Ich glaub’, wir sind pleite

Liebe Mitstreiterinnen, AnStifter, Lesevolk, es waren harte Tage, viel Mühe, viel Arbeit, viel Lohn, aber enorme Kosten. Ich glaub’, wir sind pleite: Erst der wunderbare Hölderlin-Abend im Rathaus für die Emigranten im Herzen, in 20 Sprachen, dann das Fest für die 21einundzwanzig, denn wir brauchen ja die unabhängigen, freien Medien, dann unser Empfang für Fatuma Abdulkadir Adan und Auma Obama, die FriedensGala, ein grandioses, berührendes Fest mit einer Frau voller Energie und Widerstandsgeist. Jede Veranstaltung voller Ideen, voller Esprit, Ermutigung für den Alltag. Nicht immer kann man sich seine Events aussuchen wie einen Weihnachtsbaum. Manches fliegt uns zu, manches diktiert der gesunde Menschenverstand, und gelegentlich treibt uns der Umgang mit dem Verfassungsschutz und seinen Nazis auf die Palme.Gerade jetzt dürfen wir deshalb nicht lockerlassen, auch wenn uns dieser und jene zurufen: „Genug des Gedenkens!“ Es geht ums Nachdenken, es geht um politische Praxis im Alltag. Am 23.11. (18 h) z.B. lesen wir mit Gunter Haug, dem sein Verleger einen Maulkorb umhängen wollte (vor dem DGB-Haus, bei jedem Wetter). Soviel Solidarität muß sein. Wir sind in diesen Tagen bei den Stolpersteinverlegungen dabei und laden Sie ein, am Donnerstag, den 1. Dezember (19 h) ins Haus der Geschichte zu kommen: Professor Titus Simon (Magdeburg) liest „Abfahrt Nordbahnhof – Die Rückkehr des Jakob Winter“. Im Haus der Geschichte ist zeitgleich auch die Symphony of the Names zu hören. Bitte sagen Sie’s weiter. Ein besonderes Augenmerk, vor allem nach der Volksabstimmung, gilt dem Blick über Stuttgart21 hinaus: Wie geht es weiter in der Stadt, im Lande? Wie weiter nach rechtsradikalen Morden, nach Banken- und Staatskrise? Wo und wie wollen der Staat, das Land, die Parteien das verlorengegangene Vertrauen zurückgewinnen? Wie sollen w i r politisch handeln? Albrecht Müller (www.nachdenkseiten.de) hält dazu das Impulsreferat bei der öffentlichen Jahrestagung der Anstifter am Sa, 3. Dezember, 14-18 h im Literaturhaus, Breitscheidstraße. Wir freuen uns über viele neue Gesichter, über Menschen, die mit uns nachdenken und diskutieren, zB. in den 3 Arbeitsgruppen. Dort fragt zum Beispiel Dr. Annette Ohme-Reinicke: „Wer vertritt eigentlich wen?” und spricht über Demokratie, Öffentlichkeit – und Alternativen. Im Anschluß an diesen „Nachdenk-Nachmittag“ erinnert Christoph Hofrichter mit Liedern und Gedichten an Franz-Josef Degenhardt: Spiel nicht mit den Schmuddelkindern! Mehr zu alldem auf unserer Webseite. Und vergessen Sie bitte nicht den Tanzdialog am 6.12. (im Theater am Olgaeck: Menschen mit und ohne Handicap: Tanz, Text, Musik). Am Mi, 14. 12. (20 h) schließt sich der Kreis: Der Schriftsteller und Journalist Rainer Wochele liest aus “Der General und der Clown“ – die bestürzende Realität, die bedrückende Nähe: Ein Abend vor dem Hintergrund des ersten Völkermordprozesses vor dem OLG Stuttgart. Wir können mit solchen Veranstaltungen nicht auf bessere Zeiten hoffen, in denen „weniger zu tun“ ist: Zu tun ist jetzt, Zeit ist jetzt, hier, heute. Daher brauchen wir jetzt Ihre Zeit, Ihre Kritik, Ihren Zuspruch, Ihre AnStifter-Sonderspende: Legen Sie, falls Sie können, mal einen Fuffi drauf. Diesmal war das Jahr gut, aber teuer. Lassen Sie sich uns was kosten. Und wenn Sie noch keine AnStifterin, kein AnStifter sind: Formlos und freundlich sind der Eintritt und der Austritt. Herzlichen Dank, wenn Sie bis hierher gekommen sind! Mehr auf www.die-anstifter.de Es grüßt Ihr Peter Grohmann

Über Peter Grohmann

Peter Grohmann, Jahrgang 1937, Breslauer Lerge, über Dresden auf d' Alb, dann runter nach Stuttgart: Schriftsetzer und Kabarettist, Autor und AnStifter gegen Obrigkeitsstaat und Dummdünkel. Mitgründer: Vom Club Voltaire übers undogmatische Sozialistische Zentrum, vom Theaterhaus zu den AnStiftern. Motto: Unruhe ist die erste Bürgerinnenpflicht. Was ärgert Grohmann? Alle, die den Arsch nicht hochkriegen, aber dauernd meckern. Und an was erfreut er sich? An Lebensfreude und Toleranz