Alle Beiträge von Evelyn Kunze

Grohmanns Wettern der Woche – Tango korrupti

Endlich mal einen Minister verführen? 80 000. Oder nur ein Tête-à-tête
mit einer Staatssekretärin im Verteidigungsfall für 50 000? Oder doch alles
nur ein großes Missverständnis zwischen Recht und Links?
„Dass so einer nicht freiwillig zurücktritt, gehört zum System“, weiss
meine Omi Glimbzsch aus Zittau. Sie hat das Großdeutsche Reich, die
Weimarer Republik, Stalin, die Stasi und Doping im Profisport überlebt und
kennt die Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Medien mit Vornamen,
alle, die sich beim Ludwig-Erhard-Gipfel verbandeln. Die alte Glimbzsch
wehrt sich bisher erfolgreich gegen die „Meinungsführer Deutschlands, die
zu brennenden Themen unserer Zeit interessante Denkansätze und neue
Lösungswege“ meistbietend verkaufen: Sie hat genug. Wenn die halbwegs
seriöse ZEIT unwidersprochen behauptet, dass zahlungsstarke
Unternehmen bei Söders Ludwig-Erhard-Gipfel für 80.000 Euro exklusive
Gespräche mit Regierungsmitgliedern kaufen können, liest sich das wie
ein Märchen aus der Weimerer Republik. Auf der Müllhalde die Trennung
von Amt und wirtschaftlicher Betätigung, nix da mit Transparenz bei
politischer Einflussnahme, keine Chance für gleichen Zugang „zur Politik“,
Null Anstand in Sachen Lobbyismus: Ich glaub‘ mich tritt ein Pferd.
Erinnern Sie sich noch an den Strippenzieher und Masken-Dealer Jens
Spahn? Oder dass 2022 Abgeordnete von SPD, CDU und FDP auf Kosten
Steuerzahlerkosten zum israelischen Rüstungskonzern IAI reisten? Bissel
später bewilligten sie im Bundestag einen Millionenauftrag an genau
dieses Unternehmen. Stört’s wen? Eine Rheinmetall-Tochter bot
Abgeordneten Wahlkampfspenden an, während die über Aufträge für das
Unternehmen entschieden. „Wir stellten Strafanzeige wegen Korruption –
doch die Staatsanwaltschaft wertet die Spenden als übliche ‚Klimapflege‘,
schreibt uns https://www.abgeordnetenwatch.de/.
Meinungsführerschaft meint ja nur: Welche Meinungen erhalten auch
bei kommenden Wahlen solide Mehrheiten, in denen sich der Wille der
Geldgeber widerspiegelt? Also doch: Weimerer Republik.
Und gerade eben kommt eine neue Meldung rein: Die CDU hat eben
eine weitere Großspende erhalten: 500 000 EU. Der freundliche Spender
ist Stephan Schambach – 2023 sind Wahlen in Baden-Württemberg, da
heisst es vorzusorgen. Doch es bleibt dabei: Größter Einzelspender der
CDU ist die Deutsche Vermögensberatung. Die steht seit Jahrzehnten in
scharfer Kritik bezüglich ihrer Geschäftspraktiken. Schad‘ aber nix. Sie
gewinnen immer. Darauf einen CumEx!

Grohmanns Wettern der Woche
Auge um Auge – Spahn um Spahn

Unser Zukunftskanzler Jens Spahn hält Charlie Kirks Positionen für „konservativ“, „liberal“ und „sehr klar“. Fehlt nur noch, dass er „faschistisch“ gesagt hätte. Spahn hat sich bei seinen bekannt guten Kontakten zum Lager des (echt jetzt) großartigen Nordamerika-Lagers offenbar unhaltbar angesteckt. Einfach großartig!

Einfach großartig ist aber auch Spahns Erkenntnis: Die Linke will tatsächlich das System stürzen. Was er nicht weiß und was auch falsch sein könnte: Die System-sprengen-Woller, Fluchthelfer und Brotgeber setzen eher auf die Zehn Gebote und das Neue Testament, also in Richtung „Liebet Euren Nachbarn“ oder „Donald, Du sollst doch nicht andauernd Ehen brechen!“ (Exodus 20,14), vielleicht auch, ganz schlimm für die Herrscher auf Erden, „Du sollst nicht töten“. Wen nicht? würde in diesen Augenblicken meine Omi Glimbzsch in Zittau verzweifelt fragen.

Einfach großartig: Die andere Seite setzt vornehmlich aufs Auge – also Auge um Auge, Zahn um Zahn, Span um Span. Auch das ging meistens schief, wie die Geschichte beweist. Selbst ein fundamentaler Seitenwechsel brachte keine Erleichterung für die Völker auf Erden: Die hörten im Donner der Geschütze keine Signale. Das haben sie jetzt davon.

Inzwischen beruhigt sich die Lage. Die AfD landet deutlich an der zweiten Stelle. Elmar Theveßen wird sich – wetten? – entschuldigen, weil er gar kein rechter Journalist ist, wie man im Schwäbischen sagen tät. Und Caren Miosga hat weniger Angst als Dunja Hayali, trägt aber besser ebenso Sonnenbrille und Perücke beim Ausgehen. Was tragen Sie? Alles ist jetzt normal, legitim, alltäglich, schützt aber nicht davor, erkannt zu werden.

Dann lieber gleich raus mit der Sprache, liebe Rosa: Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden. Aber wo?

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts „Die AnStifter“

(…und am 27.10. im Theaterhaus Stuttgart – mit dem Leonard-Cohen-Project)

Grohmanns Wettern der Woche
… aber Führungsrolle!

Nein, nicht Frühlingsrolle, F-ü-h-r-u-n-g-s-r o l l e , meine Damen und Herren! Die von Merz. Alles was sonst fliegt: Abschießen.

Wir schaffen es zwar nicht, Gesetz und Ordnung im Lande zu garantieren – aber deutsche Führungsrolle, den doppelten Rittberger, das schaffen wir! Wir kriegen die Sache mit dem Sozialstaat nicht gebacken, die Armen wachsen einfach unkontrolliert weiter, wo wir auch kürzen! Pustekuchen Grundsicherung? Ist doch nur ein Wort, Leute, ein Wort! Wir kapitulieren am Tag des Kindes vor Kinderrechten, kollabieren am Frauentag, kippen beim Welttag der Behinderten aus dem Rollstuhl – aber Führungsrolle, das sind wir in der ersten Reihe. Gift im Ackerboden, Tempolimit auf Autobahnen, Mikroplastik im Hirn – da ziehen wir den Schwanz ein. Aber Führungsrolle! Atommüll? Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich. Und NB: Juden mit Kippa bleiben am besten zu Hause, mit und ohne Führungsrolle.

Höhere Erbschaftssteuer, Vermögenssteuer? Marode Bahn-Brücken reparieren? Medikamentensicherheit? Kriegen wir nicht hin, wollen auch nicht. Wir schaffen ja nicht mal das mit dem Flaschenpfand auf Weinflaschen oder, eine Nummer kleiner, den ganz großen Steuersündern auf die Schliche zu kommen, obwohl wir alle Schliche kennen. Warum? Weil die sonst sehr, sehr böse werden können, sagt meine Omi Glimbzsch in Zittau. Der Schutz deutscher Staatsbürger im Ausland? Erst im Todesfall. Aber Führungsrolle. Sonst geht’s uns soweit gut, keine Klagen, nur fahle Gesichter bei der blauen Wahlvorschau.

OK. Alle im Boot? Dann Führungsrolle. In Europa? Nein, in der Welt. Da haben wir einen Anspruch drauf, einen Menschen- und Merzgemachten, so sicher wie das Verbrenner-nicht-aus. Das hat der Merz betont – und die stärkste Armee Europas angekündigt (ARD; 24.06.2025 23:30 h) – wenn schon, denn schon!

Mag ja sein, lieber Artikel 3 im Grundgesetz: Alle Menschen seien gleich, Männer und Frauen seinen gar ganz und gar gleichberechtigt, eine Benachteiligung oder Bevorzugung wegen Geschlecht, Abstammung, Rasse, Sprache, Heimat, Herkunft, Glauben, religiösen oder politischen Ansichten oder wegen Behinderung sei ja ohnedies verboten. Das ist wie mit der Würde des Menschen –  die ist sogar unantastbar, aber halt Auslegungssache, wie das mit der Führungsrolle.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts „Die AnStifter“

(…und am 27.10. im Theaterhaus Stuttgart – mit dem Leonard-Cohen-Project)

Grohmanns Wettern der Woche
Brüllt doch, brüllt…!

… eiferte Alt-Nazi Kurt Georg Kiesinger bei Protesten gegen seine Auftritte. Im Gegensatz zu Walter Ulbricht (DDR) war Kiesinger der über freie und geheime Wahlen bestimmte Kanzler einer Republik, in der es von alten Nazis in Parteien, Justiz, Militär und Verwaltung nur so wimmelte. Die hatten sich in der DDR nur besser versteckt.

Angst ist ein unauffälliger, aber allgegenwärtiger Begleiter der Politik. Es ist die immerwährende Angst, dass „die anderen“ an die Macht kommen, Privilegien verloren gehen, Einfluss-Sphären schrumpfen, Diäten flöten gehen – oder alles zusammen. Gegen die blauen Wellen scheint kein Kraut gewachsen: Selbst beim Mitschwimmen kannst du untergehen – von Gelsenkirchen bis Magdeburg sind’s eben mal 380 km. In den Wäldern rechts und links der Autobahn lauern die Nazis – und plötzlich sind „alle zusammen gegen die Faschisten“ eine kleine, radikale Minderheit.

Richtig ist, dass wir fast immer recht haben, aber „diese anderen da“ nicht davon überzeugen können. Dabei reden wir – noch im Guten! – doch seit Jahr und Tag auf sie ein. Wir schreiben Bücher und geben sie ihnen zum Lesen, wir singen, machen Theater, Filme, Musik, sogar internationale Kunst: Und „die“ genießen das sogar, auch wenn sie nicht gern gendern und auf rote Sternchen oder das Binnen-I pfeifen. Sie lieben sogar Heine, obwohl der ein Jude war. Sie zitieren Hannah Arendt und wählen AfD. Sie lieben die Klofrauen aus Moldawien, die Müllmänner aus der Türkei, die Ärztin aus Syrien, die Altenpflegerin aus Polen – aber nachts, nachts, wenn die Ratten aus ihren Löchern kommen, wenn sie der Mandelkern in Hirn zum Zittern bringt, dann bleiben sie lieber zu Hause.

Es ist ungefährlich in Untertürkheim, sagen wir ihnen, aber diesmal wissen sie, dass das nicht mehr stimmt: Verbrenneraus! China! Wenn bei uns der Grundwasserspiegel sinkt, fliegen sie halt übers Wochenende nach Gulugeika, um sich den Arsch zu bräunen. Dabei haben wir doch jahrelang vornehm von Klimawandel geredd‘ und das offene Wort „Katastrophe“ gemieden, rein taktisch gesehen. Zuviel Taktik, zu wenig Mensch?

Halt, ruft da meine Omi Glimbzsch aus Zittau: „Nich imma alles über enen Lausekamm schern!“ Mit den grünen Spürhunden von Palantir machen wir uns jetzt auf die Suche nach den Bündnispartnern von morgen und locken via Tiki-Tok junge NichtwählerInnen an die Urnen.

Und doch treibt der laue Abendwind diesen Mischmasch aus Wut, Verunsicherung und schlichten Antworten durch die Länder. Vielleicht lässt diese Zeit Demokraten (auch jenseits von Oder und Neiße) zittern. So oder so:

Es braucht wetterfeste Kleider im deutschen Herbst.

Peter Grohmann ist Autor und Koordinator des Bürgerprojekts „Die AnStifter“

Grohmanns Wettern der Woche
Gaza: Kinder zuerst

Im Sommer 2025 versammelte der Herr im Himmel, Spiritus Rector für die alle, die glauben oder wissen, die toten Kinder aus Gaza um sich. „Die an Hunger gestorben sind, mögen sich rechts rechts von mir aufstellen“, bat er, „auch die Verdursteten. Die erschossen wurden oder verschüttet, bitte nach links. Die durch Bomben oder Granaten, Gift oder Gas, die durch mangelnde Medikamente, mangelnde Vorsicht oder Nachsicht in den Tod geschickt wurden, die verbrannt wurden, erschlagen, treten hinter mich, ebenso alle, die als Kinder eines natürlichen Todes das Leben geben mussten.“ Die letzteren waren die Wenigsten. 

Dann bat er alle, die eine jüdische Mutter hatten, alle, die aus christlichem Hause kamen, aus noch besseren Kreisen, Getaufte und Wiedertäufer, die aus den Zelten, den Slums und Elendsquartieren, die aus den bombensicheren Bunkern, die aus den Krankenstationen, die aus friedlichen Häusern, die von Soldatenbräuten Gezeugten, Atheisten und Ungläubige, Muslime, Hindus, Buddhisten, 

alle, die noch weinen konnten, 

vor die Kameras, selbst Antisemiten und Semiten. Die Kameras allerdings blieben ausgeschaltet.

Netanjahu und die israelische Armee haben die Bewohner Gazas zur Flucht aufgefordert – eine Vorwarnung vor einer Bodenoffensive, die jetzt stattfindet. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ist der Gazastreifen ein Ort von Unmenschlichkeit, Ignoranz und Tod. Bombardierungen, Hunger, Flucht und Angst sind Alltag.

Gemeldet wird, dass Aktionen aus der Zivilgesellschaft, wo und wann auch immer, die Lage nur verschärfen könnten. Sie würden überdies und naturgemäß an der Situation der toten Kinder nichts ändern, so ein Sprecher der Regierenden.

Die nicht genannten Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Peter Grohmann ist Autor, Kabarettist und Koordinator des Stuttgarter Bürgerprojekts „Die AnStifter“

Die Ausstellungen der AnStifter „Mein Name ist Mensch“ laufen weiter bis 12/26

 

Grohmanns Wettern der Woche – Plastik im Hirn

Gratulation! Wir haben jetzt nicht nur Plastik im Meer, im Fisch, im Salz – wir haben es im Kopf. Unser Gehirn, manchmal größer, manchmal kleiner., also das Ding, mit dem wir denken, fühlen, handeln, ist mittlerweile mit Polyethylen versetzt. Studien zeigen: In den letzten Jahren hat sich die Plastikmenge im Hirn verdoppelt. Wir sind die erste Spezies, die ihren eigenen Verstand in Plastik einwickelt. PFAS, fass!

Während wir langsam zum Sondermüll auf zwei Beinen werden, mühen sich die Vereinten Nationen um ein weltweites Abkommen – und scheitern. Die Geld- und Plastikmacher blockieren ein globales Abkommen. Ergebnis: kein Schutz für die Meere, kein Schutz für uns, kein Schutz für die Kinder, die schon mit Mikroplastik im Blut zur Welt kommen. Das ist ein Verbrechen – nicht weniger.

Jede Minute kippen wir weltweit 21.000 Kilo Plastik in die Ozeane. Jede Minute! In Deutschland alleine 300.000 Tonnen Mikroplastik pro Jahr. Es kommt nicht zurück. Es zerfällt, es vergiftet, es tötet – Tiere, Natur, uns. Und die Politik? Die verbietet Plastikstrohhalme. Toll. Währenddessen sind Brot und Shampoo, Chips, Fleisch, Käse und Konsumenten dreifach eingewickelt.

Nu ja ja, nu ne ne, tät‘ jetzt meine Omi Glimbzsch in Zittau rufen. „Das is doch alles keen Zufall, das is bolitisches Kalkühl!“. Es ist so oder so das Ergebnis der „schlafenden Gesellschaften“ (Oskar Negt), die wir wach zu küssen haben. Es ist das und Ergebnis raffinierter, schlauer Lobbyarbeit. Das Recherche-Netzwerk Correctiv nennt es brainwashing, Gedankenkontrolle, Bewusstseinskontrolle oder Mind Control – ein hervorragend funktionierendes Konzept zur psychologischen Manipulation.

Wir trennen weiter Müll, wettern wöchentlich gegen Kapitalismus und Kriege, streiten über die korrekte Beurteilung völkermordender Staaten und setzen auf Strohhalme. Schade, dass sich die Forschung so selten übers Ohr hauen lässt. Sie pocht darauf: Plastik setzt sich in Blutgefäßen fest, erhöht Schlaganfall- und Herzinfarktrisiken, lagert sich in Gehirnen von Demenzkranken ab, selbst in meinem. Und PFAS ist nicht abbaubar. Kurz: Es macht uns krank und dumm. Aber Hauptsache, die Kohle stimmt, die Dividenden sprudeln. Wenn’s blöd läuft, landen wir alle mit Polyethylen oder sonstewas im Koppe im Pflegeheim – nur dass es dann keine Pflegerinnen mehr gibt, weil auch die krank sind. Die Pfleger auch.

Es sind Gesetze, Verträge, Subventionen, die dieses System weltweit am Leben halten. Sie können geändert werden.

Peter Grohmann ist Autor und Koordinator der AnStifter

 

peter-grohmann@die-anstifter.de

Grohmanns Wettern der Woche
Alaska-Kids

1985 standen sich Ronald Reagan und Michail Gorbatschow in Reykjavík Auge in Auge, Zahn gegen Zahn gegenüber, die Hände am Colt. Der Kalte Krieg hatte sich erkältet: Man wollte sehen, was es sonst noch so gibt auf der Welt außer Waffen. Heute, jetzt gleich, 40 Jahre später, am 15. August 2025, sind wir meilenweit, ja weltweit davon entfernt. Die Sehnsucht nach Waffen wächst. Alle Welt hat die Hand Colt, Vaterlandsverräter ausgenommen.

Will nun Donald Trump als Träger des Friedens-Nobelpreises in spe aus der Einheitsfront ausbrechen oder nur spielen? Der weiße Mann sieht der Gefahr aus dem Osten mutig ins freche Gesicht – die nackte Angst des Erdballs auf dem Buckel. Der Verfechter aller westlichen Werte geht zum Nahkampf mit dem sibirischen Tiger Waldimir Putin über. Der trinkfeste Russe weiß freilich die schmelzender Gletscher Alaskas auf seiner Seite. Wird er sie heimholen? Wird er den Fehler des Russischen Kaisers Alexander wieder gutmachen können? 

Alexander hatte 1867 ein Stück russischer Heimat (zumindest für Zwangsarbeiter) für ’n Appel und ’n Ei an die USA verkauft. Längst vergessen scheint aber, was Patriot Putin neulich im Juni 2025 in Sankt Petersburg ankündigte: «Wo der russische Soldat seinen Fuß

hinsetzt, das gehört uns». Putin ist Oberleutnant der Russischen Streitkräfte. Und da hört die Satire auf. Sa Sdorówje! 

Vor dem Treffen der Alaska-Kids erwartet der Russische Wetterdienst Temperaturen bis zu 38 Grad – im Schatten von Deutschland. Gleichwohl lässt sich vom Russischen Wetterdienst niemand mehr einschüchtern. Der Russe hat schon so oft gelogen wie das „C“ im Namen von CDU und CSU. Was Wunder, wenn dieser Tage getaufte Christen der CDU/CSU das „C“ entziehen wollen, weil beide Parteien die Sache mit dem Christentum eher als Spaß und Tollerei verstehen? In der Praxis jedenfalls ist die Sache mit Kürzungen von Sozialleistungen oder die Weigerung, verletzte Kinder aus Gaza in deutschen Krankenhäusern behandeln zu lassen, ganz sicher ein weiterer Nagel ins Kreuz von Ihm. Rostfrei, made in Germany. 

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter

Drohbrindts Palantir – Grohmanns Wettern der Woche

Dieser Drohbrindt da – Sie kennen ihn ja – will jetzt die Wahrheitsdroge Palantir bundesweit einführen. Jeden Morgen zwei Tabletten – vor dem Frühstück. Wenn’s sein muss, anal oder schlimmer. Die SPD zeigt sich besorgt. In Baden-Württemberg sind die Grünen palantirfähig schon dabei: In der Überzeugung, dass nur so den kriegsmüden Pazifisten in den eigenen Reihen auf die Finger geschaut werden kann. Palantir schafft das. Palantir kann mit 99prozentiger Sicherheit vorausberechnen, wer schneller straffällig wird – Kretschmann oder Grohmann. Bei solchen Aussichten will natürlich auch Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen nicht fehlen. Mit „Gotham“ etwa können Millionen Daten aus nahezu unbegrenzten Quellen ausgewertet und verknüpft werden. Selbst Putin will sich eine Gotham kaufen und notfalls das russische Polizeigesetz ändern.

Fünf alte Tanten tanzen Tango mitten in der Nacht: Der Amerikaner Alex Karp hat in Frankfurt bei Habermas gehört, was Sache ist und 2003 mit Peter Thiel, Joe Lonsdale, Nathan Gettings und dem Informatiker Stephen Cohen Palantir Technologies zur Welt gebracht. Das Start up ist nun eines der wertvollsten Unternehmen der Welt. Habermas schweigt. Peter Thiel, der alte Halunke aus Südafrika, so umstritten etwa wie Alice Weidel und Björn Höcke, erkläre in einem fiktiven Gespräch mit Dobrindt, dass seiner Meinung nach Demokratie und Freiheit unvereinbar seien. Das hat letztlich auch Christen, Atheisten und Buddhisten überzeugt. Solche Freunde braucht Deutschland.

Das Thiel-System basiert auf einer Vielzahl von Bundes-, Landes- und lokalen Strafverfolgungs-Datenbanken. Die wimmeln nur so von sensiblen, peinlichen und erschreckenden Details über die an sich netten Leute. Palantir sammelt und analysiert alles, was nicht niet- und nagelfest ist, einschließlich biografischer Informationen, persönlicher Assoziationen, sexueller Vorlieben, Reiserouten, Einwanderungs-PiPaPo, alle Wohn- und Arbeitsadressen, Fingerabdrücke, Narben, Tattoos und andere physischen Merkmale. Das erinnert mich an meine Omi Glimbzsch aus Zittau, die mir oft das Lied der Jungen Pioniere vorsang: „Du hast so wunderschöne blaue Augen, da liegt der ganz Sinn des Lebens drin…“. Palantir, die Alleskönnerin: Gigantische Datenmengen werden in Bruchteilen von Nano-Sekunden oder so rasend schnell miteinander verknüpft. In der Kombi mit ausgelesenen Mobiltelefonen und den Inhalten gescannter Social-Media-Kanäle lassen sich von jetzt auf gleich von jedem Menschen passgenaue Profile für Brandmauern erstellen.

„Ich schwöre, das Grundgesetz und alle in der Bundesrepublik Deutschland geltenden Gesetze zu wahren und meine Amtspflichten gewissenhaft zu erfüllen, so wahr mir Gott helfe.“ Sag ich doch.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter

Das Wettern der Woche
Mit Kippa? Nur nachts.

Erstens: Es dürfe niemals sein, dass Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens in Deutschland in Angst und Schrecken leben müssten, sagte Olaf Scholz eben.
Zweitens: Ich würde keinem Menschen raten, mit einer Kippa auf dem Kopf durch die Stadt zu gehen, sagte ich ihm. Allenfalls nachts, sage ich heute.

Es war mir immer ein Vergnügen, morgens aufzustehen, gegen halber Siebene. In jüngster Zeit möchte ich am liebsten die Bettdecke über mir zusammenziehen – aber ich kann nicht mehr schlafen, weil ich nicht weiß, ob der Krieg über Nacht gewachsen ist. Ich tröste mich über die nächste Viertelstunde: Wenn er ganz groß geworden wär‘, würde ja jemand anrufen, es lange klingeln lassen wie der Rüdiger und dann sagen: „Peter, man müßte was machen!“ Man bin immer ich. Bis mir plötzlich klar wird: In Israel ist es jetzt ja alles später, viel später, manches zu spät – und in Gaza noch viel später als im Libanon….

50 Millionen Tonnen Schutt müssen später mal weggeräumt werden, wenn der Krieg keine Luft mehr kriegt. Der Schutt – das wird nochmal ein ganz, ganz großer Geschäftszweig!
Schlagen die Nachts zurück? Haben sie schon? Ist es ein Erstschlag oder bloß Vergeltung oder was ganz Neues? Dann hau‘ ich mir an den Kopp: Junge, sag‘ ich mir, jetzt haste die Ukraine vergessen! Wenn’s doch nur die wäre! Da kommt ja noch der Jemen dazu und der Kongo! Oder ist es Kenia? Nein, Mali. Der Sudan? Vergiss Syrien nicht, Alter, und die Uiguren. Wieso Uiguren, frage ich mich, da ist doch gar kein Krieg. Afghanistan? OK, das haben wir ja befriedet. Jetzt sitzt auch Deutschland mit im Schlauchboot.

Es ist nicht mehr schön, morgens aufzustehen, zu frühstücken und die Zeitung zu lesen. Das Vergnügen, wär’s denn eins, wäre ja eh‘ sehr kurz – die Presse wird immer dünner. Das meiste fehlt, auch an Seitenhieben. Jetzt kann dich nur noch das Netz auffangen, doch du weißt: Jede Zweite liest täglich Zeitung, wird von der Anzeigenabteilung behauptet. Aber es hilft nichts. Die Tageszeitungen erreichten knapp 50 % der über 14-Jährigen – incl. der Analphabeten. Und wen erreichen wir? Und wann? Und mit was?

Viele Neurobiologen und -psychologen wissen: Die Digitalisierung und der Wandel der Medienlandschaft machen unsere IQ-Werte deutlich dünner. Steigende Bildschirmzeiten, ständige Erreichbarkeit – das schlägt auf den Geist, macht aggressiver und letztlich dümmer. Ich hab’s ja geahnt: Das Gehirn ist schlicht überfordert. Meins auch.

Peter Grohmann’s „Wettern der Woche“

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter. Im Theaterhaus mit dem Leonard-Cohen-Projekt am 29.10.2024.

Finger am Abzug – Grohmanns Wettern der Woche

 

Der alte Schriftsetzer findet die fünf Buchstaben für das Wörtchen „Fahne“ selbst bei Nacht im Setzkarten: Der Beruf ist tot, der Schriftsetzer lebt noch,
der Setzkasten steht zum Verkauf. Und ich freu mich über die alten Handabzüge, die vor mehr als 60 Jahren auf der ersten Korrex-Andruckpresse in meiner Buchdruckerei entstanden: „Nie wieder Hiroshima“.

Wir brauchten die Handabzüge. Als es den alten Hauptbahnhof in Stuttgart noch gab, kommunalen Wohnungsbau, eine linksradikale kommunale Polizei und noch keine Copyshops, war der belebte Platz vor dem Südeingang des Hauptbahnhofs ein gesuchter Ort für Demonstrationen – etwa eine 24-Stundenmahnwache vom 7. zum 8. August 1960, also mehr als 60 Jahren: „Nie wieder Hiroshima“.

Jetzt haben wir den Salat und die wieder die Finger am Abzug, die alten und die neuen Führer. Es juckt. Die Terrorbrüder, die Eskalateure und Demokratie-Unterwander aller Couleur vereinigen sich: Sieg oder Untergang. Wer die Wahl hat, hat die Qual, höre ich aus Zittau. 2008 war ich mit meiner Omi Glimbzsch in den Apuanischen Alpen. Wir sind alle keine großen Wanderer. Oberhalb der Marmorbrüche um Massa und Carrara liegt das Bergdörfchen Sant‘ Anna di Stazzema. An der Geschichte des aus kleinen Ortsteilen bestehenden Bergdorfs wären wir
damals vermutlich ahnungslos vorbeigewandert, hätte es ein paar ältere Menschen nicht gegeben, ehemalige Kommunisten, die ihre Partei , aber nicht ihre Erinnerungen und ihr Klassenbewusstsein verloren hatten. Sie stoppen uns und erzählen…
Die Deutschen, oft als SS oder Wehrmacht verleugnet, hatten am 12. August 1944 alles, was lebte und nicht Deutsch war, am helllichten Tage ermordet, 500 Menschen, wird gesagt. Das war heute vor 80 Jahren. Die Deutschen haben nach 1945 mit aller Gewalt und Macht verhindert, dass dieses und tausend andere Verbrechen aufgeklärt oder gar gesühnt wurden. Sie haben dafür alles Menschenmögliche unternommen. Daran wollte ich Euch erinnern, jetzt. heute, in diesen Tagen, wo die Machthabenden wieder die Finger am Abzug haben.

Wandern ist kein Ausweg.

Mensch Grohmann ist Kabarettist
und Koordinator beim Bürgerprojekt Die AnStifter

Wehrt euch! – Grohmanns „Wettern der Woche“

 

Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen: Ich bin der erste Kriegsdienstverweigerer, ich hab ’s amtlich. Keine Ahnung, wie lange solche Dokumente halten, aber ich verspreche hoch & heilig: Ich mach’s nie wieder. Vielleicht kriegen wir ja (wegen der Gleichberechtigung) jetzt auch einen Veteranentag fürs Klo säubern, Kotze abräumen, psychisch erkrankte Menschen mit aller Gewalt ruhigstellen (im Notfall: Elektroschocker), Nase zuhalten und Essen einflößen, obendrauf ’ne gute Portion Merck oder AstraZeneca, täglich 1 – 2 Selbstmorde verhindern, erzwungene Beteiligung an Menschenversuchen – tja, die Erinnerungen! Da kommt nicht nur Nachts manches hoch. „Das ist nix für schwache Nerven, da musst du standhalten!“, sagten die Ärzte. Die Steigbügelhalter der Nazis hielten bis zur Pension stand. Keiner fragte.

Wenn man sich nicht wehrt, landet man am Kreuz“, schrieb Winfried Kretschmann im März 24 dem Pabst hinter die Ohren, weil der als wichtigster Vertreter Gottes auf Erden irgendwas von weißen Fahnen gefaselt hatte. Nein, das war keine Gotteslästerung, es war Jesusschelte.

Der heute weltweit gehasste Pazifist, wer wüsste es nicht, hat momentan nicht viel zu melden. Man kann den damaligen Widerständlern gegen den brutalen Angriffskrieg der Deutschen (33 – 45) gegen den Rest der Welt vorwerfen, dass sie sich nicht einig waren im Kampf gegen Terror und Krieg, obwohl sie deren Pläne längst kannten. Man könnte ihnen etwa vorwerfen, dass sie hier bei uns nicht zu den Waffen gegriffen haben. Vielleicht hat der oberschwäbische Ministerpräsident und Jesuskritiker doch recht, vielleicht ist es gar ein Appell an alle Menschen, die sich auf Gottes Erdboden gegen Terror und Gewalt, gegen Ausbeutung, Vertreibung, Hunger und Elend zu bewaffnen und endlich zur Wehr setzen? Eine Warnung, um nicht am Kreuz zu landen wie die vielen Millionen Menschen, die von den Deutschen zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt wurden? In fast jedem Ort, jedem Betrieb schufteten sie bis zum Umfallen – oder bis zur Befreiung, auch Kinder und Frauen. Der Arzt Karl Horst Marquart ist in mehrjähriger Forschungsarbeit dem Leben und dem Tod von mehr als 200 sowjetrussischen Kindern nachgegangen – 260 starke Seiten bei kontakt@die-anstifter.de  – Kinder, die allein in den Lagern der Wohlstandsstadt Stuttgart zwischen 1943 – 1945 geboren und gestorben sind. Sie konnten sich so wenig wehren wie die Kinder heute – in Charkow, Kiew: Nah-ostwärts. 

Und jetzt? Trauer, Frust, Resignation 80 Jahre später? Oder Widerstand gegen das Vergessen? Die Gegenwehr beginnt mit Gegenöffentlichkeit.
Wir sind ein Teil davon.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter.

Peter Grohmanns Wettern der Woche
Schalom Aleikum?

Krieg und Frieden sind völlig außer Kontrolle geraten. Seltsam in Zeiten, in denen es doch gerade erst gelungen ist, alles unter Kontrolle zu haben – alles: die Netze, Gedanken, Verstand und Seele und böse Geister, Börsen und Banken, Medien, Parlamente, Konsum, Gesundheit und Fortpflanzung, Arbeit, Freizeit, Vergnügen, einfach alles. Selbst die weisen Voraussagen der kritischen Intelligenz, eigene und fremde Erfahrungen, Daten, Fakten, die Lehren aus Wissenschaft und Forschung, Moral, Überzeugungen – alles scheint nutzlos, alles scheint vergebens, weggeworfen, vergeudet. Wenn zu den Waffen gerufen wird, zur Verteidigung oder zum Angriff auf Feinde aller Farben, ist alles zur Stelle, was leben und laufen kann. Jede Seite ist – je nach Volksvermögen – gut vorbereitet, die Bunker sind geöffnet, Schonkost auf Vor-rat für Jahre, alles ohne Mindesthaltbarkeitsdatum. Die Schutzanzüge liegen parat, preiswerte Ware aus China, klimaneutral, recycelbar. Keine Kinderarbeit. Manchmal scheint mir’s, als werde alles getan, um ums Verhandeln herumzukommen. Verhandler sind Verräter oder Kriegsverbrecher, schlimmer als die drei Pazifisten in Moskau und Kiews, von denen Du nix hörst. Und frag‘ mich jetzt bloss nicht, wann die Russen abziehen! Hat bisher keiner gefordert.

Neulich traf ich einen, der mit denen nicht reden will, auf keinen Fall! Einen von den Höhen akademischer Gutbürgerlichkeit. Mit denen? Der meint die, mit denen wir nichts zu tun haben sollten, weil’s nichts bringt und weil die strohdumm sind. Querulanten und so. Aber wir, wir wissen genau Bescheid, wissen, was von was kommt, wie wir’s machen müssten, dass es anders wird und klappt. Es? Es ist die bessere Welt. Und „wir“, das ist die „progressive Intelligenz,“ Besserwessis, geistreiche Republikaner mit ei’m Hau auf Arendt und nur von anderen Mehrheiten gehindert, das Gute und Richtige zu tun. 

Apropos Mehrheiten: Ganz nebenbei zog eben der innerdeutsche Krieg gegen Weltuntergang und Genderei an uns vorbei ging siegreich (für die anderen) zu Ende. Jetzt ist Waffenstillstand. Eine Bier für alle, Herr Ober. 

Die anderen haben gewonnen, das Land jubelt, die Verhältnisse bleiben so stabil wie die Befürchtung, dass es noch ganz anders kommen könnt‘. Ein Drittel der Hessen blieb gern zu Hause (Hessenschau schauen). In Bayern nahmen rund drei Viertel der Wahlbeteiligten ihr höchstes demokratisches Gut ernst – und wählten rechts bis rechtsradikal. 

Ein Trost bleibt: Die Nichtwählerin und ihr Nichtwähler. Sind die die stille Reserve für die AfD – oder für die Republik? Man weiß es, aber sagt es nicht. Im Inneren des Landes ist wieder Ruhe eingekehrt. „Die“ sind jetzt die Zweitstärksten. 

Vertrauen ist nur dann gut, wenn man sich eine Enttäuschung leisten kann.

Hasso, fass den Asylanten! Hasso, fass!

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Peter Grohmanns Wettern der Woche
Merz jetzt die Zähne zeigen!

 

Hunderte, ach was, tausende Deutsche, Bio-Deutsche, wie bereits ein primitiver Bluttest zeigen würde, stehen sich vor deutschen Zahnarztpraxen die Füße in den Arsch, während sich in den furzwarmen Leder-liegen abgelehnte Asylbewerber räkeln und sich ihr Gebiss vergolden lassen. Wetten, dass sie auch noch hübschen unsere Zahnarzthelferinnen anmachen? Entschuldigung, aber was ist schon Volksverhetzung? Gilt denn das freie Wort im freien Land nix mehr? Für den Vorwurf der Volksverhetzung müsste man doch Friedrich Merz, dem guten Christenmenschen in spe, „mindestens nachweisen, dass er die Aussage im Wissen darum, dass sie falsch ist, getroffen hat“, tröstet jetzt Stefan Conen, Mitglied im Strafrechtsausschuss des Deutschen Anwaltsvereins, die Getroffenen. Aber Merz warnt zeitgleich auch vor wahnsinnigen Deutschen, vor Leuten mit Dachschaden, wie meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen tät, denn Friedrich weiß: „Die werden doch wahnsinnig, die Leute, wenn die sehen, dass 300.000 Asylbewerber abgelehnt sind, nicht ausreisen, die vollen Leistungen bekommen, die volle Heilfürsorge bekommen. Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine.“ Kennen Sie noch Merzens Sozialtouristen aus der Ukraine und die arabischstämmigen kleinen Paschas – mein Gott, Walter! Aber bitte die Kirche im Dorf lassen, denn bis zur Gewalt gegen Andersdenkende ist es noch ein weiter Weg!

§ 130 Abs. 1 StGB enthält Handlungsmöglichkeiten: das Aufstacheln zum Hass und den Aufruf zu Hass und Gewalt: Beim Aufstacheln zum Hass ginge es Merz darum, die Gefühle anderer dahingehend zu beeinflussen, dass sie eine besonders feindselige Haltung gegen die betroffene Gruppe einnehmen. OK, das würd‘ schon mal hinhauen. Aber: Die Feindseligkeit muss über eine reine Ablehnung oder Verachtung hinausgehen. Ob das Merz tatsächlich gelänge, ist für die Strafbarkeit wegen Volksverhetzung unerheblich. Damals, also ’33, wenn Recht Recht und nicht rechts gewesen wäre, wären Parolen oder Flugblätter mit der Aufschrift: „Kauft nicht bei Juden“ nicht salonfähig gewesen. Heute ist natürlich alles anders – Hetzjagden beim Zahnarzt wären dennoch strafbar. Für eine Anzeige wg. Volksvernetzung wäre der Nachtbriefkasten der Staatsanwaltschaft Arnsberg, dem Dorf von Friedrich Merz, zuständig: sta-arnsberg@egvp.de-mail.de. Kennwort: Zähne zeigen.

(Der nächste online-Termin bei meinem Zahnarzt (Kassenpatient) wäre der 5.10.23, entweder gleich 8:00 h oder alternativ 16:00. Sonst halt zahnärztlicher Notdienst, für Leute wie Merz ohne Betäubung).

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Peter Grohmanns Wettern der Woche
Wir können nicht alle aufnehmen!

Wir können nicht alle aufnehmen – ganz meine Meinung! Bei den Alten- und Pflegeheimen warten mehr als 125 000 auf Aufnahme. OK, sagen Sie, die Alten haben ja gelernt, geduldig zu sein, aber die Kinder? Bertelsmann behauptet frech, dieses Jahr würden 384 000 auf Aufnahme warten. Aber wie lange noch? Heute sind sie noch hier, morgen könnten sie abwandern! 2022 waren es nur 266 000 – und alle haben ein verbrieftes Klagerecht. Doch die Richter fehlen, tausende und abertausende Stellen unbesetzt! Recht im Ruhestand? Mein Gott, was ist bloß aus Deutschland geworden!

Was die Kinder angeht: Es ist erfreulich, es werden jedes Jahr mehr. Sie wollen ja vor allem einmal unsere Renten zahlen. Dennoch ärgern sich Leute, werden krank an Leib und Seele. Aber kein Krankenhaus kann alle aufnehmen! Heute ist doch oft nicht mal die Feuerwehr rechtzeitig zu Stelle, wenn’s wo brennt. Es fehlt an Brandmeldern, Bademeistern, Bestattern, an Musiklehrerinnen, Müllmännern, Mathematikern, Laienpredigern, Lokomotivführerinnen. Die Bahn würde sogar Russen nehmen, sagte mir Bahnchef Lutz.

Ganz schlimm steht es vor allem in Bayern und Hessen um Schweine und Rindviecher: Viele warten vor den Toren der Schlachthäuser vergeblich auf fachkundige Metzger. Der Beruf – von altersher angesehen und honorabel – kommt in Verruf. Zu blutig, zu fettig, die Schweinehälften zu schwer, das geht auf die Knochen und angemotzt wirste auch andauend von die Veeganer“, meint meine Omi Glimbzsch aus Zittau. Und jetzt sagt sogar Recep Tayyip Erdoğan, sie könnten nicht alle aufnehmen, obwohl er von uns und aus der Ukraine massenweise Kohle kriegt. Orban, der alte Charmeur und Bankrotteur, stimmt umgehend zu: „Wir brauchen eine Mauer, größer und dichter als Eure von damals“ (zitiert frei nach Grohmann). Nur Vaterlandsverräter wie Adolf Höcke wagen da noch das mutige Wort von der Mauer, die her muss. Zu allem Glück fällt selbst die künftige Präsidentin Frankreichs der deutschen Erzfeindin von der Leyen und damit uns allen in den Rücken: „Dieu sait qu’on ne peut pas accueillir tout le monde !“

Ehrlich gesagt: Es geht um sieben Millionen! Sieben Millionen, die morgen oder übermorgen fehlen, ach was, heute! Fensterbauer, Programmiererinnen, Securitys im Feinkosthandel, Schreibkräfte beim Ausländeramt, Softwareentwickler, Journalisten für Volksfeste und Fernreisen…

Wir haben uns Großes vorgenommen“, sagt die Bundesregierung, und das Mädchen aus Afghanistan kann bereits zu Schulbeginn in Obrigheim (Sie wissen schon!) vor ganzen Klasse ein Gedicht im reinsten Schwäbisch vortragen: „Dr Schilla ond dr Hegl, dr Uhland ond dr Hauff, dui send bei ons d‘ Regel, die fallet gar net auf…“

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Grohmanns Wettern der Woche
Todesstrafe jetzt!

„Wenn man auch nur 10 % der Sendezeiten, die für Krimis, Männerfußball oder Volksmusik draufgehen, für’s Thema Demokratie oder ‚kritische Intelligenz ‚verwenden würde, müsste man vor uns Wählerinnen weniger Angst haben“, predigte mir meine Omi Glimbzsch in Zittau immer wieder und verstecke ihren Bakunin unterm Kopfkissen. „Nur dann bin ich wahrhaft frei, wenn alle Menschen, die mich umgeben, Männer und Frauen, ebenso frei sind wie ich“, sagte der Anarchist. Natürlich auf russisch.

Heute weiß die Linke nicht, was die Rechte tut, aber umgekehrt. Im Sommerinterview will Kanzler Scholz dem Volk aufs Maul schauen und fordert, nur solche Gesetze auf den Weg zu bringen, die auch bei einer Volksabstimmung die Mehrheit hinter sich versammeln würden. Wie wär’s mit der Todesstrafe für Schwimmbadpöbler? Wäre zustimmungsfähig, wenn’s nach dem Wahlvolk ginge. Ja, ich weiß, aber man muss sie ja nicht vollstrecken!

Der auf Humor getrimmte Kanzler hatte offenbar das Mannheimer Wahlergebnis aus dem Augen verloren: Mehr als zwei Dritteln der Wahlberechtigten war es piepegal, wer in der zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs Oberbürgermeister wird. Über den Buckel Desinteresse kommt auch eine Universitätsstadt nicht, aber wir wissen: besser wird’s nimmer und freuen uns: Nur etwa 55 % der Deutschen sind noch Antisemiten, da sieht man mal, was Bildung vermag! 35 % befürworten Gewalt – freilich nur gegen Andersdenkende – und 73 % mögen keine Flüchtlinge mehr aus dem Mittelmeer retten. Die Demokratie hat eben auch so ihre Tücken. Bildung für alle etwa – das ist ja auch mein persönliches Problem: Ohne Hauptschulabschluss (soviel Würde muss sein), aber mit Staufermedaille, das kostet weniger.

Außenministerin Annalena Baerbock würde die Ukraine gerne noch stärker militärisch unterstützen, sagt sie, etwa mit Minenräum- und Suchgeräten. Da seien die deutschen Ressourcen (auch wählermäßig – sagt sie nicht) begrenzt. Also lieber keine Volksabstimmung. Moderne Minenräumgeräte könnten ja auch Streubomben orten, doch nur, wenn sie geliefert werden. Die drei Hautbeteiligten Selensky, Putin und Biden sind in ihrem Handeln frei – Russland, die Ukraine und die USA haben die Streubomben-Konvention von 2010 – den völkerrechtlichen Vertrag über ein Verbot von Einsatz, Herstellung und Weitergabe von Streumunition – nicht unterzeichnet. Und wir gehen in Deckung. Wandel durch Annäherung erst nach dem Krieg – und Minen gemeinsam beseitigen.

Links blinken – Grohmanns Wettern der Woche

Immer Ärger mit der Demokratie – Grohmanns Wettern der Woche

Immer Ärger mit der Demokratie

Erstaunlich, dass die nicht auswandern: Fast 60 % von Befragten behaupten, dass sie wenig bis Null Vertrauen in die Bundesregierung haben und 80 % haben wenig bis Null Vertrauen in die Parteien. Ach, Sahra, viele wünschen sich einen starken Mann – nein, von Frauen ist nicht die Rede – , also einen, der mal richtig durchgreift (er kann auch bissel antisemitisch sein), der Schluß macht mit Genderei und Umvolkung, einen also, die Grenzen abdichtet, der Polizei den Rücken stärkt und endlich was für unsere Leute tut. So einer ist momentan weit und breit nicht zu sehen, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Bis dahin geht ein Teil der Leute protesteshalber nicht wählen, ein anderer Teil wählt falsch und viele dürfen überhaupt nicht. Vornehm gesagt: Die Wahlmüdigkeit nimmt zu, und nicht mal ein Sieg der AfD ist ein Wecker. Drück‘ auf Schlummern statt auf Aufstehn. Nur beim Heizungsgesetz sind alle auf der Gass‘.
mehr…

Amok ist männlich – Grohmanns „Wettern der Woche“

Männliche Dominanz gefährdet das Überleben der Menschheit, sagt Prof. Christian Pfeiffer. Der AnStifter aus Hannover muss es wissen: Er hat lebenslang dazu geforscht. Umweltzerstörung, sagt er frech, ist eine männliche Domäne und Kriege wie der Putinsche auch. Doch wir können im Land bleiben – in Deutschland hat sich schwere körperliche Gewalt gegen Frauen in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt, die Zahl von Vergewaltigungen ist in den letzten fünf Jahren um eine Viertel gestiegen. Ums Zehnfache gestiegen sind auch Absatz und Umsatz gewaltverherrlichender Videospiele etc. pp., im gleichen Umfang hat die Armut hat zugenommen.

Nach einer Studie nordamerikanischer Forscher hinterlassen Videospiele mit gewalttätigen Inhalten Spuren im Gehirn des Spielers. Hirnareale, die Denken, Emotionen und Selbstkontrolle bearbeiten und steuern, verändern sich, ohne dass du es merkst. Du wirst unzufriedener, frustrierter. OK – Gewalterfahrungen in der eigenen Familie kommen dazu, Stress oder allzu geringe Bildung sind weitere Risikofaktoren. Und je mehr da zusammenkommt, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass du aggressiv wirst. Das alles ist übrigens Alltag in den Armeen, selbst wenn sich Annalena und ihre FreundInnen für die dummen Pazifisten von gestern entschuldigen (soll nicht wieder vorkommen).

Payton Gendron aus Conklin freilich war noch nicht wehrpflichtig und kaum 18 Jahre alt – aber die Bude voller Waffen. Keine Bücher. Er hatte seine Tat life ins Internet übertragen, sich selbst als rechtsextrem, rassistisch und antisemi-tisch gelobt und die Welt aufgerufen, sich gegen Umvolkung (Great Replacement) zu wehren. Derlei Aufrufe, vorsichtiger und unbewaffneter, kann man auch in the Länd und in den Netzen drumrum finden, ohne zu suchen.

Was uns angeht, nehmen ja Gewaltbereitschaft & Bildungsferne in gleichem Maße zu, wie die Aktien steigen. Nach dem Gang zur Mitte bei den verlorenen Wahlen im Norden und Westen könnten die neuen Dominas bei der geringen Bildung ansetzen: Mehr Lehrerinnen, mehr Geld für Musik in der Schule, öfters Singen, gemeinsames Zeitungslesen, Streiten um Umvolkung, Türkinnen, Übersterblichkeit und Wahlenthaltung. Doch für diese Art von Geschützen werden die Mittel gekürzt.

Die Meinungen und Folgerungen im vorstehende Betrag werden von den Produzenten der Videospiele, Ken Jebsen, Xavier Naidoo, zwei Wissenschaftlern und Wladimir Putin nicht geteilt, sind aber mit Grohmann einig, dass Rothschild recht hat: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern. Verkaufen, wenn die Violinen spielen“. Wikipedia listet mehr als 160 deutsche Unternehmen im Bereich der Rüstungsindustrie auf, die ausreichend Stehvermögen und Frustrationstoleranz besitzen, bis der Krieg besiegt ist. Das kann dauern.

Peter Grohmann (peter-grohmann@die-anstifter.de)
ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Das nette Faschistle – Grohmanns „Wettern der Woche“

Das nette Faschistle – Grohmanns "Wettern der Woche"

Das nette Faschistle oder Do not panic – children and women first!
Alle hatten Angst vor’m 9. Mai 2022. Weiß man’s? Wer Deutschland vom Faschis-
mus befreit hat, ist vielleicht zu allem fähig. Ich geb‘ gern zu: Unsere Väter und
Großväter wollten nicht unbedingt befreit werden, und vor allem nicht von der
Sowjetunion. Ganz im Gegenteil, sie hätten lieber gesiegt, mit Gott für Führer und
Vaterland: Koste es, was es wolle. Kann man verstehen, nach all den Verbrechen,
die begangen wurden und meistens bis heute ungesühnt blieben. Die Vorsehung hat
in beiden Fällen geholfen, 1945 unseren Ahnen und heute uns: Putin will erst morgen
siegen.
Putin fällt das leicht: Die gleichgeschalteten Medien transportieren seine Botschaft
vom Verrat des Westens an der „christlichen Zivilisation“, an den Werten der
Menschheit (außer den Menschenrechte, die bleiben außen vor) erfolgreich ins
großrussische Reich: Byzanz fiel, weil es sich dem spirituellen Niedergang
auslieferte. Gestern die Osmanen, heute Drogen, Schwule, Genderei – und der liebe
Gott ganz weit weg. Putins praktische Philosophie ist eine Mischung aus deutschem
Idealismus, Psychoanalyse, italienischem Faschismus und Christentum, oder? 65 %
der Bevölkerung bezeichnen sich als Angehörige eines orthodoxen Christentums – so
was schlägt in der gelenkten russischen Demokratur bei den Wahlen gut zu Buche.
Erstens wohnen im Westen die Dämonen (kann ich bestätigen), zweitens ist die
großrussische Zivilisation einzigartig. Memorial bestreitet das. Memorial ist die erste
freiwillige Massenvereinigung in der Sowjetunion, die „von unten“ aus der
Zivilgesellschaft heraus, auf Initiative ehemaliger linker politischer Gefangener und
ihrer Angehörigen entstand und vielen jungen, politisch interessierten Menschen die
Augen öffnete und das mystisches Verhältnis zwischen Volk und autoritärer
Herrschaft kritisierte – Aufklärung über Stalin und Putin ist der wichtigste Grund für
den Untergrund und das Verbot.
Querdenker mögen sowas, Verschwörungstheoretiker lecken am Denkmal im
Kreml. Der größte Star von ihnen war Xavier Naidoo. Dem Faschistle aus Mannheim
war keine Story zu absurd. Die Erde sei gar keine Kugel, die Corona-Impfung will
aus Menschen Zombies machen und es gibt eine Welt-Elite, die Kinder in
Tunnelsystemen (Stuttgart 21?) foltert. So wird Adrenochrom gewonnen und von
Hollywoodstars zur Bekämpfung des Alterungsprozesses genutzt. Vermutlich alles
ziemlich teuer. Wenn Naidoo, der Freund von Reichsbürgern und Antisemiten,
angepinkelt wird, stehen 100 Prominente hinter ihm: Atze Schröder, Mario Adorf, Die
Prinzen, Pur, Thomas D, Tim Mälzer, Jan Josef Liefers – so viele, dass einem
schlecht wird nach Sicht auf die einseitige Anzeige 2015 in der FAZ. Vergessen wir’s.
Doch Naidoo hat in der Folge immer noch kräftig was Rechts-radikales draufgelegt,
ohne dass sich seine Gönner distanziert hätten. Das ganze kotzige rechtsradikale
Elend dokumentierte das ZDF am 4. Mai 2022.
Die AfD ist trotzdem nicht im Landtag, denn wenn Wähler wandern, bleibt kein
Auge trocken. Nachdem schon die Linken am Sinken sind, sinken auch
Sozialdemokraten: Ein letzter Gruß an die alte Volkspartei. Abgeschifft kieloben, sagt
der Volksmund. Wenn alle in selben Boot sitzen wollen, wird der Platz eng. Gerettet
wird, wer am nettesten aussieht. Ich. Do not panic – children and women first!

Peter Grohmann (peter-grohmann@die-anstifter.de)

ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten

Krieg ist Scheiße – Grohmanns „Wettern der Woche“

Krieg ist Scheiße – Grohmanns "Wettern der Woche"

Ich weiß natürlich: So eine humanitäre Forderung geht den Herrschaften am Arsch vorbei. Selbst Marlene Dietrich hatte mit ihrem Aufruf an die deutsche Jugend kaum Erfolge: „Jungs! Opfert euch nicht! Der Krieg ist doch Scheiße, Hitler ist ein Idiot!“ ließ sie ausrichten. Die Deserteure waren wenige. Wenn sie erwischt wurden, stellte man sie an die Wand.
„Was damals rechtens war, kann heute nicht Unrecht sein“, sagte Hans Filbinger. Er wurde umgehend Minister-präsident. Heute gibt es leider kaum Deserteure, nicht in Russland, nicht in der Ukraine. Wenn ein Russe im Krieg die Waffe niederlegen würde, wär‘ er ein toter Mann: Erschossen von den Kameraden Rotarmisten. Doch selbst wenn er mittels Gebeten, guten Schuhen (unwahrscheinlich) und korrekten Karten die Grenzen der westlichen Welt erreichen würde: Er hätte schlechte Karten. Er hätte kaum Chancen, reingelassen zu werden. Insoweit war mein pazifistischer Aufruf in Kontext (570) an die russischen Streitkräfte zwar gut gemeint, aber wirkungslos. Erstens, weil an der Front Kontext kaum Abonnenten hat, zweitens, weil man bei uns keine russischen Deserteure mag – übrigens erst recht keine ukrainischen, das wäre Vaterlandsverrat. Ich hatte den eventuell jetzt schon (!) kriegsmüden Jungs leichtfertig versprochen, für ihre Aufnahme bei uns geradezustehen, im Vertrauen auf das Grundgesetz, das großsprecherisch wie ich in Art. 3 behauptet, alle Menschen seien vor dem Gesetz gleich. Da fehlt u.a. der Zusatz: Aber nur, wenn sie sich einen guten Anwalt leisten können.

Noch konkreter wird’s in Absatz 3: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ Ich musste unwillkürlich lachen. Kommt mir jetzt nicht wieder mit der Eisenbahn, die der ukrainische Mensch kostenlos nutzen darf, während alle andren schwarzen Schwarzfahrer umsteigen müssen und in den Knast wandern. Das mein‘ ich nicht. sondern: Zur Zeit müssen geflüchtete Deserteure und Kriegsdienstverweigerer aus Russland und Belarus ein stinknormales Asylverfahren anstrengen – „mit ungewissem Ausgang“. Die Verfolgung dieser Leute (auch von sonstewo) gilt in der BRD mitnichten als Asylgrund. Die Behörden und Gerichte hier stellten oft „extrem hohe Beweisanforderungen“ an die Betroffenen. Gelobt sei, was hart macht.

Die Weichmacher aber sind die echten Flüchtlinge – weil sie von nebenan kommen und wir damit rechnen können, zu gewinnen und dass die Ära Putin dann zu Ende geht und die Menschen zurück fliehen, um ihre Heimat aufzu-bauen. „Der Verlust des Friedens ist nicht mehr nur die Angst der Alten, die als Kinder den Krieg gesehen, erlebt haben. Der Wert des Friedens wird von den jüngeren Generationen erkannt. Der Krieg, das absolute Böse, das mit keinen Argumenten zu verteidigen, mit keinen „politischen Absichten“ zu erklären ist, kommt dieses Mal aus Russland, einem Land, das einmal meine Heimat war, schreibt Wladimir Kaminer.