Willi Hoss zum 80. Geburtstag

Mo, 27. April 09
17.30 – 21 h
Theaterhaus Stuttgart

Am 27. April wäre Willi Hoss 80 Jahre alt geworden. Er hat mit seinem Engagement die Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit verändert und war ein Bindeglied zur grünen Bewegung. Nach dem Balkan-Krieg hat Hoss die Grünen unter Protest verlassen. Er gehört zu den Mitbegründern der AnStifter. Seine Biografie „Komm ins Offene, Freund“ ist bei den AnStifter zu haben (Hrg. von Peter Kammerer).
Willi Hoss, der seit 1960 als Hochdruckschweißer bei Daimler in Stuttgart-Untertürkheim arbeitete, trat mit Kollegen mit einer eigenen Liste (Hoss/Mühleisen – später Plakat-Gruppe) bei den Betriebsratswahlen an, weshalb sie Anfang der 70er Jahre wegen angeblich gewerkschaftsschädigendem Verhalten aus der IG-Metall ausgeschlossen wurden. Ab 1972 war Willi Hoss Betriebsrat, und die Plakat-Gruppe erzielte nicht nur beachtliche Wahlerfolge, sondern auch bundesweite Beachtung.

Aufgrund seiner Offenheit für die neuen sozialen Bewegungen und seines Interesses für ökologische Fragen kam Willi Hoss Ende der 70er Jahre zu den Grünen; er war Mitbegründer der Partei. 1983 bis 1990 (mit einem Jahr Unterbrechung wegen der Rotation) war er grüner Bundestagsabgeordneter und zeitweilig einer der FraktionssprecherInnen.
2001 trat er wegen der Unterstützung der Beteiligung Deutschlands am Afghanistan-Krieg aus der Partei aus.
Willi Hoss war Mitgründer der Heinrich Böll Stiftung und begleitete ihren Weg von den Anfängen 1987 bis zu seinem Tod aktiv mit.
Ab 1991 setzte er sich für die indianische Bevölkerung im brasilianischen Regenwald ein und rief die Initiative POEMA „Armut und Umwelt in Amazonien e.V. Stuttgart“ ins Leben.

Willi Hoss verstand Ökologie in einem umfassenden Sinne als Gerechtigkeit gegenüber Natur und Mensch. Soziale Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung waren für ihn feste Bezugspunkte, wenn er dafür plädierte Ökologie und Ökonomie zusammenzubringen.

Die Veranstaltung bringt WeggefährtInnen und FreundInnen von Willi Hoss aus seiner Zeit der Plakat-Gruppe, als Bundestagsabgeordneter und in der Heinrich Böll Stiftung zusammen.
Neben der Würdigung von Willis Engagement fragen wir nach seiner aktuellen Bedeutung:

Was war das Bahnbrechende der Plakat-Gruppe und worin besteht die Aktualität ihrer Ziele?
Wie steht es heute um die gewerkschaftliche Streitkultur und ihre Öffnung für gesellschaftliche Anliegen?
Wo stehen wir heute bei dem Versuch Ökologie und Ökonomie zusammenzubringen?
Wo zeigt sich die Aktualität ökologischer Zielsetzungen in betrieblichen und gewerkschaftlichen Auseinandersetzungen?
Wo stehen wir in der transnationalen gewerkschaftlichen und betrieblichen Zusammenarbeit?
Gibt es eine Perspektive für Gewerkschaften als soziale Bewegung?

Mit u.a.
Heidemarie Rohweder und Nina Hoss, Gerd Rathgeb, Hermann Mühleisen und Peter Grohmann, Lukas Beckmann, Reinhard Bütikofer und Wolfgang Stather

Veranstalter: Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der Heinrich Böll Stiftung (Bundesstiftung).

Anmeldung erforderlich bei
Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg e.V.
Tel. 0711/2633 94-10 Fax -19
info@boell-bw.de
www.boell-bw.de

Über Peter Grohmann

Peter Grohmann, Jahrgang 1937, Breslauer Lerge, über Dresden auf d' Alb, dann runter nach Stuttgart: Schriftsetzer und Kabarettist, Autor und AnStifter gegen Obrigkeitsstaat und Dummdünkel. Mitgründer: Vom Club Voltaire übers undogmatische Sozialistische Zentrum, vom Theaterhaus zu den AnStiftern. Motto: Unruhe ist die erste Bürgerinnenpflicht. Was ärgert Grohmann? Alle, die den Arsch nicht hochkriegen, aber dauernd meckern. Und an was erfreut er sich? An Lebensfreude und Toleranz