Ein feste Burg…?

Alle Welt weint. Selbst die Öffentlich-Rechtlichen sind sich nicht zu schade, beispielsweiseder lustigen Witwe Klatten 3 von 5 Minuten Sendezeit zu opfern – ein Gutteil der Restzeit bleibt dann für Michelle und ihren Mörder aus Leipzig. Nicht geweint wird über die Toten von Dafur, über hunderte von Kindern und Frauen in Sri Lanka, die wie die Fliegen sterben, die eingekesselt, als Geiseln gehalten, aus der Luft bombardiert werden. Alle Welt weint auch über die verletzten Menschenrechte der Tibeter – nicht geweint wird über Kinderarbeit in China, die Unterdrückung der Gewerkschaften, über Arbeitslager, nicht geweint wird über jene 200 armen Schweine, die dieses Jahr beim Versuch, sicheres christliches Land zu erreichen, auf dem Grund des Meeres endeten.
Zwölftausend sind’s inzwischen, Fischfutter.

Die Wahrnehmung des (andauernden) Elends der Palästinenser, die Trauer um 1000 Tote dort ist ungleich größer als die Trauer um tausende Kinder, die täglich verhungern. Was meinen Sie: Woher kommt diese eigenartige, fast bösartige Ignoranz? Pfrovokagtov gefragt: Würden Sie heute einen Juden verstecken? Sorry, ist ja nur eine private Frage. Biss die Tage!  Ihr Peter Grohmann

Über Peter Grohmann

Peter Grohmann, Jahrgang 1937, Breslauer Lerge, über Dresden auf d' Alb, dann runter nach Stuttgart: Schriftsetzer und Kabarettist, Autor und AnStifter gegen Obrigkeitsstaat und Dummdünkel. Mitgründer: Vom Club Voltaire übers undogmatische Sozialistische Zentrum, vom Theaterhaus zu den AnStiftern. Motto: Unruhe ist die erste Bürgerinnenpflicht. Was ärgert Grohmann? Alle, die den Arsch nicht hochkriegen, aber dauernd meckern. Und an was erfreut er sich? An Lebensfreude und Toleranz