Italienischer Artikel über den Friedenspreis

2013-06-23-Il-Tirreno---Un-premio-in-denaro-per-Sant'Anna-dai-cittadini-tedeschiÜbersetzung des Artikels Un premio in denaro per Sant’Anna dai cittadini tedeschi aus IL TIRRENO vom 23. Juni 2013

 

 

 

 

Ein Preis mit Geldprämie für Sant’Anna von deutschen Bürgern

So distanziert sich die Zivilgesellschaft von der Entscheidung, gegen die Verantwortlichen des Massakers in Deutschland nicht gerichtlich vorzugehen.

– von Tiziano Baldi Galleni – Stazzema –

Wir waren schon daran gewöhnt, aus Stuttgart nur schlechte Nachrichten zu bekommen, denn zweimal hatte es die Stuttgarter Staatsanwaltschaft abgelehnt, in Deutschland ein Verfahren gegen die SS-Männer einzuleiten, die für das Massaker in Sant’Anna di Stazzema verantwortlich sind.

Diesmal ist die Nachricht aber positiv. Sie kommt von einer Vereinigung von Pazifisten und Personen, die sich für die Bürgerrechte engagieren, den AnStiftern, die den beiden Symbolfiguren unter den Überlebenden des nazifaschistischen Massakers, Enio Mancini und Enrico Pieri, den Friedenspreis 2013 verleihen.

„Die beiden Überlebenden des NS-Massakers in Sant’Anna“, heißt es in der Erklärung der AnStifter, „werden in Deutschland für ihr intensives Engagement für das Wachhalten der Erinnerung und die internationale Verständigung und für ihren Beitrag zur juristischen Aufarbeitung des Massakers der Waffen-SS in Deutschland ausgezeichnet.“

Die Preisverleihung wird am 10. November im Rahmen einer Friedensgala im Stuttgarter Theaterhaus stattfinden. Auch Bundespräsident Gauck und Staatspräsident Napolitano, die kürzlich bei einem Treffen in Sant’Anna gemeinsam der Opfer gedacht haben, werden zur Preisverleihung eingeladen.

Der Stuttgarter Friedenspreis wird seit 11 Jahren Personen und Projekten verliehen, die sich in besonderer Weise für Frieden und Gerechtigkeit engagieren. „Wir freuen uns sehr über den Friedenspreis der AnStifter, den wir stellvertretend für Sant’Anna di Stazzema entgegennehmen“, erklärten Enio Mancini und Enrico Pieri. „Dieser Preis bestärkt uns in der Fortsetzung unserer Arbeit gegen das Vergessen und für die juristische Aufarbeitung des Massakers von 1944 in unserem Heimatort“.

In den letzten Jahren haben sich die AnStifter – eine Vereinigung unabhängiger Bürger, die sich für Gerechtigkeit, Bügerbeteiligung und friedliche Konfliktlösung einsetzen, intensiv mit dem SS-Massaker in Sant’Anna beschäftigt. Sie haben Solidaritätsfahrten nach Sant’Anna organisiert und gegen die Einstellung des Verfahrens durch die Stuttgarter Staatsanwaltschaft protiestiert.

„An der Abstimmung zum Preis, der zum 11. Mal verliehen wird und mit 5.000 Euro dotiert ist, beteiligten sich über 450 Anstifterinnen und Anstifter“, heißt es. „Mit dem diesjährigen Friedenspreis wird ein Projekt geehrt, das sich um die Aufklärung eines der vielen, lange Zeit totgeschwiegenen Verbrechen der Waffen-SS verdient gemacht hat.“, erklärt Fritz Mielert, Geschäftsführer der AnStifter. „Ähnlich wie bei vielen anderen Gräueltaten der NS-Zeit fand auch im Fall des Massakers in Sant’ Anna di Stazzema in Deutschland trotz erdrückender Beweise bisher keine Gerichtsverhandlung statt. Umso wichtiger ist es, dass die Forderung danach aus der Zivilgesellschaft nicht nachlässt.“

Über Fritz Mielert

Fritz Mielert, Jahrgang 1979, arbeitete von 2013 bis 2017 als Geschäftsführer beim Bürgerprojekt Die AnStifter in Stuttgart. Davor betreute er ab 2011 bei Campact politische Kampagnen im Spektrum zwischen Energiewende und Vorratsdatenspeicherung, engagierte sich in der AG Antragsbearbeitung der Bewegungsstiftung, baute ab 2010 maßgeblich die Parkschützer als eine der wichtigsten Gruppierung im Protest gegen Stuttgart 21 auf und war ab 1996 mehrere Jahre ehrenamtlich bei Greenpeace aktiv.