500 Jahre Widerstand im Remstal, 500 Jahre Widerstand – Aktuelle „Wasserprobe“

Do, 1. Mai 2014, 11:00 Uhr
Bahnhof Endersbach, Bahnhofstraße 23, 71384 Weinstadt
Veranstalter: Allmende Stetten, K21 Kernen, Bündnis Rems-Murr-gegen-S21
Wichtiges:

Demozug vom Bhf Endersbach zur Rems (Birkelwehr) zum 500sten Jahrestag des Bauernaufstandes des Armen Konrad im Remstal. Von der „Wasserprobe“ des Peter Gais im Jahre 1514 bis zum S21-Widerstand von heute: Kundgebung an der Rems mit Ansprache von Hellmut Haasis (Reutlingen) und Musik von Thomas Felder.

Seit 1498 saß auf dem württembergischen Thron der Herzog Ulrich, einer der übelsten Vertreter der, wie es damals hieß, „rechten, natürlichen Herren“, die die württembergische Geschichte je gesehen hatte: herrschsüchtig, verschwenderisch, arrogant und heimtückisch. Für die Finanzierung seiner zahlreichen Kriegszüge und seiner prahlerischen Verschwendungssucht wurde das Volk, insbesondere die Bauern und Handwerker, bis aufs Blut ausgepresst.
Nach dem Vorbild des badisch-elsässischen Bundschuh organisierten sich deshalb schon Anfang des 16. Jahrhunderts die Remstäler Bauern, bei denen ob ihrer verzweifelten Lage „koan Root“ [kein Rat] verfangen wollte (oder die sich „keinen Rat“ mehr wussten), in einem Geheimbund, den sie „arm Conrat“ nannten, später weithin als Armer Konrad bekannt.
Als Ulrich Anfang 1514 eine Kapitalsteuer sowie Steuererhöhung für Lebensmittel einführte, indem er die Maße und Gewichte verringerte, die auf dem Markt und in den Geschäften verwendet wurden, aber den ursprünglichen Steuersatz darauf einzog, erhoben sich die Remstäler Bauern und Handwerker. Auslöser war ein genialer Schachzug des Peter Geiß aus Beutelsbach, der die neuen Gewichte an der Rems einer „Wasserprobe“ unterzog und damit den „göttlichen Beistand“ für die Erhebung bewies. Doch die Aufständischen forderten nicht nur die Rücknahme der Steuer, sondern auch die Überführung von Wald und Wild in Allmende-Gemeineigentum, Gleichheit zwischen den Ständen, die Abschaffung aller Steuern und Fronlasten, die Enteignung von Fürsten und Klöstern und die allgemeine Freiheit.

Der Aufstand endete mit einer Niederlage, wie auch der nachfolgende Große Deutsche Bauernkrieg von 1525. Mit Auswirkungen bis in die heutige Zeit. Denn die Rache der Herrschenden war so grausam, dass es für Jahrhunderte im Remstal und in Württemberg keinen Aufstand mehr gab. Bis heute wirkt der Arme Konrad als politisches Lehrstück: über die Arroganz und Hinterhältigkeit der Herrschenden, über gebrochene Verträge, nicht eingehaltene Zusagen und den Verrat der städtischen Ehrbarkeit an den Bauern durch den Tübinger Vertrag. Und die teuflischen Methoden der Aufstandsbekämpfung der Machthabenden, die vor keinem Mittel zurückschreckten, um Angst und Schrecken zu verbreiten (Folter, Todesstrafe, Entzug von Hab und Gut, Zerstörung der Häuser, Vergewaltigung der Frauen, Einrichtung einer Geheimpolizei und des Spitzelunwesens, Brandmarkung der Aufständischen – ihnen wurde das württembergische Hirschgeweih auf die Stirn gebrannt).
Er ist aber auch ein Lehrstück über die Uneinigkeit und den Spaltpilz in den Reihen der Aufständischen, über Angst, Verzagtheit, Mitläufertum, Vertrauen in die Obrigkeit, Verrat und Korruption durch Geldangebote und Pöstchen am Katzentisch der Herrschenden.

Die Demonstrierenden am 1. Mai sind aufgerufen, in historischen Kostümen zu erscheinen. Der Demozug wird begleitet von Musik und Dschingderassabumm. Und an der Rems wird die historische Wasserprobe mit aktuellem Bezug nachgestellt.
Mit Reden von Ebbe Kögel (Allmende Stetten), Hellmut Haasis (Schriftsteller, Reutlingen) und Ralf Jandl (besser bekannt unter seinem Schriftstellernamen Karl Napf, Horb)

Über Fritz Mielert

Fritz Mielert, Jahrgang 1979, arbeitete von 2013 bis 2017 als Geschäftsführer beim Bürgerprojekt Die AnStifter in Stuttgart. Davor betreute er ab 2011 bei Campact politische Kampagnen im Spektrum zwischen Energiewende und Vorratsdatenspeicherung, engagierte sich in der AG Antragsbearbeitung der Bewegungsstiftung, baute ab 2010 maßgeblich die Parkschützer als eine der wichtigsten Gruppierung im Protest gegen Stuttgart 21 auf und war ab 1996 mehrere Jahre ehrenamtlich bei Greenpeace aktiv.

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