„Süperdoğan!“

Der Türke an sich ist pflegeleicht, ob als Fußballerina, Chefarzt, Journalist oder Putzfrau, und willig obendrein. Er ist bündnistreu, auch wenn er hin und wieder mit Putin poussiert – aber nur, um uns zu ärgern. Der Türke kennt seine Grenzen, und er hält sie dicht. Aber darauf ist geschissen, würde meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen, denn er hat wider besseres Wissen Erdoğan gewählt. Geschenkt, dass es in den kurdischen Gebieten massive Manipulationen gab, dass zehntausend Widerständige drangsaliert, inhaftiert, schikaniert wurden: Asyl würden wir ihnen nur ungern geben. Ganz abgesehen davon sind wir letztlich doch treue Erfüllungsgehilfen des Tayyip. Der Kurde an sich hat jetzt übrigens auch oft genug Erdoğan gewählt, erstens, weil wir ihm davon dringend abgeraten haben, zweitens, weil er trotz aller Sucherei nichts Besseres auf den Wahlzetteln fand. Rache ist süss: Jetzt müssen wir alle Drei achten – den Kurden, den Türken und Erdoğan – und wie rohe Eier aus Ungarn der Polen behandeln. Übung haben wir ja.

Der Hiob und seine Botschafter sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Die vier Boten, die Hiob in seinem Wüstenrot-Eigenheim besuchten, erzählten ihm das, was wir auch unseren Kindern erzählen: Dass durch Kriegs- und Naturkatastrophen sein gesamtes Vieh den Bach runtergeht, schließlich gar seine Knechte und um Gottes Willen auch seine Söhne und Töchter verloren gehen. Klima hin, Flüchtlinge her, die schlechten Nachrichten überholen sogar das Internet. Weiss man’s, ob Merkel noch an der Macht ist, wenn diese Hiob-Zeile hier die werte Leserin liest? Eben.

Wenn 320000 Pflegekräfte in Alten- und Pflegeheimen fehlen, müssen sich eher die Alten Sorgen machen und nach dem Verursacher suchen: Zu lange Lebensdauer, zu viel Gesundheit, zuviel Geld in falschen Kanülen. Bei uns pflegt Maria aus Ratibor. Wenn 270000 Kindergärtner und Erzieherinnen fehlen, müssen sich dagegen die Jungen sorgen machen und nach dem Verursacher suchen. Wenn zwei Millionen Mietwohnungen fehlen, müssen sie sich gemeinsam auf die Suche machen. Sie werden schnell fündig, müssen aber mindestens bis an ihr Lebensende warten, bis sich was ändert. Alles Hiob, oder was? Hiob ist ein freundlicher Mann. Er ist reich. Hiob hilft den Armen, selbst Frauen, deren Mann gestorben ist, oder Kindern, die keine Eltern mehr haben. Gut zu wissen!

Über Peter Grohmann

Peter Grohmann, Jahrgang 1937, Breslauer Lerge, über Dresden auf d' Alb, dann runter nach Stuttgart: Schriftsetzer und Kabarettist, Autor und AnStifter gegen Obrigkeitsstaat und Dummdünkel. Mitgründer: Vom Club Voltaire übers undogmatische Sozialistische Zentrum, vom Theaterhaus zu den AnStiftern. Motto: Unruhe ist die erste Bürgerinnenpflicht. Was ärgert Grohmann? Alle, die den Arsch nicht hochkriegen, aber dauernd meckern. Und an was erfreut er sich? An Lebensfreude und Toleranz