkern aus dem Urwald in die Metropolen und sagt: Leute, die zivilisatorische Krise mit ihren Auswirkungen auf Klima und Natur zerstört die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten! Hallo, geht’s noch? . Historisch und bis heute sind die Industrien des Globalen Nordens mit ihrem immensen Verbrauch an Rohstoffen dafür verantwortlich. Es wird im großen Stil geplündert, vernichtet, zerstört – im Globalen Süden. Dort, weit weg vom Tegernsee, geht die Ausbeutung der Natur radikal einher mit der Zerstörung von Ökosystemen. Tropische Regenwälder – brauchen wir das oder könn‘ die weg? Sie sind lebensnotwendig für das Gleichgewicht des Planeten. Ach nee! Doch, sogar Wissenschaftler und Fakten bestätigen das. Merke: Die Mächtigen haben mächtigere Mitläufer. Uns. Daher ist zu befürchten, dass sich der Globale Norden weiterhin verdrücken wird.

Wenn uns das nun nicht am Arsch vorbeigeht, wie meine Omi Glimbzschibn Zittau fürchtet, braucht es mehr Engagement von uns, mehr Einsicht, mehr Verstand. Viel mehr. Wenn wir allerdings ehrlich sind und unter uns, können wir zugeben: Unterm Strich ist es damit nicht weit her.

Wir kämpfen lieber gegen Wärmepumpen und für den Verbrenner: Freie Fahrt für freie Bürger. Fleisch auf dem Teller, Chemie in Lebensmitteln, Kreuzfahrten zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Augen zu und durch. Na klar – Grenzen dicht, Hungerleider bleiben besser daheim. Wir stricken Socken wie Anno Dunnemal für die Ostfront, spenden Tütensuppen von Knurr und Adventskerzen. Kriegstüchtig wolln mer sein, aber komm, Alter: „Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, sagte General Bastian zu Petra Kelly, bevor sie eine Pistole fanden. Oder wir halten’s mit Lula – mit links den Regenwald schützen und mit rechts nach Öl bohren. Nichts ist unmöglich.

Poema fragt: Was wird den Europäern im Gedächtnis bleiben, wenn sie ihr Alltag im Norden der Welt wieder im Griff hat? Wird es das zur Zeit aufgehübschte Stadtzentrum von Belem sein – oder die Favelas am Rande der Stadt? Werden es die schönen Parks sein – oder die offenen Abwasserkanäle? Werden es die Paläste der Reichen – oder die Hütten der Armen sein? Ich weiss. Du schwarz.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts „Die AnStifter“

… sagt mir jetzt grad nix – Grohmanns „Wettern der Woche“

… sagt mir jetzt grad nix – Grohmanns "Wettern der Woche"

Rund 1,3 Millionen Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren nutzen digitale Medien in riskantem oder krankhaftem Maße, Jungs sind spielsüchtig, Mädchen essen schlecht, alle sind psychisch auffällig, würden also bei der nächsten Musterung bei Breuer durchfallen. Abgesehen davon, dass die Jungs von heute eher kämpfen als tanzen wollen (weder noch in der Ukraine) und lieber den starken Maxe markieren. Das ist die Vorgabe unserer der Gesellschaft, die pocht auf Konsum-auf-Teufel-komm-raus: Ein wundersamer Ausstieg aus den Zukunftsängsten. Wissen und Glauben verbrüdern sich. Viele junge Menschen trauen den meisten politisch Verantwortlichen keine Lösungskompetenz zu, außer wenn sie blau sind. Beide.

Beim Thema Gewalt nähern sich die Jungs eher BILD an: Paar in die Fresse, wenn’s dir nicht passt. „Bild macht blöd“, sagten wir einst. „Peter Thiel noch mehr“, meint da meine Omi Glimbzsch aus Zittau. „Der Palantirer segelt doch im Windschatten von Donald Trump! Und mit im Boot sitzen Leute wie Drohbrind., Merz und Söder.“ Wenn man so will: Die drei größten Lügenbolde dieser Tage. Zu diesem Schluss kommt unsereins nach der Sichtung von Georg Restles „Monitor“ (30.10.25) – die Sendung ohne Maus überführt die drei Kryptochristen als Oberschwindler vor dem Herrn – vom Stadtbild (hatten wir schon) über Sozialbetrug bis zur Verachtung für Menschenrechte ist bei den drei Scheinheiligen alles dabei, was geeignet ist, die Mitmenschen schlecht zu machen. Nein nein, die drei sind nicht alleine – weder Grüne noch Sozi haben genug Arsch in der Hose, um mit Fakten zu kontern. Ja, komm, mach Gegenbeweis!

Richtig ist auch: Wir sollten nicht alles schlecht machen. Aber es Gutreden hilft nun mal oooch nischt. Es steigt die Zahl jener, die sich absichtlich oder aus Desinteresse kaum mit journalistisch aufbereiteten Nachrichten informieren, sondern sowas vor allem über Social Media beziehen – also? Eine Unterversorgung mit Nachrichten, Fach- und Sachinformation im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt. Was sagt uns das? Nicht nur die Schulen brauchen mehr Arsch in der Hose, wenn es darum geht, den Hitlerianern das Wort zu entziehen! Auch die Medien brauchen mehr Mut, der Realität ins fiese Gesicht zu schauen.

Hitler – ist das nich der Typ, der die Juden in den Senkel gestellt hat?“

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts „Die AnStifter“

Friedrich, mit graut vor Dir!

Friedrich, mit graut vor Dir!

Friedrich, dein Straßenbild täuscht! Hinter den Mauern, da wo euereins selten hinschaut, allenfalls aus weiter Ferne, herrscht Gewalt. Jeden zweiten Tag wird hinter den deutschen Gardinen einen Frau erschlagen: Von einem Mann. Das kann dir deine Familienministerin erzählen: Frauen, die Sexsklavinnen, Frauen, überproportional oft Opfer von Gewalt sind. Toxische Männlichkeit. Nie erreichte Gleichberechtigung. Widersprich mir nicht dauernd! Beim Thema echte gleiche Rechte standen in aller Regel eure Regierungen mit einem Nein auf der Matte. Kein Wunder – ihr steckt ja auch gesetzwidrigerweise Kinder in den Knast oder schiebt sie gleich ab ins Elend. Da hilft kein Klagen und kein Beten, weil’s stimmt!

Zugegeben, es sind die Kinder der anderen und ihre Eltern. Also die Kinder derer, die das gute alte deutsche Stadtbild zerstören. Welches Stadtbild? Nimm Dein Arnsberg und seinen Leerstand. Oder Gmund am Tegernsee, wo du dein Häuserl hat. „Im Ort finden Sie von liebevoll eingerichteten Dekorationsläden über Produkte des täglichen Bedarfs bis hin zu Trachten- und Kindermode alles, was das Herz begehrt“, heißt es auf der Website. Na also! Und wenig Migranten auf der Gass‘. Die schaffen Tag und Nacht in Kliniken, Pflegeheimen, als Müllmänner, als Nachtputzer in der Gastro oder als Reinigungskräfte der öffentlichen Toiletten. Aber viel legale Dekoration überall.

Zum Stadtbild von Merz & Co gehören 1,9 Millionen leerstehende Wohnungen. Oder 5000 geschlossenen Postfilialen, der zugemachte Bäcker, Metzger, Apotheker. Oder 500 000 Obdachlose. Da schau her: Auch Blutsbrüder von dir und mir. Sollen die sich im Park verstecken, wenn die Regierungskolonnen anrollen? Reden wir nicht über die 10 000 unseriösen Klos in den Schulen – da kann man wenigstens noch im Stehen pinkeln, anders als in deinen Innen- und Außenstädten, wo die Scheißhäusle abmontiert wurden: Zu teuer im Unterhalt. Reden wir nicht , über deine unwirtlichen, dunklen und dreckigen Unterführungen.

Ich glaube, die Fies- und Miesmacherei hat Methode. Sie kommt Götz Kubischek nahe, der heute im Rittergut von Schnellroda sinniert und morgen im Sportpalast gern jubeln tät. Er sagt: „Unser Ziel ist nicht die Beteiligung am Diskurs, sondern sein Ende als Konsensform, nicht ein Mitreden, sondern eine andere Sprache, nicht der Stehplatz im Salon, sondern die Beendigung der Party.“ Friedrich, entscheide dich.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts „Die AnStifter“

No Kings!?

No Kings! – Grohmanns "Wettern der Woche"

Wem ham’se die Krone jeklaut? Dem Donald, dem Doofen, dem Oberganoven, dem ham’se die Krone jeklaut!“ 60 Millionen Deutsche trauerten, fluchten, freuten sich und warteten auf die Wunder der neuen Republik. Zarah Leander und Joseph Goebbels fassen es 1942 in Worte: Ich weiss, es wird einmal ein Wunder geschehen!“ Das crazy.

Sieben Millionen Nord-Amerikanerinnen und ihre Freunde, die Internationale der Wandergesellen, waren in dieser Tage in 3000 Orten auf den Straßen der USA. Donald, der König, Postmeister und Sexualist, sitzt dennoch rechts fest im Sattel und kackt das Echo aufs Volk. Man sagt: Es sei ein verstörendes Video von sich: ER, der Herr, ein König, im Schockpit eines F-4 Phantom-Abfangjägers. ER bescheisst – wie immer von oben herab – seine Nation, ja die Menschheit, die sich nach Königen sehnt. Das crazy?

Fachkundige Proleten klauten fast zeitgleich und bei helllichtem Tage die Kronjuwelen: Das erfreut den kleinen Mann auf der Straße, weniger die Wachmannschaften im Pariser Louvre. Die waren mit ihren Handys und der Kontrolle der Eintrittskarten beschäftigt. Vermutlich waren auch alle Überwachungskameras ausgefallen. Palantir. Das auch crazy.

Bei uns, also in Westdeutschland, inspizieren die körperlich Großen des Reiches in diesen Tagen unsere Brandmauer: Ja, wo isse denn? Es gibt tragenden Mauern, solche mit seelischen Hohlblocksteinen, es gibt nichttragende, einstürzende, es gibt grüne Trockenmauern aus Naturstein, die Berliner Mauer (auch als lustloser Antifaschistischer Schutzwall bekannt), die Klagemauer in Jerusalem und die Keine-Mauer-steht mehr in Gaza. 

In Süddeutschland spricht man heute gern von einem Brandmäuerle. Doch „Gehst du außen Mauern entlang, kannst du die vielen Rosen nicht schauen im fremden Gartengang“ (frei nach Rilke). Das jetzt endlich crazy? 

Wahr ist, dass wir zurück zur Wirklichkeit müssen: Haltung zeigen. Und das ist verdammt unbequem. So zwischen vielen Stühlen zu sitzen oder fest auf einem wie Julia Klöckner oder ein Kröver Nacktarsch, feinherb. 

Aber eben crazy. Oder eher psycho? No Kings.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts „Die AnStifter

Kaltgestellt in Gaza

Kaltgestellt – Grohmanns "Wettern der Woche"

Ach, wer von uns wollte den Anderen nicht hindern, vom rechten Weg abzukommen? Schon in Micha 3,1 wird gesagt: „Höret doch, ihr Häupter Jakobs und ihr Herren im Hause Israel! Ihr solltet die sein, die das Recht kennen.“ Verdammt lang her. Doch ich warne! Vorgestern war es Jakob, heute mag es Jared Kushner aus Florida sein, morgen Wladimir Potanin aus Nowosibirsk und übermorgen ein Nobody der Berliner Zeitung, Leute, die so eine Warnung von ganz oben erhalten.

OK, Kushner hat in Gaza und Umgebung zu tun: Parzellen sichern durch Gestaltung und Einfriedung – ein Wort, das ja den Frieden in sich trägt. Im ürbigen trau‘ ich dem Russen alles zu – Drohnen sind da das harmloseste. Aber er, der Russe, ist ja von Haus aus raffiniert – bislang kann man ihm noch nichts beweisen! Die Geheimdienste der freien Welt arbeiten Tag und Nacht und Hand in Hand und werden Iwan schon noch überführen. Mal ehrlich: Ich traue auch den Deutschen alles zu! Was hat der Deutsche nicht schon alles im Namen Deutschlands angestellt – das geht auf keine Kuhhaut! Verkürzt gesagt: Wir haben in unserer Geschichte nichts ausgelassen – außer das Vergessen. Aber Schwamm drüber.

Damit der Ausgewogenheit und der Gerechtigkeit Genüge getan ist: Ich traue allen den Menschen alles zu. Es wär‘ möglich, dass zur Verleihung des Friedensnobelpreises an Marina Corina Machado in Oslo eine Eliteeinheit aus dem Haus Trump auftaucht und das Nobelkomitee als Geiseln nimmt, wenn es seine Entscheidung nicht korrigiert. 100 %.

Die Sache mit dem rechten Weg ist schwerer denn je, weil viele nicht mehr wissen, wo hinten und vorn und rechts und links ist.“Nehm’se nur mal das Gequatsche ums Bürgergeld“, so meine Omi Glimbzsch in Zittau – „und erscht die Mühe, die es macht, um die Betrüger nich zu erwischen!“Zehntausende, ja Hunderttausende von Menschen stehlen das Geld der Bürger und schaffen die gestohlenen Steuern auf die Cayman Islands (die schönsten Inseln der Welt!). Andere wieder machen sich’s einfacher: Rund um den Stichtag einer Aktiengesellschaft werden (urplötzlich) große Pakete von Aktien hin- und hergeschoben. Es geht um Geschäfte mit (cum) und ohne (ex) Dividendenanspruch.Transaktionen, die großartig undurchsichtig sind und die Finanzämter verwirren. Das gelingt – die Beteiligten lassen sich große Summen der Kapitalertragssteuer zurückerstatten lassen – Summen, die nie gezahlt wurden. Wer ermittelt, wird kaltgestellt.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts „Die AnStifter“

(Am 14.12.2025 erhält Anne Brorhilker den Stuttgarter FriedensPreis der AnStifter)

Grohmanns Wettern der Woche
Auge um Auge – Spahn um Spahn

Unser Zukunftskanzler Jens Spahn hält Charlie Kirks Positionen für „konservativ“, „liberal“ und „sehr klar“. Fehlt nur noch, dass er „faschistisch“ gesagt hätte. Spahn hat sich bei seinen bekannt guten Kontakten zum Lager des (echt jetzt) großartigen Nordamerika-Lagers offenbar unhaltbar angesteckt. Einfach großartig!

Einfach großartig ist aber auch Spahns Erkenntnis: Die Linke will tatsächlich das System stürzen. Was er nicht weiß und was auch falsch sein könnte: Die System-sprengen-Woller, Fluchthelfer und Brotgeber setzen eher auf die Zehn Gebote und das Neue Testament, also in Richtung „Liebet Euren Nachbarn“ oder „Donald, Du sollst doch nicht andauernd Ehen brechen!“ (Exodus 20,14), vielleicht auch, ganz schlimm für die Herrscher auf Erden, „Du sollst nicht töten“. Wen nicht? würde in diesen Augenblicken meine Omi Glimbzsch in Zittau verzweifelt fragen.

Einfach großartig: Die andere Seite setzt vornehmlich aufs Auge – also Auge um Auge, Zahn um Zahn, Span um Span. Auch das ging meistens schief, wie die Geschichte beweist. Selbst ein fundamentaler Seitenwechsel brachte keine Erleichterung für die Völker auf Erden: Die hörten im Donner der Geschütze keine Signale. Das haben sie jetzt davon.

Inzwischen beruhigt sich die Lage. Die AfD landet deutlich an der zweiten Stelle. Elmar Theveßen wird sich – wetten? – entschuldigen, weil er gar kein rechter Journalist ist, wie man im Schwäbischen sagen tät. Und Caren Miosga hat weniger Angst als Dunja Hayali, trägt aber besser ebenso Sonnenbrille und Perücke beim Ausgehen. Was tragen Sie? Alles ist jetzt normal, legitim, alltäglich, schützt aber nicht davor, erkannt zu werden.

Dann lieber gleich raus mit der Sprache, liebe Rosa: Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden. Aber wo?

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts „Die AnStifter“

(…und am 27.10. im Theaterhaus Stuttgart – mit dem Leonard-Cohen-Project)

Grohmanns Wettern der Woche
… aber Führungsrolle!

Nein, nicht Frühlingsrolle, F-ü-h-r-u-n-g-s-r o l l e , meine Damen und Herren! Die von Merz. Alles was sonst fliegt: Abschießen.

Wir schaffen es zwar nicht, Gesetz und Ordnung im Lande zu garantieren – aber deutsche Führungsrolle, den doppelten Rittberger, das schaffen wir! Wir kriegen die Sache mit dem Sozialstaat nicht gebacken, die Armen wachsen einfach unkontrolliert weiter, wo wir auch kürzen! Pustekuchen Grundsicherung? Ist doch nur ein Wort, Leute, ein Wort! Wir kapitulieren am Tag des Kindes vor Kinderrechten, kollabieren am Frauentag, kippen beim Welttag der Behinderten aus dem Rollstuhl – aber Führungsrolle, das sind wir in der ersten Reihe. Gift im Ackerboden, Tempolimit auf Autobahnen, Mikroplastik im Hirn – da ziehen wir den Schwanz ein. Aber Führungsrolle! Atommüll? Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich. Und NB: Juden mit Kippa bleiben am besten zu Hause, mit und ohne Führungsrolle.

Höhere Erbschaftssteuer, Vermögenssteuer? Marode Bahn-Brücken reparieren? Medikamentensicherheit? Kriegen wir nicht hin, wollen auch nicht. Wir schaffen ja nicht mal das mit dem Flaschenpfand auf Weinflaschen oder, eine Nummer kleiner, den ganz großen Steuersündern auf die Schliche zu kommen, obwohl wir alle Schliche kennen. Warum? Weil die sonst sehr, sehr böse werden können, sagt meine Omi Glimbzsch in Zittau. Der Schutz deutscher Staatsbürger im Ausland? Erst im Todesfall. Aber Führungsrolle. Sonst geht’s uns soweit gut, keine Klagen, nur fahle Gesichter bei der blauen Wahlvorschau.

OK. Alle im Boot? Dann Führungsrolle. In Europa? Nein, in der Welt. Da haben wir einen Anspruch drauf, einen Menschen- und Merzgemachten, so sicher wie das Verbrenner-nicht-aus. Das hat der Merz betont – und die stärkste Armee Europas angekündigt (ARD; 24.06.2025 23:30 h) – wenn schon, denn schon!

Mag ja sein, lieber Artikel 3 im Grundgesetz: Alle Menschen seien gleich, Männer und Frauen seinen gar ganz und gar gleichberechtigt, eine Benachteiligung oder Bevorzugung wegen Geschlecht, Abstammung, Rasse, Sprache, Heimat, Herkunft, Glauben, religiösen oder politischen Ansichten oder wegen Behinderung sei ja ohnedies verboten. Das ist wie mit der Würde des Menschen –  die ist sogar unantastbar, aber halt Auslegungssache, wie das mit der Führungsrolle.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts „Die AnStifter“

(…und am 27.10. im Theaterhaus Stuttgart – mit dem Leonard-Cohen-Project)

Grohmanns Wettern der Woche
Brüllt doch, brüllt…!

… eiferte Alt-Nazi Kurt Georg Kiesinger bei Protesten gegen seine Auftritte. Im Gegensatz zu Walter Ulbricht (DDR) war Kiesinger der über freie und geheime Wahlen bestimmte Kanzler einer Republik, in der es von alten Nazis in Parteien, Justiz, Militär und Verwaltung nur so wimmelte. Die hatten sich in der DDR nur besser versteckt.

Angst ist ein unauffälliger, aber allgegenwärtiger Begleiter der Politik. Es ist die immerwährende Angst, dass „die anderen“ an die Macht kommen, Privilegien verloren gehen, Einfluss-Sphären schrumpfen, Diäten flöten gehen – oder alles zusammen. Gegen die blauen Wellen scheint kein Kraut gewachsen: Selbst beim Mitschwimmen kannst du untergehen – von Gelsenkirchen bis Magdeburg sind’s eben mal 380 km. In den Wäldern rechts und links der Autobahn lauern die Nazis – und plötzlich sind „alle zusammen gegen die Faschisten“ eine kleine, radikale Minderheit.

Richtig ist, dass wir fast immer recht haben, aber „diese anderen da“ nicht davon überzeugen können. Dabei reden wir – noch im Guten! – doch seit Jahr und Tag auf sie ein. Wir schreiben Bücher und geben sie ihnen zum Lesen, wir singen, machen Theater, Filme, Musik, sogar internationale Kunst: Und „die“ genießen das sogar, auch wenn sie nicht gern gendern und auf rote Sternchen oder das Binnen-I pfeifen. Sie lieben sogar Heine, obwohl der ein Jude war. Sie zitieren Hannah Arendt und wählen AfD. Sie lieben die Klofrauen aus Moldawien, die Müllmänner aus der Türkei, die Ärztin aus Syrien, die Altenpflegerin aus Polen – aber nachts, nachts, wenn die Ratten aus ihren Löchern kommen, wenn sie der Mandelkern in Hirn zum Zittern bringt, dann bleiben sie lieber zu Hause.

Es ist ungefährlich in Untertürkheim, sagen wir ihnen, aber diesmal wissen sie, dass das nicht mehr stimmt: Verbrenneraus! China! Wenn bei uns der Grundwasserspiegel sinkt, fliegen sie halt übers Wochenende nach Gulugeika, um sich den Arsch zu bräunen. Dabei haben wir doch jahrelang vornehm von Klimawandel geredd‘ und das offene Wort „Katastrophe“ gemieden, rein taktisch gesehen. Zuviel Taktik, zu wenig Mensch?

Halt, ruft da meine Omi Glimbzsch aus Zittau: „Nich imma alles über enen Lausekamm schern!“ Mit den grünen Spürhunden von Palantir machen wir uns jetzt auf die Suche nach den Bündnispartnern von morgen und locken via Tiki-Tok junge NichtwählerInnen an die Urnen.

Und doch treibt der laue Abendwind diesen Mischmasch aus Wut, Verunsicherung und schlichten Antworten durch die Länder. Vielleicht lässt diese Zeit Demokraten (auch jenseits von Oder und Neiße) zittern. So oder so:

Es braucht wetterfeste Kleider im deutschen Herbst.

Peter Grohmann ist Autor und Koordinator des Bürgerprojekts „Die AnStifter“

Grohmanns Wettern der Woche
Gaza: Kinder zuerst

Im Sommer 2025 versammelte der Herr im Himmel, Spiritus Rector für die alle, die glauben oder wissen, die toten Kinder aus Gaza um sich. „Die an Hunger gestorben sind, mögen sich rechts rechts von mir aufstellen“, bat er, „auch die Verdursteten. Die erschossen wurden oder verschüttet, bitte nach links. Die durch Bomben oder Granaten, Gift oder Gas, die durch mangelnde Medikamente, mangelnde Vorsicht oder Nachsicht in den Tod geschickt wurden, die verbrannt wurden, erschlagen, treten hinter mich, ebenso alle, die als Kinder eines natürlichen Todes das Leben geben mussten.“ Die letzteren waren die Wenigsten. 

Dann bat er alle, die eine jüdische Mutter hatten, alle, die aus christlichem Hause kamen, aus noch besseren Kreisen, Getaufte und Wiedertäufer, die aus den Zelten, den Slums und Elendsquartieren, die aus den bombensicheren Bunkern, die aus den Krankenstationen, die aus friedlichen Häusern, die von Soldatenbräuten Gezeugten, Atheisten und Ungläubige, Muslime, Hindus, Buddhisten, 

alle, die noch weinen konnten, 

vor die Kameras, selbst Antisemiten und Semiten. Die Kameras allerdings blieben ausgeschaltet.

Netanjahu und die israelische Armee haben die Bewohner Gazas zur Flucht aufgefordert – eine Vorwarnung vor einer Bodenoffensive, die jetzt stattfindet. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ist der Gazastreifen ein Ort von Unmenschlichkeit, Ignoranz und Tod. Bombardierungen, Hunger, Flucht und Angst sind Alltag.

Gemeldet wird, dass Aktionen aus der Zivilgesellschaft, wo und wann auch immer, die Lage nur verschärfen könnten. Sie würden überdies und naturgemäß an der Situation der toten Kinder nichts ändern, so ein Sprecher der Regierenden.

Die nicht genannten Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Peter Grohmann ist Autor, Kabarettist und Koordinator des Stuttgarter Bürgerprojekts „Die AnStifter“

Die Ausstellungen der AnStifter „Mein Name ist Mensch“ laufen weiter bis 12/26

 

Grohmanns Wettern der Woche – Plastik im Hirn

Gratulation! Wir haben jetzt nicht nur Plastik im Meer, im Fisch, im Salz – wir haben es im Kopf. Unser Gehirn, manchmal größer, manchmal kleiner., also das Ding, mit dem wir denken, fühlen, handeln, ist mittlerweile mit Polyethylen versetzt. Studien zeigen: In den letzten Jahren hat sich die Plastikmenge im Hirn verdoppelt. Wir sind die erste Spezies, die ihren eigenen Verstand in Plastik einwickelt. PFAS, fass!

Während wir langsam zum Sondermüll auf zwei Beinen werden, mühen sich die Vereinten Nationen um ein weltweites Abkommen – und scheitern. Die Geld- und Plastikmacher blockieren ein globales Abkommen. Ergebnis: kein Schutz für die Meere, kein Schutz für uns, kein Schutz für die Kinder, die schon mit Mikroplastik im Blut zur Welt kommen. Das ist ein Verbrechen – nicht weniger.

Jede Minute kippen wir weltweit 21.000 Kilo Plastik in die Ozeane. Jede Minute! In Deutschland alleine 300.000 Tonnen Mikroplastik pro Jahr. Es kommt nicht zurück. Es zerfällt, es vergiftet, es tötet – Tiere, Natur, uns. Und die Politik? Die verbietet Plastikstrohhalme. Toll. Währenddessen sind Brot und Shampoo, Chips, Fleisch, Käse und Konsumenten dreifach eingewickelt.

Nu ja ja, nu ne ne, tät‘ jetzt meine Omi Glimbzsch in Zittau rufen. „Das is doch alles keen Zufall, das is bolitisches Kalkühl!“. Es ist so oder so das Ergebnis der „schlafenden Gesellschaften“ (Oskar Negt), die wir wach zu küssen haben. Es ist das und Ergebnis raffinierter, schlauer Lobbyarbeit. Das Recherche-Netzwerk Correctiv nennt es brainwashing, Gedankenkontrolle, Bewusstseinskontrolle oder Mind Control – ein hervorragend funktionierendes Konzept zur psychologischen Manipulation.

Wir trennen weiter Müll, wettern wöchentlich gegen Kapitalismus und Kriege, streiten über die korrekte Beurteilung völkermordender Staaten und setzen auf Strohhalme. Schade, dass sich die Forschung so selten übers Ohr hauen lässt. Sie pocht darauf: Plastik setzt sich in Blutgefäßen fest, erhöht Schlaganfall- und Herzinfarktrisiken, lagert sich in Gehirnen von Demenzkranken ab, selbst in meinem. Und PFAS ist nicht abbaubar. Kurz: Es macht uns krank und dumm. Aber Hauptsache, die Kohle stimmt, die Dividenden sprudeln. Wenn’s blöd läuft, landen wir alle mit Polyethylen oder sonstewas im Koppe im Pflegeheim – nur dass es dann keine Pflegerinnen mehr gibt, weil auch die krank sind. Die Pfleger auch.

Es sind Gesetze, Verträge, Subventionen, die dieses System weltweit am Leben halten. Sie können geändert werden.

Peter Grohmann ist Autor und Koordinator der AnStifter

 

peter-grohmann@die-anstifter.de

Grohmanns Wettern der Woche
Alaska-Kids

1985 standen sich Ronald Reagan und Michail Gorbatschow in Reykjavík Auge in Auge, Zahn gegen Zahn gegenüber, die Hände am Colt. Der Kalte Krieg hatte sich erkältet: Man wollte sehen, was es sonst noch so gibt auf der Welt außer Waffen. Heute, jetzt gleich, 40 Jahre später, am 15. August 2025, sind wir meilenweit, ja weltweit davon entfernt. Die Sehnsucht nach Waffen wächst. Alle Welt hat die Hand Colt, Vaterlandsverräter ausgenommen.

Will nun Donald Trump als Träger des Friedens-Nobelpreises in spe aus der Einheitsfront ausbrechen oder nur spielen? Der weiße Mann sieht der Gefahr aus dem Osten mutig ins freche Gesicht – die nackte Angst des Erdballs auf dem Buckel. Der Verfechter aller westlichen Werte geht zum Nahkampf mit dem sibirischen Tiger Waldimir Putin über. Der trinkfeste Russe weiß freilich die schmelzender Gletscher Alaskas auf seiner Seite. Wird er sie heimholen? Wird er den Fehler des Russischen Kaisers Alexander wieder gutmachen können? 

Alexander hatte 1867 ein Stück russischer Heimat (zumindest für Zwangsarbeiter) für ’n Appel und ’n Ei an die USA verkauft. Längst vergessen scheint aber, was Patriot Putin neulich im Juni 2025 in Sankt Petersburg ankündigte: «Wo der russische Soldat seinen Fuß

hinsetzt, das gehört uns». Putin ist Oberleutnant der Russischen Streitkräfte. Und da hört die Satire auf. Sa Sdorówje! 

Vor dem Treffen der Alaska-Kids erwartet der Russische Wetterdienst Temperaturen bis zu 38 Grad – im Schatten von Deutschland. Gleichwohl lässt sich vom Russischen Wetterdienst niemand mehr einschüchtern. Der Russe hat schon so oft gelogen wie das „C“ im Namen von CDU und CSU. Was Wunder, wenn dieser Tage getaufte Christen der CDU/CSU das „C“ entziehen wollen, weil beide Parteien die Sache mit dem Christentum eher als Spaß und Tollerei verstehen? In der Praxis jedenfalls ist die Sache mit Kürzungen von Sozialleistungen oder die Weigerung, verletzte Kinder aus Gaza in deutschen Krankenhäusern behandeln zu lassen, ganz sicher ein weiterer Nagel ins Kreuz von Ihm. Rostfrei, made in Germany. 

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter

Drohbrindts Palantir – Grohmanns Wettern der Woche

Dieser Drohbrindt da – Sie kennen ihn ja – will jetzt die Wahrheitsdroge Palantir bundesweit einführen. Jeden Morgen zwei Tabletten – vor dem Frühstück. Wenn’s sein muss, anal oder schlimmer. Die SPD zeigt sich besorgt. In Baden-Württemberg sind die Grünen palantirfähig schon dabei: In der Überzeugung, dass nur so den kriegsmüden Pazifisten in den eigenen Reihen auf die Finger geschaut werden kann. Palantir schafft das. Palantir kann mit 99prozentiger Sicherheit vorausberechnen, wer schneller straffällig wird – Kretschmann oder Grohmann. Bei solchen Aussichten will natürlich auch Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen nicht fehlen. Mit „Gotham“ etwa können Millionen Daten aus nahezu unbegrenzten Quellen ausgewertet und verknüpft werden. Selbst Putin will sich eine Gotham kaufen und notfalls das russische Polizeigesetz ändern.

Fünf alte Tanten tanzen Tango mitten in der Nacht: Der Amerikaner Alex Karp hat in Frankfurt bei Habermas gehört, was Sache ist und 2003 mit Peter Thiel, Joe Lonsdale, Nathan Gettings und dem Informatiker Stephen Cohen Palantir Technologies zur Welt gebracht. Das Start up ist nun eines der wertvollsten Unternehmen der Welt. Habermas schweigt. Peter Thiel, der alte Halunke aus Südafrika, so umstritten etwa wie Alice Weidel und Björn Höcke, erkläre in einem fiktiven Gespräch mit Dobrindt, dass seiner Meinung nach Demokratie und Freiheit unvereinbar seien. Das hat letztlich auch Christen, Atheisten und Buddhisten überzeugt. Solche Freunde braucht Deutschland.

Das Thiel-System basiert auf einer Vielzahl von Bundes-, Landes- und lokalen Strafverfolgungs-Datenbanken. Die wimmeln nur so von sensiblen, peinlichen und erschreckenden Details über die an sich netten Leute. Palantir sammelt und analysiert alles, was nicht niet- und nagelfest ist, einschließlich biografischer Informationen, persönlicher Assoziationen, sexueller Vorlieben, Reiserouten, Einwanderungs-PiPaPo, alle Wohn- und Arbeitsadressen, Fingerabdrücke, Narben, Tattoos und andere physischen Merkmale. Das erinnert mich an meine Omi Glimbzsch aus Zittau, die mir oft das Lied der Jungen Pioniere vorsang: „Du hast so wunderschöne blaue Augen, da liegt der ganz Sinn des Lebens drin…“. Palantir, die Alleskönnerin: Gigantische Datenmengen werden in Bruchteilen von Nano-Sekunden oder so rasend schnell miteinander verknüpft. In der Kombi mit ausgelesenen Mobiltelefonen und den Inhalten gescannter Social-Media-Kanäle lassen sich von jetzt auf gleich von jedem Menschen passgenaue Profile für Brandmauern erstellen.

„Ich schwöre, das Grundgesetz und alle in der Bundesrepublik Deutschland geltenden Gesetze zu wahren und meine Amtspflichten gewissenhaft zu erfüllen, so wahr mir Gott helfe.“ Sag ich doch.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter

Legaler Diebstahl – Grohmanns „Wettern der Woche“

Legaler Diebstahl – Grohmanns "Wettern der Woche"

Manchmal helfen ja auch 5.000 Euro, damit man genauer hinhört. Das Bürgerprojekt Die AnStifter aus Stuttgart hat soeben eine ganz exzellente Wahl getroffen: Anne Brorhilker bekommt den FriedensPreis 2025. Und das nicht für lauwarme Worte oder meditative Stille – sondern weil sie ausgepackt hat. Weil sie hinlangt, wo’s wehtut: bei denen, die uns schamlos ausnehmen.

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Lebensschutz kommt nach der Geburt – Grohmanns „Wettern der Woche“

Lebensschutz kommt nach der Geburt – Grohmanns "Wettern der Woche"

Das ist mal wieder maßlos übertrieben: Ungerechte Fesseln und alle Fesseln des Jochs lösen, die Unterdrückten freilassen, mit Hungrigen das Brot teilen, Obdachlose beherbergen, Nackte bedecken und nicht um’s eigene Fleisch besorgt sein: Nicht zu fassen, dass solche Forderungen aus Jesaja 58/1 auch in diesem Jahr wieder so präsent sind. Sei’s drum:

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Geh’n wir Kinder erschießen – Grohmanns „Wettern der Woche“

Geh'n wir Kinder erschießen – Grohmanns "Wettern der Woche"

Die Demokratie lässt sich bis ins antike Griechenland verfolgen – das ist heute weitgehend unbekannt, weil mehr in Bananen als in Bildung investiert wird. So gesehen könnten wir auch Kanzler Merz verstehen. Er steht quasi auf der anderen Seite und glaubt nicht an eine Verschwörung der Verfassungsfeinde, was die Wahl der Verfassungsrichter angeht. Hier irrt Friedrich. Denn diese und tausend andere Verschwörungen begannen lange vor seiner Kanzlerkandidatur und politischen Menschwerdung. Doch bedenkt: Nicht nur in seinem, auch in unserem Umfeld sind seit Langem und sehr erfolgreich die Verschwörungstheoretiker am Werk – als Praktiker im Alltag, als leicht übersehene und gut getarnte Feinde von Republik und Menschenrechten. Frauke Brosius-Gersdorf ist ihr kleinstes Opfer.

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Schwarze Männer, schwarze Löcher, schwarze Zeiten – Grohmanns „Wettern der Woche“

Schwarze Männer, schwarze Löcher, schwarze Zeiten – Grohmanns "Wettern der Woche"

Nein, ich meine nicht die Fälschungen, nicht das Schwarzreden oder die einfache Schwärzung – und nie und nimmer den Schwärzer Jens, den Schwarzen Mann, vor dessen gelingenden Methoden man sich allerdings fürchten muss wie die SPD sein Weihwasser. Mein Schwarzer Mann trägt in diesem heißen Sommer (es werden noch heißere folgen) ja auch nur eine Charaktermaske – wie der Prolet, der seinen großartigen Wagen mit Lebenszeit bezahlt statt Goggomobil zu fahren…

Zum Schwarzen Mann gehört das Schwarze Loch. Meine Freundin Wikipedia sagte mir gestern, dass ein Schwarzes Loch ein Objekt ist. Seine Masse krümmt die Raumzeit so stark, daß Materie, Licht und somit jegliche Information auf einen bestimmten Bereich der Raumzeit beschränkt bleibt. Verstehen Sie?

Im Schwarzen Loch der Informationen labt sich die Volksseele an der Versteigerung von René Benkos Plunder und Wohlstandsmüll: Endlich erwischt’s mal den Richtigen, auch wenn die Gattin die sechs Richtigen längst vergraben hat. Bei Merzes Flugreisen erhofft sich der gemeine Mann den Absturz überm Wunderland der Träume, bei Heidi Reichinnek den Aufstieg aus den trockengelegten Mooren.

Schwarze Löcher der Information überdecken geschickt die seit Jahren erkannten Probleme unseres alternden Vaterlandes, das seine Pflichtversicherten vorzeitig auf den Friedhof schickt. Das ifo-Institut – es glit mehr oder weniger als unabhängig – hat die Finanzplanung seiner Regierung als bösartig und gefährlich bezeichnet, aber schönere Worte gewählt: „hoch problematisch“.

Das gilt auch für das Pamphlet der Putinfreunde. Zugegeben, ich mußte Anlauf nehmen. Dann hab‘ ich mir ein Herz genommen und das Dokument zur Brust, immer im Wissen, dass unsere Wirtschaft nach wie vor beste Geschäfte mit Russland macht, dass wir immer schon an Kryptochristen und Diktatoren, Faschisten, Kommunisten, Militaristen, Obristen, Separatisten weltweit Waren, Waffen und Giftmüll aller Art lieferten, mit oder ohne Skrupel. Hauptsache, die Kasse stimmt. Wir waren auch meistens lieb zu den Nationalsozialisten – vor dem Krieg, im Krieg und nach dem Krieg. Es hat sich, rein pekuniär gesehen, gelohnt. Also? Der mediale und politische Tumult z.B. um das Manifest (Pamphlet genannt) offenbart: Der Debatte zur internationalen Politik mangelt es an Niveau – inhaltlich und im Umgangston. Meine Omi Glimbzsch in Zittau ist da weiter, aber vorsichtig, was Netanjahu, Trump, Musk, Jens u.v.a.m. angeht. Sie hat höllische Angst vor Schubladen.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator beim Bürgerprojekt die-anstifter.de

Auschwitz – Grohmanns „Wettern der Woche“

Auschwitz – Grohmanns "Wettern der Woche"

Vergiss nicht die Zahnbürste, wenn Du nach Auschwitz fährst. Vergiss den Vater nicht und vergiss nicht, ganz nebenbei, Breslau-Dürrgoy, wo er gedient hat. Vergiss die Brille nicht und schreib Deinen Namen auf den Koffer: deutlich und deutsch. Schreib mit klarer Schrift, lesbar wie Hölderlin und Hegel und Hannah Arendt und Speidel, Globke, Kiesinger und Hanke.

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Keine Gewalt? – Grohmanns „Wettern der Woche“

Keine Gewalt? – Grohmanns "Wettern der Woche"

Eigentlich waren wir uns ja alle mal einig, vor paar Jahren noch. Okay, fast alle: keine Gewalt! Das galt bei der antiautoritären Kindererziehung (schwer genug), in der Schule („Eine Ohrfeige hat noch keinem geschadet!“), in der Lehre („Pass uff, sonscht fängscht oine!“), in der Ehe. Ganz klar und ohne jeden Widerspruch freilich auf Arbeit: Da war man und frau automatisch gewaltfrei und duldsam. Das wurde von Generation zu Generation weitergegeben, war Menschheitserbe. Disziplin war und ist das A und O aller entfremdeten Arbeit. Nur beim Wirtshausbesuch hat ein Volksmund öfter mal dem anderen paar aufs Maul gegeben, auch mit politischem Akzent: Kommunisten gegen Nazis, seinerzeit – Sie wissen schon! –, bei dem dann die siegreichen Schläger die Macht übernommen hatten und sie bis zum Endsieg nicht mehr hergeben wollten.

Am 17. Juni 1953, vor mehr als 70 Jahren, als es noch die sich so nennende Deutsche Demokratische Republik gab, marschierten die Henningsdorfer Stahlarbeiter ins 27 Kilometer entfernte Zentrum von Berlin, um gegen die Gewalt von schlechter Versorgung, schlechter Presse, schlechten Normen und schlechtem Sozialismus gewaltfrei zu streiten, immer ein fröhliches Lied wie die „Internationale“ auf den Lippen und „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“, bis sich ihnen sowjetische Panzer in den Weg stellten. „Was tun?“, fragen sich nun viele. Aber Lenin war tot, Stalin auch. Nur Bertolt Brecht hatte eine Lösung für die regierenden Genossen in der DDR: Der Dramatiker empfahl ihnen, sich ein anderes Volk zu wählen. Auf gut Deutsch vielleicht: auswandern? Doch die Regierung blieb, die Menschen gingen.

Heute sind wir uns ja alle nicht mehr einig – paar in die Fresse ist ein gängiger Slogan, berichtet meine Omi Glimbzsch aus Zittau. Andere bedienen (natürlich völlig unwissend) sofort die Sprache der Unmenschen: Alle machen! Mit Stumpf und Stiel ausrotten. Liquidieren. Vernichten. Eliminieren. Unschädlich machen. Beseitigen. Auslöschen. Erledigen.

Im Kontext von Bombenhageln, ballistischen Raketen und klugen Drohnen, von Angriffs- und Verteidigungskriegen, nuklearen Potentialen, zwischen Putinfreunden und Russenhass, dem Antisemitismus Netanyahus und den Verbrechern der Hamas, Kindern, Faschisten, Neinsagern und Gegnern der Remilitarisierung wär‘ ja möglicherweise ein Waffenschein die angemessene Antwort. Ich weiß, wo Dein Haus wohnt. Ich mach dich fertig, Grohmann. Ich tröste mich: Auch Unmenschen sind nur Menschen.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator beim Bürgerprojekt Die AnStifter.