Archiv der Kategorie: Wettern der Woche

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext.

Gebt Schießbefehl!

Was denn nun? Soll man jetzt schießen oder eher nicht? Aus der Luft oder nur in die Luft? Welches Kaliber? Oder besser Platzpatronen? Scharf? Auf Frauen, wegen der Gleichberechtigung und man weiß ja nie? Auch auf Kinder? Ab welchem Alter? Klar, auf jeden Fall auf Kindersoldaten!

Wir hören, dass die modernen Satellitenkameras aus 100 km Höhe Objekte von der Größe einer Zigarettenschachtel erkennen können. Rothhändle etwa. Bravo! Die können Autos orten durch den dichtesten Urwald im Urwald! Die können, wenn sie wollen, einzelne Terroristen aus der Luft im fahrenden Jeep erkennen und erwischen- und immer die richtigen. Aber sie sind nicht in der Lage, Lebensmittelpakete über den Flüchtlingslagern der 100 000 abzuwerfen. Kein Trinkwasser, keine Medikamente, kein Mehl, kein Brot. Man lässt die da am langen Arm verhungern, verdursten, sterben. Sie sind auch nicht in der Lage, ihr Ehrenwort zu halten, ihre Versprechen, ihre Zusagen. Die da glauben. Die anderen pokern. Wer gibt wie viel und warum, wenn überhaupt, wann? Die anderen sind wir: Die internationale Solidargemeinschaft, die mit den vorwiegend christlichen Werten, die abgeklärten Aufgeklärten, Vielredner, Schönredner, Schwindler.

Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seine Gaben: Trommel, Pfeifen und Gewehr, Fahn‘ und Säbel und noch mehr möcht’se gerne haben? Geduld- und warte, warte noch ein Weilchen: Weihnachten ist doch hierzulande erst in zehn Monaten! Ach, so lange wartest du schon, glaubst du? Ja, mein Kind, dann hast du vielleicht falsch geglaubt.

„Zögern Sie nicht mit der Anwendung der Schusswaffe, auch dann nicht, wenn die Grenzdurchbrüche mit Frauen und Kindern erfolgen…“. Aus einer siebenseitigen Dienstanweisung vom 1. Oktober 1973. Kennen Sie zufällig das Land, das diesen Schießbefehl gegeben hat?

Übrigens: In Cleveland darf die Polizei auf Unbewaffnete schießen. In Deutschland rät meine Omi Glimbzsch aus Zittau und ihr Neffe den Soldaten und Polizisten: Befehl verweigern. Klappt.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Aschermittwoch

Die Fasnet hat so manchen fremden Mann das das Fürchten gelehrt: Männer in Frauenkleidern, Frauen als Mann, falsche Polizisten, Schlepper, Nepper, Schlangenfänger, Wettsaufen bis zum Umfallen. In Neuhausen hat der Narrenbund dem neuen Mann, der aus der Fremde kam, im Schnellkurs das närrische Treiben erklärt, damit er keinen Kulturschock bekommt. Merke: Es gehört zum Allgemeinwissen, dass es erst wieder am 11.11. losgeht mit Halligalli nebst Übergriffen auf die Weibsbilder – noch 36 Wochen warten. Vorerst ist am Aschermittwoch alles vorbei, außer bei Grohmann*).

Apropos Fürchten: 8 – 10 000 Frauen werden jedes Jahr Opfer von häuslicher Gewalt, bei einer furchterregenden Dunkelziffer. Viele Betroffene, aber auch Zeugen wissen nicht, wie sie in solchen Fällen richtig reagieren sollen oder an wen sie sich wenden können. Der eigene Typ kommt nicht in Frage, nicht seine Freunde, nicht die Bekanntschaft. Anzeigenden Frauen wird häufig nicht geglaubt, sie werden kaltgestallt, bedroht, ausgegrenzt. Es sind Frauen jeden Alters, aus allen sozialen Schichten und Kulturen, mit und ohne Behinderung. Und für Kinder hat das Miterleben von häuslicher Gewalt negative Auswirkungen auf ihre Entwicklung – da klappt’s dann vielleicht nicht mehr so mit der Vermittlung der Werte von der Würde der Frau, von Partnerschaft, Familienleben. Nix da mit Friede, Freundschaft, Eierkuchen. Da ist „Schnauze halten“ die Devise oder „Hab‘ Dich nicht so!“ Das sagt der Westernheld Donald Trump Frauen, die sich über seine Sprüche mokieren. Über Carly Fiorina, seine Rivalin um die Präsidentschaftskandidatur, lästert der Kandidat: „Seht Euch bloß mal dieses Gesicht an! Könnt ihr euch vorstellen, dass dies das Gesicht unseres nächsten Präsidenten sein wird? Ich meine, sie ist eine Frau, und ich sollte nichts Schlimmes über sie sagen. Aber wirklich, Leute, kommt schon. Ist das euer Ernst?“ Der Saal brüllt vor Lachen.

Im Evangelium warnt Jesus die Jünger vor einer Fastenpraxis, die nur darauf aus ist, Eindruck bei den Menschen zu schinden. Vergeblich.

*) Politischer Aschermittwoch im Stuttgarter Theaterhaus

Merkeldämmerung

Wetten, die Große Koalition wird zur Anti-Kanzlerin-Koalition? In den grauenvollen Fluren und Fluchten des Bundestags wetzen Woche für Woche die Wendehälse die Messer für den Meuchelmord. Doch Vorsicht: Alle Räume sind neu getüncht und besser kameraüberwacht als das soeben eröffnete TTIP-Klohäuschen, in dem die Abgeordneten zur insgeheimen Einsicht kommen: TTIP ist Scheiße. Wisse, Wegelagerer: Frau Merkel sieht alles, hört alles und weiß alles. Kann sie auch alles? Angie hat bisher immer geschafft, was sie gesagt hat: Wir schaffen das. Wieder und wieder hat sie ihren wundervollen Hals aus der Schlinge gezogen. Merke, Merkelgegner: Es ist von Helmut Kohl zu Julia Klöckner nur ein kleiner Schritt für die Kanzlerin, doch ein großer für die flüchtende Menschheit.

Bei den Themen Flüchtlinge, Fluchtrouten, Fluchthelfer, Fluchtursachen, Flüchtlingsheime, Feuereifer und Fluchtkorridore wird die Volksseele auf großer Flamme am Kochen gehalten – ein Schelm, wer Böses dabei denkt, wenn Dietmar Gabriel mitköchelt! Bis zum 13. März und den Wahlen in Baden-Württemberg (11%), Rheinland-Pfalz (9%) und Sachsen-Anhalt (15%) kann sie oben bleiben, wie meine Omi Glimbzsch in Zittau weiß.

Julia Klöckner mit Plan K: Kanzler-Killerin und Kanzler-Kariere. Sie lächelt den Stammwählern der anderen freundlich zu und zeigt Christen wie Muslimen den Ausgang: Deutschland jubelt.

„Das Frühjahr kommt. Wach auf, du Christ! Der Schnee schmilzt weg. Die Toten ruhn. Und was noch nicht gestorben ist, das macht sich auf die Socken nun.“ Asyl in Chile?

Milliardäre

Die Amis haben es leichter als wir Sparheimer. Wenn da einer Präsident werden will, schmeißt er einfach eine Milliarde Dollar in den Ring und sagt: „Der Nächste bitte“. Und wenn das nicht reicht, legt er einfach eine Milliarde nach. Ein Spiel. Und was soll’s, er wird ja nicht ärmer. Da sieht so ein demokratischer Sozialist wie der Bernie Sanders alt aus, noch älter als Gerhard Schröder, der jetzt in den baden-württembergischen Wahlkampf eine eher soziale Note bringen soll, aber nie so weit gehen würde wie Sanders. Der hat, im Gegensatz zu dem, immer ein volles Haus: Neulich 20.000 Peopel in der Portland-Arena, 10.000 mussten draußen bleiben.
„Ich werd‘ oft gefragt, warum so viele zu unseren Veranstaltungen kommen“, wurde der unabhängige Kandidat von einem Journalisten auf der Bühne gefragt. „Weil du recht hast, Bernie!“, ruft ein Zuhörer. Donnernder Applaus, und Sanders hat gut lachen. Er wettert in seinen Reden über die wachsende Ungleichheit in der Welt und in den USA, geißelt den laxen Umweltschutz, lästert über gierige Milliardäre, kriminelle Banken und zitiert Karl Marx: „Bei uns werden die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher.“ Der Arme ist halt immer der Arsch, tät meine Omi Glimbzsch in Zittau vielleicht sagen. Aber sowas möchte ich bei uns mal hören – mit 20.000 anderen. Sanders fordert eine bessere soziale Absicherung, einen flächendeckenden Mindestlohn für alle US-Bürger, Schluss mit dem Rassismus und eine gerechte Justiz. Auch wenn es den Amerikanern peinlich ist: Wir wissen, dass dort ein Prozent der Bevölkerung im Knast sitzt, dass Polizeibeamte wahllos und ohne begründeten Verdacht Personen auf der Straße anhalten, durchsuchen und in Gewahrsam nehmen können und diese Schikanen zu fast 90 % Latinos und Afroamerikaner betreffen. Für die ist das lebensgefährlich. Momentan gibt’s ja massenhaft Proteste gegen ein neues Polizeigesetz. „Wir wollen unsere Demokratie und unsere Freiheit verteidigen“, sagen die Leute. Mit dem neuen Gesetz können die Medien nun ganz direkt und stärker kontrolliert und überwacht werden. Vor der verschärften elektronischen Überwachung und Datenerfassung ist nur noch das Beichtgeheimnisse sicher. In Polen. Biometrischer Personalausweis, elektronische Gesundheitskarte, Erstellung von Bewegungsprofilen, Vollerfassung bei Reisen, Lauschangriff, Online-Überwachung und Online-Untersuchung, Vorratsdatenspeicherung, Raster- und Schleierfahndung, Platzverweise und Unterbringungsgewahrsam gibt’s in Polen noch nicht, aber hier. So ist das eben mit der Demokratie.

AFD
10%

10 % reichen immer – das sind in diesem Falle die rund eine Million Menschen in Baden-Württemberg, die nicht richtig lesen und schreiben können. Sie fallen als Kontext-Leser/in vermutlich eher aus, sind aber wahlberechtigt. Ihre (überwindbaren) Schwächen würden allerdings ausreichen, AFD zu wählen. Bei drei Buchstaben kann man nicht wissen, was damit gemeint ist. Da wiederum unterscheiden sie sich kaum vom Großteil der restlichen Wahlberechtigten. So mancher Gläubige geht davon aus, dass uns Minischterpräsient Winfried Kretschmann direkt vom lieben Gott geschickt wurde und dass er uns auf ewig bleibt – wenigstens für die nächste Wahlperiode. Nun macht solchen Leuten sowohl die Prophetie und die Demoskopie einen Strich durch Rechnung. Hochstapler sind nämlich felsenfest davon überzeugt, dass der nächste Minischterpräsident nicht Winfried, sondern Guido heißen wird. Die AFD ist dabei.

Unsereins würde sich, so Gott will, nein, nicht den Kommunismus, aber eine gut funktionierende Demokratie wünschen, eine starke Opposition, und dass die Parteien (neben uns) endlich etwas mehr an der Weiter- und Willensbildung des Volkes mitwirken. Meine Wahlwünsche: Das Recht auf Widerstand gegen alle, die lieber heute als morgen die Verfassung aushebeln würden (Art. 20 GG), schöne Namensschildle für die Polizei, Wasserwerfer ohne chemische Zusätze, die Verankerung von Kinderrechten, Nächstenliebe – was willste mehr? Und als Zugabe: Das Land Baden-Württemberg ist ein republikanischer, demokratischer und sozialer Rechtsstaat. Bunt sollt‘ er sein, wie gefordert:

Dem landesweiten Ruf von 100 Massenorganisationen für ein farbenfrohes Land, für Solidarität mit den Flüchtlingen, folgten am 16. Januar vielleicht 5000 Menschen (Polizei: 7000). Gerufen hatte – von der Linken über die CDU, von den Arbeitgebern über Kirchen, Regierungsparteien, von Rüstungsfreunden bis hin zu Leuten, die lieber ohne Rüstung leben würden – alles, was Rang und Namen hatte. Das Ergebnis war nicht eben erhebend – die 5-%-Hürde für Menschenwürde ist so nicht zu schaffen. Bemerkenswert am Rande: Ein Zitat von Henry Ford, von der Bühne herunter. Jaja, die Vergesslichkeit: Fords deutsche Belegschaft bestand seit 1943 zur Hälfte aus Zwangsarbeitern. Für seine Arbeiter in den USA schuf Ford eine Art Privatarmee, die die Arbeiter bespitzelte und Gewerkschafter zusammenschlug. Aber richtig zugeschlagen hatte Ford schon früher mit seinem Buch „Der internationale Jude“. Das steht heute noch bei Pegida und dem deutschen rechten Sektor hoch im Kurs.

Auf der Flucht

Die Extremischten etwa, wie wir hier sagen: Auf der Flucht. Aber sie hätten, auch wenn sie drhoim bliebet, echt nicht viel zu befürchten. Ach ja, die Polizei! Wie die Bundesregierung eben auf eine Anfrage der Grünen-Politikerin Irene Mihalic antwortete, waren zum Stichtag 15. September 2015 mehr als 450 Haftbefehle gegen 372 rechtsmotivierte Straftäter nicht vollstreckt worden. OK, das will nicht viel heißen, auch wenn die Zahlen aus dem Vorjahr etwas geschönter aussehen: 268. Das ist eine Steigerung von rund 30%, also nichts, wofür man jetzt auf die Barrikaden fliehen sollte. Bedenken müssen wir da, dass erstens die Polizei zu wenig Personal hat und zweitens die Extremischten vielleicht gar nicht zu Hause waren. Diebstahl, Betrug, schwere Körperverletzung, Bankraub und Totschlag – viel mehr lag gegen die Leute meist nicht vor. Sie sind momentan unterwegs.

Auch so mancher Ordnungshüter ist ja auf der Flucht. Deren Oberster in Köln musste kurzfristig in den Ruhestand fliehen, seine Bochumer Kollegin Tania Kambouris hingegen, im ersten Leben eine gewöhnliche Streifenpolizisten, flieht in die Öffentlichkeit. Sie klagt. Über das schlechte Benehmen derer mit dem Migrationshintergrund, über Respektlosigkeit und über das, worüber alle klagen. Tania ist gern gesehener Gast ohne Uniform in vielen Redaktionen und spricht da gern von den Asozialen, die ihresgleichen Sorgen machen. Ja, die Asozialen! Meine Omi Glimbzsch und ich gehörten ja seinerzeit auch dazu: erst Flucht vor den Nazis, dann Flucht vor den Russen – heut Flucht ins Abseits.

„Es ist wichtig, dass Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen wissen, wie das Zusammenleben bei uns funktioniert,“ meint Stuttgarts Ordnungsbürgermeister Schairer über die anderen, die das nicht wissen. Nein, nicht die Sachsen, auch nicht die 372 rechten Gewalttäter, auch nicht die Großväter aus Auschwitz – die kommen ja allesamt aus unserem Kulturkreis, die wissen ja, wie das bei uns funktioniert, vorher, mittendrin und nachher, beim Saubermachen. Schairer meint auch nicht jene Männer, die ihre Frauen demütigen, zusammenschlagen, vergewaltigen, er spricht auch nicht von den Kindern, die Woche für Woche mißbraucht, getötet werden, nicht davon, dass jede vierte Frau aus unserem Kulturkreis mindestens einmal Opfer sexueller Gewalt wurde – von Tätern aus unserem Kulturkreis. Die wissen auch, wie das bei uns funktioniert – seit Jahrzehnten.
Und Tania weiss es auch. Sie fordert Kindergartenpflicht für alle.

Giftspritzen

Wahlen drohen. Da flippen relativ normale Parteien plötzlich komplett aus. Die CSU etwa, die auf Bayern, Berge, Bier und Deutschland, auf Recht und Ordnung und ihre Werte Wert legt, ist ja nicht so dumm, wie sie aussieht. Sie weiß genau, dass sie mit ihren Forderungen an die Adresse der Flüchtlinge gegen Recht und Ordnung verstößt – gegen die Europäische Menschenrechtskonvention etwa, die Genfer Flüchtlingskonvention (und gegen das Grundrecht auf Asyl, das parteiübergreifend bekanntlich bereits bis zum Geht-nicht-mehr gerupft wurde, ganz zu schweigen). Das Credo der demokratischen Volkstümler heißt: Rechts von uns darf keiner stehen, höchstens wir. Anders gesagt: Die Kohorten von Pegida, die Populisten der AfD, die Krümelmonster von NPD oder Reps, die vom III. Weg müssen sich eigentlich keine Sorgen um den Einzug in die Parlamente und das Abendland machen – die CSU übernimmt. Und sie bekommt Beifall querbeet aus dem Untergrund der anderen demokratischen Parteien, aus den Ur-deutschen Wählerstämmen. Der Stammtisch ruft. Hört endlich auch mal hin!

Die Giftspritzen der Fundis haben exakt diesen Zweck: Nur wer sich weit rechts positioniert, kann hoffen, dass ihm die Wähler nicht weglaufen. Einem Teil der gegenwärtig diskutierten Forderungen könnte sogar meine Omi Glimbzsch in Zittau etwas abgewinnen. Der Verpflichtung aufs Grundgesetz (alle Menschen sind mehr oder weniger gleich) oder allgemein zu den Werten der Menschlichkeit. Auf gut Deutsch: Niemanden zusammenschlagen. Keine Flüchtlingsunterkünfte anzünden. Keine Neger anspucken. schlagen. Tolerant selbst zur eigenen Frau sein. Den Mantel teilen und das Brot. Und als Zeichen der Erkenntnis und wenn’s denn sein muss: kein Alkohol und kein Schweinefleisch mehr.

Wer Giftspritzen verwendet, austeilt, weiterverbreitet, dem droht das Fegefeuer.

Schluss mit dem Meckern!

Schluss mit dem Meckern!

Alles, was man sagt, kann gegen einen verwendet werden. Deshalb sag ich an dieser Stelle im alten Jahr gar nix mehr! Kein Gemecker, kein Geschrei, keine dummen Grimassen, nix gegen Gabriel, kein Wort zum Klimawandel! Keine Rede von Abzocke, Doping, Krimkrieg, Awacs-Einsatz! Nix gegen Kretschmann oder Schmid oder Riexinger oder Wohnungsprivatisierung. Erst recht nichts gegen VW, Windkraft, Daimler, Diesel und den TÜV, Kleinkriminelle, den versifften deutschen Rhein, Freihandelsabkommen, Steuerbetrüger, Parteienstaat, Tukur, Frauenquote, Privatisierung der Müllabfuhr, Stuttgart 21, Flughäfen, Elbphilharmonien, VfB, Pegida, Grüne, Streusalz, Gentechnik, gestopfte Gänse, Polen, Feuerwerk, Frankreich, Ungarn, Türken, Bayern, FIFA, Griechenland, Sozialismus, Kohlebergwerke, Kapitalismus, Dobrindt, Hartz IV, Samenbanken, Bankenrettung, Schattenstaat oder Merkel Kontext.

Diesmal nicht!

Aber Ihnen alles Gute für die Zukunft, auch von Omi Glimbzsch aus Zittau! Toi Toi Toi!

Josefs Dröhnung

Wenn ich eine Waffe tragen dürfte: Nur Heckler & Koch! Was anderes käm‘ mir nicht auf den Gabentisch. Schon aus Solidarität mit der IG Metall. Der Amerikaner schenkt ja, las ich gestern in der New York Times, vornehmlich Smith & Wesson, um seinen Vorgarten sauber zu halten. Rein vom Gesetz her hat es der Amerikaner leichter: Nur Panzerfäuste darf man nicht mit in die Schule nehmen. Hierzulande ist ja allein schon die plumpe Vorbereitung eines Angriffskrieges verboten:
Wer einen Angriffskrieg (Artikel 26 Abs. 1 des Grundgesetzes), an dem die Bundesrepublik Deutschland beteiligt sein soll, vorbereitet und dadurch die Gefahr eines Krieges für die Bundesrepublik Deutschland herbeiführt, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft. Das sind mehr als zwei Legislaturperioden, meine Herren! Also – wenn ich eine Waffe tragen dürfte, würde die nie auf Menschen richten (ich bin eben ein unverbesserlicher, alter Pazifist!), sondern ausschließlich auf Bambis. Ich meine jetzt diese weiß, lila oder rot leuchtenden Weihnachtsrehe, die überall und in allen Größen herumlungern, ganz hässliche Schöpfungen. Sie tauchen dieses Jahr vermehrt in nahezu jedem Vorgarten auf, in Arztpraxen, Schaufenstern, an Fassaden, an Klohäuschen! Manchmal sind die Bambis gezwungen, einen Schlitten zu ziehen, manchmal glotzen sie nur dumm. Aus dem Nirwana dröhnt dann was von gnadenbringender Weih-hei-nachtszeit. Gefühlt seit Mitte Oktober! Je näher das Fest rückt, umso häufiger sind wir Josefs Dröhnung ausgesetzt. Da vergeht einem doch jede Willkommenskultur!

Neulich schickte mir ein Freund der Leitkultur ein paar Verse, darunter diesen: „Noch ziert den Baum der Weihnachtsstern / Den Halbmond hätt ich dort nicht gern / Die Kerzen wärmen uns das Herz / Und der Stern weist himmelwärts.“
Das beweist: Die Angst geht um in Europa, mit und ohne Heckler & Koch. In den festlich geschmückten Einkaufsläden ist jetzt preiswertes Kriegsspielzeug im Angebot, und an den Aufzugstüren der Königsbau-Passagen sieht man bereits großflächige Werbung fürs Osterfest. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. „Dass ich das noch erleben durfte!“, würde meine Omi Glimbzsch in Zittau jetzt sagen. Merke: „Fröhliche Weihnachten“ ist auch nur ein atheistisches Fest, aber außerordentlich profitabel.

Arschkarte?

Der Pole an sich macht wunderbare Salzgurken – da kann sich der Spreewäldler eine Scheibe abschneiden. Bessere kann nur die Omi Glimbzsch in Zittau. Ansonsten ist der Pole katholisch, konservativ, hört gern (wg. Antisemitismus) Radio Maria und hat Angst vor dem Morgenland, wo die europäische Leitkultur herkommt. Der Pole bleibt bei Wahlen gern zu Hause (das hat er mit vielen von uns gemein) und ist überraschenderweise nicht krimineller als der Hamburger oder der Sachse. Manchmal platzt dem Polen aber der Kragen wie just am letzten Wochenende, als in allen polnischen Großstädten „der Pole“ auf die Straße ging, morgenländische Werte beschwor und den rechtskonservativ Regierenden die Rote Karte zeigte: Bis hierher und nicht weiter!

Das Volk als solches, überall, zieht immer die Arschkarte, wenn es zu Hause bleibt oder doch wählt, aber falsch, wenn es sich nicht kümmert, nicht informiert, die Nöte des Nachbarn übersieht, wenn es davonläuft, Angst hat oder nicht im Kontext liest, sondern BILD. In Polen kam am Wochenende das Volk gerade recht, um Stopp zu sagen zum Verfassungsbruch. In Frankreich hat das Wahlvolk vielleicht das Schlimmste verhindert, vielleicht auch nicht. Man wird sehen.

Wir Volk müssen genauer Hinschauen. Ums Numgucken ist da die Demokratie weg, gehen Grundrechte flöten, wenn das alte Entsagungslied gesungen wird, „…Das Eiapopeia vom Himmel, Womit man einlullt, wenn es greint, Das Volk, den großen Lümmel…“. Die Kurzsichtigen hierzulande wiegen sich in trügerischer Sicherheit, winken mit Blick auf 10 AfD-Prozente und Ungarn, Polen, Dänemark und Frankreich ab und vergessen Finnland, England, Österreich, Schweden, Griechenland, die Türkei und den Rest der Welt, wo die Anti-Aufklärung marschiert. Unsere Handelspartner, unsere militärischen Sicherungstruppen vor den Außengrenzen, sie sind die Hätschelkinder der deutschen Politik und lassen schön grüßen. Beim Blick auf den gemeinsamen Feind im Inland übersieht man ganz schnell den Rechtsruck der Para-Parlamentarier, den Balken im eigenen Auge.

Rechtsruck

Überall Rechtsruck: Rechtsruck in Frankreich, Rechtsruck in Polen, Rechtsruck in Venezuela, Rechtsrecht in der Türkei, Rechtsruck in Ungarn, Rechtsruck in Ravensbrück. Zittau bleibt in deutscher Hand – der schönster Weihnachtsmarkt Europa ist nämlich nicht in Stuttgart, wie das Amt für öffentliche Ordnung behauptet, sondern in Zittau – sagt meine Omi Glimbzsch.

Beim Rechtsruck muss man aufpassen, dass man nicht auf den Arsch fällt. Rechtsruck her, Demokratie hin, wie der Volksmund sagt. Zugegeben, Demokratie für alle wär‘ nicht schlecht. Partizipation, Teilhabe, das Einlösen der Versprechen aus der Charta der Menschenrechte. Der Habenichts hat sonst noch weniger mit der Demokratie am Hut als jetzt. Das können Sie mir glauben!

Für die Leichtgläubigen gab’s neulich – gut getarnt als kostenfreie Beilage der hiesigen „Lügenpresse“, den 16seitigen Prospekt des deutlich rechts des Neckars liegenden Kopp-Verlags. Schon Jahre vor Pegida waren die Rotten aus Rottenburg auf der Überholspur, gewissermaßen die gewissenlosen Wegbereiter von Angst, Pegida und Rechtsrückerei. Eben postet Kopp an die wachsende Schar der Jünger, dass es „ohne die nahöstlichen und nordafrikanischen Migranten“ „diesen Terror im Herzen Europas nicht“ gäbe.

Vom Terror zwischen 33/45 mal abgesehen, nicht wahr?

Mit solchen Stinkstiefel-Beilagen machen sich die (Stuttgarter) Zeitungen einmal mehr zu Erntehelfern der rechten Sippen – sie öffnen ihrer Leserschaft den esoterischen Quell der Desinformation und drücken der Propaganda das Gütesiegel der Seriosität auf. Geld stinkt nicht.

Wenn’s um den eigenen Arsch geht, werden wir unruhig, und wenn die Nachbarn der Marie Le Pen den Vorzug vor Marianne geben, reicht nicht mehr, die Marseillaise vor sich hinzu trällern – das ist zu wenig.

Prima Klima

Momentan streitet sich das Land, ob 1200 Soldaten deutscherseits wirklich ausreichen und was besser ist: Landkrieg, Luftkrieg oder Seekrieg oder Olympia? Was meinen Sie? Kommen Sie mir jetzt nicht mit der Verfassung! Der Soldat in uns scharrt schon ungeduldig mit den Füßen, während sich auf der anderen Seite der Front die Pazifisten vor Militärmusik am 1. Advent ekeln. Hier wie dort: Die Pfarreien versprechen den Reisenden seelischen Beistand, jedem einzeln in die Hand. Die anderen sind oooch nich bessa, tät‘ meine Omi Glimbzsch aus Zittau sagen, und in alter Erinnerung: Geh‘ doch in die Oberstadt, mach’s wie deine Brü-hü-der!

Das Elend der Vorstädte ist der ideale Nährboden für die Kriege von morgen. Ich bitte Sie: Woher sollen denn die Ungebildeten wissen, dass die Kriege nicht zu gewinnen sind? Das wissen ja nicht einmal wir – und wenn wir’s je gewusst haben: Längst vergessen. Die aus den Vorstädten in den Krieg ziehen, wissen nur, dass sie todsicher im Frieden die Verlierer sind, seit Generationen. Das könnten wir ändern, wenn wir wollten. Wir sind steinreich – und gebildet.

Einerseits, andererseits, sowohl als auch: Nicht wenige der Gebildeten in meiner unmittelbaren Nachbarschaft glauben allen Ernstes, dass da der Ami dahintersteckt, hinter allem, und nicht wir: Hinter den Fluchtbewegungen, hinten den Fluchtursachen, hinter dem VW-Skandal, hinter der Klimakatastrophe etc. pp. Die wollen Deutschland kaputtmachen! Was uns zeigt: Bildung hat letztlich auch Grenzen, Außengrenzen. Je mehr wir den Stacheldraht ausrollen und den Terror-Touristen ein „Stoi!“ zurufen, vielleicht auch fragen: „Gänsefleischt ’n Gofferraum effnen?“ – umso weniger Kohle haben wir für mehr Bildung. Ich weiss, das ist alles sehr kompliziert und hat auch mit dem Pariser Klima-Kipferl zu tun, und ich versteh’s ja selbst kaum! Vier Jahre Volksschule – was willste da schon schreiben! Ich hoffe, Sie denken mit.

Zum Nachtisch Feinstaub

Zum Nachtisch Feinstaub

Stuttgart, die grüne Großstadt zwischen Hängen und Würgen, ist Europameister beim Feinstaub: 80% aller Betroffenen haben Keuchhusten. Da beisst auch die Maus im Amtszimmer von Fritz Kuhn keinen Faden ab. Fadenscheinig allerdings und hilflos scheint nahezu alles Bemühen, den Titel an Hamburg oder Köln abzugeben! Von den selbstgesetzten und fremden Zielen, also vom weißen, unschuldigen Papier zur schmutzigen Realität bis zur Schleimlösung für die Lungen ist es ein weiter Weg, gepflastert gewissermaßen mit Leichen. Etwa 3,3 Millionen Menschen sterben jährlich weltweit an Luftverschmutzung. Zu den weltweit größten Ursachen der Todesfälle durch miese Luft gehören Schlaganfälle wie etwa bei Omi Glimbzsch in Zittau, das Schlägle und der hundsgewöhnliche Infarkt. Knapp 73% der Toten könnten ein Lied davon singen. 27 % der Todesfälle gehen freilich auf Atemwegserkrankungen oder Lungenkrebs zurück – vom Rauchen wollen wir jetzt mal nicht reden. Die mikroskopisch kleinen, ja fast niedlichen Feinstaubpartikel (ich sag‘ das, weil die nicht ernst genommen werden!) dringen über die Atemluft über die Lunge auch in die Blutgefäße ein. So manches schlägt sich dann auch im Hirn nieder, führt aber denkwürdigeweise zu keiner Verbesserung, sondern erhöht nur noch das Risiko. Und ganz nebenbei: In Deutschland sterben doppelt so viele Menschen an diesen schöngeredeten „Verkehrsemissionen“ wie an Verkehrsunfällen. Aber wir geben weiter Gas. Nahverkehr ist fast so poplig wie echte, alte Bäume, die in der europäischen Feinstaub-Hauptstadt zu hunderten umgenietet wurden.

So wie sich der TÜV und andere wichtige Behörden von VW & Co KG verarschen lassen, so verarschen die dann ihrerseits die Anwohner der Feinstaubstraßen: Dort lebt das wehrlose Volk, die unteren Schichten, die Ärmsten der Armen, Leut‘ ohne Lobby. Die oben in ihren PS-starken Karossen mit und ohne Manipulation vorbei donnern, scheren sich einen Dieseldreck darum. Sie diskutieren allenfalls im Feuilleton, was die Reduzierung auf 30, 40 oder 60 km innerstädtisch bringt. Treffender, klarer kann sich lokale, Landes- und Bundespolitik nicht vorführen. Jetzt fehlt nur noch der Antrag auf Strafvereitelung im Amt. Mit Todesfolge.

Paris

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit

Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit – für diese Wette der Französischen Revolution sind die Menschen auf die Barrikaden gegangen. Die Arbeiter- und Emanzipationsbewegungen standen für diese Werte, für Aufklärung und Humanismus, für bessere Zeiten, damit eine andere Welt möglich wird.

Das dürfen wir uns nicht aus der Hand schlagen lassen – von niemanden. Keine Schnellschüsse nirgends! Auf dem Teppich der intellektuellen Redlichkeit bleiben: Haltung zeigen. Weitermachen beim schweren Alltagsgeschäft der Aufklärung. 

Zivilcourage ist notwendiger den je – für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.

 

Wettern
Hurenkinder, Penisangst

Hurenkinder, Penisangst

Manche Meldung dieser Tage erfreut mein linkes Herz! Vor einer Woche wurde einem VW-Manager in den USA der Pass entzogen – vermutlich nur, damit er sich nicht der Verfolgung entziehen kann. Dazu passt die Nachricht, dass sich (deutsche) VW-Mitarbeiter auf keinen Fall in den Staaten blicken lassen sollten. Die Gefängnisse in den Staaten sind so berüchtigt wie deren Polizei und Justiz. Verschwörungstheoretiker gehen davon aus, dass der ganze Skandal von langer jüdischer Hand vorbereitet wurde, um die deutsche TÜV-Wirtschaft in die Knie zu zwingen. Die Flüchtlinge auch. Denn es sind ja nicht nur Terroristen, die da einwandern – die könnten wir verkraften, sorry, ich meine natürlich: Erwischen! Nein, die aktuelle die Völkerwanderung ist ebenfalls inszeniert – und auch das nur, um uns alle zu machen. In der guten alten Zeit empfahl die Regierung mit der Aktion Eichhörnchen: „Denke dran, schaff Vorrat an!“. Nachdenkenswert war überdies der amtliche Warnhinweis, sich bei einem Atomkrieg in die nächstbesten Straßengraben zu werfen und mit einer Aktentasche übem Kopp die letzten selbständigen Gedanken zu schützen. Das hat mich irritiert, denn bei jeder Röntgen-Untersuchung sichert man wieder und wieder durch einen Bleimantel meinen Unterleib. Das Personal verlässt dann panikartig den Raum. Ich habe Penisangst.

Womit ich zum Hurenkind komme. Damit wird im gedruckten wie im virtuellen Text die letzte Zeile eines Absatzes diskriminiert, sofern sie zugleich die erste Zeile einer neuen Seite ist. Hurenkinder, das hat man mit als Schriftsetzer schon ersten Lehrjahr eingebläut, sind in der Typografie schwere handwerkliche Fehler, da sie die Ästhetik des Satzspiegels besonders stark beeinträchtigen. Das Erscheinungsbild leidet. Neulich hab ich unterm öffentlich-rechtlichen Erscheinungsbild des Fernsehens gelitten und mich gefragt, wer hier Hure, wer Hurenkind und wer Freier ist. Jeder halbwegs bekannte Sportler begeht Vertragsbruch, wenn er sich von Mensch zu Mensch interviewen lässt. Das geht nur mit der Sponsorentafel im Hintergrund – alles andere ist untersagt. Der Gipfel war, als sogar das unmittelbare Umfeld eines Mikrofons von sage und schreibe acht Werbetafeln umzingelt war: Acht Quadrate der Dummheit. Wer nicht mitmacht, kriegt kein Bild, kein Wort, keinen Ton. Klar: Warum um alles in der Welt soll nur der deutsche Diesel auf Hund kommen und nicht auch die Informationsfreiheit?

Wettern
Glaube, Liebe, Hoffnung

Glaube, Liebe, Hoffnung

Die absolute Mehrheit liegt auch in der Türkei immer noch deutlich unter 99 % – das ist kein Wahlbetrug, das ist reiner Glaube! Die Mehrheitswähler haben sich deshalb nach dem Stimmgang auch gleich beim lieben Gott bedankt. Die Erdogansche Lehre heißt: Wer Chaos sät und auf Gewalt setzt, wer Kritiker ausbootet, einlocht, mundtot macht, kann Wahlen gewinnen! Hat doch geklappt. Die Türen in Rom, Berlin, London oder Paris stehen immer den Gewinnern offen, zu allen Zeiten. Zugegeben, bei demokratischen Wahlen spielt auch das Geld eine gewisse Rolle – wer nichts hat, kann nichts werden. Ein legitimer Stimmenkauf kommt fast überall auf der Welt ohne Wahlfälschung aus.

Nur hin und wieder geht der Schuss nach hinten los – wie jetzt eben. Im Osten der Republik könnte die AfD aktuell, also wenn denn heute nochmal Wahlen wären, 15 Prozent der Stimmen erreichen, morgen vielleicht 20. Beim Supermatch auf allen Kanälen stünde dann Geld gegen Angst. Angst gewinnt. Komisch: Dort, wo die wenigsten Christen leben, ist der Wunsch, das christliche Abendland zu retten, am größten: In Sachsen. Im Gegensatz zum Flüchtling Jesus, der alles teilte und erfreulicherweise sogar die Banker aus dem Tempel trieb, ansonsten aber eher als Gewaltfreier auffiel, würden die Retter des Abend- und Vaterlands am liebsten mit Feuer und Schwert an die Grenzen ziehen und die Heimatvertriebenen aufhalten.

Auch mein freundlicher Gemüsehändler von nebenan ist – außerdienstlich – für die AfD unterwegs – etwa, wenn der Spargel nicht gestochen werden kann und der Pole noch auf sich warten lässt. Die Angst sitzt tief unten in den sozialen Feldern. In den Nobelvierteln der Städte könnte keine Flüchtlingsunterkunft entstehen, in den Feinkostläden der Republik bleiben die besseren Kreise unter sich. Die da gehn zu Penny. An den Fließbändern, bei den Minijobs, da, wo richtig malocht wird, fürchten die Menschen Lohndrückerei. In den Kindergärten für die ärmeren, die benachteiligten Menschen wird um jeden Platz gekämpft. Längst haben die Städte ihre Sozialwohnungen verhökert – nur wer richtig Kohle hinlegt, bleibt nicht im Regen stehen. Das ist nicht neu: Der Notstand trifft immer die Schwächsten der Gesellschaft. Und die kriegen dann, weil’s die anderen nicht können, nicht wollen und weil’s nicht anders geht, die Aufgabe, die neue Heimatvertrieben zu integrieren. Es klappt. Glaube? Liebe? Hoffnung? Nein. Solidarität.

Wettern
Worte, nichts als Worte

Worte, nichts als Worte

Während in Guatemala ein Kabarettist die Wahl gewinnt – das macht mir Hoffnung – wollen sich im Herzen Europa die polnischen mit den ungarischen Clowns verbrüdern. Da vergeht uns das Lachen. Jenseits von Oder, Neiße und Donauquelle haut die Mitte der Gesellschaft auf den Putz. Das alte System ist überrascht und erschüttert. Längst redet auch bei uns die Mitte Klartext und lässt – noch stellvertretend – zu, dass andere den Knüppel aus dem Sack holen oder die Kastanien aus dem Feuer, wie man’s nimmt. 1000 brennende Unterkünfte lasen uns ja immer noch relativ kalt, und am Arsch vorbei geht die Frage, wie lang es noch dauert, bis Marie Le Pen Präsidentin des EU-Parlamentes wird. Wenn beim Brüssler Flüchtlingsgipfel mehr als die Hälfte der Mitgliedsstaaten einfach abtauchen, steht ja nicht nur dem Europagedanken das Wasser bis zum Hals. Meine Omi Glimbzsch aus Zittau tät‘ da der alte Marx einfallen: „Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des …“. Weiter konnte sie nicht – die Wende kam dazwischen.

Die politische Führung Deutschlands und ein Teil der mitregierenden Opposition müssen schnell neue Methoden entwickeln, um wiedergewählt zu werden. Die Schönwetterdemokratie ist zu Ende, es wird kalt. Der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels fordert schon mal angesichts der Ost-West-Spannung, die zu allem Elend noch dazukommt, eine weitere Aufrüstung der Truppe – genau die richtige Antwort in Zeiten des Kalten Krieges. Im Rüstungsbericht dieser Tage haut Diertmar Gabriel mit der Nachricht auf die Pauke, dass zwar mehr Schlachtermaterial verkauft worden ist, aber eben kaum noch gefährlich, Hausschlachtung also, Waffen als Kinderspielzeug für die Buben in Katar. Klar, eine Diktatur! Aber nennen Sie mir mal eine einzige Diktatur, wo die Menschenrechte nicht mißachtet werden! Die neueste Lieferung umfasst 62 Leopard-2-Panzer und 24 Panzerhaubitzen im Wert von etwa zwei Milliarden Euro – lächerliche Summen also.

Wo das Positive bleibt? Statt vorgezogener Neuwahlen, weil Merkel kippt, eine vorgezogene Adventsaktion der Bundesregierung: Um Hunger- und Kältetote zu vermeiden, könnte sie täglich zwei-drei Transall-Maschinen einsetzen, um dringend benötigte Medikamente, Nahrungsmittel für Kinder und warme Klamotten da runter bringen. Könnte.

‚Gebt mir eure Müden, eure Armen,
Eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren,
Den elenden Unrat eurer gedrängten Küsten;
Schickt sie mir, die Heimatlosen, vom Sturme Getriebenen,
Hoch halt‘ ich mein Licht am gold’nen Tore!’

Peter Grohmann schreibt sein Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

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Schießbefehl jetzt!

Wo er Recht hat, hat er Recht, mein Minischterpräsident: Man kann die Grenzen eben nicht dichtmachen: „Das ist nur mit Mauern und Schießbefehl durchzusetzen,“ so Winfried Kretschmann im Nebel der Zeit. Das ist eine Binsenweisheit, die bei den Mehrheitsdeutschen noch nicht angekommen ist. Und das mit den Mauern gilt natürlich auch für Palästina, wo Hunderttausende auf gepackten Koffern sitzen – mit nischt drin, wie meine Omi Glimbzsch aus Zittau sagen würde – und nach Bayern wollen. Im nahen oder fernen Osten hat allerdings fast jeder Israeli die Absicht, eine Mauer zu bauen, aus gutem Grund, und fast jeder Palästinenser sieht Schwarz, was seine und die Zukunft seines Landes angeht. Momentan allerdings machen die Wirte weltweit die Rechnung ohne die Gäste. Selbst der Kubaner ist nicht mehr das, was er mal war. Cuba Libre sieht er nur auswärts und macht sich – voll ausgebildet – auf den Weg in die lockende Neue Welt. Ganz so wie der schwäbische Landmann. Rund 180 000 Leut‘ waren Anno Dunnemal auf der Balkonroute unterwegs, weg vom Hungerleben in Süddeutschland. Und Millionen und Abermillionen Liter guten deutschen Bluts verloren wir an die Vereinigten Staaten. Seinerzeit, etwa zwischen 1825 und 1913, suchten allein rund sechs Millionen deutsche Wirtschaftsflüchtlinge in den USA das bessere Leben. Heute sind’s eben mal 25 000 pro Jahr – die meisten davon finden in der Schweiz ihr Glück, und die Hälfte verlässt unser Land aus reiner Geldgier, oder einfach, weil es ihnen hier nicht gefällt.

Das haben die Auswanderer mit den Kölnerinnen und Kölnern gemein, die sich von nichts erschüttern lassen, nicht vom Kölner Klüngel und erst recht nicht von der Demokratie. Schon bei der letzten Oberbürgermeisterwahl trauten sich nicht einmal die Hälfte der Wahlberechtigten an die Urnen. Am 18.10.2015, diesem nachdenkwürdigen Datum, waren es nur noch 39,7%. Was für eine traurige Stadt, was für ein trauriges Land.

Peter Grohmann schreibt sein Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

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Addieren statt kritisieren!

Addieren statt kritisieren!

Ich sag‘ mal so: Ich war auch kein Musterschüler, und die Stanford-University war für mich keine echte Option, allenfalls die Parteihochschule der KPdSU. Wie sagte Karl Marx dort schon ganz richtig? „Be that determines the consciousness!“ Und dazu braucht’s keine Doktorarbeit – piepegal, wer sie letztlich abgeschrieben hat! Oft genügt es ja schon, wenn man eins und eins zusammenzählen kann. Nehmen Sie – nein, nicht Stuttgart 21 – die Hamburger Olympiade. Denn in Hamburg ist sauber gerechnet worden. Wenn dort am 29.11. 2015 bei neblig-kalten Wettern über Feuer und Flamme für Olympia vom Volk abgestimmt wird, kann man heute schon das Ergebnis vorhersagen: 52 zu 48. Woher ist das habe? Reine Pyrokinese! Das ist die Fähigkeit, mit der Kraft der Gedanken Feuer zu erzeugen und es ein Weilchen brennen zu lassen. Der Hamburger als solcher hat da so so seine Erfahrungen mit dem Rechnen, wie die Elbphilharmonie zeigt. Die sollte ursprünglich 77 Millionen kosten – aktueller sind’s inzwischen 789 Millionen. Das Geld ist ja nicht weg – es ist nur woanders. Und das liegt nicht an den philharmonischen Klobürsten, die 292 Euro kosten sollten pro Stück.

Bei Olympia geht alles ganz koscher zu: 11,2 Milliarden Euro, mit Tiefbahnhof. Olaf Scholz: „Peter, das ist die am besten durchgerechnete Bewerbung ever!“. Nicht ganz so ever ist ist Frage, wer die Zeche zahlen soll. Üblich ist die Drittelung zwischen austragender Stadt (Hamburg), Bundesland (Hamburg) und Bund. Da ist der Steuerzahler natürloch fein raus. Die Hansestadt Hamburg will aber lediglich 1,2 Milliarden Euro übernehmen. Den Rest? Vielleicht die Partner? Etwa das IOC . Es steht für Gigantomanie, Kommerzialisierung, Korruption, Intransparenz und undurchsichtige Machenschaften. Kaum eine Diktatur, in der das IOC nicht zu Gast war. Skandale gehören zum IOC wie die Olympischen Ringe – es ist faktisch der Bruder der FIFA.

Sei’s drum. Sie kenne mich – ich bin der Letzte, der hier rumkritisieren will. Ich habe selber genug Dreck am Stecken. Mein Vorschlag: Wir addieren 1 + 1 (= zusammenzählen): 10 Milliarden miese bei VW, 8 Milliarden bei der Deutschen Bank, sieben bei Olympiade, 8 bei Stuttgart 21 und 4 beim BER. Macht 37. Das entspricht exakt den Rückstellungen der Energieriesen für den Abriss der Atomkraftwerke. Noch ist das Geld da. Im Jahr 2024 sieht alles ganz anders aus. Wetten? Greifen wir heute zu!

Peter Grohmann schreibt sein Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

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Wenn Söder sabbert

Wenn Söder salbadert

Deutschland ist ein sicheres Herkunftsland. Von hier muss keiner abhauen, sollte aber, sagt Söder. Sintis zuerst.
Was wir wissen: Es gibt im ganzen schönen Land keine einzige Synagoge, die nicht geschützt werden müsste vor den Deutschen. Es gibt keine einzige jüdische Einrichtung, keinen Kindergarten, keinen Friedhof, die nicht regelmäßig von der Polizei beobachtet, bewacht und kontrolliert werden müsste – und trotzdem nie ganz sicher ist. Alle Einrichtungen sind darüber hinaus selbstverständlich mit Alarmsystemen und Videokameras ausgestattet, alle haben bruchsichere Scheiben, sichere Türen, Gitter vor den Fenstern. Jüdische Bürger laufen nur höchst ungern – und unsicher – in unserem sicheren Herkunftsland mit einer Kippa durch die Gegend.
Das ist unsere Heimat, das ist Deutschland 25 Jahre nach der Wiedervereinigung.
Auf der anderen Seite unserer Heimat dürfen wir aber von den Eindringlingen (das stammt aus dem Sprachschatz der christlichen Parteien, wird aber bald Allgemeingut) verlangen, dass sie sich anständig benehmen, keine Frauen schlagen (wie das bei uns noch gang und gäbe ist) und nicht religiös herum radikalisieren. Der Flüchtling sollte das Grundgesetz kennen und wissen, dass hierzulande die Würde des Menschen unantastbar ist, komme da, was wolle! Jeder Einheimische hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit! Und bei uns sind nahezu alle Menschen vor dem Gesetz gleich. Noch mehr Chancen gibt dem Flüchtling die Verfassung Baden-Württembergs, denn „das Volk von Baden-Württemberg bekennt sich darüber hinaus zu dem unveräußerlichen Menschenrecht auf die Heimat.“ Nun ist daraus das Recht auf Heimatlosigkeit geworden, und die Hoffnung, dass die verlorengegangene Würde zurückkehrt, irgendwie.

Richtige wäre also: „Die Würde des Menschen ist verletzlich, sie ist zu ermöglichen, zu achten, zu wahren und zu schützen.“ Das freilich ist nicht nur Verpflichtung aller staatlichen Gewalt, sondern Verpflichtung und Verantwortlichkeit von uns allen. Nicht schwer – aber wer das nicht kapiert, steht irgendwie nicht auf dem Boden des Grundgesetzes.

Peter Grohmann schreibt sein Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.