Dr. Michael Kitzing
Alex Möller und der Umgang der Bürokratie mit den NS-Opfern

Mi, 27. April 2016, 19:30 Uhr - 21:30 Uhr
Palais Hirsch, Gr. Saal, Schlossplatz 2, 68723 Schwetzingen
Veranstalter: Arbeitskreis Freundliches Schwetzingen, Verein für regionale Zeitgeschichte (AFS) e.V., ver.di, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Wichtiges: Eintritt frei

Bekannt ist der einstige sozialdemokratische Landespolitiker und Parteivorstand Alex Möller in der Region besonders als Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Heidelberg-Land, zudem als Bundesfinanzminister unter Willy Brandt – und er war Initiator der Schwetzinger Festspiele des Süddeutschen Rundfunks.

Der Eisenbahner Möller, dann tätig als Bezirkssekretär der Eisenbahner-Reichsgewerkschaft und Journalist, wurde 1928 jüngster Abgeordneter im preußischen Landtag. Anfang 1933 rief er zum Generalstreik gegen Hitlers Machtübernahme auf, wurde wiederholt von den Nazis inhaftiert. Er zog sich auf eine Tätigkeit bei der Karlsruher Lebensversicherung zurück, die ihn nach der Befreiung zum Generaldirektor bestellte.

Der Historiker Dr. Michael Kitzing zeigt, dass Möller sich als Parlamentarier als Korrektiv der Stuttgarter All-Parteien-Koalition der Jahre 1953-1960 verstand. Er sah es als seine Aufgabe, auf Fehlentwicklungen zu reagieren. Für Möller, der selbst zu den NS-Opfern zählte, war nicht hinnehmbar, was er 1955 bei einer Studienreise in die Vereinigten Staaten erfuhr: Über zehn Jahre nach dem Ende des NS-Regimes war ein großer Teil der Entschädigungsverfahren noch nicht bearbeitet worden, andere nur schleppend. Die Justizverwaltung enthielt Entschädigungen mit bürokratischen, teils zynischen Begründungen vor. Strategisch schienen Entscheidungen zu Ungunsten der Opfer auszufallen. Möller sprach das Thema mehrfach im Landtag an und legte in zwei umfangreichen Denkschriften zur „Wiedergutmachung“ die Geschichten von 30 NS-Opfern dar, die quasi zum zweiten Mal zum Opfer der Bürokratie wurden. Am Ende schien Möllers Einsatz erfolgreich.

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