Kriegsgewinnler – Grohmanns „Wettern der Woche“

Kriegsgewinnler – Grohmanns "Wettern der Woche"

Früher, als ich noch unverletzt Pazifist sein konnte, hab‘ ich mich immer wieder heimlich gefragt, ob ich vielleicht noch früher bei den Partisanen gegen Hitler und seine Bande mein täglich Brot verdient hätte. Bella Ciao hatte es mir angetan, das alte neue Lied des bewaffneten Widerstands gegen die Nationalsozialisten. Ich war zu jung und Pazifist sein war etlichen Prüfungen unterworfen, aber viel einfacher. Nichtsdestotrotz sangen wir bei der undogmatischen Sozialistischen Jugend vor den Werbeveranstaltungen der Bundeswehr die Lieder des spanischen, französischen und italienischen Widerstands, das Chant des Partisans: Hörst du lautes Schreien unserer Brüder, die in Ketten gelegt vor Schmerz vergehen? Heute ist uns das Singen vergangen, auf allen Seiten.

Heute? Singe, wem Gesang gegeben! Insgesamt sind die weltweiten Gewinne im Öl- und Gassektor, behauptet die Internationale Energieagentur IEA, 2022 auf schwindelerregende 2,4 Billionen US-Dollar gestiegen. Das ist mehr als das Doppelte des Fünfjahresdurchschnitts. Der größte Teil dieser exorbitant hohen Profite geht an die großen Öl- und Gasexportstaaten – Erdöl und Erdgas finanzieren seit Jahrzehnten Kriege und Terror vor allem in der arabischen Welt. Gegen wen, für wen – fast vollkommen egal. Hauptsache, die Kasse stimmt.

Je mehr Krieg, je mehr Konflikte, umso höher die Profite. Da sind sich Bellizisten und Pazifisten einig. Tausende zerstörerische Raketen und viele andere Waffen setzte die Terrororganisation der Hamas nicht erst seit dem furchtbaren Terrorangriff am 7.10.2023 gegen Israel ein. Waffen, die viel Geld kosten, die die Hamas im von Israel abgeschirmten Gazastreifen niemals selbst finanzieren kann, so Pressenza, eine internationale Presseagentur, die sich auf unterbliebene Nachrichten spezialisiert hat.

Es brennt, Brüder, ach, es brennt! / Ach, unser armes Städtchen, alles brennt! / Böse Winde voller Rasen / Reißen, brechen und zerblasen / fahren in die wilden Flammen / Alles ringsum brennt! / Und ihr steht und guckt nur um euch / Und regt nicht die Händ / Und ihr steht und guckt nur um euch / wenn unser Städtchen brennt.

Ein Partisanenlied von Mordechaj Gebirtig. Er sang es mit den und für die Menschen, die in der Widerstandsbewegung des Krakauer Ghettos kämpften. „S‘ brent, briderlech, es brent!“ Gebirtig wurde am 4. Juli 1942 von deutschen Soldaten erschossen – und 40.000 Krakauer Juden.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter.

Wir Antisemiten – Grohmanns „Wettern der Woche“

Wir Antisemiten – Grohmanns "Wettern der Woche"

Wir Antisemiten

„Nix gegen Juden im Prinzip, aber man wird ja wohl noch sagen dürfen.“ Das war gestern. Heute haben wir aus dem sicheren Hinterland stapelweise gute Ratschläge für Israel und die Juden. Die hatten wir damals auch. Unter der Hand riet man den jüdischen Nachbarn seinerzeit: Haut ab, sucht das Weite, verschwindet, wenn sie nicht eh‘ schon fort waren. Anschließend teilten wir das Tafelsilber und schützten die Täter, so gut es ging. Es ging gut. Da es naturgemäß keine Kollektivschuld gibt, waren wir fein raus. Klar, als alles zu Ende war und die Väter und Täter bei den Müttern wieder die Beine unter den Tisch strecken konnten, mussten viele wegen seelischer Probleme in Behandlung. Das war teurer als die Wiedergutmachung.

Vom Antisemitismus wollten und wollen wir naturgemäß nicht viel wissen, wir haben da böse Erfahrungen gemacht. Antisemitismus ist ja eher unangenehm und bringt einen nur in Verruf. Ein Streichholz zuviel – und schon bist du Antisemit!

Ganz unter uns: Vieles wird ja gar nicht so heiß gekocht, wie es gegessen wird. Nur ein Beispiel: Viele sagen ja, der Einfluss der Juden bei uns sei viel zu groß – aber fast 30 % sagen, das stimmt überhaupt nicht! So etwas muss einen doch froh machen, vor allem, wenn man weiß, dass bestenfalls 33 % Gefallen an der Idee finden, dass wir einen Führer haben sollten, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert und sich auch über Gesetze hinwegsetzen kann. Lächerliche 25 % sind der Meinung, dass der Nationalsozialismus auch seine guten Seiten hatte. Übrigens, „die“ sind wir. Und nicht alle sind Nazis oder AfD, nein, es sind ja auch viele von unseren, die das so sehen, die auf Republik und Institutionen pfeifen und in Menschenrechten eher eine Kunstausstellung sehen. Antisemitismus und Rassismus sind keine Randgruppenphänomen von Extremisten, sondern tief in der Mitte der Gesellschaft verwurzelt.

Und was sehen wir? Wie erfolgreich Schule, Bildung auf Aufklärung waren? Bis zur Machtübernahme der Populisten ist es noch ein weiter Weg, auch wenn die rechte Szene (und nicht nur in Deutschland) aus dynamischen Netzwerkern jeglichen Altern besteht. Je mehr die progressive Linke und die demokratischen Ränder der Mitte an Einfluss verlieren, umso zahlreicher werden ihre Analysen zu den Ursachen. Zweifle nicht an dem, der dir sagt, er hat Angst. Aber hab Angst vor dem, der dir sagt, er kennt keinen Zweifel. Wie treffend von Erich Fried. Der Hass auf Juden in Deutschland war nie weg, er hat nur geschlummert. Wie unangenehm. Antisemiten? Nein, natürlich nicht Sie! 

Mensch Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Noch ist Polen nicht verloren – Grohmanns „Wettern der Woche“

Noch ist Polen nicht verloren – Grohmanns "Wettern der Woche"

Es gibt keinen Zweifel, dass die Wahlen in Polen alles andere als frei waren. Dass die halbwegs geeinte Opposition unter Donald Tusk dennoch mehr Stimmen als Polens AfD erhielt, macht hoffnungsfroh, doch das muß nicht viel heißen angesichts der ausgekochten Methoden von Rechtspopulisten und Klerus. Gott behüte! Immerhin ist das Polenvölkchen mit mehr Arsch in der Hose, vielfältig, hunderttausendfach und monatelang auf den Straßen und Plätzen gewesen, jenseits von Oder und Elbe, beispielgebend für die eingeschlafenen Füße der deutschen demokratischen Republikaner. Und das alles trotz Massenmanipulation und Drohungen vorm Weltuntergang, an die man ja auch hier glaubt. Was das angeht: Man wird sehen. 

Ob und wann „die Deutschen“, die bekanntlich die Demokratie gepachtet haben samt ihren Hütern und diesbezüglich schon mal eher abfällig auf ihre Nachbarn rechts und links schauen, je so eine Mobilisierung schaffen, ist mehr als unsicher, aber sicher unwahrscheinlich. Bei uns sind wir ja schon glücklich, wenn’s Zweitausend sind, die den klugen Parolen folgen: Für die freie Republik, für Demokratie – jetzt! Für ein breites Bündnis gegen rechts gingen vergangenes Wochenende in Stuttgart großzügig gerechnet 2500 Menschen auf die Gass‘. Moment, Moment, weil’s geregnet hat! Regen hält bekanntlich die Republikaner auf dem Sofa, sonst wären es mit Sicherheit, na, sagen wir mal, OK, vielleicht… na gut, egal …

„Gefahr erkannt – Gefahr gebannt!“ sagte meine Omi Glimbzsch in Zittau gerne, wenn wir im Riesengebirge, das Schlesierlied auf den Lippen, in die Pilze gingen. „Das ist der Gefährlichste!“ sagte sie dann und wann und nickte in Richtung Grüner Knollenblätterpilz. „Aber der ‚Orangefuchsige Raukopf‘ steht dem nicht viel nach“, konnt‘ ich kontern: „Der kann mit Pfifferlingen verwechselt werden, is aber deutlich brauner!“ – „Und duftet zart nach Rettich.“ – Womit mich meine Omi wieder auf den Boden der Tatsachen trieb, also ins Politische: Die Vergiftungserscheinungen der Gesellschaft nehmen zu, das Braune in allen Schattierungen wächst, selbst bei den Jungen – obwohl wir wissen genau, wo es langgehen müßte. Doch noch nie hat man uns weniger geglaubt als heute. 

Auf dem Rückweg ins heimatliche Zittau und haben wir uns übrigens verlaufen, obwohl uns die Wegweisenden alles ganz genau beschrieben hatten. Aber es war der Tag, als der Regen kam. Gibt es auch als Film.

„Höre nur, es heißt, dass die Unseren die Kesselpauken schlagen,“ so singt es schlußendlich in der Polnischen Nationalhymne. Ich hör‘ aufs Alter immer schlechter. Juda Löw, geboren am 6. Mai 1786 im jüdischen Ghetto von Frankfurt/M., gestorben als Carl Ludwig Börne 1837 in Paris, ist der Erfinder des Völkerfrühlings. „Die Lebenskraft eines Zeitalters liegt nicht in seiner Ernte, sondern in seiner Aussaat“, hoffte er. Also weitersähen.

Mensch Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Peter Grohmanns Wettern der Woche
Schalom Aleikum?

Krieg und Frieden sind völlig außer Kontrolle geraten. Seltsam in Zeiten, in denen es doch gerade erst gelungen ist, alles unter Kontrolle zu haben – alles: die Netze, Gedanken, Verstand und Seele und böse Geister, Börsen und Banken, Medien, Parlamente, Konsum, Gesundheit und Fortpflanzung, Arbeit, Freizeit, Vergnügen, einfach alles. Selbst die weisen Voraussagen der kritischen Intelligenz, eigene und fremde Erfahrungen, Daten, Fakten, die Lehren aus Wissenschaft und Forschung, Moral, Überzeugungen – alles scheint nutzlos, alles scheint vergebens, weggeworfen, vergeudet. Wenn zu den Waffen gerufen wird, zur Verteidigung oder zum Angriff auf Feinde aller Farben, ist alles zur Stelle, was leben und laufen kann. Jede Seite ist – je nach Volksvermögen – gut vorbereitet, die Bunker sind geöffnet, Schonkost auf Vor-rat für Jahre, alles ohne Mindesthaltbarkeitsdatum. Die Schutzanzüge liegen parat, preiswerte Ware aus China, klimaneutral, recycelbar. Keine Kinderarbeit. Manchmal scheint mir’s, als werde alles getan, um ums Verhandeln herumzukommen. Verhandler sind Verräter oder Kriegsverbrecher, schlimmer als die drei Pazifisten in Moskau und Kiews, von denen Du nix hörst. Und frag‘ mich jetzt bloss nicht, wann die Russen abziehen! Hat bisher keiner gefordert.

Neulich traf ich einen, der mit denen nicht reden will, auf keinen Fall! Einen von den Höhen akademischer Gutbürgerlichkeit. Mit denen? Der meint die, mit denen wir nichts zu tun haben sollten, weil’s nichts bringt und weil die strohdumm sind. Querulanten und so. Aber wir, wir wissen genau Bescheid, wissen, was von was kommt, wie wir’s machen müssten, dass es anders wird und klappt. Es? Es ist die bessere Welt. Und „wir“, das ist die „progressive Intelligenz,“ Besserwessis, geistreiche Republikaner mit ei’m Hau auf Arendt und nur von anderen Mehrheiten gehindert, das Gute und Richtige zu tun. 

Apropos Mehrheiten: Ganz nebenbei zog eben der innerdeutsche Krieg gegen Weltuntergang und Genderei an uns vorbei ging siegreich (für die anderen) zu Ende. Jetzt ist Waffenstillstand. Eine Bier für alle, Herr Ober. 

Die anderen haben gewonnen, das Land jubelt, die Verhältnisse bleiben so stabil wie die Befürchtung, dass es noch ganz anders kommen könnt‘. Ein Drittel der Hessen blieb gern zu Hause (Hessenschau schauen). In Bayern nahmen rund drei Viertel der Wahlbeteiligten ihr höchstes demokratisches Gut ernst – und wählten rechts bis rechtsradikal. 

Ein Trost bleibt: Die Nichtwählerin und ihr Nichtwähler. Sind die die stille Reserve für die AfD – oder für die Republik? Man weiß es, aber sagt es nicht. Im Inneren des Landes ist wieder Ruhe eingekehrt. „Die“ sind jetzt die Zweitstärksten. 

Vertrauen ist nur dann gut, wenn man sich eine Enttäuschung leisten kann.

Hasso, fass den Asylanten! Hasso, fass!

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Peter Grohmanns Wettern der Woche
Merz jetzt die Zähne zeigen!

 

Hunderte, ach was, tausende Deutsche, Bio-Deutsche, wie bereits ein primitiver Bluttest zeigen würde, stehen sich vor deutschen Zahnarztpraxen die Füße in den Arsch, während sich in den furzwarmen Leder-liegen abgelehnte Asylbewerber räkeln und sich ihr Gebiss vergolden lassen. Wetten, dass sie auch noch hübschen unsere Zahnarzthelferinnen anmachen? Entschuldigung, aber was ist schon Volksverhetzung? Gilt denn das freie Wort im freien Land nix mehr? Für den Vorwurf der Volksverhetzung müsste man doch Friedrich Merz, dem guten Christenmenschen in spe, „mindestens nachweisen, dass er die Aussage im Wissen darum, dass sie falsch ist, getroffen hat“, tröstet jetzt Stefan Conen, Mitglied im Strafrechtsausschuss des Deutschen Anwaltsvereins, die Getroffenen. Aber Merz warnt zeitgleich auch vor wahnsinnigen Deutschen, vor Leuten mit Dachschaden, wie meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen tät, denn Friedrich weiß: „Die werden doch wahnsinnig, die Leute, wenn die sehen, dass 300.000 Asylbewerber abgelehnt sind, nicht ausreisen, die vollen Leistungen bekommen, die volle Heilfürsorge bekommen. Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine.“ Kennen Sie noch Merzens Sozialtouristen aus der Ukraine und die arabischstämmigen kleinen Paschas – mein Gott, Walter! Aber bitte die Kirche im Dorf lassen, denn bis zur Gewalt gegen Andersdenkende ist es noch ein weiter Weg!

§ 130 Abs. 1 StGB enthält Handlungsmöglichkeiten: das Aufstacheln zum Hass und den Aufruf zu Hass und Gewalt: Beim Aufstacheln zum Hass ginge es Merz darum, die Gefühle anderer dahingehend zu beeinflussen, dass sie eine besonders feindselige Haltung gegen die betroffene Gruppe einnehmen. OK, das würd‘ schon mal hinhauen. Aber: Die Feindseligkeit muss über eine reine Ablehnung oder Verachtung hinausgehen. Ob das Merz tatsächlich gelänge, ist für die Strafbarkeit wegen Volksverhetzung unerheblich. Damals, also ’33, wenn Recht Recht und nicht rechts gewesen wäre, wären Parolen oder Flugblätter mit der Aufschrift: „Kauft nicht bei Juden“ nicht salonfähig gewesen. Heute ist natürlich alles anders – Hetzjagden beim Zahnarzt wären dennoch strafbar. Für eine Anzeige wg. Volksvernetzung wäre der Nachtbriefkasten der Staatsanwaltschaft Arnsberg, dem Dorf von Friedrich Merz, zuständig: sta-arnsberg@egvp.de-mail.de. Kennwort: Zähne zeigen.

(Der nächste online-Termin bei meinem Zahnarzt (Kassenpatient) wäre der 5.10.23, entweder gleich 8:00 h oder alternativ 16:00. Sonst halt zahnärztlicher Notdienst, für Leute wie Merz ohne Betäubung).

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Peter Grohmanns Wettern der Woche
Wir können nicht alle aufnehmen!

Wir können nicht alle aufnehmen – ganz meine Meinung! Bei den Alten- und Pflegeheimen warten mehr als 125 000 auf Aufnahme. OK, sagen Sie, die Alten haben ja gelernt, geduldig zu sein, aber die Kinder? Bertelsmann behauptet frech, dieses Jahr würden 384 000 auf Aufnahme warten. Aber wie lange noch? Heute sind sie noch hier, morgen könnten sie abwandern! 2022 waren es nur 266 000 – und alle haben ein verbrieftes Klagerecht. Doch die Richter fehlen, tausende und abertausende Stellen unbesetzt! Recht im Ruhestand? Mein Gott, was ist bloß aus Deutschland geworden!

Was die Kinder angeht: Es ist erfreulich, es werden jedes Jahr mehr. Sie wollen ja vor allem einmal unsere Renten zahlen. Dennoch ärgern sich Leute, werden krank an Leib und Seele. Aber kein Krankenhaus kann alle aufnehmen! Heute ist doch oft nicht mal die Feuerwehr rechtzeitig zu Stelle, wenn’s wo brennt. Es fehlt an Brandmeldern, Bademeistern, Bestattern, an Musiklehrerinnen, Müllmännern, Mathematikern, Laienpredigern, Lokomotivführerinnen. Die Bahn würde sogar Russen nehmen, sagte mir Bahnchef Lutz.

Ganz schlimm steht es vor allem in Bayern und Hessen um Schweine und Rindviecher: Viele warten vor den Toren der Schlachthäuser vergeblich auf fachkundige Metzger. Der Beruf – von altersher angesehen und honorabel – kommt in Verruf. Zu blutig, zu fettig, die Schweinehälften zu schwer, das geht auf die Knochen und angemotzt wirste auch andauend von die Veeganer“, meint meine Omi Glimbzsch aus Zittau. Und jetzt sagt sogar Recep Tayyip Erdoğan, sie könnten nicht alle aufnehmen, obwohl er von uns und aus der Ukraine massenweise Kohle kriegt. Orban, der alte Charmeur und Bankrotteur, stimmt umgehend zu: „Wir brauchen eine Mauer, größer und dichter als Eure von damals“ (zitiert frei nach Grohmann). Nur Vaterlandsverräter wie Adolf Höcke wagen da noch das mutige Wort von der Mauer, die her muss. Zu allem Glück fällt selbst die künftige Präsidentin Frankreichs der deutschen Erzfeindin von der Leyen und damit uns allen in den Rücken: „Dieu sait qu’on ne peut pas accueillir tout le monde !“

Ehrlich gesagt: Es geht um sieben Millionen! Sieben Millionen, die morgen oder übermorgen fehlen, ach was, heute! Fensterbauer, Programmiererinnen, Securitys im Feinkosthandel, Schreibkräfte beim Ausländeramt, Softwareentwickler, Journalisten für Volksfeste und Fernreisen…

Wir haben uns Großes vorgenommen“, sagt die Bundesregierung, und das Mädchen aus Afghanistan kann bereits zu Schulbeginn in Obrigheim (Sie wissen schon!) vor ganzen Klasse ein Gedicht im reinsten Schwäbisch vortragen: „Dr Schilla ond dr Hegl, dr Uhland ond dr Hauff, dui send bei ons d‘ Regel, die fallet gar net auf…“

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Zum Nachlesen
Die Reden von Margot Käßmann, Martin Gross und Gerhard Trabert bei der Kundgebung „Stoppt das Töten in der Ukraine“

Außerdem gibt es auf auf der Website von Ohne Rüstung Leben einen lesenswerten Bericht von der Kundgebung und den begleitenden Gesprächsforen der Rosa Luxemburg Stiftung Baden-Württemberg.

 

Peter Grohmanns Wettern der Woche
Republik kaputt?

„Wir dürfen uns beglückwünschen, daß sich dieser grausame Krieg seinem Ende zuneigt… Doch sehe ich in naher Zukunft eine beunruhigende Krise auf uns zukommen, die mich um die Sicherheit unseres Landes zittern läßt. Infolge des Krieges sind Wirtschafts-unternehmen zu enormen Einfluß gelangt, und wir gehen einem Zeitalter der Korruption bis in hohe Positionen entgegen. Die Macht des Geldes in diesem Land wird ihren Einfluß durch Ausnutzung der Vorurteile im Volk so lange wie möglich zu halten versuchen, bis der Wohlstand in wenigen Händen versammelt und die Republik zerstört ist. Ich sorge mich zu diesem Zeitpunkt mehr um die Sicherheit meines Landes als je zuvor, mehr sogar als mitten im Krieg. Gebe Gott, daß meine Befürchtungen sich als unbegründet erweisen.“ Ist das aktuell oder ein alter Hut?

Alles muss man selber machen! Der liebe Gott jedenfalls hat der Macht des Geld kein Ende gesetzt und wieder alles uns überlassen, und wir haben’s auch noch nicht gerafft, die Republiken vor den Zerstörern in Sicherheit zu bringen, nicht die eigene, und nicht die andere, von der hier Abraham Lincoln redete, US-amerikanischer Präsident 1809–1865 und der erste, der einem Attentat zum Opfer fiel.
(Zitiert in Al Gore: Angriff auf die Vernunft, Goldmann, München 2007, S. 117)

Allerdings fallen heutzutage die Helden um wie die Fliegen im Herbst: Hansi Flick, Olaf Scholz – der Sturz! – Luis Rubiales, Sigrid Kaag, Dietmar Bartsch, Sarah Wagenknecht, Oleksij Resnikow (bislang nur ein Verteidigungsminister in der Ukraine und bestimmt nicht der letzte aus dem Haus Selensky). Nur Friedrich Merz steht sehenden Auges seinen Mann, und Wladimir Putin hält genügend Abstand. Abgesehen davon soll er über ausreichend Doppelgänger verfügen, fast mehr als Hubert Aiwanger.

Zurück zur Lincoln’schen Korruption: In Deutschland belief sich die Zahl polizeilich bekannt gewordener Korruptionsstraftaten schon 2021 auf rund 7.400: Das ist ein Anstieg um rund 35 %, Tendenz steigend. Sicher ist nur, dass die meisten Fälle unentdeckt bleiben und sich die Bundesregierung in Sachen Transparenz stark zurückhält. In den nächsten Tagen findet die offizielle Anhörung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung statt (Entwurf zur Reform des Lobbyregisters).

Was am 8.10. hinten rauskommt, ist unsicher. Sicher ist nur, dass die Rechtspopulisten bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen bei der Zerstörung der Republik kaum aufhalten lassen werden können müssen.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Das Wettern der Woche – filmreif, aber diesmal ohne Film

Kaviar & Kokain

Ein Ladendieb aus Feuerbach greift beim Böhm ins Delikatessen-Regal, wird beim Kaviarkauen erwischt, schluckt nicht schnell genug runter und wird verurteilt: Knast. Der freie Wähler will’s wieder machen. „Der Kick“, sagt er – „und es schmeckt!“

Es ist nicht bekannt, warum Anna Lena Baerbock dem saudischen Halunken die Füße küsst. Ist es der Kick, ob man selbst damit zu Hause durchkommt? Man kommt. Oder war’s der beispielgebende Kanzler, der den Saudis hinten rein kriecht und von innen die Richtlinien der Politik bestimmt?

Fakt ist: Saudi-Arabiens Grenzpolizei hat allein im 1. Halbjahr Hunderte Migranten an der Grenze zu Jemen erschossen, mir nichts, dir nichts, ohne dass der Rest der Welt es sieht. Also kein sicheres Herkunftsland, liebe Flüchtlinge. Nur 655 Opfer sind bisher registriert, es dürften aber Tausende sein. Schwamm drüber – wenn da nicht die deutschen Ausbilder wären! Unsere Militärs bringen den Saudi-Offizieren vor Ort bei, dass man zwischen die Augen zielen muss. Boris Ludwig Pistorius, Oberausbilder, weiss von nichts. Die Kugeln sind an ihm vorbeigegangen, mitsamt der Dokumentation von Human Rights Watch und der Autorin Nadia Hardmann (ZDF am 21.8.2023). Das alles hat weit weniger Staub aufgewirbelt als einer dieser Klimakleber vom Stachus, Silvio B. etwa, der im jetzt Knast sitzt. Freiheit und Demokraty.

Am 15.9., dem Weltklima-Freitag, gibt’s auch wieder Staub, und bis dahin kann sich Silvio die Bayerische Verfassung zu Gemüte führen, z.B. Artikel 131, Absatz 2: Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrs-chung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereit-schaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt.

Warum nicht, fragt man sich, und Hubsi Aiwanger sieht das alles ähnlich, dazuhin noch, dass uns die Demokratie abhanden gekommen ist und wir sie uns wieder holen müssen. Ganz ohne Gewalt wird das nicht gehen, sagt sich da der Gewalttäter aus Thüringen und springt ihm bei. Die Bibel kommentiert: Ein jegliches hat seine Zeit.

Das mußte auch Robert Bilott einsehen. Der deckte auf und bewies, dass der US-amerikanische Chemie-Multi DuPont jahrelang im vollen Wissen Menschen vergiftete, zu Krüppeln machte und elend streben ließ. Die ganze Story heißt Vergiftete Wahrheit. Der Film wurde jüngst wieder ausgestrahlt – ein packender Thriller und Unterrichtsmaterial in Sachen Demokratie und Menschenrechte: Der Kampf darum geht weiter, Hubsi.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Viel Dolce, wenig Vita – Grohmanns „Wettern der Woche“

Viel Dolce, wenig Vita – Grohmanns "Wetter der Woche

Zuerst zur Kindergrundsicherung und den Leckerlis der FDP: Ein Liter Coca-Cola enthält mehr als 100 Gramm Zucker. Das Kilo Demeterzucker kriegste für vierfuffzig – aber ob die den nehmen? Echt jetzt?

Egal, Zucker macht glücklich, besonders kinderreiche Familien, der Stimmenanteil für die FDP steigt. Zugegeben, Zucker ist auch eine gewissermaßen selbstbestimmte Sterbehilfe. In Rotchina hat ein Typ 1,5 Liter Cola auf ex gesoffen und ist qualvoll gestorben: dolce morte. China ist also nicht überall unser Vorbild. Ich erinnere nur an die Gesichtsscanner von Partei, Polizei und Lufthansa, die auch alle aus China kommen. Kurzum: Zu den Risikofaktoren der FDP zählen Adipositas, Gicht, Tumore und dentale Probleme, schreibt das Ärzteblatt. Letztere haben wir ja eh seit Menschengedenken: Im Mund- und Rache-Raum sitzen rund eine Billion Bakterien, wenn nicht mehr.

Rein theoretisch könnte Mineralwasser dem süßen Gift das Wasser reichen – in keinem Bio-Wasser wurden Abbauprodukte von Pestiziden gefunden. Das macht misstrauisch und erinnert uns an die Waffenfunde bei den Reichsbürgern: Gefunden wurden 362 Schusswaffen, 347 Hieb- und Stichwaffen sowie 150 000 Schuss Munition oder so. Aber nur wenige wissen wirklich, was nicht gefunden wurde. Übrigens ist ein Liter ausgezeichnetes Mineralwasser teurer als ein Liter Cola.

Der Schwarzseher weiß: Das wahre Leben sieht für viele eher düster aus – je mehr dolce, umso weniger vita. Linke, Christ-, Sozial- oder freie Demokraten können offensichtlich die künftig Wählenden (und erstrecht die Nichtwählenden) nicht so recht überzeugen. Sie bieten den Mehrheiten kaum Trost und Hoffnung auf bessere Zeiten. Eher denkt man, wenn man denkt: Hoffentlich wird’s nicht schlimmer! Das ist nicht raus.

Klar, meine Omi Glimbzsch in Zittau (Sachsen!) und Greta können’s alleine auch nicht richten – doch bleiben am Ende wirklich nun diese Drei: Glaube, Hoffnung, Liebe? Ich brauch‘ die Straße, Menschen, die handeln. Ich, die Demokratie: Jetzt. Ich brauch‘ Debatte, Reden und Zuhören und Nachdenken, Opposition! Ich brauch‘ kritische, unabhängige Medien und überprüfbare Fakten, weniger dolce, mehr vita.
Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter.

Kotbeutelspender – Grohmanns „Wettern der Woche“

Kotbeutelspender – Grohmanns "Wettern der Woche"

Kotbeutelspender in Venedig

Als ich die Tage bei der Architektur-Biennale im Venedig Station machte, um mich unter die Reicheren und Schöneren zu mischen, war alles von Wert ausgebucht. Abseits der Routen hatte ich Glück: halbwegs preiswert und direkt neben einem industriell genutzten Müllplatz, aber alles freundliche Menschen. So sind sie eben auch, die Italiener, nicht alle sind Meloni, tät‘ meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen, und summte mit Peter Alexander das Lied von der kleinen Kneipe in unserer Straße / Da wo das Leben noch lebenswert ist / Dort in der Kneipe in unserer Straße / Da fragt dich keiner was du hast oder bist. 

Hautnah am Zelt auch eine Trattoria, fünf-sechs Plätze, aber Mann spricht deutsch und dann dieses leckere Angebot: „Kässpätzle“ und „Schwäbische Maultaschen“. Was tun gegen diese kulturelle Aneignung? Ich frage Sie!

Ganz andere Sorgen haben da die Flüchtlinge vor Ort. Eine Zuger Firma zeigt zwar auf der Biennale ein tolles Fertighaus für Flüchtlinge, voll recycel-, aber halt noch nicht lieferbar: „CO-2-arme, rollbare Betonplatten bieten als äussere Gebäudehülle physische Sicherheit. Durchlässige Wege aus kohlenstoff-armem Beton verbinden die Gebäude; lichtabsorbierende Baustoffe reflektieren bei Nacht das natürliche Licht und reduzieren dadurch sowohl den Energieverbrauch als auch die Lichtverschmutzung.“ (https://uni verses.art/de/biennale-venedig/2023-architecture). 

Die Zahl der Asylbewerber in Italien ist dieses Jahr um 300 % angestiegen (viel Afrika), die Unterkünfte sind meistens zweifelhaft und häufig illegal, wenn überhaupt. Die Solidarität unter den EU-Ländern hält sich dem gegenüber stark zurück. So nächtigen unter den schönsten Brücken der Welt die Leut‘ aus Armenland, Guinea oder Bangladesh, viele unbegleitete Minderjährige. Das größte Problem, sagen die Carabinieri, ist die Notdurft, während die Camper (ohne Campingbus oder Zelt) sagen, das größte Problem seien die stets gewaltbereiten Carabinieri: Besser Betuchte werfen nun den geflüchteten Überlebenden Kotbeutelspender zu, um die Stadt sauber zu halten. Venedigs erster Bürgermeister (eher rechts außen als innen) hat sogar zwei Flüchtlingsfamilien bei sich aufgenommen, aus der Ukraine, mit anderen käm‘ er wohl nicht zu Recht, erzählen mir die aus der Trattoria, während ich auf mein Eisbein mit Sauerkraut warte. Es ist kalt geworden in Venedig.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Mehr zum Thema Menschenrechte: https://30tageimnovember.de

Das Wettern der Woche – Harte Hunde

Als harter Hund gilt, wer streng, standhaft oder kompromisslos gegen andere Hunde oder sich selbst ist – beispielsweise Volker Wissing, Produktmanager für Künstliche Intelligenz. Der Verkehrsminister kommt aus Rotenburg, ebenso ein anderer harter Hund, der nach Medienberichten elf Kameraden das Leben rettete: Klaus Störtebeker. Obwohl ihm (also Störtebeker) der Kopf abgeschlagen worden war, rannte er mutig und kopflos am Spalier seiner Seilschaft vorbei (alles voller Blut, wie im letzten Tatort, aber halt echt) und rettete so die Köpfe seiner Lieben: Seemanns Braut ist die See …

Ein frühes Beispiel von Kritischer Intelligenz ist auch die Stadt an der Wümme, die gerade eben wie 400 weitere Gemeinden der „Tempo-30-Initiative“ beigetreten ist. Der Hartleiner Wissing mag sich an den Kopf fassen, mag an seinen Klassenkameraden Klaus Störtebeker denken, der auf Nord- und Ostsee sein Unwesen trieb, während er selbst mit Chauffeur auf Autobahnen Gleiches mit Gleichem vergilt und im Stau steht: Mehrheit ist Mehrheit.

Aber es hilft wenig, dauernd auf der AfD herumzuhacken. Was ist mit Dietmar Gabriel? Ein stahlharter Geselle, feinfühlig dennoch, wenn er im Homeoffice mit Hilfe seiner KI Beethovens 10. Sinfonie vollendet (allerdings nur den dritten und vierten Satz). Nach Feierabend klappt Gabriel dann den Klavierdeckel runter und lässt seine Kontakte spielen. So öffnete einst „Gabriel der Spieler“ (wie ihn rechte Sozialdemokraten gerne nennen) Thyssenkrupp Steel die Türen ins Kanzleramt und sang dem Kanzler persönlich das Lied der notleidenden deutschen Stahlindustrie vor. Scholz wäre nicht Scholz, wenn er sich nicht erinnerte!

Doch der brutale Überfall (völkerrechtswidrig) der Russen auf die Ukraine enterte alles! Die Rüstungsindustrie macht sich berechtigte Hoffnungen auf Folgeaufträge aus diesen Völkerrechtswidrigkeiten, unsere Investoren wittern ein gutes Geschäft, so das Manager-Magazin, sinnstiftend. Wladimir Putin gilt unter den seinen als harter Hund (твердая собака): Der Pilot, Kampfschwimmer und Panzerfahrer hat es tatsächlich geschafft! Nach Medienberichten liefert der Luxemburger Stahlriese Arcelor Mittal wieder „Produkte“ nach Russland. Arcelor Mittal ist natürlich weltweit aktiv, in der DDR damals in Stalinstadt (heute Eisenhüttenstadt).

Ach so: Putin ist natürlich Millionär. Selbst die Hälfte aller Kongressabgeordneten in den USA – alles harte Hunde! – haben Millionen auf ihren Konten, ähnlich wie vielleicht Friedrich Merz. Ohne viel Knete, sehr sehr viel Knete hat in den Staaten niemand eine Chance, Abgeordnete:r zu werden. Im Gegensatz dazu Joe Biden: „Ein Weichei, aber Milliardär“, zwinkerte mir meine Omi Glimbzsch in Zittau zu.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter. Alle Wettern-Videos gibt es hier zum Nachgucken.

Deutsche Wollust

Deutsche Wollust – Großmanns "Wettern der Woche"

Deutsche Wollust

Eine sogenannte „Brandmauer nach rechts“ wie in Deutschland gegenüber der AfD gibt es in Spanien nicht.: Friedrich Merz ist erleichtert, er könnte über Spanienas Himmel sofort eine Regierung bilden: Meuthen als Justizminister, Sarrazin für Kultur, Amthor für Albernheiten. Meine Omi Glimbzsch aus Zittau würde jetzt einwenden: „Spanien ist doch noch garnicht von Deutschland besetzt!“ – „Omi“, tät‘ ich da mit Goethe einwenden, „was nicht ist, kann ja noch werden!“ Nirgends sonst investieren unsere Rentner so kräftig für ihren Ruhestand wie an der Costa Bravo! Nur ein Alterssitz an der Algarve ist beliebter. Die Umvolkung oder, wie Goebbels gern sagte, die Ethnomorphose, ist fast gelungen – selbst Gernika wird wieder deutsch.

Ganz abgehen davon sagt Friedrich Merz ja nur, was die meisten Biodeutschen sich eh‘ denken, was viele fürchten und was niemand gern zugibt, wegen Ansehen und so. Derartige Merz-Mehrheiten kommen so sicher wie das Amen in der Kirche, das will niemand wahr haben, aber man könnt‘ ja mal drüber diskutieren.

So blickt unsereins blickt dieser Tage statt auf die Prognosen für Trump, Höcke oder Le Pen lieber auf die Herzschrittmacherinnen in Israel: Wie ergötzlich, wie wohltuend, ermutigend, radikal und kompromisslos der Einsatz der Leute in Israel für ihre Demokratie – respektive gegen deren fortlaufende Demontage – ist! Mensch Maier, da ist mehr drin als Festkleben, auch wenn das dort alltäglich ist. Schnellstraßen, Rathäuser, Rundfunkanstalten werden blockiert, Rekruten schmeißen ihre Gewehre weg, High-Tech-Firmen drohen, nach Deutschland abzuwandern, nirgend kommt mehr ein Krankenwagen durch. Hut odeer Kippa ab! Da können sich deutsche Republikaner und Demokratinnen ein paar Scheiben abschneiden – die singen schon Halleluja, wenn bei uns Demokratie-bewegungen einmal im Schaltjahr ein paar Zehntausend dazu bewegen, gegen Kriege (nur diesen!) oder Klimanotstand (nicht mir denen!) auf die Straße zu kommen. Von Israel lernen, heißt siegen lernen, aber dort ist auch nicht alles Kibbuz, was glänzt! Wir haben ’s geahnt. Wie kein anderes Land auf dem Erden steht Israel unter ständiger, missbilligender Beobachtung. Wir gucken genauer hin, weil die bei uns auch immer so genau geguckt habe. Unsere Öffentlichkeit, die kaum noch auftritt, betrachtet nahezu obsessiv, was in diesem kleinen Land geschieht – völkerrechtswidrige Landnahmen, obskure Geheimdienstaktionen, Rassismus und eine stärker werdende nationali-stische Rechte, die sich gewaschen hat. Im Blick auf Israel geht uns das Elend am Kap Horn am Allerwertesten vorbei: Knapp eine Milliarde Menschen oder rund 20 % der Menschen hungern weltweit, der Rest der Leute schmeißt die Lebensmittel in den Müll, Unverwertbares kommt nach Asien. Das Wetter ist mal wieder sehr pessimistisch? OK, dann pack’s an. Demonstrieren, protestieren, progressive Projekte befeuern, spenden, lauter werden. Ich bin dabei. Warte nicht auf bessere Zeiten.

Grohmanns Wettern der Woche
Todesstrafe jetzt!

„Wenn man auch nur 10 % der Sendezeiten, die für Krimis, Männerfußball oder Volksmusik draufgehen, für’s Thema Demokratie oder ‚kritische Intelligenz ‚verwenden würde, müsste man vor uns Wählerinnen weniger Angst haben“, predigte mir meine Omi Glimbzsch in Zittau immer wieder und verstecke ihren Bakunin unterm Kopfkissen. „Nur dann bin ich wahrhaft frei, wenn alle Menschen, die mich umgeben, Männer und Frauen, ebenso frei sind wie ich“, sagte der Anarchist. Natürlich auf russisch.

Heute weiß die Linke nicht, was die Rechte tut, aber umgekehrt. Im Sommerinterview will Kanzler Scholz dem Volk aufs Maul schauen und fordert, nur solche Gesetze auf den Weg zu bringen, die auch bei einer Volksabstimmung die Mehrheit hinter sich versammeln würden. Wie wär’s mit der Todesstrafe für Schwimmbadpöbler? Wäre zustimmungsfähig, wenn’s nach dem Wahlvolk ginge. Ja, ich weiß, aber man muss sie ja nicht vollstrecken!

Der auf Humor getrimmte Kanzler hatte offenbar das Mannheimer Wahlergebnis aus dem Augen verloren: Mehr als zwei Dritteln der Wahlberechtigten war es piepegal, wer in der zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs Oberbürgermeister wird. Über den Buckel Desinteresse kommt auch eine Universitätsstadt nicht, aber wir wissen: besser wird’s nimmer und freuen uns: Nur etwa 55 % der Deutschen sind noch Antisemiten, da sieht man mal, was Bildung vermag! 35 % befürworten Gewalt – freilich nur gegen Andersdenkende – und 73 % mögen keine Flüchtlinge mehr aus dem Mittelmeer retten. Die Demokratie hat eben auch so ihre Tücken. Bildung für alle etwa – das ist ja auch mein persönliches Problem: Ohne Hauptschulabschluss (soviel Würde muss sein), aber mit Staufermedaille, das kostet weniger.

Außenministerin Annalena Baerbock würde die Ukraine gerne noch stärker militärisch unterstützen, sagt sie, etwa mit Minenräum- und Suchgeräten. Da seien die deutschen Ressourcen (auch wählermäßig – sagt sie nicht) begrenzt. Also lieber keine Volksabstimmung. Moderne Minenräumgeräte könnten ja auch Streubomben orten, doch nur, wenn sie geliefert werden. Die drei Hautbeteiligten Selensky, Putin und Biden sind in ihrem Handeln frei – Russland, die Ukraine und die USA haben die Streubomben-Konvention von 2010 – den völkerrechtlichen Vertrag über ein Verbot von Einsatz, Herstellung und Weitergabe von Streumunition – nicht unterzeichnet. Und wir gehen in Deckung. Wandel durch Annäherung erst nach dem Krieg – und Minen gemeinsam beseitigen.

Links blinken – Grohmanns Wettern der Woche

Immer Ärger mit der Demokratie – Grohmanns Wettern der Woche

Immer Ärger mit der Demokratie

Erstaunlich, dass die nicht auswandern: Fast 60 % von Befragten behaupten, dass sie wenig bis Null Vertrauen in die Bundesregierung haben und 80 % haben wenig bis Null Vertrauen in die Parteien. Ach, Sahra, viele wünschen sich einen starken Mann – nein, von Frauen ist nicht die Rede – , also einen, der mal richtig durchgreift (er kann auch bissel antisemitisch sein), der Schluß macht mit Genderei und Umvolkung, einen also, die Grenzen abdichtet, der Polizei den Rücken stärkt und endlich was für unsere Leute tut. So einer ist momentan weit und breit nicht zu sehen, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Bis dahin geht ein Teil der Leute protesteshalber nicht wählen, ein anderer Teil wählt falsch und viele dürfen überhaupt nicht. Vornehm gesagt: Die Wahlmüdigkeit nimmt zu, und nicht mal ein Sieg der AfD ist ein Wecker. Drück‘ auf Schlummern statt auf Aufstehn. Nur beim Heizungsgesetz sind alle auf der Gass‘.
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Stellungnahme zur geplanten Einstufung der Republik Moldau als “Sicheren Herkunftsstaat”

Vertreten durch ihren Vorstand, unterstützen die AnStifter folgenden Aufruf des Roma Center e. V.:

„Die geplante Einstufung der Republik Moldau als „Sicherer Herkunftsstaat“ ist aus historischen und humanitären Gründen abzulehnen. Wir betrachten diese Maßnahme als weiteres Beispiel für Symbolpolitik auf Kosten flüchtender Roma, um einer flüchtlingsfeindlichen Stimmung in Deutschland entgegen zu kommen. Diese Maßnahme wird keine nennenswerte Auswirkung auf die Gesamtzahl der nach Deutschland flüchtenden Menschen haben. Wir befürchten allerdings, dass sie die Ausgrenzung und Stigmatisierung von Roma in Deutschland und in Moldau verstärken wird, und dass die mit der Einstufung einhergehende Einführung einer von der Realität losgelösten gesetzlichen Vermutung rechtsstaatlicher Verhältnisse die Geltendmachung von Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen im Asylverfahren erschweren oder verunmöglichen. Schließlich weisen wir darauf hin, dass die Maßnahme in direktem Widerspruch zu den Empfehlungen der Unabhängigen Kommission Antiziganismus (UKA) steht.

Im Jahr 2022 gab es 5218 Asylanträge von moldauischen Staatsangehörigen in Deutschland. Das sind 2% aller in Deutschland gestellten Asylanträge.[1] Berücksichtigt man noch die rund eine Million Geflüchteten aus der Ukraine, verschwindet der zahlenmäßige Anteil der Geflüchteten aus Moldau noch mehr in der Bedeutungslosigkeit – in dieser Berechnung stellen sie nur 0,4% der Geflüchteten, die 2022 nach Deutschland kamen. Selbst wenn keine einzige Person aus Moldau mehr in Deutschland Asyl beantragt (was nicht passieren wird – 2022 stellten immerhin rund 10 000 Personen aus den „Sicheren Herkunftsstaaten“ des Westbalkans Asylanträge in Deutschland), würde dies keine wahrnehmbare Auswirkung auf die Gesamtzahl der nach Deutschland ankommenden Geflüchteten haben.

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Erklärung der AnStifter
Die AnStifter verurteilen die Einstufung der Letzten Generation als kriminelle Vereinigung

Die Generalstaatsanwaltschaft München veranlasste eine bundesweite Razzia gegen Klimaschutz-Aktivisten der Letzten Generation, weil es sich dabei um eine „kriminelle Vereinigung“ handele. Diese Aktion gegen die Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ und deren „Einstufung als kriminelle Vereinigung“ wird von den AnStiftern ebenso verurteilt wie die Beschlagnahmung ihrer finanziellen Mittel. Auch wenn die Generalstaatsanwaltschaft später etwas zurückruderte und „lediglich“ von einem Anfangsverdacht sprach, handelt es sich um eine Diffamierung und den Versuch, die Letzte Generation politisch handlungsunfähig zu machen. Die Aktivisten der Letzten Generation haben sich nicht zusammen geschlossen, um strafbare Handlungen zu begehen – ein grundlegendes Kennzeichen einer kriminellen Vereinigung. Vielmehr haben sie sich zusammengeschlossen, um auf die Versäumnisse der Politik aufmerksam zu machen und Druck auf die Regierung auszuüben, damit diese künftig entschlossen klimagerechtes Handeln vorantreibt. Zu diesem Zweck unternimmt sie nicht nur Klebeaktionen, sie führt auch Gespräche mit Ministern, Bürgermeistern und Abgeordneten, führt Veranstaltungen durch. Die AnStifter teilen die Forderung der Letzten Generation an die Politik nach dringenden und wirksamen Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen, damit der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur dem sogenannten „Paris-Ziel“ entsprechend begrenzt werden kann. Über die Frage, ob Klebeaktionen dem Kampf gegen die Überhitzung der Erde förderlich sind, lässt sich streiten. Notwendig ist rasches Umsteuern. Wir haben nicht mehr viel Zeit!

Der Vorstand: Manfred Scheifele, Dr. Klaus Kunkel und Hermann Zoller

Josef Otto Freudenreich in der KONTEXT:WOCHENZEITUNG zum Tod von Winfried Wolf

„Der Autor und Aktivist Winfried Wolf, 74, auch langjähriger Kontext-Mitarbeiter, ist tot. In der Nacht zum Dienstag ist er einem Krebsleiden erlegen. Mit ihm verliert nicht nur die Bewegung gegen Stuttgart 21 einen herausragenden Menschen.“

Zum Tod von Winfried Wolf: Zwischen Marx und Missionar – Ausgabe 634 (kontextwochenzeitung.de)

Friedenscamp – noch Plätze frei!

Das Friedenscamp „Campo della Pace“ findet dieses Jahr in der Zeit 3. – 14. 8. in Sant’Anna di Stazzema und 30.09.–03.10.in Stuttgart statt. Junge Erwachsene (17 – 26 Jahre) verbringen gemeinsame Zeit in Pruno, einem toskanischen Bergdorf, und vor allem in Sant’Anna, am Gedenkort für die Opfer eines Massakers der Waffen-SS (12.8.1944).

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