Wählen!

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Der WKV ist Partner der AnStifter. Wir stellen zur Diskussion:
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POSITIONIERUNG ZUR BUNDESTAGSWAHL 2017

Nach reiflichen Überlegungen halten es der Vorstand und die Direktion des Württembergischen Kunstvereins für notwendig, sich zur anstehenden Bundestagswahl zu äußern und zu positionieren. Die Positionierung spricht keine Wahlempfehlung für eine der bürgerlichen Parteien (CDU, SPD, FDP, Grüne) oder Die Linke aus, sondern reagiert auf die fatale Ausbreitung des ehemals rechten Rand.

Zunehmend werden von dort her Ängste vor allen möglichen Bedrohungen ins Zentrum gestellt und geschürt, die zwar subjektiv als Realität erfahren werden mögen, tatsächlich jedoch weder den statistischen noch den wissenschaftlichen Fakten der aktuellen politischen Lage entsprechen oder diesen gar gerecht werden.

Wir leben in national und global komplexen Zeiten. Es gibt jedoch eine Partei, welche die Augen davor schließt und das Rad der Geschichte zurückdrehen will — mit einem „Wertekanon“, der hinter die Errungenschaften zurückzufallen droht, die uns die Generation des Wiederaufbaus nach 1945 übertragen und hinterlassen hat.Geschichts- und Gegenwartsklitterung, falsches Zitieren von Verbrechensstatistiken, Falschinformationen über die rechtlichen Grundlagen von Migration oder von Funktionsweisen europäischer Institutionen gehören zu den Strategien, subjektive Ängste in objektive Aussagen und Tatsachen zu verwandeln. Denn jenseits vernünftiger Überlegungen und Abwägungen sollen nun solche Ängste unsere Wahl bestimmen und steuern.

Es ist kein Geheimnis, dass diese haltlose Propaganda von einer, bereits bei der Trump-Wahl erprobten Maschinerie befeuert wird, die Blogs, Internetforen und die Echokammern der so genannten sozialen Medien flutet.Diese Propaganda setzt auf Unwissenheit und den laienhaften Umgang mit Medien und Informationen. Sie richtet sich an uns Wähler als an die „wahrscheinlich anzunehmenden, dümmsten User“ und fußt auf einem manipulativen Zynismus, der sämtliche Grundlagen und Grundregeln einer Demokratie ignoriert und abzuschaffen bereit ist, ohne es explizit auszusprechen.

Die Wahlslogans der AFD, die Entgleisungen ihrer Hauptakteure samt deren Zurück-Rudern, ihre Geldströme und Seilschaften, ihre Vernetzungen, Verbindungen und Gründungen im rechten Rand, zeigen uns immer wieder aufs Neue, welche Grundhaltungen hinter dieser Partei stehen.

Die zentralen Fragen, denen sich jede/r stellen sollte, der/die am 24. September 2017 zur Wahl geht, sind: Ist Deutschland in einer globalisierten Welt auf der Basis eines nationalistischen Protektionismus zukunftsfähig?
Liegt nicht im Rückwärtsgewandten die Gefahr sich von den wirklich relevanten Zukunftsanforderungen abzuwenden? Ist unsere eigene Freiheit nicht auch immer die Freiheit der Anderen? Und liegt in diesem Bewusstsein nicht die zentrale Aufgabe und Motivation, unsere Zukunft zu gestalten?

Wer sich diesen Fragen stellt, wird erkennen, dass Rechts-Nationale für Zukunftsperspektiven untauglich, nicht wählbar und keine Alternative für Deutschland in einer globalisierten Welt, die eine unausweichliche Realität ist, sind.

Nicht wählen zu gehen, räumt einer noch marginalen, die Demokratie gefährdenden Partei einen Machtbereich ein, den wir für die eigentlichen Herausforderungen unserer gemeinsamen Zukunft besetzen sollten. Gleichgültigkeit oder Verweigerung sind in der aktuell gegebenen Situation daher keine Optionen auf Zukunft.

Der Vorstandsvorsitzende des Württembergischen Kunstvereins
Platino
und
Die Direktoren des Württembergischen Kunstvereins
Hans D. Christ und Iris Dressler

http://www.wkv-stuttgart.de

Über Peter Grohmann

Peter Grohmann, Jahrgang 1937, Breslauer Lerge, über Dresden auf d' Alb, dann runter nach Stuttgart: Schriftsetzer und Kabarettist, Autor und AnStifter gegen Obrigkeitsstaat und Dummdünkel. Mitgründer: Vom Club Voltaire übers undogmatische Sozialistische Zentrum, vom Theaterhaus zu den AnStiftern. Motto: Unruhe ist die erste Bürgerinnenpflicht. Was ärgert Grohmann? Alle, die den Arsch nicht hochkriegen, aber dauernd meckern. Und an was erfreut er sich? An Lebensfreude und Toleranz

4 Gedanken zu „Wählen!

  1. Warum wird im ersten Absatz Die Linke sprachlich ausgeklammert und abgegrenzt von bürgerlichen Parteien? > „(…) keine Wahlempfehlung für eine der bürgerlichen Parteien (CDU, SPD, FDP, Grüne) oder Die Linke (…)“
    Warum nicht einfach nur von „Parteien“ sprechen, ohne „bürgerliche“ Prädisposition?
    Wenn ja „bürgerlich“ wichtig für Sie, was meinen Sie – zumal im Jahr 2017 – damit? Welche Haltungen und Werte verbinden Sie mit „bürgerlich“ in 2017? Und warum schreiben Sie bestimmten Parteien ein Monopol darauf zu? Sind in einer Demokratie nicht alle Bürger?

  2. Lieber Sebastian, ich bin nicht der Verfasser, aber ich nehm‘ mal an, dass die LInke nicht als „bürgerliche“ Partei betrachtet wird. Das sehe ich auch so. Die Definition von Wikipedia halte ich, grob gesagt, für akzeptabel: „Als bürgerliche Parteien werden im politischen Sprachgebrauch der deutschsprachigen und skandinavischen Länder Parteien bezeichnet, die eine im Bürgertum fußende Ausrichtung der Politik vertreten. Wesentliche Merkmale sind der Vorrang des einzelnen Staatsbürgers gegenüber dem Staat, die Betonung der Subsidiarität, der Schutz von Eigentum und eine zurückhaltende Steuer- und Defizitpolitik…“

    Der Bürger freilich ist gleichberechtigt – nehmen Sie die sozial ausgegrenzten Menschen, Leute mit Handicap, Menschen, die keinen Zugang zu Bildung haben…

  3. Es ist in der gegenwärtigen Situation vielleicht besonders wichtig, von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen, wiewohl es m. E. auch in der Vergangenheit richtig und wichtig war, zur Wahl zu gehen. Wenn man sich die Wahlsendungen mit Bürgerbeteiligung angesehen hat, die in den letzten Wochen ausgestrahlt wurden, so kann man feststellen: Von Seiten der Bürger und von Seiten der im Parlament vertretenen Abgeordneten (die uns ja repräsentieren, denn wir haben sie gewählt) geht keine Gefahr für die Demokratie aus. Ganz im Gegenteil! So beherzt und engagiert, wie z. B. am Montag, 11. September, die BürgerInnen mit der Kanzlerin diskutiert haben zeigt das hohe Interesse an der Politik und die Sachkenntnis der BürgerInnen.
    Deutsche mit familiären Wurzeln im Ausland verstehen teils diese niedrigen Wahlbeteiligungen nicht, siehe das Interview mit Jagoda Marinić in Kontext Wochenzeitung Nr. 337, die sagt: „Ja, ich gehe immer zur Wahl, als wäre es die feierlichste Sache der Welt.“ An dieser klugen Frau sollen wir uns ein Beispiel nehmen und die Wahl als Feier verstehen: Feiern und zelebrieren wir die Errungenschaft unserer Väter, Mütter, Großmütter, Großväter und aller Ahnen bis hin zu 1848 und gehen wir zur Wahl.
    Der Grund, warum es in diesem Jahr besonders wichtig ist, zur Wahl zu gehen und nicht die Demokratie mit Wahlabstinenz zu schwächen, ist dem Umstand geschuldet, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine rechte, offen rassistisch auftretende Partei reale Chancen hat, in den Bundestag einzuziehen. Angesichts der Positionen der Anstifter zum Thema Vergangenheitsbewältigung und ihrer antifaschistischen Haltung kann der Beitrag einer assoziierten Gruppe nicht ausreichend sein, dass der Vorstand der Anstifter sagt: „Der WKV ist Partner der AnStifter. Wir stellen zur Diskussion.“ Eine Aufforderung zum darüber reden, ist von Seiten des Vorstandes der Anstifter zu wenig. Die Anstifter sind eine parteiunabhängige Bewegung. Keiner Partei zuzurechnen. Aber sie sind der demokratischen Tradition verpflichtet und daraus leite ich ab: Macht einen breit gestreuten Aufruf zur Ausübung des Rechtes auf die Wahl des Parlamentes!
    Ihr habt nur noch wenig Zeit bis zur Bundestagswahl, diesen Aufruf zu starten. Die Lerche verspricht euch, diesen mit ihrem Gesang in die Lüfte zu tragen.

    1. erstens gab es ausreichend rechtsradikale abgeordnete, zweitens die rechtsradikale deutsche partei, und drittens hattet ihr genügend nazis in der regierung.
      was jetzt passiert, ist nichts neues, zB hatte die npd auf landesebene ba-wü auch abgeordnete

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