CSD Stuttgart
„Zukunft braucht Erinnerung“

Der Landeshauptstadt fehlt ein authentischer Gedenk- und Lernort für alle Opfergruppen der NS Verfolgung, auch mit homosexuellem Hintergrund

In Baden-Württemberg gibt es bislang keine Gedenkstätte, die die Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus darstellt. Im Zuge der Diskussion um das ehemalige Gestapogebäude in der Stuttgarter Dorotheenstraße 10, bekannt als „Hotel Silber“, schließt sich nun auch die Interessengemeinschaft CSD Stuttgart e.V., als Trägerverein des jährlichen Christopher Street Day in der Landeshauptstadt, der Initiative für einen Gedenkort im ehemaligen Hotel Silber an.

Diese Initiative aus mittlerweile zwölf unterschiedlichen Organisationen – darunter das schwul-lesbische Zentrum Weissenburg, DieAnstifter, Stadtjugendring Stuttgart, Stolpersteininitiativen – treten gemeinsam für einen Erhalt des Gebäudekomplexes sowie die Aufarbeitung der lokalen Geschichte ein. Ziel ist ein Ort der Erinnerung, denn „Zukunft braucht Erinnerung!“. Dabei dürfen auch die Verbrechen an homosexuellen Männern nicht vergessen werden.

Gemeinsam mit der Initiative fordert die IG CSD Stuttgart e.V. daher das Land Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart auf, eine historisch verantwortliche Entscheidung zu treffen, die dem Gedenken an die Opfer gerecht wird:

• Der „Tatort Dorotheenstraße 10“ muss erhalten und zukünftig als Gedenkstätte und NS Dokumentationszentrum genutzt werden.

• Dies soll in die Ausschreibung des Architekturwettbewerbs für die Neubebauung des „Da Vinci“-Areals aufgenommen und bei der weiteren Planung berücksichtigt werden.

Neben den handelnden Vereinen innerhalb der Initiative kann jede/r Einzelne einen Beitrag zum Erfolg der Resolution leisten. Eine Unterschrift genügt. Entsprechende Unterschriftenlisten liegen ab sofort in folgenden Lokalitäten bereit: Lauras Club (Lautenschlagerstr. 20), schwul-lesbischer Buchladen Erlkönig (Nesenbachstr. 52), schwul-lesbisches Zentrum Weissenburg (Weißenburgstr. 28a).

Auf der Website www.gedenkort-hotel-silber.de steht zusätzlich eine Unterschriftenliste zum Ausdruck bereit, ebenso wie ein direkter Brief an Ministerpräsident Günther H. Oettinger als Vorlage für den persönlichen Einsatz in dieser Angelegenheit.

„Zur tagtäglichen Arbeit des CSD Stuttgart gehört auch die Formulierung von politischen Forderungen, wenn es um Belange von Lesben und Schwulen in unserem Land geht“, macht CSD Vorstand und Gesamtleiter Christoph Michl deutlich. „Dabei darf es nicht nur um die zukünftige rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung und den Abbau vorhandener Diskriminierungen gehen. Auch unsere eigene Geschichte muss ein selbstverständlicher Teil unseres Lebens sein. Daher unterstützten wir die Initiative für einen Gedenkort im ehemaligen Hotel Silber aktiv und treten für eine umfassende Aufarbeitung der homosexuellen Geschichte, insbesondere auch unter der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten, ein.“

Der CSD Verein wird die Resolution in seine diesjährigen politischen Forderungen einbringen, die bis Anfang Juni an alle politischen Parteien im baden-württembergischen Landtag sowie im Gemeinderat der Stadt Stuttgart versandt werden. Die Forderungen sind die Grundlage für die politische Arbeit des schwul-lesbischen Festivals, welches in diesem Sommer vom 24. Juli bis 02. August bereits zum 10. Mal in der Landeshauptstadt stattfindet. Höhepunkt ist die Polit-Parade des CSD Stuttgart am Samstag, den 01. August 2009.

Weitere Informationen zu den politischen Forderungen des CSD Stuttgart 2009 finden sich auf www.csd-stuttgart.de.
visdpr: Christoph Michl

Über Peter Grohmann

Peter Grohmann, Jahrgang 1937, Breslauer Lerge, über Dresden auf d' Alb, dann runter nach Stuttgart: Schriftsetzer und Kabarettist, Autor und AnStifter gegen Obrigkeitsstaat und Dummdünkel. Mitgründer: Vom Club Voltaire übers undogmatische Sozialistische Zentrum, vom Theaterhaus zu den AnStiftern. Motto: Unruhe ist die erste Bürgerinnenpflicht. Was ärgert Grohmann? Alle, die den Arsch nicht hochkriegen, aber dauernd meckern. Und an was erfreut er sich? An Lebensfreude und Toleranz