Das Freiheitstheater Jenin auf Tournee
23 Aufführungen an 19 Orten in Deutschland und Österreich

Premierenaufführung von „Fragments of Palestine“ des Freiheitstheaters in Jenin. Neun junge Studentinnen und Studenten der Theaterschule des „Freedom Theatre“ aus dem palästinensischen Jenin gehen im September und Oktober 2009 auf Tournee durch Deutschland und Österreich. Sie werden die Performance „Fragments of Palestine“ aufführen, die auf Szenen aus „1001 Nacht“ basiert und Theater, Tanz und Musik mischt und damit mit wenig Sprache auskommt.
Die Assoziation Freunde und Freundinnen des Freedom Theatre Jenin in Deutschland (FFTJ) freut sich die sechswöchige Tournee des Freedom Theatre anzukündigen.

Eingeladen und gefördert von der KinderKulturKarawane (KKK) in Hamburg gastiert das Freedom Theatres mit dem Stück „Fragments of Palestine“ vom 14. September bis zum 31. Oktober 2009 in Deutschland und Österreich.
Die Gruppe wird, begleitet von dem künstlerischen Leiter des Theaters Juliano Mer-Khamis sowie der Produktionsleiterin Rania Wasfi.
Neben den Aufführungen werden in Workshops mit Jugendlichen sowie Theater- und Kulturexperten Kooperationen neu aufgebaut oder weiterentwickelt.

Die Tournee wird von  medico international gefördert und von FFTJ unterstützt.

The Freedom Theatre wurde 2005 im palästinensischen Flüchtlingslager bei Jenin wieder aufgebaut, nachdem das erste Theater 2002 von der israelischen Armee zerstört worden war. Mit Mitteln der Kunst will der medico-Projektpartner soziale und politische Veränderung erreichen. Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen wird ein Raum geschaffen, in dem sich Phantasien entwickeln und andere Realitäten vorgestellt werden können. Neben dem Theater als Veranstaltungszentrum gibt es verschiedene Theater-, Zirkus-, Musik und Tanzgruppen. 2008 wurde die Schauspielschule des Theaters eröffnet, deren StudentInnen das aktuelle Stück „Fragment of Palestine“ inszeniert haben.
Jenin liegt im Norden des seit 1967 von Israel besetzten Westjordanlands. Früher die ,,Gartenstadt Palästinas“, umschließt Jenin heute eines der größten palästinensischen Flüchtlingslager mit mehr als 5.000 Kindern und Jugendlichen. Diese wachsen in einer scheinbar endlosen Schleife von Gewalt und Aggression auf. Sie kennen keine Kindheit, in der sie sorglos spielen, experimentieren, einen Sinn im eigenen Leben und in dem ihrer Umgebung entdecken können. Sie zeigen im Gegenteil ein Besorgnis erregendes traumatisches Verhalten.

Das Freiheitstheater Jenin will mit Mitteln der Kunst soziale und politische Veränderung erreichen. Den Kindern des Flüchtlingslagers werden unterschiedliche Möglichkeiten eröffnet, eigene Fähigkeiten zu entfalten und das Selbstvertrauen aufzubauen, das sie brauchen, um ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Ziele sind dabei u.a., die psychosoziale Entwicklung der Kinder zu fördern, damit sie ihre Kindheit inmitten der kriegerischen Auseinandersetzungen nicht gänzlich verlieren. Gemeinsam mit den Kindern soll ein Raum geschaffen werden, in dem sie Phantasien entwickeln und sich andere Realitäten vorstellen können. Man will Bedingungen herstellen, in denen sich Jungen und Mädchen in gleicher Weise und ohne Scheu einbringen, ausprobieren und Fähigkeiten entwickeln können, den kulturell, sozial und politisch gegebenen Barrieren selbstbewusst zu begegnen, um sie zu verändern.

Begonnen hat alles 1988 mit zwei Kinderhäusern, die Arna Mer-Khamis, die Mutter des jetzigen Regisseurs und Leiters, Juliano Mer-Khamis, aufgebaut hatte, um den Kindern von Jenin einen Zugang zur elementaren Bildung zu eröffnen. Der alternative Nobelpreis, den Arna dafür 1993 in Stockholm erhielt, ermöglichte ihr, den Aufbau des ersten “ Freedom Theatre “ zu finanzieren. Es wurde 2002 von der israelischen Armee völlig zerstört. Im Jahre 2005 konnte Juliano Mer-Khamis das Theater neu eröffnen. In letzter Zeit ist es ins Visier palästinensischer Gegner geraten. Im April wurden zwei Brandanschläge auf das Theater verübt.

Das Stück “ Fragments of Palestine“

Eine Hochzeit, die sich in einen tragischen Exodus aus Enteignung, Besatzung und Unterdrückung wandelt. Angesichts eines ultra-organisierten Feindes versteckt sich der Widerstand und handelt in und aus den überraschendsten Orten heraus. Das Begräbnis eines Märtyrers, der sich weigert beerdigt zu werden. Eine Stahlbetonmauer und elektrische Zäune, die die Berge ersticken. Kinder, geboren, um für die Freiheit zu sterben. Die Normalität eines absurden Lebens im Flüchtlingslager. Liebe in den Stunden der Ausgangssperre und Träume vom Meer in tiefer Nacht.

„Fragments of Palestine“ sind kurze theatralische Episoden, die von den Studenten zusammengetragen und entwickelt wurden und die vornehmlich mit den Mitteln des Körpertheaters dargestellt werden. Es ist eine Reise vom komplexen Alltag in Palästina über die künstlerische Reflexion auf die Bühne des Theaters.

Im Anschluss an die Aufführung hat das Publikum die Möglichkeit mit den Schausspielern über das Gezeigte zu diskutieren.

Mitwirkende

Direktor: Nabeel AlRaee – Choreographie: Camilla Bakken – Produktionsleitung: Rania Wasfi – Künstlerische Leitung: Juliano Mer-Khamis
Schauspieler: Adel Massarwah, Batool Taleb, Mo’men Switat, Eyad Hoorani, Mariam Abu Khaled, Faisal Abu Al Haija, Haroon Abu Arrah, Qais Al Sa’di, Rami Awni.

Termine in Baden-Württemberg
Mo. 05.10.    Gaienhofen, 19.30 Uhr, Aufführung, Ambrosius-Blarer-Gymnasium, Theatersaal
Di. 06.10.    Heidelberg, 20.00 Uhr, Aufführung, Theater der Stadt Heidelberg, zwinger1
Zwingerstraße 3-5
Mi. 07.10.    Schwäbisch Hall, 14.00 Uhr, Workshop, Freie Waldorf Schule, Teurerweg 2
Do. 08.10.    Schwäbisch Hall, 14.00 Uhr, Workshop, Freie Waldorf Schule, Teurerweg 2
Schwäbisch Hall, 20.00 Uhr, Aufführung, Freie Waldorf Schule, Teurerweg 2
Fr. 09.10.    Schwäbisch Hall, 14.00 Uhr, Workshop, Freie Waldorf Schule, Teurerweg 2

Über Peter Grohmann

Peter Grohmann, Jahrgang 1937, Breslauer Lerge, über Dresden auf d' Alb, dann runter nach Stuttgart: Schriftsetzer und Kabarettist, Autor und AnStifter gegen Obrigkeitsstaat und Dummdünkel. Mitgründer: Vom Club Voltaire übers undogmatische Sozialistische Zentrum, vom Theaterhaus zu den AnStiftern. Motto: Unruhe ist die erste Bürgerinnenpflicht. Was ärgert Grohmann? Alle, die den Arsch nicht hochkriegen, aber dauernd meckern. Und an was erfreut er sich? An Lebensfreude und Toleranz