Antrag aus Stuttgart
Deutsch-italienischer Zukunftsfonds finanziert Kapellenprojekt

2014-08-13 IL TIRENNO kapellenprojekt

 

Schlagzeile aus IL TIRENNO „Aus Deutschland kommt das Geld für die Restaurierung“
13.8.2014
Dalla Germania i soldi per restaurare

 

 

Die Freiwilligen aus Stuttgart (und Umgebung), die vom 3. bis 14. August 2014 in Sant’Anna zu Besuch waren, konnten sich über einen Mangel an guten Nachrichten nicht beklagen, im Gegenteil. Nachdem sie am 5. der Beschluss des OLG Karlsruhe erfreut hatte, verkündete der deutsche Generalkonsul aus Mailand, Peter Dettmar, am 12. bei der Ausstellungseröffnung vor dem Seminargebäude den Zuhörenden:

„In diesem Zusammenhang freue ich mich, hier bekanntzugeben, dass die Regierung der Bundesrepublik Deutschland sich nun bereit erklärt hat, die Restaurierung der Kapelle auf der Piazza Pardini am Eingang des Friedensparks zu finanzieren.“

Damit war es offiziell: Der Antrag, den die AnStifter-Initiative Sant’Anna verfasst und am 29. Mai 2014 über die Deutsche Botschaft in Rom an den Deutsch-Italienischen Zukunftsfonds gerichtet hatte, war positiv beschieden. Zuvor hatte sie sich noch mit der Gemeinde auf deren Rolle als Projektträger verständigt. Das Fördervolumen liegt bei ca. 55.000 €.
Cappellina auf der Piazza Anna Pardini

Foto: Eberhard Frasch

Hier ein Auszug aus der Projektskizze – Teil 3 Begründung:

„Das Projekt Versöhnungskapelle Sant’Anna di Stazzema ist in mehrfacher Hinsicht von großer Bedeutung. Zum Ersten entspricht es als Erinnerungsprojekt den Empfehlungen der Deutsch-Italienischen Historikerkommission von 2012, der Vereinbarung zwischen den Außenministern beider Länder von 2012 sowie der darauf Bezug nehmenden Erklärung von Bundesaußenminister Steinmeier am 17.3.1014:

„Wir bekräftigen unser Ziel, die Grundlagen für eine gemeinsame Erinnerungskultur Deutschlands und Italiens zu schaffen. Wir festigen die Partnerschaft unserer beider Länder mit dem Willen, gemeinsam den Blick auch auf schwierige Zeiten zu werfen.“

Zusätzlich heißt es in der dazu gehörenden Verlautbarung des Auswärtigen Amtes:

Die von Bundesminister Steinmeier und seinem damaligen italienischen Amtskollegen Frattini 2008 eingesetzte Deutsch-Italienische Historikerkommission hat im Dezember 2012 ihren Abschlussbericht vorgelegt. Der Bericht enthält Empfehlungen an beide Regierungen zur Schaffung einer gemeinsamen deutsch-italienischen Erinnerungskultur. In diesem Sinne fördert das Auswärtige Amt in enger Abstimmung mit dem italienischen Außenministerium Erinnerungsprojekte, die auf die Ereignisse der Jahre 1943 bis 1945 bezogen sind, sowie weitere Forschungsarbeiten in beiden Ländern.

Dazu gehören … Erinnerungsprojekte der italienischen Opfergemeinden und Opferverbände.“

Unterstrichen werden diese Erklärungen durch die detaillierte Beantwortung einer kleinen Anfrage im Bundestag seitens der Bundesregierung (Federführung Auswärtiges Amt). Dort werden v.a. auch

Initiativen und Projekte zivilgesellschaftlicher Gruppen als förderungswürdig angesprochen
(BT-Drucksache 18/928 v. 26.03.2014).

Zum Zweiten ist das Projekt von großer Bedeutung und hoher Symbolkraft für den Opferverein von Sant’Anna. Dessen Vorsitzender, Enrico Pieri, benannte die Kapelle als den Ort, der von den fundamentalen Verwüstungen im Zusammenhang des Massakers weitgehend verschont geblieben ist. Diese Tatsache allein verleihe dem Ort ein besonderes Gewicht. Außerdem hat die Kapelle eine besondere topografische Lage: Menschen, die Sant’Anna zu Fuß oder mit dem Auto besuchen, stoßen am Ortseingang zuerst auf die kleine, aber unübersehbare Kapelle, sie werden von ihr gewissermaßen „begrüßt“. Darüber hinaus kann die Kapellenrenovierung einen Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft schlagen im Sinne des Überlebenswillens der Opfer und der Kontinuität der Erinnerung.

Schließlich ist das Projekt bedeutend als Zeichen der Verständigung und als Ausdruck der vielfältigen und intensiven Beziehungen zwischen den Menschen von Sant’Anna sowie dem Opferverein einerseits und den deutschen Institutionen sowie zivilgesellschaftlichen Gruppen und Einzelner andererseits. Zu den offiziellen Repräsentanten gehört nicht zuletzt Bundespräsident Gauck, der im März 2013 Sant’Anna besucht hat – auf eine persönliche Einladung Enrico Pieris hin, überbracht von Staatspräsident Napolitano.
Die Stuttgarter Initiative Sant’Anna sieht sich durch die in den letzten zwei Jahren gewachsenen Beziehungen ermutigt und legitimiert, sich das Projekt zu eigen zu machen und einen Beitrag dazu für die deutsche Seite zu organisieren, indem sie einen Antrag an den Deutsch-Italienischen Zukunftsfonds stellt – stellvertretend für viele andere engagierte Bürgerinnen und Bürger, Initiativen und Vereine. …“

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