Archiv der Kategorie: Wettern der Woche

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext.

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Giftgas

Die Deutschen atmen Giftgas ein, Tag für Tag. Nicht nur – aber als hochmotorisiertes Land ganz schön deftig. Aber auf die Barrikaden will keiner. Was VW gemacht hat, ist vorsätzliche Körperverletzung, sagt die Deutsche Umwelthilfe. Da geht ich doch glatt einen Schritt weiter und sag: Fahrlässige Tötung!

Nu‘ regen Sie sich mal wieder ab – das hier ist eine Glosse und kein juristischer Beitrag zum § 222 StGB. Aber wenn alle Welt furchtbar empört tut und man momentan dem „Alles Müller oder was“ Zucker in den Arsch bläst, muss man sich doch als Mensch auf der Straße doch fragen, wo denn die Toten von VW bleiben. Für die da oben ist klar: Der Feinstaub fällt vom Himmel. Kein Stuhlgang, sondern Stühlerücken.

Merke: Allein an dem durch Dieselabgase ausgelösten Lungenkrebs sterben in Deutschland pro Jahr zwischen 1 100 und 2 200 Menschen. Zusätzlich sterben jährlich 8 000 bis 17 000 Menschen an Atemwegs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die auf eine Rußbelastung zurückzuführen sind. Und bis zu 2 Prozent der jährlich rund 800 000 Todesfälle in Deutschland gehen auf den Dieselmotor zurück. (Berliner Zeitung, 22.7.15). Ist es denn tatsächlich so ein weiter Weg von Wolfsburg bis zum § 222 StGB:? „Wer durch Fahrlässigkeit den Tod eines Menschen verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ Der § 222 ist offenbar ein Geheim-Tipp – doch vielleicht geht dem ja mal einer von Ihnen nach. Denn auf die Behörden ist kein Verlass. Die sind oft auf beiden Augen blind, erstens generell, zweitens wegen ihrer Gewerbesteuern, drittens wegen der Spenden.

Umsonst ist der Tod. 2014 zahlte Daimler an CDU und SPD einen Bonus von 100 000 Euro. Die Grünen waren nur mit 40 000 Euro bezahlbar. Das Spnsoring kommt noch dazu, und transparent ist das alles eh‘ nicht. Aber macht nur so weiter! Bei der ganzen VW-Chose hab‘ ich übrigens bisher kein Wort von den Gewerkschaften gehört – vielleicht suchen die ja ihren Arsch in der Hose.

Die kriminellen Akteure in Wolfsburg und global haben da ganze Arbeit geleistet. Speziell VW braucht jetzt keinen Schutz – sondern Druck. Druck von uns. Sonst ist ja keiner da. Denn was bei VW passiert ist, ist kein Versehen, sondern ein bewusster Gesetzesbruch. Aber wenn das so weitergeht, schenk‘ ich meine Feinstaubplakette ab und schenk die meiner Omi Glimbzsch in Zittau. Die da drüben sind nicht so zimperlich wegen ein paar Russ-Partikeln.

Peter Grohmann schreibt sein Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

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Das große Willkommen

Wie schön: Die ganze Welt klopft uns auf die Schultern, weil wir so menschlich sind – und die anderen nicht. Endlich mal keine Polizeikontrollen mehr an den Bahnhöfen für die schwarzen Brüder (aber der Anfangsverdacht bleibt natürlich!) –, sondern ein herzliches Grüß Gott in München. Und weiter südwärts dann die Grenzen wieder dicht.

Das große Willkommen rührt ans Herz. Aber was kommt danach? Brandanschläge oder Hassgesänge? Der Schulterschluss der Ossis aus Polen, Tschechien, der Slowakei und Un-gern gegen den Strom? Wahltriumphe der Nationalsozialisten? Sprachreisen ins Niemandsland macht nur der Mittelstand, den Willkommengeheißenen wünscht man die Heimat zurück, lieber heute und morgen. Jetzt mal ganz unter uns Tippelbrüdern, wie meine Omi Glimbzsch aus Zittau seinerzeit die Völkerwanderer nannte, die aus Polen und der Armut kamen. Es genügt natürlich nicht, an den Bahnhöfen alte Klamotten abzulagern und Stullen zu schmieren. Das wissen wir. Aber sonst schmiert ja keiner, das mit dem ehrlichen Grüß Gott und dem warmen Tee und dem Teller Reis und dem Stullenschmieren kriegt ja nur die Zivilgesellschaft hin. Freilich, wir müssen schon mehr bieten, wenn wir wollen, dass es vorwärts geht, wo’s doch kein Zurück gibt. Deshalb muss es nach unseren ersten Liebesbeweisen heißen:

Vorwärts und nicht vergessen,
worin unsere Stärke besteht!
Beim Hungern und beim Essen,
vorwärts und nie vergessen:
die Solidarität! (Bertolt Brecht)

Mehr bieten heißt: Ein offenes, ein deutlicheres Wort an Europa, von der Etsch bis an den Belt. Ein ehrliches Wort an alle, die erfreulicherweise zu Hause in der warmen Stube bleiben können – und keine regierungsamtlichen Halbwahrheiten mehr in den Reden ans Volk, das man nicht erschrecken will. Seht, wie der Zug von Millionen endlos aus Nächtigem quillt: Das wäre die ganze Wahrheit. Sie kommen, weil wir ihnen den Boden unter den Füßen weggezogen haben. Sie sind willkommen, weil es andernorts null Perspektive für sie gibt. Andernorts warten der IS mit dem Fallbeil, Hunger, die Bomben der Koalition, Seuchen. Wenn wir noch länger warten, werden die Massenlager zu Todeslagern. Jetzt heißt es: hingestanden, Zivilcourage, Solidarität und Barmherzigkeit. Barmherzigkeit übrigens ist der Begriff von gestern für die menschlichen Tugenden von heute. Sichere Herkunftsländer erfinden und Schiffe versenken ist leichter.

Peter Grohmann schreibt sein Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

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Christen und andere

800.000 oder eine Million? Oder zwei? Hoffen wir das Beste: Drei. Denn Deutschland braucht frisches Blut, damit wir weiter vorne bleiben. Vorn ist immer da, wo die anderen erst noch hinwollen: Hoher Lebensstandard, allerhöchste Standards bei den Menschenrechten, dichtauf gefolgt vom Umweltschutz und den anderen Paragrafen. Einkaufen statt einholen, wie meine Omi Glimbzsch in Zittau gern zu Walter Ulbricht sagte. Deutschland wird alt, schwerhörig, bettlägerig – ich seh‘ es an mir. Wenn wir nicht in absehbarer Zeit Pi mal Daumen 5 Millionen Menschen mehr einkaufen, also im eigenen Land haben, ist Gefahr im Verzug! Derzeit sterben mindestens etwa 200.000 Blutsbrüder mehr als geboren werden, behauptet die Bundesregierung. Pro Jahr, Leute! Ohne kosovarische Fleißbandarbeiter, afrikanische Straßenfeger, syrische Studenten und den schwarzen Afghanen werden keine Träume mehr wahr: Wir stagnieren, ja wir sinken auf das Niveau von Seehofer, Le Penn und Radio Maryja. Radio Maryja sendet weltweit aus Polen, für etwa 50 % meiner älteren polnischen Freunde ist das die Stimme des lieben Gottes. Massive Fremdenfeindlichkeit und ein kräftiger Schuss Antisemitismus plätschert und plappert neben den verschiedenen Geboten, die der heilige Sender so drauf hat, auf das Wahl- und Kaufvolk nieder. Denn darum geht’s ja letztlich: Schleichwerbung – und richtig, also rechts zu wählen und so dafür zu sorgen, dass keine Muslime die Wäsche von der Leine klauen, Korane verteilen oder unwissende Kinder in ihre Moscheen locken. Derlei Ansichten teilen sich die rechten Polen mit den Rechten weltweit. Keine Frage, dass Radio Maryja Druck auf die Regierung macht – denn Viktor Orbán und Ungarn sind die nationalistischen Vorreiter und Vorbilder dieses christlichen Abendlandes. Unterdessen beten 5.000 Tataren – polnische Staatsbürger reinsten Wassers – in Ostpolen für bessere Zeiten und ein weltoffenes Europa. Ab und an stoßen sie da mit ihren Glaubensbrüdern, die vor den Toren der Christen auf dem Bahnhof der Barmherzigkeit auf Nächstenliebe warten, auf die Sure 59/13, wo es dem Sinn nach heisst: „Vor euch Muslimen haben sie mehr Angst als vor Gott – weil es Leute sind, die keinen Verstand haben.“

Das Fazit? Selbst die Christen dürfen ja nicht lügen, hehlen, stehlen, ehebrechen, hassen, töten: Das macht ihnen das Leben so schwer. Und mir auch. Nur Lieb sein ist noch schwerer. Da macht der Atheist keine Ausnahme.

Peter Grohmann schreibt sein Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

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Was hätten Sie denn gern?

Was hätten S' denn gern? – Peter Grohmanns "Wettern"

500 g Griechenland, abgefertigt, eine Tüte rechtsdrehende Mehrheiten, 1 Prise Menschenrechte, ein 1 Kilo Asylantenspeck, ein Portion syrisches Fertiggericht, eine Handvoll ungarischen Stacheldraht zum Mitkochen, ein Liter Krokodilstränen, gleich zum Hiertrinken.

Es ist eine Katastrophe! Jetzt gerät sogar die Mittelschicht unter Druck. Selbst bestens integrierte Ausländer werden nervös. Die Tafelläden, bislang sichere Herkunftsländer und Rettungsanker für die eigenen Armen, klagen über Engpässe. In Ungarn wird der Stacheldraht knapp, in Deutschland die Feldbetten. In Stuttgart denkt man daran, die Bunker unter dem Marktplatz und am Wilhlemsplatz, direkt bei der SPD-Zentrale, wieder herzurichten. Die taugten nach dem vorletzen Krieg sogar als Hotel, wären schnell grundsaniert, und der eine oder andere ist sofort bewohnbar – siehe „Herzlich Willkommen auf unserer Internetsete schutzbauten-stuttgart.de„. In der Rathausfluren wird gemunkelt, dass die Landeshauptstadt mit den Bunkern an der Tal- und der Sickstraße Ungewöhnliches vorhat: Bürgermeister Michael Föll prüft, ob sie sich für Wohnungen eignen. Der Gedanke ist nicht mehr so abwegig. In der Sattelstraße in Untertürkheim baut die Nordland Investment gerade einen Bunker um, der dem Bund gehört hat. Die Wohnungen sollen 2015 bezugsfertig sein. Geht doch!

Ganz abgesehen davon: Die Sache mit den Wirtschaftsflüchtlingen aus der DDR konnte ja damals auch niemand ahnen! Wir – ich gehöre dazu, meine Omi Glimbzsch blieb wegen offener Füße in Zittau (DDR) – wollten Kante zeigen und für nur unser Bestes. Mit Potschen kommste ja kaum über die grüne Grenze! Sehen Sie: Das ist Menschlichkeit. Wäre unsereins in der Ostzone geblieben, dann hätte ich Karriere gemacht: Erst Gruppenleiter bei den Thälmann-Pionieren, dann mit Anlauf zur Freien Deutschen Jugend, von dort direktemang in die SED. Kurze Haft (wg. Wiedergutmachung), und nach der Wende rein in die CDU. Ab 1990 Immobilienmakler – und heute ein Experte in Sachen Flüchtlingsunterkünfte – ein gemachter Mann.

Stattdessen? Glosse für Kontext.

Mein Ex-Freund Rolf G. aus DD hat es zum Inhaber eines nationalen Versandhauses gebracht. Zur Zeit bietet er Nationslrd an, aber auch Gebrauchsgegenstände für den Direkteinsatz. Sehr gut läuft z.B. sein „Teleskop-Schlagstock, schwarz, 53 cm. Abrutschsicherer, geriffelter Griff. Mit schwarzem Cordura-Gürteletui (100 % Polyamid), zusammengeschoben nur 21 cm, ausgezogen: 53 cm. Gewicht 400 g. Mit Griffüberzug aus rutschfestem Du Pont Hypalon. Ganz aus rostfreiem, schwarzen Stahl gefertigt. Interesse geweckt? Altersnachweis erforderlich: Personalausweiskopie an unsere Mail genügt.“

Der Ex ist dieser Tage vor Asylbewerberunterkünften tätig. Vermutlich Direktverkauf. Die Polizei kennt seinen Laden. Die Staatsanwälte in Sachsen auch. „Wir sind machtlos“, sagen sie.

Peter Grohmann schreibt sein Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

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Schluckauf mit Egon

Schluckauf mit Egon – Peter Grohmanns "Wettern"

Demokratische Wahlen sind auch dann demokratische Wahlen, wenn das Volk die Hamas wählt, konstatierte Egon Bahr, der es für einen Kardinalfehler unseres politischen Systems hielt, „dass uns das Bundesverfassungsgericht einen neuen Beruf geschenkt hat, nämlich den Politiker.“ Bei Bahr bekam mancher politische Täter schnell einen Schluckauf. Die knappen Statements haben es heute noch in sich, etwa sein Klartext zu Schülern im Ländle: „In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten.“ Seine lapidare Feststellung, dass „von Konrad Adenauer bis Helmut Kohl … alle Bundeskanzler inoffizielle Mitarbeiter des CIA“ waren, passt ins Heute wie die Faust aufs Auge und erklärt, warum unser Egon mehr in Talkshows als bei seiner Partei reden konnte. Unser Egon?

Als Entwicklungs-Hilfe-Minister hat Bahr rasch die Epplerschen Erkenntnisse über Bord geworfen und neue Prioritäten geschaffen: Gut für die Welt ist, was dem deutschen Export nützt. Wir haben unsere Rohstoffquellen zu sichern: Weniger moralischer Eifer, mehr Sinn für deutsche Eigeninteressen. Mit traditioneller Entwicklungshilfe, meinte er, sei weder daheim noch draußen großer Eindruck zu machen. Allenthalben wachse die Erkenntnis, dass mit einigen tausend Experten, mit Hunderten von Projekten in Asien, Afrika und Südamerika und mit einigen Milliarden an zinsgünstigen Krediten eine Wende in den notleidenden Regionen des Globus nicht zu bewerkstelligen sei.“ (Spiegel, 5.1.1976).

Da lag er voll daneben. Angesichts der Millionen, die seit Jahren vor Ausbeutung, also Hunger, auf der Wirtschaftsflucht sind, die den Schächern entkommen sind, den polit-religiösen Fanatikern aller Farben, die dem Tod im letzten Augenbock von der Schippe gesprungen sind, zeigt sich das ganze Versagen dieser Politik. Fassungslos sehen wir die Polizei (nicht nur) in Heidenau auf dem Rückzug, die ratlose Kaste der Berufspolitiker versteckt sich in den Sommerferien. So wie wir die Flüchtlingen in Griechenland im Stich lassen, lassen wir sie auch in Mazedonien im Stich, wo die Armee Blendgranaten gegen Mütter mit Babys einsetzt. Wir lassen sie auch bei uns im Stich, überlassen sie dem Pöbel aus der Mitte der Gesellschaft, ostwärts, westwärts, bis es richtig knallt. 400000? 600000? Eine Million. Wetten, dass?

Das Elend vor der Haustür einer der reichsten Nationen der Welt. Die durchorganisierte Republik mit Sticheleien in den Leitmedien gegen Flüchtlinge, mit Hass-Tiraden und Morddrohungen, nach denen kein Justiz-Hahn kräht. Überforderte, weil bürokratiegestählte Beamte, hilflose Behörden. Wär‘ da nicht die Zivilgesellschaft.

Peter Grohmann schreibt sein Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

Urlaub

Urlaub – Peter Grohmanns "Wettern"

Urlaub, was willste da machen? Zugegeben, manche wandern ja. Momentan angesagt ist das sogenannte Wahlkampfwandern, in diesem Fall mit allen Vieren: Kretschmann und Wolf (das ist der andere). Alle stimmungsgeladen bis zum Geht-nicht-mehr unterwegs. Selbst die Medien müssen mitwandern, sonst gibt’s kein Bild. Ohne Blasen keine Phrasen, wie der Volksmund weiss. Aber andernorts ist es oft auch nicht besser. In Spanien etwa ist das mit den deutschen Urlaubern, auch Touris genannt, inzwischen so schlimm, dass sich die Einheimischen nicht mehr in die Einkaufsläden trauen: Nix mehr mit Unser täglich Brot gib uns heute, alles weggegessen!

Auf den Boule-Plätzen in Madrid wird nur noch deutsch gesprochen, manchmal schwäbisch. Straßen und Plätze quellen über – viele kommen vor lauter Touristen nicht mehr mal aus dem eigenen Haus. Und jede Nacht Halligalli, betrunkene Mädels in der Gosse, ja sogar Nackte (aus Baden) zum Selfie auf den Straßen. Da platzt manchen Erstgeborenen natürlich der vielzitierte spanische Kragen! Sie sind mit ihrer Geduld am Ende, woll’n auch an die Strände – oder wenigstens in Westdeutschland arbeiten. Ins Fischerviertel von Barcelona kommste ja heute praktisch nicht mehr rein: Seh-Blackade der Einwohner auf den Straße, Tausende! Gegen uns, die Geld- und Heilsbringer!

Dann bleibt nur noch Lesbos übrig, oder eben Kos. Die Insel Kos wurde bekanntlich in der Jungsteinzeit durch dorische Siedler aus Epidauros kolonisiert, erzählte mir meine Omi Glimbzsch aus Zittau. Und es gibt tausende Inseln in der Gegend dort, meist noch im griechischen Eigentum, aber häufig schon frei von echten Einwohnern, was uns entgegenkäme. Ein Urlaub dort würde die verbliebenen Griechinnen und Griechen freuen, würde dem Land helfen. In Kos beispielsweise kann man jetzt eigenhändig Flüchtlingen retten – man darf sich nur nicht erwischen lassen. Einfach an Land ziehen – aber niemals nach Hause mitnehmen! Auf Kos gibt es nur einen Flugplatz, aber alles ausgebucht. Und die Fähren sind momentan absolut überfüllt. Von den Schwierigkeiten mit den Behörden zu Hause ganz zu schweigen. Also dann doch lieber durchmachen in Madrid oder Halligalli in Barcelona – und die abgetragene Kleidung ins Asylbewerberheim Schleyerhalle Stuttgart. Frisch gewaschen und gebügelt.

Peter Grohmann schreibt sein Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

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Platzpatronen

Platzpatronen – Peter Grohmanns "Wettern"

Am besten haben mir seinerzeit, als ich noch Pazifist war, Westernfilme gefallen. Zwei Männer, eiskalt, gehen aufeinander zu. Die Hände hängen locker über dem Revolvergriff – dann eine jähe, kaum wahrnehmbare Bewegung, zwei nahezu gleichzeitig fallende Schüsse, und einer der beiden geht zu Boden. Ich nicht.

Den Großen von heute hängen immer noch die Hände locker über den Griffen. Im Unterschied zu damals gehen heute alle zu Boden, wenn jemand die Nerven verliert. Die meisten Atomwaffen haben nicht die US-Amerikaner (etwa 8.000 Sprengsätze), sondern die Russen: 10.000 Sprengsätze, gefolgt von Frankreich mit 300, der Volksrepublik China (240), Großbritannien (225), Pakistan (110), Indien (100), Israel (80) und Nordkorea (10?). Weiß man’s? Das gilt für alle miteinander – ich trau den Brüdern nicht über den Weg. Gelagert und jederzeit gefechtsbereit gibt es zudem atomare Sprengsätze in Belgien, der Türkei, Italien und den Niederlanden. Doch wie schön die offizielle und verdummende Lesart: Deutschland besitzt keine Atomwaffen! Denn wir haben großzügigerweise darauf verzichtet, Atomwaffen zu entwickeln, zu bauen oder zu kaufen. Dass die amerikanische Armee in Deutschland auf dem Militärflughafen Büchel (in der Eifel bei Koblenz) 20 Atomwaffen gelagert hat? Die gehören den USA – und nur sie können über die Sprengköpfe verfügen. Das beruhigt. Denn wir haben ja notfalls Flugzeuge, die Atomwaffen transportieren und im Kriegsfall einsetzen können. Das muss allerdings wieder und immer wieder in Übungen mit Soldaten trainiert werden.

Hochrüstung? Die betrifft nicht nur die atomaren Waffen, sondern auch Raketen, Panzer, Flugzeuge, Kriegsschiffe und jene niedlichen Drohnen, auf die wir absolut scharf sind. Der fast ungehemmte Rüstungsexport sogenannter konventioneller Waffen hat das Vernichtungspotenzial vervielfacht, aber auch den Profit, was gern ungesagt bleibt. Die Millionen Kriegs- und Bürgerkriegsopfer seit 1945 sind durch konventionelle Waffen getötet worden, Zivilpersonen und Soldaten in gleicher Weise. Und Zigtausende Waffen sind inzwischen in die Hände machtideologisch verblendeter Personen geraten: 1000 Terroristen, und der eine oder andere von ihnen ist bereits an der Macht.

Die Bombe von Nagasaki wurde aus vier Gründen geworfen: Es war so beschlossen, man wusste nicht, wohin sonst damit, man wollte die Bombe testen und es waren nur Japs.

Peter Grohmann schreibt sein Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

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Kretschmann droht

Kretschmann droht – Peter Grohmanns "Wettern"

Haben Sie neulich auch gelesen, dass Winfried Kretschmann Schluss machen will? Unser Minischterpräsident? Eine leere Drohung, sagen Sie? Dass Sie sich mal nicht täuschen! Wenn er nicht mehr gewählt wird, hat er gesagt, tritt er nicht mehr an! Schon beleidigt, tät‘ meine Omi Glimbzsch in Zittau jetzt sagen.

Wenn er je eine Niederlage einheimsen sollte, wird er nicht mehr Ministerpräsident, meinte er sinngemäß. Mensch, wie soll man das denn auch machen – nicht gewählt zu werden und trotzdem Ministerpräsident zu werden? Ja Winfried, wo sind wir denn? Wir sind doch nicht mehr bei den Maoisten wie früher! Ich natürlich nicht – aber Du. Mal ganz unter uns: Gewählt ist gewählt und nicht gewählt ist nicht gewählt, da beißt die Maus keinen Faden ab! Da haben wir halt Pech. Wirr, Deine Wählerinnen und Wähler und Du und Deine Frau. Klar, wenn Du nicht mehr gewählt wirst, ist das ja schlimmer, als wenn ich nicht mehr gewählt werden würde. Der Vorteil bei mir liegt auf der Hand: Bei mir ginge dann das Abendland nicht unter, ich wäre faktisch auf der sicheren Seite. Aber Du! Na gut – Du könntest immerhin im ZK weitermachen, beim Zentralrat der Katholiken, mein‘ ich. Dieser Weg bleibt unsereins verschlossen. Und das wäre eine gute Wahl für Dich. Da ist man immer auf der richtigen Seite, egal, was kommt. Das gilt vor allem auch für später mal – ich sag’s mal so: Die richtige Seite ist, wenn man oben bleibt – oder eben nach oben kommt. Der einzige Trost: Über kurz oder lang müssen wir alle daran glauben.

Peter Grohmann schreibt sein Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

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Cuba Libre

Cuba Libre – Peter Grohmanns "Wettern" vom 22.7.2015

Unsereins wünscht sich ja weltweit lupenreine Demokraten, egal, was passiert. Nehmen wir Cuba. Dort muss man natürlich kräftig nachhelfen, bis aus normalen Menschen lupenreine Demokraten werden. In Guantanamo geht das nicht ohne Folter und Fußfesseln, aber eben im Namen von Freiheit und Demokratie: Statt kurzer Prozess gar kein Prozess. mehr…

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Franziskus will uns an Leder!

Franziskus will uns an Leder! – Peter Grohmanns "Wettern" vom 24.6.2015

Als 1827 Immanuel Kants Die Critik der reinen Vernunft von der katholischen Kirche auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt wurde, konnten die Katholischen natürlich nicht ahnen, was ihnen fast 200 Jahre später mit Jorge Mario Bergoglio passieren würde: Zum Papst gewählt – und alles ging mit rechten Dingen zu, soweit bekannt. mehr…

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Die Feuerlöscher der Demokratie

Die Feuerlöscher der Demokratie – Grohmanns "Wettern" vom 17.6.2015

„Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ Als wir noch jung und hübsch waren, kannten wir die Antwort: Wir schrien lauthals „Nieeeeeemand“ und stürmten los. Denn der schwarze Mann ist der Rattenfänger. Beim immer noch beliebten Laufspiel in Schulen und Hinterhöfen warnt er aber ausdrücklich: „Und wenn er aber kommt?“ Die Antwort ist überzeugend: „Dann rennen wir davon!“ mehr…

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O Gott

Oh Gott – Peter Grohmanns "Wettern" vom 3.6.2015

Der liebe Gott macht viel mit, wenn der Tag lang ist, auch mit seiner Kirche. Was hat er gewettert und gemahnt und Geduld gezeigt – nix zu machen. Die Kirche hat ihn nicht gehört. Heut auf den Tag genau vor 920 Jahren, am 3. Juni 1005, zogen die Christen von Konstantinopel nach Jerusalem und zeigten den Moslems, wo der Bartel den Moscht holt. mehr…

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Hegel

Subversives Nachdenken – Peter Grohmanns "Wettern" vom 27.5.2015

Abendrott, Arendt, Suttner, Luxemburg, Scholl, Merkel, Hegel, Herwegh, Schiller, Nietzsche, Kant, Goethe – soll ich wirklich weitermachen? Das ganze christliche Abendland versammeln, nur damit man mir nachweisen kann, wen ich alles vergessen habe? Unsere Toleranz geht so weit, dass wir sogar eine muslimischen Schützenkönig haben, in Werl. mehr…

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Den 8. Mai feiern!

Den 8. Mai feiern! – Peter Grohmanns "Wettern" vom 6.5.2015

Nicht Achsen und Allianzen schmieden, sondern raus auf die Straßen und tanzen: Frieden lernen, dass die Fetzen fliegen! Den Tag des Sieges der anderen haben viele im Land so wenig verdaut wie die

Niederlage, die bedingungslose Kapitulation – nein, eben nicht die der Nazis, nicht der Hitlers, nicht der Wehrmacht, sondern der Deutschen.

Viele hätten lebend gern weitergekämpft mehr…

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Glück gehabt

Glück gehabt … – Peter Grohmanns "Wettern" vom 29.4.2015

haben jene 3113 Bürgerinnen und Bürger Stuttgarts, die in diesen Tagen nach sieben Jahren gehört wurden. Sie erhielten eine freundliche, freilich abschlägige Antwort auf ihre Eingabe an den Petitionsausschuss des Bundestags. Man hat sie gehört, aber nicht erhört in ihrem impertinenten Wunsch, Stuttgart21 zu stoppen. Das wäre ja auch noch schöner! Alles Große und Gescheite, meinte Goethe, existiert nur in der Minorität, und die hat bekanntlich verloren. mehr…