Bürgerbrief 50

Liebe Bürgerinnen und Bürger, na, alles gut im Griff? Da sind Sie ja besser als die Bahn! Eine tolle Woche war’s: Mo + Di Streß“test-Debatte, Mi Festival der Kulturen (ja, das sind wir auch!), Fr Promi-Blockade, So Jubelfest für die Mahnwache: Ein Jahr bei Wind + Wetter: Danke an alle, die mahnen und wach bleiben. Bei der Aktionskonferenz am 11. Juli im engagierten Württ. Kunstverein offerierte uns Alexander Käck sensationelle Zahlen.Verblüffend: Die sind keineswegs geheim, dürfen aber unter keinen Umständen bekannt werden – denn sie beweisen die aktuelle Leistung des Kopfbahnhofs heute. Laut Fahrplan vom 12. 12.2010 – 28.4.2011 (Stunde 7-8, Mo-Fr) können heute schon 44 Züge den Kopfbahnhof passieren. Für den so genannten Streßtest aber wurde diese Zahl 44 auf 37 heruntergemogelt – es merkte aber keiner – nicht Boris und nicht Heiner! 30% mehr Leistung? Bitte! Bei 37 Zügen wären das 48 Züge. Das könnte sogar die SMA ausrechnen (wenn das Honorar stimmt). Geht man aber von 44 Zügen aus, die heute schon fahren (wie der Bahn-Plan beweist), dann sehen die S21-Rechner ganz, ganz alt aus: 44 plus 30% ergibt nach Adam Grube nämlich 13 Züge mehr – also 57. Das schafft die Bahn auch dann nicht, wenn das Jahr 465 Tage hätte und sie noch ein paar Stockwerke tiefer sinkt mit ihrer Moral.
Denn das, was wir uns momentan von dem Konzern bieten lassen, geht auf keine Kuh- haut! Daß wir, Sie, ich, die Bürgerinnen und Bürger, nach Strich und Faden verarscht werden, ist nicht unbedingt neu – und sei es als Kunde. Aber daß die Bahn (im Einverneh- men mit den Christlichen Demokraten) Zahlen zu den Kosten nach allen Regeln der Kunst verheimlicht – das grenzt schon an Betrug. Schlimm, wenn sie das mit uns machen – katastrophal aber für die Demokratie, für die Spielregeln, nach denen unser Land funktio- niert, wenn Volksvertreter für dumm verkauft
werden, wenn ganze Parlamente wie der Ochse am Nasenring durch die Manage geführt werden. Die Medien klatschen. Und was Verträge angeht, liebe Bahn: Ent- scheidend im juristischen Sinne ist, was Ihr als Leistungszuwachs vor Unterzeichnung des Rahmenvertrages vom 7.11.95 versprochen habt – das ist Geschäftsgrundlage, die man nicht ausgehebeln kann.Im übrigen wollen wir mal festhalten: Wir haben den pünktlichsten Fernbahnhof Deutschland, Ätschegäbele!
Die StZ heute zeigt, wie topp Planer und Bauherren wirklich sind: „Ein Tunnel nach Absurdistan“ (S 3) kostet fast doppelt so viel wie kalkuliert. OK, in Leipzig, sagen Sie? Dann schaun Sie nach Neckargemünd! Orts- umgehung + Tunnel: 30 Mio. Jetzt sind’s 60. Nehmt’s mir nicht übel: Aber ich traue Euch nicht mehr über den Weg!
Und mit Euch meine ich auch Herrn Fricke, heute Bahn-Konzernbeauftragter für BaWü. Der gibt am 4.Juni 2003 quasi den Befehl: „Bis zur endgültigen Verabschiedung dürfen daher keine neuen Baukosten kommuniziert werden…“. Aha!
O Auch die heute in der StZ veröffentlichten Protokollauszüge belegen: Schon 2008 war bekannt, dass im Tunnelbau mit deutlich höheren Kosten zu rechnen ist. Aha!
O Wenn Sie Anstand haben, Herr Fricke, dann nehmen Sie jetzt Ihren Hut! Und auch alle anderen, die von diesem Volks- und Parlamentsbetrug gewußt haben….
O Herr Schuster und Ihr Christ + Sozialdemo- kraten: Ihr seid blauäugig gewesen. Das kommt vor. Aber spätestens jetzt könnt Ihr die Notbremse ziehen. Denn das ganze Projekt ist ein unseriöses Machwerk – Ihr habt auf Grund manipulierter und falscher Zahlen entschieden! Jetzt wißt Ihr Bescheid – treibt’s nicht zu weit. Ich spreche Euch hiermit mein tiefstes Mißtrauen aus.
Und Ihnen allen, den aufrechten und auf- müpfigen Bürgerinnen und Bürger, ein herzliches Danke! Ihr Peter Grohmann

Über Peter Grohmann

Peter Grohmann, Jahrgang 1937, Breslauer Lerge, über Dresden auf d' Alb, dann runter nach Stuttgart: Schriftsetzer und Kabarettist, Autor und AnStifter gegen Obrigkeitsstaat und Dummdünkel. Mitgründer: Vom Club Voltaire übers undogmatische Sozialistische Zentrum, vom Theaterhaus zu den AnStiftern. Motto: Unruhe ist die erste Bürgerinnenpflicht. Was ärgert Grohmann? Alle, die den Arsch nicht hochkriegen, aber dauernd meckern. Und an was erfreut er sich? An Lebensfreude und Toleranz