Ein Denkmal für die ermordeten Kinder und Jugendlichen der NS-Zeit

Buchvorstellung: "Behandlung empfohlen" – NS-Medizinverbrechen an Kindern und Jugendlichen

Der staatliche Mord an Kindern und Jugendlichen durch die Nazi-Diktatur ist ein eher weniger beachtetes Thema. Karl-Horst Marquardt hat ein Buch über die Organisation der staatlichen Morde, die verantwortlichen Personen und einige Einzelschicksale geschrieben. Am 18. Januar 2016 wurde es vor knapp 100 Interessierten in Stuttgart vorgestellt. Marquardt las das Einführungskapitel und hielt eine kurze Präsentation. Die Wortlaute der Originalunterlagen offenbaren die menschenverachtenden, verbrecherischen und zynischen Einstellungen der Verwaltungsmitarbeiter und Ärzte in diesem System.

Abgerundet wurde die Lesung mit der Darstellung der Lebensschicksale von Gerda Metzger und Renate B. Nach einem früheren Interview von Marquardt mit dem SWR meldete sich ein Hörer, der die Lebensgeschichte der Mutter eines von den Nazis ermordeten Kindes erzählte. Durch weitere Recherchen konnte diese Erzählung Gerda Metzger zugeordnet werden. In einem Erfahrungsbericht von Renate B.s Mutter werden die menschenverachtenden Verhältnisse in der sogenannten Kinderfachabteilung deutlich. Renate B. hat die „wissenschaftlichen“ Versuche der NS-Ärzte dank des persönlichen Einsatzes ihrer Mutter überlebt und lebt in der Stuttgarter Gegend. Sie und die vielen anderen ermordeten Kinder und Jugendlichen haben eine würdevolle Erinnerung an ihr Leiden verdient. Die Bezirksärztekammer Nordwürttemberg wird im Februar auf ihrem Gelände ein Denkmal für die Opfer errichten. Die Stadt Stuttgart sollte dem in nichts nachstehen und ihnen endlich die angemessene Würdigung zukommen lassen.