Milliardengrab "Stuttgart 21"

„Rüdiger Grube hat eine einmalige Chance: Der Bahnchef kann aus einem absurden Großprojekt aussteigen, das erstens dem Bahnverkehr nichts bringt, zweitens Milliarden verschlingt und drittens eine Alternative verdient“, erklärt Sabine Leidig zu den am 9. und 10. Dezember in Frankfurt am Main (Aufsichtsrat der DB AG) und Stuttgart (Lenkungskreis Bund, Bahn, Land Baden-Württemberg und Stadt Stuttgart) anstehenden Entscheidungen über die Zukunft von „Stuttgart 21“. Die verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE:

„Dem Bahnverkehr bringt Stuttgart 21 nichts, denn die Fahrtzeitgewinne durch den Kellerbahnhof liegen beispielsweise für die Strecken Mannheim-Stuttgart oder Stuttgart-Ulm im Bereich von wenigen Minuten. Das wird mehr als weggefressen durch den neuen ICE-Halt am Stuttgarter Flughafen und durch die Zeitverluste der Fahrgäste, die mit Rolltreppen bis zu 24 Meter unter den Erdboden transportiert werden.

Die Kosten des Großprojekts sind astronomisch und steigen unaufhörlich. 1995 lagen sie bei 2,5 Milliarden Euro. Laut Bundesrechnungshof (Stand: Ende 2008) liegen sie inzwischen aber ‚deutlich über 5.400 Millionen Euro’ – eine Verdopplung in zwölf Jahren, und das noch vor Baubeginn. Die Zahlen, die jetzt aus ‚Bahnkreisen‘ vermeldet werden, sind also von der Realität längst überholt worden.

Alternativen gibt es. Seit drei Jahren liegt ein im Detail ausgearbeiteter Plan mit der Bezeichnung ‚K21‘ vor. Das Konzept kostet halb so viel, bringt echten verkehrspolitischen Gewinn und kann in kurzer Zeit realisiert werden. Mit ihm bleibt der für die Stadt charakteristische Kopfbahnhofbau des Architekten Bonnatz erhalten.

Die Herren sollten also mal kreativ kleckern, statt klobig zu klotzen. Mit fünf Milliarden Euro könnte man neben der Optimierung des bestehenden Kopfbahnhofs eine Reihe wichtiger Bahnprojekte im Ländle oder anderswo realisieren. Vollständige Elektrifizierung des Schiennetzes, Ausbau bisher einspurige Strecke wie der zwischen Friedrichshafen und Lindau mit großem Gewinn für die Tourismusregion Bodensee, vernünftige Fernverkehrsanbindung für große Städte wie Heilbronn oder Konstanz stehen auf der Agenda.“

Über Peter Grohmann

Peter Grohmann, Jahrgang 1937, Breslauer Lerge, über Dresden auf d' Alb, dann runter nach Stuttgart: Schriftsetzer und Kabarettist, Autor und AnStifter gegen Obrigkeitsstaat und Dummdünkel. Mitgründer: Vom Club Voltaire übers undogmatische Sozialistische Zentrum, vom Theaterhaus zu den AnStiftern. Motto: Unruhe ist die erste Bürgerinnenpflicht. Was ärgert Grohmann? Alle, die den Arsch nicht hochkriegen, aber dauernd meckern. Und an was erfreut er sich? An Lebensfreude und Toleranz