Unsere Kinder

Peter Grohmann

Diesmal waren wir Alten nicht dabei. Wir können nicht mehr so schnell rennen, nicht als Täter, nicht als Opfer. Aber die da brandschatzten, sind unsere Kinder. Mag sein, dass manche von ihnen inzwischen etwas zu groß geworden sind, aber unsere Kinder bleiben sie immer. Es sind die Kinder von Dir und mir, die Kinder von Seehofer, Steinmeier und Merkel, die Kinder von Olaf Scholz, Sarah Wagenknecht und von Ursula von der Leyen. Es sind Kindes des Wohlstands, der Fülle oder der Armut, des Elends nebenan. Es sind die Kinder jener Gesellschaft, die wir ihnen gebaut haben, Kinder, die das Erbe der Mütter und Urgroßväter tragen müssen. Es sind die Kinder aus unseren Kindergärten und Schulen, aus unseren Lehrwerkstätten und Universitäten. Die Kinder, allesamt, sind nicht vom Himmel gefallen, sie sind in dieser Gesellschaft groß und dumm geworden, klug und klein, bescheiden oder aggressiv, krank oder reich. Als sie auf die Welt kamen, waren sie nicht selten unerwünscht, aber da sie nun mal da waren, haben wir sie durchgefüttert und durchgeschleppt oder, je nach Lage, verwöhnt und verhätschelt oder ungezogen gemacht.

Jetzt ist es höchste Zeit, sich von ihnen zu distanzieren:
Ihr seid ungezogen, gewalttätig, kriminell, verwöhnt, ihr seid besoffen, drogenabhängig, arbeitslos, arbeitsscheu, ungebildet, ihr seid kaputt, krank, ihr seid eine Schande für unser gebildetes, schönes Land. Ihr seid undankbar. Ihr macht alles kaputt. Ihr habt auf der ganzen Linie versagt. Hättet Ihr Euch doch ein Vorbild an uns genommen!

Kommt bloß nicht heim!

Über Peter Grohmann

Peter Grohmann, Jahrgang 1937, Breslauer Lerge, über Dresden auf d' Alb, dann runter nach Stuttgart: Schriftsetzer und Kabarettist, Autor und AnStifter gegen Obrigkeitsstaat und Dummdünkel. Mitgründer: Vom Club Voltaire übers undogmatische Sozialistische Zentrum, vom Theaterhaus zu den AnStiftern. Motto: Unruhe ist die erste Bürgerinnenpflicht. Was ärgert Grohmann? Alle, die den Arsch nicht hochkriegen, aber dauernd meckern. Und an was erfreut er sich? An Lebensfreude und Toleranz

Ein Gedanke zu „Unsere Kinder

  1. Unglaublich gut dargestellt und formuliert. Wer wollte nicht heimkommen zu einem wie Dir?

Kommentare sind geschlossen.