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Wettern der Woche
Nicht denken, kaufen!

Nicht denken, kaufen! – Peter Grohmann's "Wettern" vom 15.10.2014

25 000 neue Kauflustige braucht unser eben eröffnetes Einkaufszentrum am Bahnhofbauplatz – täglich. Macht im Jahr rund neun Millionen Türkischstämmige, Älbler, Neu-Ulmer, Esslinger und anderes Volk. Mooomentle! Das Gerber, unser zweites eben eröffnetes Einkaufszentrum, braucht aber auch 25 000 Kauflustige – also zusätzlich! Das wären dann die Heslacher, Vaihinger, Pforzheimer, Karlsruher, Ulmer und Hotzenwädler. Ideal wäre natürlich, wenn die alle mit dem öffentlichen Nah- und Fernverkehr kämen, trotz der Gefahren, die ihnen bei der Passage maroder Brücken und Tunnels drohen. Denn wenn nur an einem einzigen Tag im Jahr ein Zug irgendwo stehenbleiben muss, weil die Brücke plötzlich weg ist oder Betrunkene in der Oberleitung hängen – gibt es – abgesehen vom gern zitierten Personenschaden und dem Imageschaden – gravierende Umsatzeinbußen! 50 000 Espressos weniger, 50 000 mal weniger Pinkeln, vom großen Geschäft ganz zu schweigen. Wer sparen will, geht geht zur Notdurft bei Primark oder pisst die Wand an.

Beim Zustand der Bahnanlagen (alles marode, das bleibt aber unter uns!) ist allerdings noch mit ganz anderen Un- und Ausfällen zu rechnen. In Böblingen hat eben ein hipper Einkaufstempel seine Pforten geöffnet, in Ludwigsburg scharrt schon der Kaufhengst im Marstall-Center ungeduldig mit den Hufen, in Ulm und um Ulm rum reibt sich in Ehren ergraute Kaufmannschaft die Augen und der Investor die fettigen Hände: Warte, warte nur ein Weilchen, bald kommt die Kaufkraft auch zu dir!

Inzwischen geht die kommunale Infrastruktur flöten, wenn sie nicht schon auf dem letzten Astloch pfeift. Der Einzelhandel geht am Stock, das gastronomische Angebot hat Dünnpfiff, auch wenn die Region Stuttgart noch die wohlhabendste ist im Bund (die Niedriglöhner, Aufstocker und Kurzzeitverträgler nicht gerechnet, von Hartz IV ganz zu schweigen). In diesem Gewerbe heisst das Motto: Nicht denken, kaufen. Oder, umgemünzt auf die meisten Damen und Herren in den Rathäusern: Nicht denken, bauen.

Von den etwa 16 Milliarden (regionale Kaufkraft) werden nur rund 14 auch in der Region ausgegeben – 2 Milliarden gehen fremd. Daher muss uns meine Omi Glimbzsch aus Zittau helfen: Omi, hau Dein Geld in Stuttgart auf den Kopf, nicht in Karl-Marx-Stadt! Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, geh‘ doch in die Oberstadt, mach’s wie Deine Brüder!

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

Wettern der Woche
Fette Sau!

Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 04.12.2013

Eine Sau braucht, um fett zu werden und 120 bis 130 Kilogramm auf die Waage zu werfen, weder Auslauf noch Freunde und auch nicht viel Zeit für Spaziergänge. So erleben etwa die meisten Schweine nie in ihrem Leben Weihnachten. Und da geht es ihnen nicht viel besser als den Gänsen – die Mehrheit schafft’s nicht mal bis zum ersten Advent. Dabei könnten sie, ging’s nach der Natur, 20 Jahre alt werden – doppelt so alt wie eine Wildsau, wenn die nicht in eine Falle tappt.
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Wettern der Woche
Kaufen, kaufen, kaufen

Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 28.08.2013

Die Richtigen

„Wenn’s Arscherl brummt, ist’s Herzerl gsund“, wusste meine Omi Glimbzsch aus Zittau. Momentan reibt sich das Kapital die Hände, freut sich und läßt einen Kräftigen fahren auf die Moral. Allenthalben werden die Geldpressen angeworfen, um die Banken zu bedienen – das Geld kommt direkt vom lieben Gott. Es ist Revolution auf dem Giermarkt. mehr…