Zu früh für Forderungen? Oder doch schon zu spät?

Liebe Leut,

in Sachen “Nationalsozialistischer Untergrund” liegt vieles im Argen. Doch zumindest die staatliche Aufarbeitung ist irgendwie im Gange und sogar Baden-Württemberg konnte sich zu einem Untersuchungsausschuss durchringen. Eine neu eingerichtete Rechtsextremismusdatei hat sich zwischenzeitlich zu einer riesigen allgemeinen Datensammlung zu mehr oder weniger extremistischen Gesinnungen weiterentwickelt und trägt damit drei Jahre nach Auffliegen des NSU schon wieder zur Verharmlosung von Rechtsextremismus bei.

Doch welche Schlüsse müssen wir als Zivilgesellschaft aus dem ziehen, was wir bisher über den NSU, sein Umfeld und seinen Nährboden in der Gesellschaft wissen?

Diese Fragestellung diskutierten gut 100 Personen den kompletten Samstag lang unter dem Titel “NSU im Staat”. Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung steuerte ein motivierendes Grußwort bei, die Opferanwälte Turan Ünlücay und Önder Bogazkaya referierten über den erschreckenden Umgang mit den Hinterbleibenen, Kurt Möller zeigte die tiefe Verwurzelung rechter und rechtsextremer Weltbilder vor allem in Baden-Württemberg auf und Heiner Busch berichtete über das Agieren des Verfassungsschutzes und die Rolle der Zivilgesellschaft (Videos und PDFs). Anschließend ging die Diskussion in Arbeitsgruppen weiter, deren Ergebnisse im “Ruf an Staat und Bürgerschaft” zusammenflossen.

Herzlichen Dank allen Referenten für ihre wertvollen Beiträge, Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die intensive Debatte und allen Spenderinnen und Spendern dafür, dass sie unsere Konferenz möglich gemacht haben.

So, und weiter geht’s mit der Aufklärung:
Wenn der rechtsextremistische Nährboden auch in der Mitte der Gesellschaft zu finden ist, dann braucht es eine Graswurzelbewegung dagegen. Mit echten Wurzeln beschäftigen wir uns auch noch heute Abend im Welthaus beim Thema Postkapitalistische Landwirtschaft und am Samstag schauen wir auf dem Reyerhof wie solidarisch angebautes Gemüse in der Praxis wächst.

Herzliche Grüße

Fritz Mielert & Peter Grohmann

PS: Aufruf zum NSU des Netzwerks rassismuskritische Migrationspädagogik Baden-Württemberg
PS: Unsere Plakatausstellung „100 Jahre Erster Weltkrieg. Die Waffen nieder! Jetzt!“ ist bis Anfang Dezember im Theaterhaus zu sehen
PS: Tagung zu Agro-Gentechnik des Aktionsbündnisses Gentechnikfreie Landwirtschaft vom 28. und 29.11. in Stuttgart hinweisen
PS: Für Ihren Hinterkopf: Am 28. (Lesung) und 29.11. (Diskussion) finden interessante Veranstaltungen zu Flüchtlingspolitik/Lampedusa/Mare Nostrum/Frontex statt
PS: FriedensGala ist leider schon ausgebucht. Dafür haben wir nächstes Jahr (zu Nikolaus) wieder den größten Saal des Theaterhauses…

Über Fritz Mielert

Fritz Mielert, Jahrgang 1979, arbeitete von 2013 bis 2017 als Geschäftsführer beim Bürgerprojekt Die AnStifter in Stuttgart. Davor betreute er ab 2011 bei Campact politische Kampagnen im Spektrum zwischen Energiewende und Vorratsdatenspeicherung, engagierte sich in der AG Antragsbearbeitung der Bewegungsstiftung, baute ab 2010 maßgeblich die Parkschützer als eine der wichtigsten Gruppierung im Protest gegen Stuttgart 21 auf und war ab 1996 mehrere Jahre ehrenamtlich bei Greenpeace aktiv.