Grohmanns Wettern der Woche – Tango korrupti

Endlich mal einen Minister verführen? 80 000. Oder nur ein Tête-à-tête
mit einer Staatssekretärin im Verteidigungsfall für 50 000? Oder doch alles
nur ein großes Missverständnis zwischen Recht und Links?
„Dass so einer nicht freiwillig zurücktritt, gehört zum System“, weiss
meine Omi Glimbzsch aus Zittau. Sie hat das Großdeutsche Reich, die
Weimarer Republik, Stalin, die Stasi und Doping im Profisport überlebt und
kennt die Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Medien mit Vornamen,
alle, die sich beim Ludwig-Erhard-Gipfel verbandeln. Die alte Glimbzsch
wehrt sich bisher erfolgreich gegen die „Meinungsführer Deutschlands, die
zu brennenden Themen unserer Zeit interessante Denkansätze und neue
Lösungswege“ meistbietend verkaufen: Sie hat genug. Wenn die halbwegs
seriöse ZEIT unwidersprochen behauptet, dass zahlungsstarke
Unternehmen bei Söders Ludwig-Erhard-Gipfel für 80.000 Euro exklusive
Gespräche mit Regierungsmitgliedern kaufen können, liest sich das wie
ein Märchen aus der Weimerer Republik. Auf der Müllhalde die Trennung
von Amt und wirtschaftlicher Betätigung, nix da mit Transparenz bei
politischer Einflussnahme, keine Chance für gleichen Zugang „zur Politik“,
Null Anstand in Sachen Lobbyismus: Ich glaub‘ mich tritt ein Pferd.
Erinnern Sie sich noch an den Strippenzieher und Masken-Dealer Jens
Spahn? Oder dass 2022 Abgeordnete von SPD, CDU und FDP auf Kosten
Steuerzahlerkosten zum israelischen Rüstungskonzern IAI reisten? Bissel
später bewilligten sie im Bundestag einen Millionenauftrag an genau
dieses Unternehmen. Stört’s wen? Eine Rheinmetall-Tochter bot
Abgeordneten Wahlkampfspenden an, während die über Aufträge für das
Unternehmen entschieden. „Wir stellten Strafanzeige wegen Korruption –
doch die Staatsanwaltschaft wertet die Spenden als übliche ‚Klimapflege‘,
schreibt uns https://www.abgeordnetenwatch.de/.
Meinungsführerschaft meint ja nur: Welche Meinungen erhalten auch
bei kommenden Wahlen solide Mehrheiten, in denen sich der Wille der
Geldgeber widerspiegelt? Also doch: Weimerer Republik.
Und gerade eben kommt eine neue Meldung rein: Die CDU hat eben
eine weitere Großspende erhalten: 500 000 EU. Der freundliche Spender
ist Stephan Schambach – 2023 sind Wahlen in Baden-Württemberg, da
heisst es vorzusorgen. Doch es bleibt dabei: Größter Einzelspender der
CDU ist die Deutsche Vermögensberatung. Die steht seit Jahrzehnten in
scharfer Kritik bezüglich ihrer Geschäftspraktiken. Schad‘ aber nix. Sie
gewinnen immer. Darauf einen CumEx!